Geschichte des Schulwesens in der Stadt Český Krumlov
Die Anfänge des Schul- und Bildungswesens gehen in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück, als die Pfarrkirche (Kirche St. Veit in der Stadt Český Krumlov) das erste bedeutende Zentrum der Kultur und Bildung in der Stadt wurde. Die schriftlichen Erwähnungen sprechen vom Wirken eines Lehrers und von der Gründung einer Bibliothek. Die Bildungstätigkeit der Pfarrschule bei der Kirche setzte sich auch im 15. Jahrhundert fort und die Bildung konnte so in die breitesten Gesellschaftsschichten eindringen. Seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts wirkte die Pfarrschule im Objekt Kostelní Nr. 162. Eine bedeutende Rolle spielte im mittelalterlichen Český Krumlov auch das Klarissinnenkloster, das zum Zentrum der Bildung und Erziehung für Mädchen aus adeligen Geschlechtern wurde.
Die Krumauer Lateinsschule erlebte eine Blütezeit in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und am Anfang des 16. Jahrhunderts, als in der Stadt gebildete Priester, meistens Absolventen italienischer Universitäten wirkten, die zur führenden Position der Stadt im geistigen Leben der böhmischen katholischen Minderheit beitrugen. Die Absolventen der Schule gingen dann an katholische Universitäten in Wien, Krakow und Bologna studieren. Die Verbindung mit dem italienischen Milieu brachte in die Stadt die Anfänge des Humanismus. Die Zahl der Schüler bewegte sich zwischen 50 und 80.
Eine weitere Entwicklung der Bildung kam während der Herrschaft des Wilhelm von Rosenberg, der in die Stadt den Jesuitenorden berufen hatte. Im Jahre 1584 nahm der Jesuit Václav Šturm, der später der erste Rektor des Jesuitenkollegs wurde, den Unterricht in Český Krumlov auf. Über die Gründung des Jesuitenkollegs verhandelte Wilhelm von Rosenberg schon im Jahre 1585 und ein Jahr später wurde dann der Grundstein gelegt - die heutige Horní Nr. 154. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Gelände des Jesuitenordens in Český Krumlov um ein neues Gebäude vergrößert, nämlich um das des Jesuitentheaters (Horní Nr. 153), das an die Tradition des älteren hölzernen Jesuitentheaters anknüpfte, sowie auch noch um das frühbarocke Gebäude des neuen Jesuitenseminars aus den Jahren 1650-1652 (Horní Nr. 152). Dieses Gebäude diente dem Schulwesen auch nach der Auflösung des Jesuitenordens, da hier bis zum Jahre 1945 verschiedene Schulen untergebracht waren. Der bedeutendste Pädagoge, der hier wirkte, war der böhmische Gebildete, Literat und Historiker Bohuslav Balbín.
Die Gesellschaft Jesu war ein neuer, im Jahre 1534 von Ignaz von Loyola gegründeter Orden, der im Jahre 1540 vom Papst gebilligt wurde. Seine Wirkung beruhte auf gegenreformatorischer Tätigkeit und der Bemühung, den Einfluß der katholischen Kirche wiederherzustellen. Eine der Hauptaufgaben der Ordensbrüder war die Erziehung der Jugend. Ein gewisses Gegengewicht des katholisch orientierten Jesuitenkollegs sollte die evangelische Schule sein, die auf Initiative des protestantisch gesinnten Peter Wok von Rosenberg hin entstanden ist. Die evangelische Schule wirkte in dem ehemaligen Witwensitz der Anna von Rosenberg, geb. von Rogendorf. Das Interesse der evangelischen Bürger von Český Krumlov für diese Art der Schule war jedoch nicht besonders groß, und so stellte Peter Wok fest, daß es keinen Sinn hat, diese Anstalt zu erhalten.
Die Theresianische Schulreform aus dem Jahre 1774 errichtete neben der Trivialschulen in jedem Kreis auch Hauptschulen. Diese wurde im Jahre 1779 auch in Český Krumlov eröffnet. Man nutzte das Gebäude des ehemaligen Jesuitenseminars (Horní Nr. 152). Außer dem Trivium (Lesen, Schreiben, Rechnen) lernten die Schüler die Basiskenntnisse in Latein, weiters Geographie, Naturkunde, Aufsatz, Zeichnen und Geometrie und sie eigneten sich auch die Grundkenntnisse der Wirtschaft an. Als Unterrichtssprache verwendete man Deutsch. Die Schule erlangte mit der Zeit einen guten Ruf, so daß sie auch von Schülern aus den Gebieten Tábor und Plzeň besucht wurde.
