Historische Entwicklung der Krumauer Gärten und Parks in den Jahren 1850 - 1939 (Historismus und moderne Zeit)


Historische Aufnahme des Gebietes des Hirschgartens in der Ansicht vom Nordosten aus, nach 1900, Staatliches Gebietsarchiv Nach der Erhebung der Schwarzenbergischen Wirtschaftsanstalt im Jahre 1850 verlor seine Funktion auch ihr Mustergarten im Hirschgarten und in seiner nordwestlichen Ecke wurde eine neue Samenaushülserei (das heutige Restaurant Jelenka) gebaut. Auf dem Grundstück des Mustergartens entstand ein kleiner Park mit einer diagonalen Komposition der Wege. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verzeichnen wir eine allgemeinde Verschlechterung des Zustands der historisch entstandenen Gärten. Das äußerte sich in der Vereinfachung der Gartengestaltung des Schlossgartens, in der Reduktion der Anzahl der Treibhäuser in den herrschaftlichen Gärtnereien um das Jahr 1870. Die Gärtnerei im v Neustädter Garten wurde völlig aufgehoben und die Fläche des Gartens wurde an Privatpersonen vermietet. Ebenfalls die Flächen der vorstädtischen Gärten wurden allmählich mit neu entstehenden Herstellungs- und Fabrikobjekten bebaut.

..Auf der Fläche des ehemaligen Oberen Jungfrauengartens (Gärten des ehemaligen Klarissinnenklosters) wurde im Jahre 1867 ein neues ausgedehntes Gebäude der Lagerkeller der fürstlichen Brauerei gebaut. Brüder Porák errichteten an der Stelle der ehemaligen Textilfabrik der Brüder Jungbauer in der Budweiser Vorstadt (das heutige Gebiet des Betriebes Ambit a.s.) eine Fabrik zur Graphitbearbeitung. Der Regulationsplan aus dem Jahre 1896 belegt, dass der Eintrittsraum vor der Fabrik als Park im historisierten Stil mit einem Netz von Wegen nach dem Barockschema eines Dreizacks gestaltet. In der Mitte des Parks befand sich eine runde Fontäne.

Das Ende des 19. Jahrhunderts und der Beginn des 20. Jahrhunderts sind auch in Český Krumlov im Zeichen des Baus von Denkmälern, die heute schon meistens untergegangen oder beschädigt sind. Am 20. 7. 1890 wurde in Plešivec auf dem rechten Ufer der Vltava bei der heutigen Kunsgewerbeschule St. Agnes von Böhmen ein Denkmal dem Kaiser Josef II. enthüllt. Das Denkmal war in der Verlängerung der Achse der Brücke an der Schießstätte situiert und in seiner Umgebung wurde eine regelmäßige Gartengestaltung gegründet. Zum Jubiläum der fünfzig Jahre der Regierung des Kaisers Franz Josef I. wurde im Jahre 1898 in Horní Brána am Weg nach Rozsyp ein Denkmal enthüllt, das an die im preußisch-österreichischen Krieg im Jahre 1866 gefallenen Krumauer Bürger erinnert. Ebenfalls seine Umgebung wurde gärtnerisch gestaltet.

Für die Erkenntnis der urbanistischen Struktur der Stadt und des Umfangs der Grünflächen in der Beziehung zur städtischen Bebauung sind wir für die Zeit des Endes des 19. Jahrhunderts mittels Regulierungspläne der Stadt, die von A. Nenning in den Jahren 1895 bis 1896 bearbeitet wurden, gut informiert.

Gartengestaltung vor der Brücke über die Vltava in der Linecká-Straße, um 1900, Staatliches Bezirksarchiv Die Pläne beweisen die Existenz einer Reihe von Bürgergärten, die außer Nutzflächen auch einen Zierteil hatten. Der wurde am häufigsten in der historisierten regelmäßigen Morphologie komponiert. Charakteristisch war für diese Gärten das Motiv der Kreuzung von Wegen, in deren Mitte sich ein rundes Blumenbeet oder ein runder Wasserbehälter befand. Der Regulierungsplan erfasst einen Komplex dieser Gärten an den Häusern in der Linecká-Gasse, eine ähnliche Gestaltung hatten auch einige gärten im unteren Plešivec und in der Budweiser Vorstadt. In der Gegenwart ist praktisch das einzige erhaltene Beispiel der so gestalteten bürgerlichen Gärten der heute leider verwüstete Garten am Haus Latrán Nr. 147.

Im Jahre 1892 wurde der bisherige städtische Friedhof an der Kapelle St. Martin (Kapelle St. Martin in der Stadt Český Krumlov) an den Stadtrand bei Rozsyp verlegt. In der Nachbarschaft entstand im Jahre 1895 ein jüdischer Friedhof. Der Regulierungsplan belegt die Parzellierung der neuen Friedhöfe und außer anderem einen Entwurf der Kompositionsgliederung eines neuen Parks zwischen dem römisch-katholischen Friedhof und dem Weg nach Rozsyp. Ansicht der Stadt Český Krumlov vom Rabenfelsen, ein historisches Foto, foto:  J.Seidel Um das Jahr 1900 entstand zwischen dem Sommerschwimmbad und der Kapelle St. Martin ein Sportplatz, die Räume des ehemaligen Jesuitengartens waren in dieser Zeit öffentlich zugänglich, obwohl sie noch eine absichtlich gegründete Gartengestaltung entbehrten. Im Jahre 1907 wurde hier dank den Bemühungen des Bürgermeisters der Stadt Frank Khemeter der Stadtpark gegründet. Der neu entstandene Park wurde am 16. 6. 1907 feierlich geöffnet. Es wurde die Funktion des städtischen Gärtners und auch Wächters errichtet. Das Projekt der Gartengestaltung wurde offenbar vom städtischen Bauamt bearbeitet. Der Autor des Projektes ist nicht bekannt, aber es war wahrscheinlich der städtische Baumeister Karl Nowaczek.

Die ursprüngliche Fläche des Jesuitengartens wurde um das Grundstücke des ehemaligen Friedhofes vergrößert. Der südöstliche Teil des Parkareals war vor allem für Sport bestimmt. Im Jahre 1910 wurde im nördlichen Teil des neu gegründeten Parks das Denkmal von Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852), Gründer der deutschen Turnbewegung enthüllt. Wahrscheinlich in den Jahren 1924 - 30 kam es zur Verwandlung der Komposition des Parks. In der Nachbarschaft der Kapelle St. Martin wurde eine Volksküche mit einer Beratungsstelle für TBC-Kranke gebaut. In der Nähe von Jahns Denkmal entstand ein hölzerner Musikpavillon und folglich kam es auch zur Veränderung des Netzes von Wegen. Das System der Wege wurde mit dem mittleren Achsenweg ergänzt, womit sich der innere Kreis der Wege schloss. Dank der Enthüllung des Denkmals den Opfern des 1. Weltkriegs im Jahre 1930 gewann der Stadtpark außer der Erholungs- und ästhetischen Funktion auch Pietätfunktion.

Jüdischer Friedhof in Český Krumlov, 1999, Foto: J.Olšan

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