Geschichte der Malerei in der Stadt Český Krumlov
Ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der bildenden Kunst in Český Krumlov bildet die Entwicklung im Bereich der Malerei. Die Entwicklung der bildenden Kunst in dieser Stadt war eng mit der historischen Entwicklung von Český Krumlov verknüpft. Die erste Erwähnung über Český Krumlov stammt aus dem Jahre 1253 und bezieht sich auf die hiesige vom Krumauer Zweig der Witigonen gegründete Burg. Nachdem sie ausgestorben waren, ging der Besitz in die Hände der Herren von Rosenberg über, die unter dem böhmischen Adel einen der vordersten Plätze einnahmen. Die Rosenberger schufen schrittweise ein komplexes Dominium mit dem Zentrum in Český Krumlov, das ihre Residenzstadt war. Der Charakter des künstlerischen Schaffens wurde durch die Lage der Stadt beeinflußt, dank der österreichische und deutsche Anregungen eindringen konnten, aber vor allem durch die Anwesenheit eines bedeutenden adeligen Geschlechtes sowie auch durch das Wirken kirchlicher Institutionen, die in der mittelalterlichen Stadt unabkömmlich waren. In der Stadt befanden sich die Dekanatskirche St. Veit, das Minoriten- und Klarissinnenkloster ( Minoritenkloster in der Stadt Český Krumlov), ein Nonnenhaus und zwei Spitäler des hl. Jobst und der hl. Elisabeth, ferner natürlich die Krumauer Burg mit der St. Georgs-Kapelle. Diese Institutionen stellten die Hauptempfänger der Kunstwerke dar, die die Innenräume der Kirchen schmückten und die Gläubigen zu einer großen Frömmigkeit führen sollten.
Aus der Zeit des 14. Jahrhunderts blieb in Český Krumlov kein
Gemälde mit Ausnahme der Buchmalerei erhalten. Es handelt sich um
den bekannten Bilderkodex Liber depictus (Nationalbibliothek in
Wien), den die Krumauer Minoriten besaßen. Die Handschrift, die um
das Jahr 1350 entstand, hält biblische Szenen sowie Motive aus den
Legenden über die Heiligen fest. Das Werk beeinflußte auch die
Wandmalerei bedeutend, da für die böhmische gotische Malerei eine
gegenseitige Wirkung von der Buch-, Wand- und Tafelmalerei
charakteristisch war. Über das malerische Schaffen vor dem Jahre
1400 haben wir nicht viele Informationen, die über das Verhältnis
zwischen den aus Prag importierten Werken und der hiesigen
Produktion mehr aussagen würden. Die ersten Malerwerkstätten sind
in dem Krumauer Milieu erst im 15. Jahrhundert bezeugt. Die
Anforderungen an die Kunstwerke mußten in Hinsicht auf die
zahlreichen politischen und auch kulturellen Beziehungen der
Rosenberger zum Prager Königshof ziemlich anspruchsvoll sein.
Unter dem Einfluß der höfischen Frömmigkeit kam nach Český
Krumlov eine große Beliebtheit des Marienkultes sowie der Verehrung
der Landespatrone. Diese Tatsache erklärt, gemeinsam mit der
Orientierung der Rosenberger auf den Prager Hof, auch die große
Beliebtheit des Schönen Stils im Krumauer Milieu, die mit dem
Fortbestehen dieser Traditionen in diesem Bereich weit in das 15.
Jahrhundert reicht und dort ihren Höhepunkt findet. Für diesen
künstlerischen Stil ist die Betonung der idealen Schönheit der
Figur typisch, die vom irrealen Licht überflutet und in ein reich
gefaltetes Gewand gekleidet ist. Der Schöne Stil, der sich vor
allem auf die Abbildung der Jungfrau Maria bezog, entwickelte sich
in Böhmen ungefähr seit dem Ende der 80er Jahre des
14. Jahrhunderts und klang im ersten Viertel des folgenden
Jahrhunderts ab. In der Krumauer Region bleibt die Malerei jedoch
wesentlich länger unter diesem Einfluß, was mit der Entwicklung
dieses Gebietes in der Zeit der Hussitenkriege zusammenhängt.
Ulrich
II. von Rosenberg stand an der Spitze des katholischen Adels
und daher schloß er auf politischer und kultureller Ebene an die
Traditionen des Prager Könighofes an. Český Krumlov wurde damals
neben Plzeň (Pilsen) und teilweise auch České Budějovice (Budweis)
statt Prag das Zentrum des Landes. In die Stadt kamen viele
kirchliche Würdenträger, Adelige aber auch Künstler, die das
geistige Profil der Stadt bedeutend beeinflußten. Gerade in dieser
Zeit beginnen die ersten hiesigen Malerwerkstätten zu wirken. Die
Nachfrage nach Kunstwerken wurde hier durch das Hussitentum nicht
so gewaltig unterbrochen, wie es in anderen Gebieten der Fall
war.
