Architektur in der Stadt Český Krumlov
Die Burg und die Stadt
entstanden in der Mitte des 13. Jahrhunderts an einer einzigartigen
Stelle zweier Vltava(Moldau)-Mäander. Daher auch der Name "die
krumme Au". Der Wasserstrom modellierte ein tiefes Tal, enthüllte
Felsmassive und der Moldaustrom berührt im Mäander fast sich
selbst. Die Felsmassive fallen stark zum inneren Bogen des Flusses
ab, und zwar sowohl bei der Burg als auch in der Stadt. Mittels
Durchbruch bei der Mantelbrücke (Plášťový
most (Die Mantelbrücke)) und auch beim städtischen Obertor
(Horní
brána (Obertor)) entstand ein wirkungsvoller Schutz. Die Burg
mit der Unterburg stehen eigentlich gegenüber der Stadt (das Ende
eines Stadtteiles - Horní brána (Obertor) befindet sich in der
selben Höhe wie der Eintritt zum ersten Burghof, durch das Flußtal
getrennt). Diese Höhenkonfiguration findet ihren Ausdruck in zwei
Dominanten, und zwar im Turm der Kirche St. Veit und dem
Schloßturm. Der untere Teil der Stadt befindet sich in der
Windstille der langen Südfront des Schlosses, das das flächenmäßig
größte Schloß nach der Prager Burg in Böhmen ist. Die Unterburg,
Latrán genannt (stammt vom lateinischen latus - Seite), ist typisch
für die Burgen der Witigonen wie Rožmberk, Příběnice, Dívčí Kámen
und sie besteht aus Häusern, die mit dem Mäander des Flusses
paralell verlaufen.
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Der Umriß der Stadt ist um
den länglichen Stadtplatz konzentriert, von dem unregelmäßig Gassen
in die folgenden Richtungen verlaufen: einerseits zum Horní Tor
(Obertor), wo der Steg nach Přídolí und Vyšší Brod (Hohenfurt)
führte, andererseits zum Kájovská Tor (Gojauer Tor), durch das ein
Serpentinenweg nach Plešivec, weiter nach Kvítkův Dvůr und nach
Chvalšiny führte und außerdem zum Dolní Tor (der Untere Tor) und
über den Fluß und durch das Mostecká Tor (Brückentor) in Richtung
Latrán führte (Geschichte
der Tore und der Befestigung der Stadt Český Krumlov). Latrán
war zuerst durch das Latránská Tor (Latráner Tor) abgeschlossen (an
der Stelle des Wirtshauses "Zur Stadt Wien"), das in der
Renaissancezeit das einzige erhalten gebliebene Budějovická Tor
(Budweiser Tor) ersetzt hat. In Latrán (das einige Zeit lang
getrennte Rechtsprechung hatte) entstand bei der Lazebnický Brücke
(Baderbrücke) die Spitalkirche St. Jobst (Kirche
St. Jobst in der Stadt Český Krumlov) und auf dem anderen Ende
dann später im Jahre 1350 zwei Franziskanerklöster - nämlich das
Minoritenkloster und das Klarissinnenkloster (Minoritenkloster
in der Stadt Český Krumlov).
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Die städtische Kirche St. Veit (Kirche St. Veit in der Stadt Český Krumlov), analog der Lage der Burg auf einem in Richtung Fluß stark abschüssigen Hügel errichtet, wurde im Jahre 1439 in eine dreischiffige Hallenkirche mit einem der Auffassung von Parléř ähnelnden Netzgewölbe umgebaut. Vor dem Jahr 1500 entsteht die Rosenbergische Bauhütte, die die beiden Klöster umgebaut hat, bei St. Veit wölbt sie den Chor ein und 1514 - 1520 baute sie das Kaplanhaus (Horní Nr. 159), mit einer Attika mit Zinnen bekrönt, in Richtung Platz durch einen Erker betont. Im Innenraum blieb ein Zimmer mit profilierter Balkendecke sowie mit einer einmaligen Holzverkleidung der Wände erhalten. Decken mit profilierten Balken mit Eckklauendeckenvoluten und profilierter Abdeckung, manchmal mit Schnurmotiven, kommen in der Stadt in der Bürgerarchitektur vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts vor, und zwar nicht nur hier, sondern auch in der Umgebung, so wie in České Budějovice und Jihlava.
