Geschichte der Tore und der Befestigung in der Stadt Český Krumlov
Der historische Kern von Český Krumlov gehört zwar zu den am besten erhaltenen Denkmalkomplexen bei uns, aber sein ursprünglicher mittelalterlicher Charakter wurde im vergangenen Jahrhundert teilweise verändert, da die meisten Stadttore abgetragen wurden, die einen unverzichtbaren Bestandteil eines mittelalterlichen Wehrsystems - der Fortifikation bildeten.
In den historischen Kern von Český Krumlov kommen Sie heute von allen Himmelsrichtungen. Die Hauptstraßen der Stadt waren früher mit Stadttoren abgeschlossen. Die Stadtbefestigung, die vor allem einen Wehrcharakter hatte, war ein typisches Merkmal des mittelalterlichen Český Krumlov, da die Stadtmauern und -tore bis heute im Wappen der Stadt erhalten sind (Entwicklung des Wappens der Stadt Český Krumlov). Die Stadtmauern im Mittelalter gehörten nämlich immer zu den Privilegien der Stadt. Dieses klug ausgedachte System bildeten Stadtmauern, einige Stadttore und Basteien. Die Stadt Český Krumlov hatte ursprünglich neun städtische Haupttore, von denen sich bis in die heutigen Tage nur ein einziges erhielt, nämlich das Budějovická-Budweiser Tor. Weiters blieb auch ein winziger Bruchteil der ursprünglichen Befestigung in der Kájovká-Straße sowie eine Bastei bei der Brauerei erhalten, da im 19. Jahrhundert, als es zur Entwicklung der Industrie und des Verkehrs kam, die meisten Stadttore und die Befestigung geschleift wurden.
Das Stadttor bewachte die Einfahrt in die mittelalterliche Stadt und normalerweise wurde es als Bestandteil der Befestigung gebaut. Oft wurde es aber auch als ein architektonisch anspruchsvollerer selbständiger Bau gebaut, durch den der Weg führte. Die Tore wurden als Wehrtürme in die Stadtmauern "eingesetzt", oder aber sie wurden zwischen den Stadthäuserblöcken gebaut. Die Tore hatten ursprünglich ein Fallgitter oder eine Fallbrücke. Wenn sich vor dem Tor kein Graben befand, hatte das Tor ein Fallgitter, das sich in steinernen Falzen auf dem Tor bewegte. Falls sich aber vor dem Tor ein Graben befand, hatte das Tor eine Fallbrücke, die mittels zwei Winden im Tor bewegt werden konnte.
Über das Schicksal der Tore wurde im vergangenen Jahrhundert entschieden, als es zur Entwicklung des Verkehrs und der Industrie kam und die Befestigung ihren ursprünglichen Sinn verlor und mit ihren Maßen oft auch die Durchlässigkeit der Straßen einschränkte. Die gewölbten Durchfahrten der Stadttore machten den Verkehr unmöglich oder sie hielten ihn auf, da zu hoch beladene Wagen einen Teil ihrer Ware abladen und, nachdem sie das Tor passiert hatten, wieder aufladen mußten. Einige der Tore waren schon vor dem Abreißen stark beschädigt, was ihre Liquidierung nur beschleunigte. Die meisten Tore verhinderten den natürlichen Luftaustausch und die Entlüftung der Straßen wesentlich, da es sich immer um mehrstöckige Torgebäude handelte. Im ersten Stockwerk dieser Tore befand sich eine kleinere Wohnung, die von einem Zimmer, einer Kammer und vom Zugangsgang mit einer Treppe gebildet wurden. Bei den größeren waren auch eine Küche und ein Klosett dabei. Diese Räume dienten als kleinere Wohnungen oder Lager.