Noch vor dem Ausbruch der
Hussitenkriege wurde am Anfang des 15. Jahrhunderts ein großartiger
Umbau der Kirche St. Veit begonnen (
Kirche St. Veit in der Stadt Český Krumlov). In diesem
Zusammenhang entstand wahrscheinlich das Wandgemälde in der kleinen
Kapelle oberhalb des nördlichen Einganges in die Kirche. Ein
hochqualitatives Wandgemälde, das die hl. Katharina darstellt,
datiert in die Jahren 1410-1420. Das Werk ist wahrscheinlich mit
den Gemälden im Augustiner Kloster in Třeboň verwandt, das von den
Rosenbergern im vorhergehenden Jahrhundert gegründet worden war.
Wahrscheinlich um das Jahr 1420 entstand das Tafelbild der Madonna
mit Kind der Roudnicer Art, mit einem breiten Rahmen mit gemalten
figuralen Motiven verziert, das für das Spital des hl. Jobst
bestimmt war (Prag, Nationalgalerie). Ein weiteres malerisches
Kunstwerk aus dieser Zeit ist auch das Tafelbild der 7 Schmerzen
Mariens aus Křížová hora (Kreuzberg)(Wien, Kunsthistorisches Museum
), das ursprünglich für die Kirche St. Veit bestimmt war.
An der Neige der 20er Jahre des 15. Jahrhunderts treffen wir in Český Krumlov bereits die Werke einer wahrscheinlich hiesigen Malerwerkstätte an, deren Stil vom anonymen Meister des Altars in Zátoň bestimmt wurde. Sein Werk ist der Altar der Kirche des hl. Johannes des Täufers in Zátoň (Prag, Nationalgalerie). Die bemalten Tafeln beziehen sich mit ihrem Motiv auf die innere Ähnlichkeit der Leiden des hl. Johannes des Täufers und der Passion Christi. Dieser Künstler war keine erstrangige Persönlichkeit, aber er beeinflußte mit seinem Schaffen, das an die böhmische Tafelmalerei des ersten Viertels des 15. Jahrhunderts anschloß, die weitere Entwicklung der heimischen malerischen Produktion. Sein Einfluß kam teilweise auch in der Ausschmückung des Krumauer Hauses
Latrán Nr. 15 zur Geltung, in dessen Erdeschoß sich eine
Hauskapelle befindet, die wahrscheinlich in den 30er Jahren des 15.
Jahrhunderts mit den Wandgemälden der böhmischen Patrone geschmückt
wurde, was wieder auf die Zuneigung zu den Ideen Karl IV. hinweist.
In diesem Haus weilte anscheinend ein hoher kirchlicher
Würdenträger, der Bechyněer Archidiakon Jan z Lopřetic, der also
die Wandgemälde bestellt haben könnte. Das Schaffen des Meisters
des Altars von Zátoň klang in den 40er Jahren des 15. Jahrhunderts
in seinem Votivaltar in Přední Výtoň ab (Praha, Nationalgalerie),
wo das Thema des hl. Johannes des Täufers auftaucht. Der Donator
des Altars war wahrscheinlich Jan Rous z Čemin, der in den Diensten
der Rosenberger wirkte. Mit dem Schaffen dieses Künstlers ist auch
der Altar von Reininghaus lose verbunden (Prag, Nationalgalerie) -
mit bemalten Tafeln, die die Kreuzigung und Heilige darstellen. Der
Altar öffnete, trotz seiner minderen Qualität, den Weg zur weiteren
Entwicklung der Krumauer
Malerei. Interessant ist auch sein Zusammenhang mit den Malereien
im Gebetbuch von Johann von Rosenberg, das um das Jahr 1450
entstand und fünf ganzseitige Bilder enthält, nämlich die
Kreuzigung, Christus im Grab, die heilige Dreifaltigkeit und
Heilige. Die vorherigen Werke beeinflußten auch die Wandgemälde an
der Nordwand des Schiffes der Kirche St. Veit, die in den 50er
Jahren des 15. Jahrhunderts geschaffen wurden. Die Szene stellt die
Kreuzigung mit der Jungfrau Maria, den hl. Johannes und Matthäus
sowie mit zwei Donatoren dar, die hypothetisch Ulrich II. von
Rosenberg mit Gemahlin sein könnten.