Die beachtenswerte Scharzenbergische Wirtschaftsanstalt in der Stadt Český Krumlov gründete im Jahre 1801 Joseph zu Schwarzenberg. Diese Schule bot den zukünftigen Schwarzenbergischen Beamten eine fachorientierte Bildung. Seit dem Jahre 1814 wirkte neben der Wirtschaftsanstalt auch eine vierjährige Schule für Forstwirtschaft, die eine Mittelschulbildung bot. Seit dem Jahre 1826 wirkte hier sogar eine selbständige Forstanstalt.
Im Jahre 1843 ordnete Fürst Johann Adolph II. zu Schwarzenberg an, in der forstwirtschaftlichen Schule die Zahl der Schüler im Jahr auf höchstens vier zu beschränken. Außerdem waren die Bewerber verpflichtet, eine Aufnahmeprüfung abzulegen und sich zur Teilnahme an den Vorlesungen im ersten und zweiten Studienjahr an der Wirtschaftsanstalt zu verpflichten. Die Listen der Studenten aus den Jahren 1814 blieben mit Lücken bis ins Jahr 1843 erhalten und nach denen kann man darauf schließen, daß in diesen Jahren etwa 70 Schüler die Schule besuchten. Meistens wurden sie Verwalter der fürstlichen Waldreviere. Am Ende des Jahres 1844 wurde die Schule aufgelöst.
Am 1. November 1871 wurde die erste Klasse des bis jetzt privaten Realgymnasiums mit der Unterrichtssprache Deutsch eröffnet. Sie wurde von 16 Schülern besucht. Nach einem wiederholten Ansuchen, das vom Fürst Schwarzenberg unterstützt wurde, übernahm der Staat die Schule in seine Verwaltung. Es wurden Räume in dem Gebäude des ehemaligen Jesuitenseminars freigemacht. Der Beitrag in der Höhe von 10 000 Gulden jährlich überschritt jedoch die Möglichkeiten der Stadt. Daher wurde die Schule das Ziel der Angriffe der Steuerzahler. Auch die Tatsache, daß sie relativ wenig Schüler hatte, unterstützte den Widerstand. Im Jahre 1880 waren es 140 Schüler. Dazu waren die Schüler meistens arm, zahlten keinen Schulbeitrag und bekamen die Lehrbücher kostenlos. Dem Ruf der Schule schadete auch die Affäre im Jahre 1889, als die Abiturienten in dem Gasthaus "Na louži" (Auf der Lacken)eine Unterhaltung veranstalteten und betrunken das Bild der Herrschers beschädigten und schändeten.
Als das Gymnasium im Jahre 1896 sein Jubiläum feierte, hatte es 271 Schüler. Das Gebäude Horní Nr. 152 diente dem deutschen Gymnasium bis zum Jahr 1939/40. Eine bedeutende Persönlichkeit des deutschen Gymnasiums war Professor Johann Josef Amman, der sich für die hiesige Volkskultur interessierte und im Jahre 1892 den geänderten Text der Hořicer Passionsspiele publizierte. Von den Absolventen des Gymnasiums können wir den Professor der Wiener Universität, Gustav Jungbauer, nennen.
Die tschechische Schule wurde vom Zentralschulverein als eine private Schule im Jahre 1882 errichtet und schon im ersten Jahr meldeten sich 225 Kinder an. Ursprünglich wurde sie im Haus Náměstí (Hauptplatz) Nr. 17 untergebracht. Die gemieteten Räume genügten jedoch nicht und daher wurde eine weitere Klasse im Haus in der Radniční Nr. 101 eröffnet.
Die steigende nationale Spannung sowie die Streitigkeiten zwischen den beiden Nationen in der Stadt führten leider zu großen Verzögerungen. Der Landesschulrat errichtete zwar im Jahre 1885 eine zweiklassige Volksschule mit der Unterrichtssprache Tschechisch, aber die Pflicht, für diese Schule entsprechende Räumlichkeiten zu finden, sowie ihren Betrieb sicherzustellen, hatte der hiesige Schulrat. Weil dabei das Hauptwort die Bürger deutscher Nationalität hatten, bemühten sie sich, die Arbeit der Schule einzuschränken und zu erschweren. Die Schule wurde dann letztlich im Theatergebäude untergebracht - Horní Nr. 153.
Die unpassende Unterbringung der tschechischen Schulen an mehreren Stellen in der Stadt sowie die Proteste der Krumauer Tschechen zwangen die Regierung der ČSR, ein neues Schulgebäude zu erbauen. Der Grundstein des Gebäudes der tschechischen Schulen in Špičák wurde am 26.6.1927 gelegt und die Masaryk-Volksschule wurde am 25. 8. 1929 eröffnet.
(mj)