Wahrscheinlich das jüngste und gleichzeitig das einzig erhaltene Tor ist das Budějovická-Budweiser Tor, das in den Jahren 1598-1602 von Domenico Benedetto Cometta z Eckthurnu von Peter Wok von Rosenberg erbaut wurde. Der Zugang zu diesem Tor führte ursprünglich wahrscheinlich über eine hölzerne Fallbrücke. Das nächste Tor, das Latránská-Latraner Tor, das in der Nähe des Budějovická-Budweiser Tores stand, wurde bereits im Jahre 1459 erwähnt und es war ursprünglich dreistöckig mit einer Außenstiege. Abgetragen wurde es in den Jahren 1848-1852, da die Überschwemmung im Jahre 1848 einen Teil der Straße in der nächsten Umgebung des Tores wegriß. Das zweite Latránská-Latraner Tor, das den Zugang nach Latrán am anderen Ende bewachte, stand bei der Lazebnický Brücke (Baderbrücke) und wurde im Jahre 1835 bei der Sanierung der Brücke abgerissen, nachdem diese im Jahre 1830 sehr stark von Eisplatten beschädigt worden war. Auf der anderen Seite der Brücke stand das Mostecká Tor (Brückentor), das im Jahre 1860 abgetragen wurde, weil es sehr baufällig und dazu noch bereits vor Jahren durch einen Sturm beschädigt war. Auch der Zustand des Tores in der Radniční Gasse war sehr schlecht. Abgerissen wurde es in den Jahren 1842-1844. Weitere zwei Tore befanden sich in der Kájovská Straße. Das erste wurde in dem Jahre 1842 und das zweite im Jahre 1860 abgetragen. Das Horní Tor (Obertor) wurde als erstes in dem Jahre 1839 abgetragen. Die geringste Bedeutung hatte das Tor am Ende der Široká Gasse, das bis in das Jahr 1880 bestand.
Um die Abbildung einzelner Stadttore bemühte sich Rudolf Thür in den Jahren 1914-1916. Es war also zu jener Zeit, als die meisten Stadttore bereits abgetragen worden waren und der Autor versuchte eher eine Rekonstruktion des idealen Zustandes der Stadtbefestigung. Obwohl Thürs Studien sehr beliebt sind, können wir sie nicht als treues ikonographisches Material verstehen.
Die Museumsexposition, die die Befestigung der Stadt Český Krumlov dokumentiert, finden Sie im Bezirksheimatmuseum in Český Krumlov im zweiten Stock in einem Saal, dessen Hauptattraktion ein keramisches Modell der Stadt darstellt. Die Museumsexposition stellt vor allem die Ikonographie der Stadttore aus der Sammlung des Museums vor. Mit Rücksicht auf die Lage des Museumsgebäudes wird am meisten das ehemalige Horní Tor (Obertor) in der heutigen Horní Gasse betont. Eine Neuheit unter den Exponaten sind zwei neu restaurierte Ölgemälde auf Blech, die früher als Fensterfüllung verwendet worden waren und an das ehemalige Tor erinnern. Den gesamten Charakter der Stadtbefestigung können Sie sich nicht nur auf dem keramischen Modell von Český Krumlov, sondern auch auf den Veduten der Stadt von Antonín Langweil oder Karel Postl aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts genau ansehen.
- Budějovická brána (Budweiser Tor)
- Latránská brána (Latráner Tor)
- Latránská brána u Lazebnického mostu (Latráner Tor an der Baderbrücke)
- Mostecká brána u Lazebnického mostu v Radniční ulici (Brückentor an der Baderbrücke in der Rathausgasse)
- Vnitřní brána v Radniční ulici (Das innere Tor in der Rathausgasse)
- Kájovská brána -vnitřní (Das innere Gojauer Tor)
- Kájovská brána - vnější (Das äußere Gojauer Tor)
- Horní brána (Obertor)
- Brána v Široké ulici (Das Tor in der Širokágasse)
Gojauer
Tore - bauhistorische Entwicklung in Bildern
Stadttore
gestern und heute auf Zeichnungen von Václav Codl
(mj)