In den 50er Jahren des 15. Jahrhunderts fand wahrscheinlich das Schaffen einer weiteren Krumauer Werkstatt seinen Höhepunkt, und zwar des Meisters der Kreuztragung aus Vyšší Brod (Hohenfurt), der für das Kloster in Vyšší Brod den Altar mit den Motiven Marias und Christi schuf. Auch dieser Künstler hielt sich an die traditionelle Linie der Malerei des ersten Viertels des 15. Jahrhunderts, um österreichische Anregungen bereichert. An die fortgeschrittene Entstehungszeit erinnert jedoch der Schematismus sowie die Ausdrucklosigkeit. In diesem Zeitabschnitt entstanden auch zwei weitere Tafelbilder, die mit Český Krumlov verbunden sind. Es handelt sich um den Švamberger Besuch, anläßlich der Verlobung von Hynek von Švamberk (Schwanberg) mit Lidmila von Rosenberg gemalt und die Madonna aus dem Minoritenkloster (Prag, Nationalgalerie). Das Tafelgemälde der Minoriten-Madonna entstand wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Besuch des berühmten Ordenspredigers Jan Kapistrán im Jahre 1451. Das Tafelgemälde hält die Madonna in Roudnicer Art fest, mit einem bemalten Rahmen, der mit den Figuren der Ordensheiligen, Engel und Propheten verziert ist. Beide Bilder weisen auf den retrospektiven und konservativen Charakter des hiesigen künstlerischen Schaffens hin, das sich mit Vorliebe den Marienmotiven zuwendet und sich auf das Abbilden von idealisierten Figuren, die aus einem konkreten Milieu herausgerissen sind, konzentriert. Es ist interessant, daß die Krumauer Künstler die neuen inspirativen Anregungen aus dem unweiten Donauland nicht akzeptierten und die hier starken Traditionen des Schönen Stils nicht überschritten. Neue spätgotische Anregungen zeigten sich vor allem in der Architektur und in der Bildhauerei, während sich die Malerei immer nach der Tradition richtete. Das künstlerische Schaffen ist in dieser Zeit vor allem anonym. Nur aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kennen wir die Namen zweier Krumauer Maler, die in der Stadt ein Bürgerhaus besaßen. Es handelte sich um die Maler Jindra und Vít.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden in Český Krumlov einige Wandgemälde, die noch immer im Geiste des alten Schaffens aufgefaßt wurden. Zwischen den Jahren 1460-1470 wurde in der Kirche St. Veit in der Nachbarschaft alter Gemälde eine Gruppe von Heiligen gemalt. Das Werk wurde anscheinend wieder von der damaligen Tafelmalerei beeinflußt. Mit Gemälden wurde auch das Gebäude der Prälatur neben der Kirche geschmückt, wo Gemäldereste entdeckt wurden, die den Gekreuzigten und Assumpta (Mariä Himmelfahrt) darstellen. Aus den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts stammt auch ein motivmäßig einigermaßen unklares, in Fragmenten erhalten gebliebenes Wandgemälde auf der Fassade des Hauses Soukenická Nr. 35. In der unteren Partie sind der heilige Bischof sowie St. Florian zu sehen. Oberhalb von ihnen befinden sich ein Pferd in der Wiege und eine vermummte Figur. Das Gemälde hat wahrscheinlich einen politisch-kirchlichen Unterton. Nach dem Jahre 1470 sinkt die Bedeutung von Český Krumlov als künstlerisches Zentrum, wozu auch ein vorübergehender Rückzug der Rosenberger aus dem politischen und kulturellen Leben des Landes beigetragen hatte. Die Initiative im Bereich der Malerei und der Bildhauerei übernahm allmählich die königliche Stadt České Budějovice, wo es zu einer einmaligen Synthese der Traditionen des Schönen Stils und der spätgotischen Anregungen kam, die aus den österreichischen Ländern und aus Schwaben nach Südböhmen kamen.
Während sich die gotische Malerei vorwiegend auf Werke mit
sakraler Thematik konzentrierte, brachte die Renaissance eine Wende
in Richtung weltliches Milieu. Die malerische Ausschmückung
konzentrierte sich im 16.
