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Kirchliche Geschichte der Stadt Český Krumlov

Kirche St. Veit in Český Krumlov, Wandgemälde mit der Gestalt der hl. Katharina, 1420 Die Stadt Český Krumlov entstand relativ spät, ungefähr in der Mitte des 13. Jahrhunderts, in einer bereits im 12. Jahrhundert besiedelten Gegend. Daher wurde sie vorerst von der Pfarre in Přídolí verwaltet. Erst Peter I. von Rosenberg gründete etwa in den Jahren 1309 - 1317 die Stadtpfarrkirche St. Veit (Kirche St. Veit in der Stadt Český Krumlov) und daneben die Kapelle des Hl. Wenzels. Mit dieser Kirche wollte wahrscheinlich Peter die Hradschiner Kirche in Prag nachahmen. Außerdem ließ er ein Spital mit der Kirche St. Jobst (die 1. Erwähnung aus dem Jahre 1317) (Kirche St. Jobst in der Stadt Český Krumlov) sowie auch die Burgkapelle St. Georg errichten, die von den Kaplänen der Kirche St. Veit verwaltet wurden. Die Witwe nach Peter, Kateřina von Rosenberg, und ihre Söhne gründeten im Jahre 1350 das Minoriten- und Klarissinnenkonvent (Minoritenkloster in der Stadt Český Krumlov) mit der Kirche, die dem Leib Christi und der schmerzensreichen Jungfrau Maria geweiht war. Das Ziel dieser Gründung war, die Waldenserlehre in der Stadt und in der Umgebung zu schwächen. Die Rosenberger veranlaßten in diesem Konvent das großartige Fest des Zeigens der sterblichen Überreste verbunden mit einer Prozession am Fronleichnamstag und bekamen dafür eine ganze Menge Ablässe. (Das Fest des Zeigens der sterblichen Überreste in der Stadt Český Krumlov). Die Rosenberger wollten damit offen mit Prag rivalisieren, wo man in der Kapelle, dem Leib Christi geweiht, die Reichskleinodien sowie die Reichsreliquien zeigte. Die berühmten Prozessionen mit Reliquien endeten in Český Krumlov im Jahre 1417, als der junge Ulrich II. von Rosenberg für eine kurze Zeit auf die hussitische Seite übertrat.

Karel Hrubeš, restaurierte gotische Fresken in der Kirche St. Veit in Český Krumlov Ein bedeutender Pfarrer war Hostislav z Bílska (1369 - 1414), während dessen Zeit das Doudleber Dekanat (1374) auf die Krumauer Pfarre übertragen wurde. Der Dekan vertrat vorerst den Pfarrklerus eines bestimmten Distriktes, er war so das Bindeglied zum Bischof oder dessen Vertreter, in diesem Falle zum Archidiakon von Bechyně. Hostislav initiierte und begann den Bau einer neuen, künstlerisch sehr wertvollen Pfarrkirche, die dank dem Katholizismus der Rosenberger während der Hussitenkriege gebaut werden durfte (geweiht 1439 zur Ehre von Jungfrau Mariä Himmelfahrt und von St. Veit). Seit dem Jahre 1443 wurde die hiesige Pfarre zum ständigen Sitz des Archidiakonats von Bechyně, der sieben Dekanate beinhaltete. Die Archidiakonen in Böhmen waren zwar völlig vom Bischof abhängig, sie hatten jedoch die selbständige Macht, etwas zu verordnen, die Vergehen der Geistlichkeit zu bestrafen, in ihrem Distrikt Visitationen vorzunehmen u. ä. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts verlor diese Archidiakonorganisation an Bedeutung, da sie von den neuen zentralen Ämtern des Erzbischofs überschattet wurde, womit die Dekanate an Bedeutung gewannen. Im 15. Jahrhundert war Český Krumlov eine sehr bedeutende katholische Stadt, in der die römischen Abgesandten abstiegen - z. B. Aeneas Silvius Piccolomini, es weilte hier auch Jan Kapistrán. Die Kaplanstelle in Český Krumlov war eines der bedeutendsten Zentren des frühen Humanismus in Böhmen.

