Hirschgarten in der Stadt Český Krumlov
Ursprüngliche Benennung
Am Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Gebiet "Thier Garten"
genannt. Der Flurname Hirschgarten (Jelení zahrada) ist bereits im
18. Jahrhundert belegt (auf Deutsch Hirschen Garten, Hirschgraben,
Hirschgarten) und ist ein Beweis der ursprünglichen Funktion des
Gartens als Gehege für die Hochwildzucht.
Beschreibung des Gartens
Der Hirschgarten befindet sich in einem breiten Streifen der Aue
von Polečnice (Chvalšinský-Bach). Sein Ausmaß beträgt 7 Hektar. Das
Gebiet des Gartens ist im Südosten und im Westen mit der Linie des
Fußes der Schlossabhänge, im Norden mit der Chvalšinská-Straße und
im Osten mit der Straßenbebauung des Stadtviertels Latrán
abgegrenzt. Der mittlere Teil des
Gartens (mit dem Parkplatz für Pkws und dem Objekt des ehemaligen
sog. Zapfenhauses - heute Restaurant Jelenka) befindet sich auf der
Fläche des ehemaligen Renaissancegartens, der später eine
komplizierte Entwicklung durchmachte. Die Bestände sind mit
Pflanzungen verschiedenen Alters gebildet, am jüngsten sind die
Pflanzungen von Alleenlinden und Ahornen direkt auf der Fläche des
Parkplatzes. Der westliche Teil des Gartens (die Auenfläche in der
Umgebung des Chvalšinský-Bachs) - die Bestände beschränken sich auf
neue Pflanzungen von Sträuchergruppen und Bäumen und weiter auf den
Uferbestand der Weiden, Espen, Erlen und Bergahorne, die auf beiden
Seiten den Stromlauf des Bachs begleiten. Auf den nördlichen
Abhängen zwischen dem Komplex der Schlossgebäude und der Aue des
Chvalšinský-Bachs sind Bestände von Bäumen eingegliedert, sie haben
den Charakter eines Mischlaubwaldes mit einem reichen
Sträucherstockwerk. Der östliche Teil des Gartens, der am linken
Ufer liegt und der Chvalšinská-Straße anliegt, hat den Charakter
einer freien Parkwiese mit zerstreuten Solitären und Gruppen von
Bäumen. Gegenüber der Chvalšinská-Straße ist er mit einer
einreihigen Ahornallee und gegenüber dem am rechten Ufer liegenden
Teil des Hirschgartens mit einem Uferbestand der Weiden und Erlen
den Bach entlang abgegrenzt. Der östliche, am rechten Ufer liegende
Teil des Gartens (mit einer Gärtnerkolonie) hat einen ganz
unterschiedlichen Charakter den vorhergehenden Teilen des
Hirschgartens gegenüber - das Baumstockwerk der Bestände ist fast
ausschließlich von Obstbäumen gebildet.
Bedeutende architektonische Details
Einige von Bauobjekten historischen Ursprungs blieben auf dem Gebiet des Hirschgartens bisher erhalten:
- Die ehemalige Samenaushülserei (das sog. Zapfenhaus) wird heute als Restaurant Jelenka genutzt.
- Die Umfassungsmauer des ehemaligen Wildgeheges (die sog. lange Mauer) blieb in einem zusammenhängenden Abschnitt von der Kreuzung mit der Chvalšinská-Straße bis zu ihrem Ende am Objekt des Hofes nördlich vom sog. Renaissancehaus auf dem 5. Schlosshof erhalten. Die Mauer besteht aus Bruchmauerwerk udn ist mit steinernen Granitplatten gedeckt und verputzt. In der Vergangenheit wurde sie mehrmals repariert und mit Stützpfeilern gestützt. Die letzte Reparatur erfolgte im Jahre 1996 - nach dem Einsturz eines Teils der Mauer infolge des nassen Mauerwerks nach dem Wolkenbruch am 20. Mai 1995.
- Torsos von steinernen Pfeilern sind Reste eines ehemaligen Brückenstegs über den Chvalšinský-Bach. Die Pfeiler sind aus bearbeiteten Steinblöcken gemauert. Die alte Gestalt des Brückenstegs ist auf alten Fotografien erfasst.
- Objekt des Quellenausflusses (der sog. Löwenjunge) .
- Die ursprüngliche Terrainmodellierung des ursprünglichen Renaissancegartens "auf der Insel" ist bis heute auf der südlichen und östlichen Seite des Parkplatzes am Restaurant Jelenka ersichtlich.