Jahrhundert vor allem auf das Krumauer Schloß, das von einer
mittelalterlichen Burg in einen bequemen und repräsentativen
Renaissance-Sitz umgebaut wurde, sowie auf Bürgerhäuser. Der
vorletzte Rosenberger Herrscher, Wilhelm von Rosenberg (1535-1592),
begann unter der Führung italienischer Meister Mitte der 70er Jahre
des 16. Jahrhunderts mit umfangreichen Umbauarbeiten im
Renaissance-Stil in seinem gotischen Sitz, der seinen (Renaissanceumbauten
des Schlosses Český Krumlov). Im Gegensatz zum vorherigen
Zeitabschnitt inspirierte sich die Malerei vor allem am
norditalienischen Schaffen, was mit der allgemeinen kulturellen
Orientierung des böhmischen Adels zusammenhing, der auf seine Sitze
direkt italienische oder unter italienischem Einfluß arbeitende
Künstler einlud. In den Diensten der Rosenberger wirkten einige
Maler, von denen die bekanntesten Gabriel
de Blonde und Bartoloměj
Beránek-Jelínek sind. Der Maler, einer nicht näher bekannten
Abstammung, Gabriel de Blonde schuf in den 70er Jahren des 16.
Jahrhunderts in den Rosenbergischen Räumen Wandgemälde mit
mythologischer Thematik sowie Themen aus dem alten Testament, die
die katholischen Positionen Wilhelms von Rosenberg und seine
Sehnsucht zum Ausdruck brachte, einen Sohn-Erben zu bekommen und
somit die Fortsetzung für sein Geschlecht zu sichern. Dieser Maler
beteiligte sich auch an den Fassadengemälden der Burggrafschaft
(Schloß
Nr. 59 - Neue Burggrafschaft), die im Jahre 1578 errichtet
wurde. Die im Stil chiaroscuro durchgeführten Gemälde (Malerei in
verschiedenen Tönen der grauen Farbe) halten architektonische,
ornamentale und figurale Motive mit biblischer und mythologischer
Thematik fest. Die Gemälde sind leider heute durch die Bemühung
gezeichnet, sie im 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts zu
restaurieren. Gabriel de Blonde beteiligte sich auch an der
Ausschmückung des III. Schloßhofes im Jahre 1577 (Wandmalereien
des III. Schloßhofes des Schlosses Český Krumlov). An den mit
buntem Sgraffito bedeckten Wänden (geometrische oder andere in den
feuchten Verputz gekratzte Motive) erblicken wir Gemälde mit
architektonischen und figuralen Motiven, die sich besonders auf die
Mythologie und die römische Geschichte beziehen. Die Ausschmückung
des IV. Schloßhofes, der auch mit dem farbigen Sgrafitto bedeckt
ist, inspirierte sich an den Metamorphosen Ovids, außer denen hier
noch die Abbildungen der Sieben Tugenden sowie der Planeten
vertreten sind. (Wandmalereien
des IV. Hofes des Schlosses Český Krumlov).
Hier ist besonders eindeutig, wie sich die Thematik der Gemälde im Vergleich zur Gotik von den vorwiegend kirchlichen Motiven zu mythologischen und historischen, aus der Antike schöpfenden Motiven und zu Inspirationen aus dem Bereich der Astrologie und Alchimie entwickelte.
Ein weiteres Werk, diesmal
von einem hiesigen im Dienste der Rosenberger wirkenden Maler
namens Bartoloměj Beránek-Jelínek (wahrscheinlich 1565-1625) ist
die etwas später entstandene malerische Ausschmückung der Kleinen
Burg und des Schloßturmes aus den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts,
wo wieder architektonische und figurale Motive überwiegen.
(
Schloß Nr. 59 - Kleine Burg, Schloß
Nr. 59 - Schloßturm). Dieser Künstler, der auch im Schloß
Bechyně wirkte, ließ sich in Český Krumlov nieder, wo er ein Haus
besaß. Auf dem Krumauer Hof wirkte seit den 80er Jahren des 16.
Jahrhunderts zum Beispiel auch der Maler Max Stolting, der sich mit
dem Malen der Wappen, mit der Vergoldung und den Anstricharbeiten
befaßte, ohne Ambitionen auf ein eigenes künstlerisches Schaffen zu
haben. Es handelte sich eher um einen fähigen Handwerker, der die
üblichen Malerarbeiten im Schloß besorgte. Für die Renaissance ist
die Errichtung der repräsentativen Galerien der Adelsfamilien
typisch. Eine ähnliche Poträt-Sammlung besaßen auch die
Rosenberger, ihren wesentlichen Teil nahm jedoch
Polyxena von
Rosenberg, geb. von Pernstein, die Witwe nach Wilhelm von
Rosenberg, in ihren neuen Sitz in Roudnice nad Labem mit, wo die
Bilder ein Bestandteil der berühmten Lobkowicer Sammlung wurden und
heute im Schloß Nelahozeves untergebracht sind.
