Adelsgeschlechter in der Region Český Krumlov
Die mittelalterliche Besiedelung dieses Gebietes von Südböhmen ist mit dem böhmischen Adelsgeschlecht der Witigonen, besonders mit den Herren von Krumlov und den Herren von Rosenberg verbunden, die hier im Laufe der Zeit eine ausgedehnte Herrschaft gebildet haben. Um das Jahr 1250 gründeten sie hier die Burg Rožmberk, etwas später auch die Burg in Český Krumlov und im Jahre 1259 wurden in das Kloster in Vyšší Brod (Hohenfurt) Mönche des Zisterzienserordens berufen. Gegen die Expansion der Witigonen griff der böhmische König Přemysl Ottokar II. ein, der im Zentrum ihrer Herrschaft im Jahre 1263 das Kloster in Zlatá Koruna (Goldenkron) und etwas später auch die unweit liegende Stadt České Budějovice (Budweis) gründete. Die Witigonen gründeten hier auch eine ganze Reihe von kleineren Gemeinden. Nach dem Ableben des Krumauer Zweiges im Jahre 1302 gingen alle Besitzungen auf die Herren von Rosenberg über, die Český Krumlov zu ihrer Residenzstadt gewählt hatten.
Die Rosenberger verwalteten dieses Gebiet drei Jahrhunderte lang und seine größte Entwicklung und sein größter Aufschwung ist mit der Herrschaft der letzten Rosenberger - Wilhelm von Rosenberg und Peter Wok von Rosenberg - verbunden. Da Peter Wok kinderlos blieb, kommt es am Anfang des 17. Jahrhunderts zu den ersten Transferen des Besitzes, da der letzte Rosenberger die Krumauer Herrschaft an den Kaiser Rudolf II. von Habsburg verkaufte und die Burg Rožmberk mit der umliegenden Herrschaft seinem Neffen Jan Zrinský von Seryn überließ. Nach dem unerwarteten Tode des Erben im Jahre 1612 ging die Burg und die Herrschaft Rožmberk auf das verwandte Geschlecht der Schwanberger über. Da Peter von Schwanberg eine der führenden Persönlichkeiten des böhmischen Ständeaufstandes gegen den Kaiser Ferdinand II. war, wurde das Vermögen des Schwanberger Geschlechtes konfisziert und dem General der kaiserlichen Heere, Karl Bonaventura Buquoy überlassen. Auch während des Dreißigjährigen Krieges kam es zu grundlegenden Transferen des einstigen Rosenbergischen Besitzes. Im Jahre 1622 bekam das Geschlecht der Eggenberger vom Kaiser Ferdinand II. von Habsburg die Krumauer Herrschaft mit dem Schloss. Die starben am Anfang des 18. Jahrhunderts aus und die ausgedehnte Herrschaft fiel dem verwandten Geschlecht der Schwarzenberger zu, die diese Herrschaft bis zum Jahre 1947 verwalteten. Das Schloss in Rožmberk erwarb im Jahre 1620 das Geschlecht der Buquoys, dem das Schloss bis zum Jahre 1945 gehörte.
Vergessen darf man jedoch auch den zahlreichen niederen Adel nicht, der auf Burgen, Kastellen und in Festen in der ganzen Krumauer Region lebte (Burgen, Schlösser, Klöster und andere Sehenswürdigkeiten in der Region Český Krumlov). Die Angehörigen dieses niederen Adels wurden gewöhnlich als Wladikas, Ritter oder Landedelleute bezeichnet. Die Zeit des 13. und Anfangs des 14. Jahrhunderts ist das Zeitalter der Konstituierung des niederen Adels, der gleichzeitig seine Sitze auf dem Lande errichtet und Wappen erwirbt (Adelige Wappen in der Region Český Krumlov).
