Geschichte der Musik in der Stadt Český Krumlov

Liber depictus, Český Krumlov, 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, Der heilige Veit und Gaukler Das Musikleben in Český Krumov konzentrierte sich in der Vergangenheit vor allem in der Pfarrkirche St. Veit, auf dem adeligen Hof des Krumauer Schlosses sowie auch im Minoritenkonvent. Überall gab es dort bestimmte Klangkörper und Konzerte.

Die ersten Berichte über das Musikleben in Český Krumlov stammen aus der Zeit um das Jahr 1400. Aus dieser Zeit blieb ein "Szenarium" des Fronleichnamfestes mit der Beschreibung der Prozession von der Pfarrkirche zum Minoritenkonvent erhalten. Der Text befaßt sich detailiert auch mit der musikalischen Begleitung des Festes, nennt, wer und wann, was und wo singen soll. (Fest des Zeigens der sterblichen Überreste in der Stadt Český Krumlov).

Orgel auf dem Literatenchor in der Kirche St. Veit in Český Krumlov, ein historisches Foto, foto:  B.Kerschner Bereits damals wurden die sogenannten Chorsänger erwähnt, ein aus Jungen aus armen Familien zusammengestellter Chor, die gemeinsam in der Schule wohnten und mit dem Singen in der Kirche ihr Brot verdienten. Vom Mittelalter bis fast in unser Jahrhundert waren die Chorsänger die Hauptinstitution, die den Gesang bei den alltäglichen Gottesdiensten in der Pfarrkirche sicherstellte. Über das Repertoire, die Organisierung und "Auslastung" des Chores sagen viele Quellen aus. Ein Teil des Repertoires blieb erhalten. (Chorsänger in der Stadt Český Krumlov).

Um das Jahr 1490 entstand eine Literatenbruderschaft, eine in einer Zunft organisierte Gemeinschaft der Bürger, deren Ziel es war, bei den sonntägigen und festlichen Morgenmessen zu singen. Für die Literaten wurde die spätgotische westliche Empore in der Kirche St. Veit erbaut. Vor der Mitte des 16. Jahrhunderts löste sich diese Bruderschaft auf und im Jahre 1554 wurde sie von Wilhelm von Rosenberg wiedereingeführt. Das Repertoire der Literatenbruderschaft blieb teilweise bis in die heutigen Tage erhalten. (Literatenbruderschaft in der Stadt Český Krumlov).

..Die Anwesenheit des Orgelspielers auf der Empore war selbstverständlich. Die Orgel ist bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts belegt, neue Instrumente wurden um das Jahr 1490, im Jahre 1562 und im Jahre 1606 gebaut. Zu der Zeit wirkte in Český Krumlov die Orgelwerkstätte des Tomáš Grevis. Um das Jahr 1600 standen dem Orgelspieler zwei Orgeln zur Verfügung. Bei größeren Festen wirkten auch die Instrumentalisten aus der Rosenberger Musik mit. (Historische Orgel in der Stadt Český Krumlov).

Musiker im Dienste der Rosenberger sind spätestens in der Mitte des 15. Jahrhunderts belegt - Ulrich II. von Rosenberg beschäftigte Trompetenbläser, um das Jahr 1500 kam noch ein Pfeifer dazu. Nach dem Jahre 1520 löste sich die Gruppe auf. Im Jahre 1552 gründete Wilhelm von Rosenberg die berühmte Rosenberger Musik, den bedeutendsten Klangkörper im Dienste des böhmischen Adels in der Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg. (Rosenberger Musik in der Stadt Český Krumlov).

Schule in Zlatá Koruna, Lehrmittel aus dem 18. Jahrhundert, Abbildung der zeitgenössischen Musikinstrumente

Im Jahre 1602 erlosch das gesellschaftliche Leben auf dem Schloß und es scheint, das es erst im Jahre 1664 wiederbelebt wurde, als Johann Christian I. von Eggenberg die Herrschaft übernahm und als die Eggenberger Kapelle entstand. In den Jahren 1690-1711 war einer ihrer Kapellmeister Domenico Bartoli, das Repertoire ist aus der Liste der Musikschriftstücke aus dem Jahre 1706 bekannt. Auch die Schwarzenberger gründeten einige bedeutende Klangkörper, deren Tätigkeit sehr gut in der bekannten Schwarzenbergischen Musiksammlung dokumentiert ist. Es handelte sich vor allem um das Krumauer Schloßtheater (im Jahre 1768 eröffnet), die Blasharmonie (1711 bis etwa 1802), die Jägermusik (um das Jahr 1800 entstanden) und die Grenadierkapelle (seit dem Jahre 1875). (Schwarzenberger Garde).

Die sog. Schwarzenbergische Grenadierkapelle auf dem II. Hof des Schlosses Český Krumlov, Anfang des 20. Jahrhunderts, ein historisches Foto, foto:  Micko

Wenn wir in die Kirche St. Veit zurückkehren, verschwinden im Laufe des 17. Jahrhunderts die Informationen über die Literatenbruderschaft, dafür kommen im Rechnungsbuch der Kirche vier Sänger-Solisten und etwas später noch weitere professionelle Musiker vor. Bis in das 19.Jahrhundert wirken hier immer noch die Chorsänger. Das Repertoire des St.-Veits-Chors ist dank der erhalten gebliebenen Musikschriftstücke seit der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts bis in die Gegenwart dokumentiert.

Kostelní Nr. 162, vordere Stirnseite Das Musiktheater war ein unverzichtbarer Bestandteil des Jesuitentheaters. Im Krumauer Jesuitenkolleg (Horní Nr. 154) wurden bereits in der Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg regelmäßige Vorstellungen aufgenommen. Für die Öffentlichkeit, besonders an Festtagen und anläßlich der Besuche der Obrigkeit wurden allegorische lateinische Dramen gespielt, in denen die Musik viel Raum einnahm. Wie es die einzige erhalten gebliebene Partitur aus dem Jahre 1750 bezeugt, waren einige Spiele im Grunde opermäßig komponiert und es wurden darin instrumentale Musik, Rezitative, Arien, Chöre und Ballett eingesetzt.

Bescheidenere Musik wurde wahrscheinlich in der Kirche St. Jošt betrieben (in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts deutsche Lieder mit Orgelbegleitung), ein interessantes Repertoire gab es in der Kirche Mariä Verkündung des Minoritenklosters. Im Jahre 1692 stand an der Spitze des Konvents der bedeutende böhmische Komponist Bernhard Artophaeus (1651-1721). Er schrieb sog. Franziskaner Messen, Motetten und geistliche Konzerte. Seine Kompositionen sind in Český Krumlov nicht erhalten geblieben, auf dem Chor der Konventkirche blieb jedoch außer der kostbaren Orgel aus dem Jahre 1682 auch eine Sammlung der Prager und Augsburger Drucke aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhalten.

Die interessanteste Gestalt des Musiklebens der Stadt war in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Karel Patka (1780-1857), Direktor der städtischen Musikschule, die die älteste öffentliche Musikschule in Böhmen war und im Jahre 1780 gegründet wurde. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden einige auf die gesellschaftliche Ausübung der Musik orientierte Vereine: Musikverein (1812), Liefertafel (1812), deutscher Sängerverein (1854), Männergesangverein (1863), der böhmische Leserverein mit Sängerchor (1881), der Sängerverein Dalibor (1906).

Spiegelsaal auf dem Schloss Český Krumlov, Detail der Ausmalung, Musikinstrumente und Notentext

(mho)

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