Das malerische Schaffen beschränkte sich nicht nur auf das
Krumauer Schloß, sondern es entwickelte sich auch in der Stadt im
Zusammenhang mit dem Umbau der Bürgerhäuser, die sich auf die
Befriedigung höherer Wohnansprüche konzentrierten. Die
Ausschmückung betraf sowohl die Fassaden als auch die Innenräume
der bedeutenden Zimmer, die über die Position und das Vermögen
ihrer Eigentümer Auskunft geben. Die Front der Häuser, aber auch
beider Brauereien und des Jesuitenkollegs wurde mit verschiedenen
Arten der Sgrafitto-Ausschmückung bedeckt, die im böhmischen Milieu
sehr beliebt war. Ihr Ursprung ist in Norditalien zu suchen.
Interessante Wandgemälde blieben zum Beispiel an dem bekannten Haus
von Krčín,
Kájovská Nr. 54, Na Louži erhalten, das dem Rosenbergischen
Regenten Jakub Krčín z Jelčan gehörte. An der Fassade des Hauses
sehen wir illusionistische Gemälde mit ornamentalen,
architektonischen und figuralen Motiven, die in horizontale
Streifen und Rahmen gestaltet sind. Aus den gemalten Fenstern im
oberen Teil der Front schauen Menschen in die Straße, aber zum
Beispiel auch ein Affe. Das beliebte Motiv der Renaissancemalerei,
die Zehn Veränderungen des menschlichen Alters, schmückt das
Bürgerhaus
Latrán Nr. 53. Einen Beleg für die reiche malerische
Ausschmückung der Innenräume gibt es im Haus
náměstí Svornosti Nr. 14, wo an den Wänden des Treppenhauses
sowie in zwei repräsentativen Räumen im ersten Stock teilweise
Gemälde erhalten blieben. Die Gestaltung der Bürgerhäuser wurde
nicht nur stark durch die wirtschaftliche Prosperität beeinflußt,
die die Stadt während der Zeit der Regierung der letzten
Rosenberger erlebte, sondern vor allem durch die Anregungen, die in
das städtische Milieu aus dem Krumauer Schloß durchdrangen. Im
Bereich der Malerei überwogen in Český Krumlov italienische
Inspirationsquellen, was mit der allgemeinen Kulturorientierung der
damaligen Zeit zusammenhing. Die Künstler wurden entweder direkt
aus dem Ausland berufen oder aber es wirkten hier auch hiesige
Künstler, die zumindest die italienischen Einflüssen vermittelt
bekommen haben.
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Im Laufe des 17. Jahrhunderts kam in das Milieu von Český Krumlov der Barock, der die Gestaltung sowie das Aussehen der Schloßresidenz und auch der ganzen Stadt beeinflußte. Nach einer zwanzigjährigen Periode der kaiserlichen Verwaltung der Krumauer Herrschaft, die Peter Wok von Rosenberg im Jahre 1602 an Kaiser Rudolf II. von Habsburg übergab, übernahm den Besitz das steirische Geschlecht der Eggenberger. Während der Zeit der Regierung des letzten Eggenbergers, Johann Christian I. (1641-1710) und seiner gebildeten Gemahlin Marie Ernestine von Eggenberg, geborene zu Schwarzenberg, die sich in Český Krumlov niederließen, wo sie einen prunkvollen Hof errichteten, kam es zu bedeutenden barocken Umbauten des Krumauer Schlosses aber auch der kirchlichen Bauten in der Stadt. (Barockumbauten des Schlosses Český Krumlov).
In den Diensten des
Fürsten Johann Christian I. von Eggenberg wirkten einige Hofmaler,
die sich auch an der Ausschmückung der Innenräume des Schlosses und
der Kirchen in der Stadt und in der Umgebung beteiligten. Die
meisten von ihnen kamen aus Österreich, ihr Schaffen überschritt
jedoch nicht den damaligen Durchschnitt. Der bedeutendste von ihnen
war Jindřich
de Veerle, der aus Linz nach Český Krumlov kam. Sein Schaffen
bestand nicht nur im Poträtieren des fürstlichen Ehepaares sowie
von dessen Verwandten, sondern auch im Fertigen von gemalten
Landkarten der Herrschaft und auch der Kulissen für das
Schloßtheater, das im Zentrum des Interesses des Fürsten und seiner
Gemahlin stand. Die ersten Theaterkulissen malte bereits etwas
früher der Salzburger Maler Johann
Martin Schaumberger, der im Jahre 1675 im sog. Goldenen Saal
die Theaterszene erbaute, diese wurde jedoch später in das neue
Gebäude hinter dem Burggraben übertragen. Die Kulissen stellten
eine typische Ausstattung des barocken Theaters dar, wie z. B.
