Architektur in der Stadt Český Krumlov

Český Krumlov, Mäander des Flusses Vltava (Moldau), foto:  V.Šimeček Die Burg und die Stadt entstanden in der Mitte des 13. Jahrhunderts an einer einzigartigen Stelle zweier Vltava(Moldau)-Mäander. Daher auch der Name "die krumme Au". Der Wasserstrom modellierte ein tiefes Tal, enthüllte Felsmassive und der Moldaustrom berührt im Mäander fast sich selbst. Die Felsmassive fallen stark zum inneren Bogen des Flusses ab, und zwar sowohl bei der Burg als auch in der Stadt. Mittels Durchbruch bei der Mantelbrücke (Plášťový most (Die Mantelbrücke)) und auch beim städtischen Obertor (Horní brána (Obertor)) entstand ein wirkungsvoller Schutz. Die Burg mit der Unterburg stehen eigentlich gegenüber der Stadt (das Ende eines Stadtteiles - Horní brána (Obertor) befindet sich in der selben Höhe wie der Eintritt zum ersten Burghof, durch das Flußtal getrennt). Diese Höhenkonfiguration findet ihren Ausdruck in zwei Dominanten, und zwar im Turm der Kirche St. Veit und dem Schloßturm. Der untere Teil der Stadt befindet sich in der Windstille der langen Südfront des Schlosses, das das flächenmäßig größte Schloß nach der Prager Burg in Böhmen ist. Die Unterburg, Latrán genannt (stammt vom lateinischen latus - Seite), ist typisch für die Burgen der Witigonen wie Rožmberk, Příběnice, Dívčí Kámen und sie besteht aus Häusern, die mit dem Mäander des Flusses paralell verlaufen.

Stadt Český Krumlov, Dominante des Schloss- und Kirchenturmes, foto:  V.Šimeček Stadt Český Krumlov, Dominante des Schloss- und Kirchenturmes, foto:  V. Šimeček

Latrán Nr. 104, Budějovická brána (Budweiser Tor), Ansicht in Richtung aus der Stadt Český Krumlov, foto:  Ladislav Pouzar Der Umriß der Stadt ist um den länglichen Stadtplatz konzentriert, von dem unregelmäßig Gassen in die folgenden Richtungen verlaufen: einerseits zum Horní Tor (Obertor), wo der Steg nach Přídolí und Vyšší Brod (Hohenfurt) führte, andererseits zum Kájovská Tor (Gojauer Tor), durch das ein Serpentinenweg nach Plešivec, weiter nach Kvítkův Dvůr und nach Chvalšiny führte und außerdem zum Dolní Tor (der Untere Tor) und über den Fluß und durch das Mostecká Tor (Brückentor) in Richtung Latrán führte (Geschichte der Tore und der Befestigung der Stadt Český Krumlov). Latrán war zuerst durch das Latránská Tor (Latráner Tor) abgeschlossen (an der Stelle des Wirtshauses "Zur Stadt Wien"), das in der Renaissancezeit das einzige erhalten gebliebene Budějovická Tor (Budweiser Tor) ersetzt hat. In Latrán (das einige Zeit lang getrennte Rechtsprechung hatte) entstand bei der Lazebnický Brücke (Baderbrücke) die Spitalkirche St. Jobst (Kirche St. Jobst in der Stadt Český Krumlov) und auf dem anderen Ende dann später im Jahre 1350 zwei Franziskanerklöster - nämlich das Minoritenkloster und das Klarissinnenkloster (Minoritenkloster in der Stadt Český Krumlov).

.. Kirche St. Veit in Český Krumlov, Ansicht vom Fluss Vltava (Moldau), foto:  Libor Sváček

Die städtische Kirche St. Veit (Kirche St. Veit in der Stadt Český Krumlov), analog der Lage der Burg auf einem in Richtung Fluß stark abschüssigen Hügel errichtet, wurde im Jahre 1439 in eine dreischiffige Hallenkirche mit einem der Auffassung von Parléř ähnelnden Netzgewölbe umgebaut. Vor dem Jahr 1500 entsteht die Rosenbergische Bauhütte, die die beiden Klöster umgebaut hat, bei St. Veit wölbt sie den Chor ein und 1514 - 1520 baute sie das Kaplanhaus (Horní Nr. 159), mit einer Attika mit Zinnen bekrönt, in Richtung Platz durch einen Erker betont. Im Innenraum blieb ein Zimmer mit profilierter Balkendecke sowie mit einer einmaligen Holzverkleidung der Wände erhalten. Decken mit profilierten Balken mit Eckklauendeckenvoluten und profilierter Abdeckung, manchmal mit Schnurmotiven, kommen in der Stadt in der Bürgerarchitektur vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts vor, und zwar nicht nur hier, sondern auch in der Umgebung, so wie in České Budějovice und Jihlava.