Eine bedeutende Position nimmt das Geschlecht Bavorové von Strakonice ein, das in diesem Gebiet im 13. Jahrhundert einen großen Besitz erwarb. Von diesem Geschlecht wird auch die Abstammung der hiesigen drei Wladikasgeschlechter abgeleitet: die Wladikas von Chlum, von Křemže und von Pořešín, die sich nach ihren Sitzen nannten (Feste Chlum, die kleine Burg Křemže, die kleine Burg Pořešín). Von einem weiteren bedeutenden Geschlecht der Markvartici trennten sich die Herren von Michalovice, denen die Burg Velešín, die Burg Sokolčí und die Feste Benešov nad Černou gehörten. Zu den weiteren Angehörigen des niederen Adels, die in dieser Region siedelten, gehören auch die Pouzarové von Michnice, denen die Festung Michnice gehörte, und die Višňové von Větřní, die die Feste Větřní und später die Feste Pasovary besaßen, die jedoch nicht so bedeutend waren, wie die vorherigen, oder hier ihre Güter nur kurze Zeit besaßen. Die Besitzer einiger Festen haben infolge der Verschuldung oft gewechselt.
Viele niedere Adelige traten im 13. und 14. Jahrhundert in die Dienste der Herren von Rosenberg ein, die zum bedeutendsten Adel im Königreich Böhmen gehörten. In den Diensten der Rosenberger waren traditionell die Višňové von Větřní, die Wladikas von Pořešín, die Pouzarové von Michnice sowie auch weitere. Die Kontakte mit dem mächtigen Geschlecht der Rosenberger brachten diesen niederen Adeligen außer dem gesellschaftlichen Prestige auch eine ganze Menge von Vorteilen in Form von Geschenken, Protektion u.ä.
Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts beginnen die Rosenberger die adeligen Sitze in dieser Region abzukaufen oder anders zu erwerben, die sie samt den Grundstücken ihrem Dominium anschließen, das sie somit immer mehr erweitern. Einige Burgen und Festen reißen sie aber ab, damit diese nicht ihren potentiellen Gegnern dienen konnten. Diese Tendenz fand ihren Gipfel besonders zur Zeit der Regierung Ulrichs II. von Rosenberg (1402-1463), der an der Spitze des katholischen Adels stand und der aus strategischen Gründen während der Hussitenkriege und auch später einige Burgen und Festen niederreißen ließ. Ein bekanntes Beispiel ist das Niederreißen der kleinen Burg Křemže, die er durch eine List im Jahre 1447 von seinem Feind und Anhänger der Hussiten, Jan Smil von Křemže, erwarb, den er geheim hat hinrichten lassen. Aus Initiative der Rosenberger kam es schrittweise zur Auflösung der Burg Kuklov, der Burg Velešín, der kleinen Pořešín, der Feste Benešov nad Černou, der Feste Bělá sowie auch einer ganzen Reihe von weiteren. Im Zusammenhang mit den Veränderungen im Bereich der Ökonomik und Verwaltung sank allgemein seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Bedeutung der Burgen und Festen.
Im 16. Jahrhundert pflegten viele Angehörige des niederen Adels in der Krumauer Region intensive Kontakte mit den Rosenbergern, die außer direkten Diensten vor allem im höflichen Briefwechsel, in Besuchen und im gegenseiten Beschenken bestanden. Die Rosenberger leisteten für die Loyalität dieser Adeligen Hilfe bei ihren Besitzstreitigkeiten, sorgten für den Schutz ihrer Witwen und Weisen u.ä.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurden jedoch viele Geschlechter arm, wie zum Beispiel die Višňové von Větřní, die ihre Güter einschließlich der Renaissancefeste in Větřní an die Stadt Český Krumlov haben verkaufen müssen. Dank dem Kauf einiger Festen kommen im 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in diese Region neue Geschlechter wie zum Beispiel die Častolárové von Dlouhá Ves oder die Kořenovští von Terešov und andere. Einige Festen erwarben die Eggenberger auch mit den anliegenden Grundstücken in ihren Besitz. Viele Festen verloren ihre Siedlungsfunktion und ihre Besitzer nutzten sie eher zu wirtschaftlichen Zwecken. Die Bedeutung des niederen Adels sank im Laufe des 17. Jahrhunderts stark, was außer den gesellschaftlichen Veränderungen auch mit ihrem allmählichen natürlichen Schwund in der Zeit nach der Schlacht am Weißen Berg zusammenhing.