Geschichte der Kultur in der Stadt Český Krumlov

Schlossturm in Český Krumlov Der Aufschwung oder Verfall der Kultur in der Stadt Český Krumlov wurde und wird von vielen Faktoren beeinflußt. Das Gebiet war nicht ideal für die Besiedelung, obwohl in der Umgebung bereits in der Steinzeit einige kleinere Siedlungen gegründet worden waren. Es handelte sich jedoch um kurzfristige Aufenthalte von Jägergruppen, wie es z. B. im Falle der Höhle von Dobrkovice war, wo Funde entdeckt wurden, die wahrscheinlich zur Aurignac-Kultur gehören und etwa aus der Zeit 80 000 - 40 000 vor unserer Zeitrechnung stammen. Die Besiedelung im Kataster der heutigen Stadt beweisen weiter auch Funde aus der Halstätter Zeit (1000 - 500 v. u. Z.) und auch aus der slawischer Zeit (8. - 9. Jahrhundert unserer Zeitrechnung).

Eine ständige Siedlung entstand hier jedoch erst während der intesiven Kolonisierung im 13. Jahrhundert. Die kulturelle Entwicklung von Český Krumlov hing dann sehr eng mit dem Aufstieg und Verfall der Obrigkeiten, aber auch mit Interessen weiterer Gesellschaftsschichten, vor allem der Kirche und später auch des Bürgertums, zusammen.

In der 12. Hälfte des 13. Jahrhunderts begann in dem Mäander des Flusses Vltava (Moldau) eine Stadt zu wachsen, die seit dem Jahre 1302 mit dem Geschlecht der Rosenberger verbunden war. Mit dem Namen von Peter I. von Rosenberg (er starb im Jahre 1347) ist die erste bedeutende Etappe der baulichen Entwicklung von Český Krumlov verbunden. Die Stadt erweitert und befestigt sich, es wird auch die Krumauer Burg erweitert und es entsteht eine ganze Reihe kirchlicher Objekte - die St. Georgs-Burgkapelle, die ursprüngliche Kirche St. Veit, und auch das Spital St. Jobst mit einer kleinen Kirche in Latrán. Später wurden zwei Klöster gegründet, nämlich das Minoriten- und das Klarissinnenkloster. Gerade der Rosenbergische Hof und die kirchlichen Institutionen waren bedeutende Besitzer und Auftraggeber von Kunstwerken, die am Ende des 14. Jahrhunderts in dem sog. Schönen Stil geschaffen wurden, gleichgültig, ob es um Bildhauer- oder Malerwerke ging - in diesem Bereich handelte es sich vor allem um die Buchmalerei. In den Zeitraum des 14. Jahrhunderts fallen ebenfalls die Anfänge der literarischen Traditionen sowie des Schulwesens in Český Krumlov.

Das 15. Jahrhundert, dessen erste Hälfte mit der Regierung von Ulrich II. von Rosenberg verbunden ist, bedeutete eine weitere Blütezeit der Kultur, die im Unterschied zu anderen Gebieten nicht von den hussitischen Kriegen unterbrochen wurde. Im Gegensatz suchten hier zu dieser Zeit viele Persönlichkeiten, die zu dieser Entwicklung bedeutend beigetragen haben, ihre Sicherheit. Bereits aus der Zeit um das Jahr 1400 stammen die ersten Belege über das Musikleben in Český Krumlov, es entsteht die Rosenbergische sowie die Kaplanbibliothek, es beginnen hier einheimische Malerwerkstätten zu wirken, es wurde die Kirche St. Veit umgebaut und vor dem Jahre 1500 entsteht die Rosenbergische Bauhütte.

Nach dem Jahre 1470 sinkt die Bedeutung von Český Krumlov, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem vorübergehenden Ausscheiden der Rosenberger von der politischen Szene, trotzdem wird hier der Stil der Spätgotik von einer Reihe Kunstdenkmäler aus dem Bereich der Architektur, Bildhauerei und Malerei repräsentiert. Viele kulturelle Aktivitäten, außer anderem auch die Anfänge der Theatertradition, sind mit dem Namen des Rosenbergischen Kanzlers Václav z Rovného verbunden.