Himmel, Hölle, Meer, felsige Landschaft und weitere. Wie es in der
damaligen Zeit üblich war, führte Jindřich de Veerle im Schloß auch
verschiedene Vergoldungs-, Anstrich- und Dekorateurarbeiten durch
und dabei lehrte er auch begabte Schüler. Der Maler arbeitete auch
für die Krumauer Jesuiten, Minoriten und Klarissinnen, für die er
Altarbilder und Wandgemälde schuf. Für den Barock ist das Interesse
am Glauben charakteristisch, was sich auch im malerischen Schaffen
widerspiegelte.
Ein weiterer Maler in den Diensten der Eggenberger war Matěj Leutner aus Hall in Tirol, der Bilder mit mythologischen Themen malte. Zu seinen Werken gehören aber auch die Bilder St. Veit und Mariä Himmelfahrt, die für den frühbarocken Hauptaltar in der Kirche St. Veit geschaffen wurden. Relativ oft arbeiteten für die Schloßresidenz auch die Maler aus der Krumauer Familie Aneis, die sich allerdings außer dem Malen der Kulissen und Sonnenuhren eher auf die Vergoldungs- und Anstricharbeiten konzentrierten. Aneis stellten wieder eher fähige Handwerker als Künstler dar. In den Diensten der Eggenberger wirkten noch weitere Maler, während ihres meistens kurzen Aufenthaltes in Český Krumlov entstand jedoch kein bedeutenderes Werk.
Ein reges künstlerisches
Leben herrschte in Český Krumlov auch zur Zeit der Schwarzenberger,
die nach dem Tode der Fürstin Marie Ernestine von Eggenberg (1719)
den umfangreichen Besitz der Eggenberger geerbt haben. Die
Schwarzenberger beschäftigten auch Hofmaler und pflegten die
Bildergalerie, die Repräsentativzwecken gedient hat. Die
bedeutendsten malerischen Denkmäler sind mit der Person des Fürsten
Joseph Adam zu Schwarzenberg (1722-1782) verbunden, als in die
Residenzstadt die Einflüsse des späten Wiener Barocks sowie des neu
entstehenden Rokoko durchdringen. Der barocke Aristokrat Joseph
Adam zu Schwarzenberg, der ein reges gesellschaftliches Leben
führte, interessierte sich außerordentlich für Musik, Theater und
Bauwesen. Er war es, der im Jahre 1748 den Bau des
Maskensaales veranlaßte, welcher für gesellschaftliche Anlässe
dienen sollte. Die Wände des Saales schmückte mit seinen
illusionistischen Gemälden der sonst nicht näher bekannte, aus Wien
berufene Maler,
Josef
Lederer aus. Die Anfänge dieser Art von Gemälden sind in den
italienischen Wandgemälden des 17. Jahrhunderts zu suchen, für die
es typisch war, die Fläche des Gewölbes bis in den imaginären Raum
der Himmelssphären zu öffnen. Die Gemälde im Maskensaal ersetzten
völlig die architektonische Ausschmückung des Raumes. Die Wände
öffnen sich dank den illusionistischen Gemälden in die freie
Landschaft und in die Logen und Galerien, die von einer
aristokratischen Karnevalsgesellschaft gefüllt sind. Unter den
Teilnehmern an dem fiktiven Ball sind Adelige als Türke, Chinese,
Jäger, Soldat, Gärtnerin sowie eine ganze Reihe weiterer Figuren
aus der iteliaenischen Komödie dell`arte zu finden. Auch eine Schar
Neugieriger, die die sich unterhaltende aristokratische
Gesellschaft beobachten, fehlt nicht. Die Illusion der Gemälde
verstärken auch einige Details, wie z. B. gemalte abgelegte
Musikinstrumente und Kostüme oder aber auch die sich aus den
gemalten Logen usw. hinausbeugenden Personen. Die Ausschmückung des
Maskensaales ist im böhmischen Milieu bezüglich ihrer Qualität und
auch des Motivs außerordentlich.