Krumauer Madonna, 1393, Kunsthistorisches Museum Wien Český Krumlov - St. Wolfgang, Anfang des 16. Jahrhunderts, Plastik in der Überlebensgröße, Sammlungsfonds des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov


Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts kamen deutsche Bergbauern nach Český Krumlov und mit ihnen auch die Lutherlehre, die auch in das hiesige Minoritenkonvent eindrang. Zwischen den Jahren 1526 und 1537 ist in der Stadt eine Gruppe von Wiedertäufern belegt. Dem immer stärker werdenden Einfluß der Lutheraner und Utraquisten wirkten seit dem Jahre 1584 die Jesuiten entgegen, hierher von Wilhelm von Rosenberg gerufen, der ihnen im Jahre 1591 das Patronat über die Pfarrkirche St. Veit übergab und das Jesuitenkolleg gründete (Horní Nr. 154). Der letzte Herrscher des Rosenberger Hauses Peter Wok von Rosenberg - seit dem Jahre 1587 Mitglied der Brüdergemeinde - stellte im Jahre 1596 die Spitalskirche St. Jobst den Lutheranern zur Verfügung. Nach dem Verkauf der Herrschaft an Rudolf II. von Habsburg übernahmen sie im Jahre 1602 jedoch die Jesuiten, die dort in deutscher Sprache predigten. In der Pfarrkirche wurde bis zum Jahr 1788 tschechisch gepredigt, als die Kirche St. Jobst aufgelöst wurde. Die tschechische Sprache verteidigte hier mit aller Macht der Vikar (der Titel Dekan und Archilion war nach der Reorganisierung der kirchlichen Verwaltung um das Jahr 1630 nur ein Ehrentitel, das alte System von Dekanaten wurde nämlich von Vikariaten ersetzt, Vikare vertraten den Bischof auf ihrem Territorium und übten seine Instruktionen aus) Jiří Bílek z Bílenberku (1642 - 1658). Jiří Bílek erwarb für sich und für seine Nachfolger die Würde eines infulierten Prälats, die ihren Träger zur Leistung einiger bischöflicher Kompetenzen berechtigte.

Krumauer Bilderkodex, Anfang des 15. Jahrhunderts, der Teufel schiebt die Sünder dem Höllenrachen zu Krumauer Bilderkodex, Anfang des 15. Jahrhunderts, die Höllenpforte in der Gestalt eines Drachenrachens


In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sorgte das Minoriten- und Klarissinnenkonvent, das eine enge Verbindung zur Stadt, aber auch zur Obrigkeit im Schloß hatte, für einen neuen Aufschwung. Aufgrund des Testaments von Johann Christian I. von Eggenberg aus dem Jahre 1696 hielten die Minoriten tägliche Messen in der St. Georgs Schloßkapelle ab. Zwischen den Minoriten, die es schafften, völlig mit dem städtischen Milieu zu verschmelzen, und den Jesuiten mit ihren offizielleren Festen und Theatern herrschte lange Zeit Unfriede. Am Anfang des 18. Jahrhunderts waren in Český Krumlov fünf fromme Brüderschaften und auf dem nahen Hügel Křížová hora (Kreuzberg) wurde eine häufig besuchte Wallfahrtskapelle erbaut (Kapelle auf dem Hügel Křížová hora (Kreuzberg) in der Stadt Český Krumlov). Im Jahre 1773 kam es zur Auflösung des Jesuitengymnasiums und -kollegs und im Jahre 1782 folgte das Klarissinnenkonvent. In der Josefinischen Zeit förderten die Minoriten (vertrieben erst 1950) gemeinsam mit den Schwarzenbergern die alten kirchlichen Traditionen. Seit dem Jahre 1859 führten die Minoriten den III. Orden des hl. Franziskus. Nach dem Jahre 1918 wurde in Český Krumlov ein deutsches Jungenseminar errichtet.

Peter Anton Anneis (?), Český Krumlov unter Schutz der heiligen Patrone, Antependium aus der Kapelle der Schmerzensreichen Mutter Gottes auf dem Kreuzberg, Český Krumlov, um 1700 (1727 - 1728 ?), Öl auf Leinwand, Zustand vor der Restaurierung


Im Jahre 1894 lebten in Český Krumlov 9002 Katholiken, 12 Evangelische und 137 Juden. Die Juden, sie sind hier bereits seit dem 15. Jahrhundert belegt (im Jahre 1494 aus der Stadt verwiesen), erreichten im Jahre 1900 ihre größte Zahl - 165 Personen. In den Jahren 1908 - 1910 bauten sie eine Synagoge (Synagoge in der Stadt Český Krumlov). Diese wurde in den Jahren 1945 - 1968 von der Tschechoslowakischen Hussitenkirche genutzt, außer der in der heutigen Zeit (1998) in Český Krumlov auch noch die römisch-katholische, die evangelische Kirche, die Kirche der Böhmischen Brüder, die Adventistenkirche sowie die Kirche der Zeugen Jehovas vertreten sind. Weiters wirken hier 10 - 15 verschiedene Sekten.

Český Krumlov, Kreuzabnahme, um das Jahr 1600, Sammlungsfonds des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov Lazebnický-Brücke (Baderbrücke) in Český Krumlov, Plastik des hl. Johann von Nepomuk

(zp)