Stadt Český Krumlov, Luftaufnahme des Stadtplatzes und des historischen Zentrums, Foto: Lubor Mrázek

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts unterordnete sich fast das gesamte kulturelle Geschehen in Český Krumlov den Bedürfnissen der letzten Rosenberger, und zwar Wilhelm und Peter Wok von Rosenberg. Der Renaissanceumbau der Krumauer Burg, die Statuen- und Gemäldeausschmückung, die Musik, das Theater, die Literatur - das alles sollte der Repräsentation der gesellschaftlich hochgestellten Renaissancemagnaten dienen. Der Einfluß des Rosenbergischen Hofes ließ sich selbstverständlich auch in der kulturellen Entwicklung der Stadt spüren. Bedeutend trug dazu auch die Errichtung des auf die Prediger- und pädagogische Tätigkeit orientierten Jesuitenkollegs bei.

Der Umzug Peter Woks von Rosenberg von Český Krumlov nach Třeboň im Jahre 1602 bedeutete die Unterbrechung der Residenzfunktion des Krumauer Schlosses und somit auch die Senkung der kulturellen Aktivitäten. Nach zwei Jahrzehnten der kaiserlichen Verwaltung kam das steirische Geschlecht der Eggenberger. Der Dreißigjährige Krieg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, obwohl Český Krumlov davon fast nicht betroffen wurde, sowie auch die langfristige Abwesenheit der Obrigkeit auf dem Schloß machten die Wiederherstellung des kulturellen Lebens unmöglich.

Zu dessen Belebung kam es erst während der Regierung der dritten Generation des Eggenbergischen Geschlechts, als Johann Christian I. von Eggenberg nach dem Jahre 1665 Český Krumlov zu seinem Sitz gewählt hatte. Die Schloßräumlichkeiten mußten den veränderten Bedürfnissen des barocken, von kirchlichen Würdenträgern, in- und ausländischen Musikern, Schauspielern, Malern, Bildhauern und Wissenschaftlern umgebenen Aristokraten angepaßt werden. Die barocken, auf die Gefühle, die Phantasie sowie auch auf alle Sinne wirkenden Feste werden von den Schloßzimmern in die Gärten sowie auch in die Unterburg verlegt. Der Transfer der Kultur des adeligen Hofes in das bürgerliche Milieu ist eine natürliche Folge dieser Entwicklung, die auch während der Regierung von Joseph Adam zu Schwarzenberg (1722 - 1782) fortsetzte. Ihm verdanken wir die Errichtung des Maskensaales auf dem Schloß oder den Umbau des Schloßtheaters. Im bürgerlichen Milieu beeinflußte das kulturelle Leben in beträchtlichem Maße die barocke Frommigkeit.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wendete sich die Aufmerksamkeit der Schwarzenberger dem Umbau des Schlosses Hluboká nad Vltavou zu, wohin sie auch später ihren Sitz verlegten. Das verlassene Český Krumlov verliert also wieder den Glanz der Rezidenzstadt, wird zu einer abseits der Industrialisierung stehenden Kleinstadt, deren Kulturleben nur auf die Tätigkeit gesellschaftlicher Zirkel und Vereine beschränkt ist. In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts begann sich der Tourismus, die Fotografie, später auch der Film, mit dem auch die Eröffnung eines Kinos in Český Krumlov im Jahre 1911 zusammenhing, zu entwickeln.

Panoramaansicht von Český Krumlov (Luftaufnahme)

Im 20. Jahrhundert setzt die Theatertradition fort, die seit dem Jahre 1947 um das Südböhmische Theaterfestival und seit dem Jahre 1959 um die Vorstellungen vor der drehbaren Zuschauertribüne im Schloßgarten bereichert wird, die Architektur unterordnet sich den Bedürfnissen der modernen Gesellschaft. In den letzten Jahrzehnten entstand eine ganze Reihe von Kulturunternehmen auf dem Gebiet der Musik, des Theaters, der bildenden Kunst, die versprechen, an die Traditionen anzuschließen und somit das Leben der modernen Zeit zu bereichern.

Weitere Informationen:
Architektur in der Stadt Český Krumlov
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Geschichte des Kinos in der Stadt Český Krumlov
Die Stadt Český Krumlov in der Literatur

(mko)