Im Garten, der in den letzten 40 Jahren eine bewegte Bauentwicklung erlebte, befinden sich ebenfalls neuzeitliche Bauobjekte:
- Objekt der Regulierungsgasstation im westlichen Teil des Gartens
- Parkplatz für Pkws mit einem Einfahrtsobjekt und öffentlichen Toiletten
- Umzäunung der Gärten und Objekte der Gartenhäuser im östlichen Teil des Gartens
Historische Übersicht der Besitzer des Hirschgartens:
- seit dem 13. Jahrhundert - Herrn von Krumlova
- 1302 - die Krumauer Herrschaft wurde vom Wenzel II. an Heinrich von Rosenberg abgetreten
- 1600 - Peter Wok von Rosenberg verkaufte die Krumauer Herrschaft dem Kaiser Rudolf II., der Hirschgarten wird zum Besitz der kaiserlichen Kammer
- 1622 - am 23. Dezember dieses Jahres schenkte Kaiser Ferdinand II. die Herrschaft seinem Geheimrat und Vorsitzenden des Kriegsrates Johann Ulrich von Eggenberg
- 1719 - die Krumauer Herrschaft erwirbt nach dem Aussterben der Eggenberger für sein Geschlecht Adam Franz zu Schwarzenberg
- 1940 - über den Besitz des Hluboká-Zweiges der Schwarzenberger Zwangsverwaltung verhängt
- 1947 - mit dem Gesetz Lex Schwarzenberg vom Juli 1947 wurde der sämtliche Besitz des Hluboká-Zweiges (Primogenitur) der Schwarzenberger enteignet - er wird zuerst zum Landesbesitz, später nach der Aufhebung der Landesordnung im Jahre 1949 zum Staatsbesitz.
- 30. Jahre des 20. Jahrhunderts - mit der Vermietung der Gärten an Angestellte des schwarzenbergischen Forstamtes begonnen
- 1947 - Enteignung des Besitzes der Fürsten zu Schwarzenberg
Die Rolle des Hirschgartens in der
urbanistischen Struktur der Stadt Český Krumlov
Der mittelalterliche Fortifikationsteich im nördlichen Vorfeld der
Burg und das später entstandene Wildgehege mit verschiedenen Typen
der Handwerskproduktion beteiligten sich bedeutend an der Bildung
des Typs der städtischen Landschaft von Český Krumlov. Das
urbanistische Konzept dieses Gebietes, das unter Peter Wok am Ende
des 16. Jahrhunderts entstand, erfuhr zwar Schäden wegen
Naturkatastrophen und während des Dreißigjährigen Krieges (vor
allem wurde der Teich zugeschüttet !), trotzdem grenzte es bis vor
kurzem den Umfang der Lokalität und teilweise auch ihre Funktion
ab. Das historisch entstandene Areal des Hirschgartens bildete
jahrhundertelang einen Sockel der monumentalen Silhouette der
Schlossrezidenz. Mit seiner Existenz schob es die vorstädtische
Bebauung etwa 150 Meter nördlich vom Fuß der Schlossabhänge. Diese
historisch entstandene Zone wurde in der Vergangenheit mehr oder
weniger respektiert und die Bauobjekte erschienen eher in den
Randteilen des Gartens. Eine grundsätzliche Wende in der
Entwicklung des Gartens kam in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Fläche des kleinen Parks an der Samenaushülserei (an der Stelle
des ursprünglichen Renaissancegartens auf der Insel) ging infolge
der Nutzung als Busbahnhof unter. Der am Anfang der 90er Jahre
entstandene Parkplatz vernichtete dann de facto die ganze westliche
Hälfte des historischen Hirschgartens. Ein Bestandteil des Baus des
Parkplatzes waren Parkgestaltungen der Umgebung der Asphaltflächen
der Autostände. Die Organe der Denkmalpflege sowie
Nichtregierungsinitiativen bewogen den Projektanten, Investor und
Lieferanten zur Erhöhung der Zahl der Bäume auf der Fläche des
Parkplatzes. Trotzdem aber verlor die resultierende Gestaltung
(mindestens im Umfang der bebauten und verfestigten Fläche) den
Charakter eines Gartens und eines historischen Gartens
insbesondere! Obwohl es zweifellos notwendig ist, eine bestimmte
Zahl von Parkplätzen in der Nähe des historischen Stadtkerns zu
sichern, ist der Verlust eines großen Teils des Gebietes des
historischen Gartens unverhältnismäßig hoch. Sicherlich sollte die
gegenwärtige Funktionsabgrenzung eines Teils des Hirschgartens als
Parkplatz nicht definitiv bleiben. Es muss die Perspektive der
Rehabilitierung des Gartens als einheitlichen architektonischen
Komplexes offen bleiben.
Denkmalschutz des Gebietes
Ein Teil des Hirschgartens südlich vom Chvalšinský-Bach befindet
sich auf dem Gebiet der Stadtdenkmalreservation Č. Krumlov. Die
Flächen des Gartens nördlich vom Bach befinden sich in der
Schutzzone der Stadtdenkmalreservation Č. Krumlov.
Gegenwärtige Nutzung des
Gartens
Das Gebiet des Hirschgartens schließt in der Gegenwart eine
öffentlich zugängliche städtische Grünfläche, das Areal der
Gärtnerkolonie und einen ausgedehnten Parkplatz für
Personalkraftwagen und Busse ein. Im mittleren Teil des Gartens
befinden sich das Restaurant Jelenka und öffentliches WC.
Další informace:
Historische
Entwicklung der Gartengestaltung im Raum des heutigen
Hirschgartens