Historische Entwicklung der Krumauer Gärten und Parks unter der Regierung der letzten Rosenberger (Renaissancezeit und Manierismus)

..In der Mitte des 16. Jahrhunderts entstand südlich vom Areal der Klöster der Garten am Witwensitz von Anna von Roggendorf in der Neustadt (der sog. Neustädter Garten). Die sich hier ursprünglich befindenden Untertanenhäuser und Gehöfte mit Gärten wurden abgelöst und an ihrer Stelle entstand schrittweise der städtische Herrengarten, wahrscheinlich noch mittelalterlichen Charakters. Gärten und Weinberge breiteten sich in der Mitte des 16. Jahrhunderts auch auf den Südabhängen unter der Oberen Burg aus. Im 16. Jahrhundert entstehen auch Gärten auf der Anhöhe westlich von der Krumauer Burg, an der Stelle des später entstandenen Schlossgartens. Die mittelalterliche Befestigung des westlichen Vorfelds der Burg, der sog. Mantel, begrenzte bereit seit der Mitte des 15. Jahrhunderts das innere geschützte Gebiet, auf dem zuletzt Herrengärten entstanden (siehe Flurnamen "Garten auf dem Mantel", "Mantelgarten"). Im Jahre 1555 ist hier die Existenz eines Lustschlösschens (Lusthauses) bewiesen. Interessant ist, dass sich in unmittelbarer Nähe des Herrengartens, wie ein Bericht aus dem Jahre 1554 belegt, der Garten des Hofschneiders Linhart Hyrš befand. Es gibt relativ viele Berichte über die Existenz der Bürgergärten und Gärten an Wirtschaftsgehöften aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts; Schwierigkeiten machen eher ihre Lokalisierung, aber hauptsächlich wenige Angaben über ihre Gestalt. Zu den bedeutenden gehörte der Hof mit dem Garten des rosenbergischen Hauptmanns Jan Benýtek, Günstling des Peter Wok von Rosenberg. Gerade den guten Beziehungen des Hauptmanns mit dem rosenbergischen Herrscher verdankten die Bewohner von Plešivec die Errichtung der Wasserleitung, die in Benýteks Hof und für weitere Häuser im oberen Plešivec Wasser von den Herrengärten (d.h. von der heutigen Vorratsgärtnerei der Schlossverwaltung) zuleitete. Aus dem Jahre 1612 stammt der Bericht, dass die Abtissin des Klarissinnenklosters vom Maler Bartoloměj Beránek Jelínek einen Hopfengarten und ein Feld in der Budweiser Vorstadt kaufte. In der Gestalt der städtischen Landschaft von Český Krumlov kamen außer den Gärten, Obstgärten, Hopfengärten und Feldern auch städtische Herstellungsobjekte zur Geltung: eine Säge, Mühle, Ziegelbrennerei und Kalkofen in Plešivec.

Unter der Regierung Wilhelms von Rosenberg wurde durch weitere Ankäufe das Ausmaß des Neustädter Gartens vergrößert. Der Garten (in der damaligen Zeit als der sog. untere Garten in der Neustadt bezeichnet) wurde mit dem Schloss durch ein System von überdachten Gängen verbunden, sodass er für die Schlossherrschaften kommunikationsweise leicht erreichbar war. Die Gartengestaltung beginnt allmählich im Geiste der Renaissance zu ändern. Während wir über seine Kompositionsanordnung keine Berichte haben, ist es im Gegenteil bekannt, dass der Garten zum Ort der wissenschaftlichen Arbeit eines der führenden tschechischen Naturwissenschaftler dieser Zeit - Adam Zalužanský von Zalužany wurde. Vom hohen sachverständigen Niveau der hier arbeitenden Gärtner zeugen auch die Erwähnung einer Orangerie, wahrscheinlich der zweitältesten in Mitteleuropa, und auch spätere Inventare der angebauten exotischen Pflanzen.