Einen außerordentlichen Raum für das gesellschaftliche Leben stellte auch der Schloßgarten dar, wo verschiedene Feste stattgefunden haben. Im Zusammenhang mit den Änderungen des Schloßgartens, der einen unentbehrlichen Teil einer aristokratischen Residenz bildete, kam es in den Jahren 1755 - 1757 auch zum Umbau des sich dort befindenden Lustschlosses Bellarie. Die Innenräume dieses luftigen Gartenbaus schmückte mit feinen Rokokogemälden der Maler František Jakub Prokyš (1713-1791) aus, der in den Diensten der Schwarzenberger gewirkt hat. In seinem Schaffen, das sich nicht nur auf die Residenzstadt beschränkte, sondern auch in der Umgebung von Český Krumlov anzutreffen ist, überwiegen die Einflüsse des süddeutschen Rokoko und indirekt auch der galanten französichen Malerei. Das Deckengemälde im oberen Saal der Bellarie stellt den blauen Himmel dar, wo unter den fliegenden Vöglein eine Amorgruppe mit einem Blumenkranz schwebt. Die Wände des Saales schmücken Vasen, Blumengirlanden (ein dekorativer Streifen aus Blumen oder Obst) sowie auch gemalte die Stukkatur nachahmende Ornamente. Im nächsten Raum bildete der Maler die Allegorie der Sieben freien Künste ab, die von Rokoko-Paaren, die sich mit Musik, Geometrie usw. beschäftigen, dargestellt werden. František Jakub Prokyš schmückte auch das Gartenhaus aus, auf dessen Gewölbe er die Allegorie der Vier Jahreszeiten gemalt hat, die als Paare von Jungen dargestellt sind, welche in den Händen die für die entsprechende Jahreszeit charakteristischen Attribute (typischer Gegenstand) halten.
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Zum Höhepunkt der baulichen Bemühungen des Fürsten Joseph Adam zu Schwarzenberg und seiner Vorliebe für Theater wurde der umfangreiche Umbau des Schloßtheaters, der im Jahre 1766 beendet wurde (Schloßtheater in Český Krumlov). Den Innenraum des Theaters schmückten mit ihren Wandgemälden die Wiener Maler Hans Wetschl und Leo Märkl aus, die auch die Theaterdekorationen gefertigt haben und sich an der malerischen Gestaltung des Goldenen Saals des Schlosses beteiligten. Beide Künstler arbeiteten unter dem direkten Einfluß des bedeutendsten und begehrtesten Theaterszenographen seiner Zeit, nämlich Giuseppe Galli-Bibiena. An den Wänden des Zuschauerraumes bildeten sie Blumen- und Musikstillleben in gemalten Rahmen ab, die die Stukkatur und architektonische Elemente nachgeahmt haben. Das Deckengemälde hält den Sieg der Musen über die Unwissenheit fest. Die Bühnengemälde gehen in die Ausschmückung des Proszeniums über, damit ein vereinter illusionistischer Raum geschaffen ist, in dem der Zuschauerraum und die Bühne verschmelzen und somit den Eindruck des Zuschauers aus der Theatervorstellung verstärkt wird. Die Maler Jan Wetschl und Leo Märkl schufen ebenfalls den Theatervorhang mit der Darstellung der Verherrlichung der Sieben freien Künste und zu ihren Werken gehören auch die Theatermethamorphosen, die z. B. ein Militärlager, einen Hafen, einen Wald, ein bürgerliches Zimmer, ein Kabinett usw. festhalten. Das Krumauer Schloßtheater ist neben dem schwedischen Drottningholm ein europäisches Unikat in Punkto Qualität und Erhaltung.
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Im 18. Jahrhundert konzentrierte sich das malerische Schaffen im städtischen Milieu auf kirchliche Institutionen, aber auch auf den Frontseiten der bürgerlichen Häuser, die im Barockstil umgebaut wurden, kam es zur Geltung. In Stukkaturrahmen entstanden auf den Frontseiten der Häuser zahlreiche Bilder der Jungfrau Maria oder der Heiligen, die in der Stadt beliebt waren und die ein Ausdruck der barocken Frömmigkeit waren. In dem Jahre 1769 kam es zu Umbauten im Gebäude der Prälatur ( Horní Nr. 155), bei denen der Schwarzenbergische Maler František Jakub Prokyš den Hauptsaal mit feinen Rokokogemälden verziert hat. Der Künstler schmückte im Jahre 1777 auch die Kapelle Vzkříšení (Auferstehung) in der nahen Kirche St. Veit. Die Wandgemälde in der Kapelle stellen die Altararchitektur dar. Etwas später, im Jahre 1781, entstand auch das Deckengemälde auf der Südseite des Presbyteriums, das eine Szene aus der Legende des hl. Veit festhält, welches von einem weiteren Rokoko-Maler Namens V. Tschopper geschaffen wurde. Ein Werk dieses Künstlers war auch die malerische Ausschmückung der Kapelle des hl. Wolfgang im Minoritenkloster, die motivmäßig aus der Legende des Heiligen schöpfte. Mit diesen späten Werken schloß sich das malerische Barock- und Rokoko-Schaffen in Český Krumlov, das besonders mit dem Milieu der Krumauer Schloßresidenz während der Herrschaft des Fürsten Joseph Adam zu Schwarzenberg verbunden war, und das seinen Höhepunkt in der Ausschmückung des Maskensaales sowie des barocken Schloßtheaters erreichte. Im folgenden 19. Jahrhundert orientierte sich die Aufmerksamkeit der Schwarzenberger vor allem auf das Schloß Hluboká nad Vltavou, wohin die fürstliche Familie übersiedelte und die künstlerischen Aktivitäten in Český Krumlov, einschließlich der Malerei, verloren an Intensität und lösten sich allmählich auf. In dieser Zeit widmeten die Schwarzenberger ihre Aufmerksamkeit eher den ökonomischen Aktivitäten und ihre künstlerischen Interessen traten somit in den Hintergrund.