Latrán Nr. 50, Minoritenkloster, Ansicht vom Fluss Vltava (Moldau), foto:  Ladislav Pouzar

Schloss Nr. 59 - Kleine Burg, Gesamtansicht der Kleinen Burg mit dem Schlossturm Český Krumlov, Ansicht des Schlossturmes und der Stadt vom Rabenfelsen, foto:  Libor Sváček

Das Auftreten der Renaissance in die Stadt zeigte sich in den Sgraffito-Fassaden mit der Quadertektonik, aber auch mit figuralen Motiven, oft auch mit einem bunten Illusionsgemälde. Der italienischer Baumeister Baldassare Maggi d´Arogno, von Wilhelm von Rosenberg nach Český Krumlov eingeladen, baut im Jahre 1580 den gotischen Turm der Burg durch die Errichtung eines Säulenumgangs um und das Helmdach aus Kupfer schmückt er mit vergoldeten Türmchen und Wetterfahnen. Im Jahre 1588 baut er oberhalb der Probstei den Palast des Jesuitenkollegs (Horní Nr. 154) mit innerem Hof und drei Giebeln im Dach.

Stadt Český Krumlov, Ansicht des historischen Zentrums mit der Dominante der Kirche St. Veit, Foto: Lubor Mrázek

Italiener bleiben im Dienste des Dominiums wahrscheinlich auch nach dem Aussterben der Rosenberger in der Barockzeit. Im Jahre 1650 bauen die Geschwister Giovanni Battista und Antonio Perti das Jesuitenseminar (Horní Nr. 152), ein klassizistisch-barocker Bau einer Zweitrakt-Disposition mit einer Menge hoher toskanischer Pilaster, die den Arkadengang tragen. Das Objekt, heute das Bezirksheimatmuseum, wirkt jedoch im Panorama der Stadt zu sehr robust. Zu dieser Zeit werden auch die Fassaden einiger Häuser mit Pilastertektonik und Volutengiebeln ergänzt, es wird die Minoritenkirche umgebaut. Im Jahre 1717 entsteht auf dem Platz eine Mariensäule mit Statuen des bedeutenden Bildhauers Matěj Václav Jäckel.

.. Latrán Nr. 50, Minoritenkloster, Klosterkirche, Stirnwand, foto:  Ladislav Pouzar ..

Ende des 18. Jahrhunderts melden sich bereits die Anfänge der industriellen Produktion und der Papierproduzent J. J. Pachner baut hier einige Wohnhäuser für die Arbeiter, obwohl die volle Entwicklung der Papierproduktion, der Spinnerei sowie auch die Graphit- und Möbelproduktion erst in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts kommt. Nachdem der Barock abgeklungen war, brachte kein anderer Baustil mehr eine bedeutendere Architektur. Kleine Wohnbauten, später Villen ordnen sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im bedeutenden Maße dem Geschmack und Stil der deutschen Baukultur unter.

Náměstí Svornosti Nr. 5-6, Halbgesamtansicht der Fassade

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, besonders dann die 60er Jahre sind stilistisch ausdrucklos und vermissen wirkungsvolle Formen. Die modernistischen Ideen der Vorkriegszeit verloren ihre Energie in der Atmosphäre der ideologischen Spannung, die fern von Eleganz, Erhabenheit und Luxus war. Es ist die Zeit sozialen Baus, die jedoch in der kritischen Nachkriegszeit ein relativ gutes Wohnen sowie auch öffentliche Dienstleistungen sicherte. Nach einigen Bauten des konservativen "sozialistischen Realismus" wurden in Český Krumlov Wohnkomplexe mit lockerer Komposition gebaut, die sog. Siedlungen, wo die Objekte (nach schwedischem Vorbild) aus Betonplatten montiert wurden, ihre Architektur war sehr arm und die Dächer flach. Diese Siedlungen entstanden in Český Krumlov -Plešivec und Domoradice, wo sie zum Unglück sichtmäßig exponierte Anhöhen okkupieren.

Český Krumlov, Koexistenz der historischen und neuzeitlichen Architektur Český Krumlov, Wohnsiedlung Domoradice, Paneelbebauung, die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts

Bald nach der politisch-ökonomischen Wende im Jahre 1989 entstand als Wohnsiedlung Mír in Český Krumlov, neuzeitliche Architektur der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts Fortsetzung der Siedlung in Domoradice eine neue Wohnhausgruppe, die nach langer Zeit wieder einen wirkungsvollen, geschlossenen zetralen Raum mit kleinen Läden und mit Dienstleistungen schafft, und zum schönen Wohnen bestimmt ist. Die architektonische Auffassung ist abwechslungsreich, mit der Anwendung traditioneller Formen und verschiedener Farben (Architekt Brůha, Architekt Skalický). Später entstanden in Český Krumlov auch einzelne Bauten mit modernistischer Architektur, die an die Zeit des Funktionalismus anschließen. Ein neues Element sind die Segmentformen der Dächer und Mauern. Das erste plastisch aufgefaßte Gebäude war der Bau der Bezirksdirektion der Polizei (Architekt Zdvihal), es folgte die Autowerkstatt Ford (Architekt Kodeda), dann die elegant verglaste Konstruktion des Autosalons Škoda (Architekt Rampas). Formenmäßig strotzt das kleine, kultivierte Objekt der Telecom von Ideen (Architekt Jiřík, Architekt Mls).

(vs)

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