Intarsie aus Stroh - Vedute der Stadt, mit Gärten im Ausmaß aus der Zeit der Regierung der letzten Rosenberger, um 1670, Schloss Č. Krumlov, Autor: Anonymus Im Jahre 1590 wurden auf Befehl der Rosenberger von der Stadt für die Krumauer Jesuiten drei Gehöfte und anliegende Grundstücke gegenüber ihrem neuen Kolleg (aus den Jahren 1586 - 1588), am linken Ufer der Vltava an der Stelle abgelöst, wo sich heute der Stadtpark. befindet. Ein Jahr später wurde das neu entstandene Jesuitenareal mit einer Mauer umgeben und vom Jesuitenkolleg mit einer hölzernen Brücke über die Vltava zugänglich gemacht. Im Süden und Westen waren die Grundstücke der Jesuiten von der Fläche des Friedhofes mit der damals noch hölzernen Kapelle St. Martin, mit dem Objekt des Armenhauses (Nr. 60) und weiter mit einigen Anwesen in der heutigen Linecká-Gasse abgegrenzt. Allmählich bildete sich so der vorstädtische Sommersitz des Ordens, der zweifellos auch die Fläche der Gärten einschloss. Wie im Schatten Wilhelms Bautätigkeit in Český Krumlov steht die Zeit der Regierung Peter Woks von Rosenberg. Dabei öußerte der letzte Rosenberger auch in Český Krumlov sein Interesse für theologische und historische Literatur, Sammellust, Natur und Gärten. Seine Aufmerksamkeit verteilte er gleichmäßig zwischen die Stadt sowie die Schlossresidenz. Gerade unter seiner Regierung in den Jahren 1593 bis 1600 entstanden nördlich vom Schloss (auf dem heutigen Gebiet des Hirschgartens) ein Wildgehege und inmitten des Schlossteichs der "Garten auf der Insel". Der mit seinem Ausmaß verhältnismäßig kleine Garten auf dem Grundriss eines regelmäßigen Vierecks (Quadrat mit dem Ausmaß von ungefähr 75 x 75 Meter) wurde mit einer Umfassungsmauer mit einem Umgang umgeben. Das ober erwähnte Lusthaus war offenbar in der Achse des Gartens situiert. Eine kurze Beschreibung der damaligen Gartendisposition bietet eine interessante Analogie mit dem gegenwärtigen Garten in Kratochvíle. Die Konfiguration des Terrains ermöglichte im Falle des Krumauer Schlosses eine Ansichtsverbindung des Gartens mit der nördlichen Fassade des Schlosses, wo sich an der Stelle des heutigen Spiegelsaals der einmalige Palast der letzten Rosenberger befand. Von ihm aus öffnete sich ein wirkungsvoller Blick auf den Garten, der sich unter ihm ausbreitete. In den Raum des nördlichen Vorfelds der Burg (bzw. des Schlosses) ist weiter auch die in den Archivquellen erwähnten Wildgehege, Fasanerie, Edelsteischleiferei und Säge zur Bearbeitung von exotischen Holzsorten zu situieren. Nicht weit von hier, auf dem heutigen 5. Schlosshof entstand außerordentlich in dieser Zeit ein ausgedehnter Palastbau. Er wurde von Domenico Benedetto Cometta z Eckthurnu.gebaut. Der Palast (heute als das sog. Renaissancehausbekannt) wendete sich zum Abhang mit den Herrengärten über dem Schloss mit seiner nordwestlichen Fassade mit sechs außerordentlich großen Nischen. Woks ambitiöses Bauprogramm war offenbar ein Widerhall zur Gründung des Königlichen Wildgeheges vom Kaiser Rudolf II. und es ist ein Beweis für die kulturelle Orientirung der letzten Rosenberger am Künstlerkreis des Kaiserhofes in Prag.

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Die Gartenkunst des Endes des 16. Jahrhunderts erreichte ihren Gipfel in Český Krumlov in manieristischen Umgestaltungen des Neustädter Gartens. In dieser Zeit war er der am anspruchsvollsten gestaltete Garten von den ein paar, die den Rosenbergern in Český Krumlov gehörten. Die Kompositionsgliederung und das Aussehen des Gartens lässt sich nach den Inventaren von der Wende des 16. zum 17. Jahrhundert gut rekonstruieren. Diese wurden in der Zeit aufgefasst, als dieser Garten mit der ganzen Krumauer Herrschaft in den Besitz der kaiserlichen Kammer übergeht. Die bunte Artenzusammensetzung der "Umzäunungen" im Neustädter Garten, d.h. das Gemisch von Obstbäumen, Sträuchern, Heilpflanzen und Zierpflanzen, verraten zwar noch Nachklang der mittelalterlichen Auffassung der Gärten, der Garten als Ganzes ist jedoch im Geiste der Renaissance aufgefasst. Vom Komplex der Renaissancetypen der Gartenräume ist der Neustädter Garten am ehesten als "giardino de semplici", Garten mit gemischtem Nutz- sowie Ziercharakter zu bezeichnen. Er war am häufigsten durch ein rechtwinkliges System von Wegen in quadratische Beete geteilt, die mit einem niedrigen Zaun aus Buchsbaum eingesäumt wurden. Die Beete selbst waren mit Blumen und Zierholzgewächsen bepflanzt, die Quadrate wurden mit Gartenlauben ergänzt.

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