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Im 19. Jahrhundert wirkten in Český Krumlov im Dienste der
Schwarzenberger noch zwei wichtigere Maler: Ferdinand Runk und
Charles Louis Philippot. Der Landschaftsmaler Ferdinand
Runk (1764-1834) war ein Schüler der Wiener Akademie. Als
Hofmaler befaßte er sich vor allem mit dem Malen von
Aquarellzyklen, die verschiedene Orte der Schwarzenbergischen
Herrschaften festhielten, zu denen auch Český Krumlov gehörte.
Ferdinand Runk wirkte auch als Lehrer der begabten Fürstin Pauline
zu Schwarzenberg, die sich unter seiner Führung dem Malen von
Veduten (Blick in die Landschaft) widmete. Der nächste Hofmaler
Charles
Louis Philippot (1839-1859) war französicher Abstammung, wirkte
einige Zeit in Linz, und von dort berief ihn Fürst Johann Adolf zu
Schwarzenberg in seine Dienste. Der Maler befaßte sich während
seines langfristigen Aufenthaltes in Český Krumlov mit seinem
ursprünglichen Schaffen, weiters mit dem Kopieren und Restaurieren
alter Bilder. In seine Kompetenzen gehörte auch die Pflege der
Schloßgemäldegalerie,
wo sich außer den ursprünglichen Werken vor allem Kopien
niederländischer sowie auch anderer Maler aus dem 17. - 19.
Jahrhundert befanden. In seinem Atelier entstand eine ganze Reihe
von Porträts der einzelnen Schwarzenberger, aber auch der Krumauer
Bürger, die die Dienste des begehrten Hofmalers suchten. Das 19.
Jahrhundert stellt im Zusammenhang mit dem wachsenden Einfluß der
Bürger die goldene Zeit des bürgerlichen Porträts dar, das nach dem
aristokratischen Vorbild zur Repräsentation der Familie dient.
Außer den Porträts widmete sich Charles Louis Philippot auch dem
Malen von Altarbildern, die zum Beispiel die Schloßkapelle (das
Marienbild auf dem Hauptaltar), die Kirche St. Veit (zum Beispiel
das Bild des hl. Johann Nepomuk in der gleichnamigen Kapelle) sowie
auch zahlreiche Kirchen in der Krumauer Region schmücken. Nach der
Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in Český Krumlov kein
bedeutenderes malerisches Werk mehr. Neue Bilder, gewöhnlich
durchschnittlicher Qualität oder vorgemalt, bestellten vor allem
kirchliche Institutionen, wie zum Beispiel die Kirche St. Veit oder
das Minoritenkloster. Das anregungsvolle Zusammenleben des
malerischen Schaffens auf dem Schloß und in der Stadt gelangte im
Laufe des 19. Jahrhunderts schnell zu seinem Ende.
Den Charakter des
künstlerischen Schaffens in Český Krumlov einschließlich der
Malerei beeinflußte die Tatsache, daß es sich um eine Residenzstadt
handelte, wo nur mit einigen wenigen Lücken bedeutende adelige
Geschlechter ihren Sitz hatten, nämlich die Geschlechter der
Rosenberger, Eggenberger und Schwarzenberger. Gerade aus dem Milieu
der Residenz kamen kulturelle Anregungen, oft von ausländlichen
Inspirationen beeinflußt (österreichische, deutsche, italienische),
in die anliegende Stadt. Dies geschah dank den Künstlern, die
sowohl für den Hof als auch für die Stadt gearbeitet haben und
somit die Qualität des hiesigen Schaffens beeinflußten. Zu einer
Änderung kam es erst im Zusammenhang mit dem Umzug der
Schwarzenberger nach Hluboká nad Vltavou, wodurch die
jahrhundertelange Kontinuität der Residenzstadt unterbrochen
wurde.
(zp)
Weitere Informationen:
- Bildende Künstler der Stadt Český Krumlov
- Ikonographie der Stadt Český Krumlov
- Geschichte der Malerei in der Region Český Krumlov