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Das Auftreten der Renaissance in die Stadt zeigte sich in den Sgraffito-Fassaden mit der Quadertektonik, aber auch mit figuralen Motiven, oft auch mit einem bunten Illusionsgemälde. Der italienischer Baumeister Baldassare Maggi d´Arogno, von Wilhelm von Rosenberg nach Český Krumlov eingeladen, baut im Jahre 1580 den gotischen Turm der Burg durch die Errichtung eines Säulenumgangs um und das Helmdach aus Kupfer schmückt er mit vergoldeten Türmchen und Wetterfahnen. Im Jahre 1588 baut er oberhalb der Probstei den Palast des Jesuitenkollegs (Horní Nr. 154) mit innerem Hof und drei Giebeln im Dach.
Italiener bleiben im Dienste des Dominiums wahrscheinlich auch nach dem Aussterben der Rosenberger in der Barockzeit. Im Jahre 1650 bauen die Geschwister Giovanni Battista und Antonio Perti das Jesuitenseminar (Horní Nr. 152), ein klassizistisch-barocker Bau einer Zweitrakt-Disposition mit einer Menge hoher toskanischer Pilaster, die den Arkadengang tragen. Das Objekt, heute das Bezirksheimatmuseum, wirkt jedoch im Panorama der Stadt zu sehr robust. Zu dieser Zeit werden auch die Fassaden einiger Häuser mit Pilastertektonik und Volutengiebeln ergänzt, es wird die Minoritenkirche umgebaut. Im Jahre 1717 entsteht auf dem Platz eine Mariensäule mit Statuen des bedeutenden Bildhauers Matěj Václav Jäckel.
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Ende des 18. Jahrhunderts melden sich bereits die Anfänge der industriellen Produktion und der Papierproduzent J. J. Pachner baut hier einige Wohnhäuser für die Arbeiter, obwohl die volle Entwicklung der Papierproduktion, der Spinnerei sowie auch die Graphit- und Möbelproduktion erst in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts kommt. Nachdem der Barock abgeklungen war, brachte kein anderer Baustil mehr eine bedeutendere Architektur. Kleine Wohnbauten, später Villen ordnen sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im bedeutenden Maße dem Geschmack und Stil der deutschen Baukultur unter.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, besonders dann die 60er Jahre sind stilistisch ausdrucklos und vermissen wirkungsvolle Formen. Die modernistischen Ideen der Vorkriegszeit verloren ihre Energie in der Atmosphäre der ideologischen Spannung, die fern von Eleganz, Erhabenheit und Luxus war. Es ist die Zeit sozialen Baus, die jedoch in der kritischen Nachkriegszeit ein relativ gutes Wohnen sowie auch öffentliche Dienstleistungen sicherte. Nach einigen Bauten des konservativen "sozialistischen Realismus" wurden in Český Krumlov Wohnkomplexe mit lockerer Komposition gebaut, die sog. Siedlungen, wo die Objekte (nach schwedischem Vorbild) aus Betonplatten montiert wurden, ihre Architektur war sehr arm und die Dächer flach. Diese Siedlungen entstanden in Český Krumlov -Plešivec und Domoradice, wo sie zum Unglück sichtmäßig exponierte Anhöhen okkupieren.
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Bald nach der politisch-ökonomischen Wende im Jahre 1989
entstand als Fortsetzung der Siedlung
in Domoradice eine neue Wohnhausgruppe, die nach langer Zeit wieder
einen wirkungsvollen, geschlossenen zetralen Raum mit kleinen Läden
und mit Dienstleistungen schafft, und zum schönen Wohnen bestimmt
ist. Die architektonische Auffassung ist abwechslungsreich, mit der
Anwendung traditioneller Formen und verschiedener Farben (Architekt
Brůha, Architekt Skalický). Später entstanden in Český Krumlov auch
einzelne Bauten mit modernistischer Architektur, die an die Zeit
des Funktionalismus anschließen. Ein neues Element sind die
Segmentformen der Dächer und Mauern. Das erste plastisch aufgefaßte
Gebäude war der Bau der Bezirksdirektion der Polizei (Architekt
Zdvihal), es folgte die Autowerkstatt Ford (Architekt Kodeda), dann
die elegant verglaste Konstruktion des Autosalons Škoda (Architekt
Rampas). Formenmäßig strotzt das kleine, kultivierte Objekt der
Telecom von Ideen (Architekt Jiřík, Architekt Mls).
(vs)
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