KKK

Geschichte der landwirtschaftlichen Produktion in der Region Český Krumlov

..I. Landwirtschaft bis zum Jahre 1650:
Die landwirtschaftliche Produktion, ihr Erfolg und ihre häufige Mißernten stellte das grundlegende Problem für das Leben der meisten Menschen der vergangenen Zeit dar. Im Vergleich zu anderen Regionen gehörte die Krumauer Herrschaft zu den weniger fruchtbaren, und zwar auch zu den Zeiten, als die klimatischen Bedingungen günstiger für den Getreideanbau waren als in den bedeutend kühleren Zeiten - ein Beispiel ist vor allem die 2. Hälfte des 16. sowie der Anfang des 17. Jahrhunderts. Genauere Vorstellungen über den Umfang der landwirtschaftlichen Produktion, die Erträge, den Verbrauch von Brotgetreide und den Handel damit können Sie sich nur im Zusammenhang mit den erhalten gebliebenen schriftlichen Quellen machen. Diese Agenda führten seit der Mitte des 16. Jahrhunderts die Angestellten der Obrigkeit zwecks einer genaueren Evidenz der Untertanenpflichten sowie der Möglichkeit, das Getreide für die Herrenbrauereien abzukaufen, die gemeinsam mit der Teichwirtschaft zu den ertragreichsten und entwickeltsten unternehmerischen Aktivitäten der Rosenbergischen Großgüter gehörten. Auf genauere Angaben aus der Zeit vor dem Jahre 1500 muß man verzichten und teilweise Ergebnisse kann, wenn wir das ikonographische Material beiseite lassen, nur die mittelalterliche Archäologie bringen. Trotzdem der Boden auf dem Gebiet der Krumauer Herrschaft nicht die besten Voraussetzungen hatte, wurden hier in den Bauerngütern und Herrschaftshöfen alle üblichen Pflanzen angebaut. Erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts begannen die Landwirte sich auf den Anbau und Verkauf von Getreide für Brauerein zu orientieren, da es für sie gute Erträge darstellte, während sie aus den Herrschaftsquellen meistens Roggen einkauften, der die grundlegende Brotpflanze war (das Roggenbrot wurde als "bitterlich" bezeichnet). Weizen wurde damals wörtlich zu einem strategischen Rohstoff für die Produktion von Malz, den man beim Brauen des "weißen" Bieres verwendete. Gerste, aus der ein qualitativ besseres - und somit auch teureres - Bier gebraut wurde, gedieh unter den hiesigen Bedingungen besser als Weizen. Den Großteil der Saatflächen sowohl bei den untertanen Bauern als auch bei dem Obrigkeitsboden nahm der Hafer ein, da er für die Ernährung der Pferde als wichtigstes Transportmittel unumgänglich war. Üblich war auch der Anbau des Heidekorns (in Mitteleuropa verbreitete es sich etwa im Laufe des 14. Jahrhunderts und manchmal wurde daraus Brot gebacken), der Hirse, der Erbsen, des Flachses und Hanfes.

Jan Willenberg, Melken und Buttern, Anfang des 17. Jahrhunderts

Besonders seit Ende des 15. Jahrhunderts begann sich sowohl im städtischen (in Český Krumlov hinter den Stadtmauern), als auch im ländlichen Milieu die Zahl der eingezäunten Obstgärten zu erhöhen. In den Schloßgärten (ausnahmsweise auch in den städtischen Gärten), standen Orangerien und Glashäuser, in denen die verschiedensten subtropischen Pflanzen (meistens verschiedene Zitronen- und Orangensorten, Feigen und Melonen) angebaut wurden. In der Umgebung von Český Krumlov gab es früher Hopfengärten und auch nicht besonders ertragreiche Weinberge. Als grundlegende Saattechnik blieb das sog. Dreifeldersystem, bei dem sich zyklisch die Sorte der Saatpflanze auf drei Teilen des Feldes abwechselte, wobei immer ein Teil zwecks Revitalisierung brach liegen blieb (der sog. Brachacker).

Schule in Zlatá Koruna, Lehrmittel aus dem 18. Jahrhundert, Abbildung der landschaftlichen Arbeiten

Die Schlüsselzeit jedes landwirtschaftlichen Jahres - die Ernte - brachte erhöhte Forderungen bezüglich der Arbeitszeit mit sich, und es ist daher nichts Besonderes, daß man häufig die Tagarbeit nutzte und daß im Sinne der Erhaltung des sozialen Modells der Gesellschaft die Pflichten der Untertanen der eigenen Obrigkeit gegenüber zum Bestandteil der unveränderlichen und schriftlich fixierten Ordnung geworden sind. Nicht jeder Kleinbauer und Bauer hatte mit der Höhe dieser feudalen Pflichten die gleiche Erfahrung. Auf der Krumauer Herrschaft gab es große Unterschiede nicht nur in der Größe der einzelnen Gerichte (seit der Mitte des 16. Jahrhunderts gab es etwa 35

Gerichte, die Richter der kleinsten von ihnen verwalteten 50 Personen, andere dagegen auch über 2 000 Untertanen) und Dörfer (einige hatten nur 3-5 Häuser , die größten auch 25 Häuser), sondern auch in der Höhe des Zehners, des Geldzinses und der Fronarbeit. Ein Viertel aller Gerichte führte keinen Getreidezehner ab. Die Fronarbeit auf dem Herrschaftsboden kannte fast die Hälfte aller Gerichte nicht. Auf der Herrschaft bestanden jedoch krasse Unterschiede unter den Landwirten aus den Nachbargerichten (z. B. die Bauern aus dem Gericht Střítež und Raveň, Ktiš und Záhoří usw.) Mit ein bißchen Übertreibung hieß dies, daß ein durchschnittlicher Bauer aus Černá seinem Herrn (wenn wir die Königssteuer nicht rechnen) nicht mehr als ein ganzes Schock Groschen jährlich abzugeben hatte, während ein Landwirt aus Boletice um 17 Schock kam und noch 6 Tage Fronarbeit im Jahr für seine Obrigkeit leisten mußte. Trotzdem, daß diese "Nachbarunterschiede" Zwiste und lokale Konflikte hervorrufen konnten, finden wir im Krumauer Gebiet in der frühen Neuzeit keine größeren Bauernrevolten. Ihren Einfluß hatte die beiderseitig vorteilhafte "Agrarpolitik", sowohl für die Bauern, als auch für die Obrigkeit, die im Zeitraum bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem kommerziellen Getreidehandel als Schlüsselpflanze für das ertragreiche Brauwesen gegründet war. Trotz der physischen Anstrengung der landwirtschaftlichen Arbeit und der potentiellen Angst vor einer Mißernte, die in kurzer Zeit eine ganze Familie zu Grunde bringen konnte, was man sich in der heutigen Zeit des relativen Wohlstandes nicht vorstellen kann, repräsentiert die Zeit seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1618 die "goldene Zeit" der südböhmischen Bauern.

Krauthobel aus dem Anfang des 20. Jahrhundert, Sammlungsfonds des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov Butterfass aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Sammlungsfonds des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov Hölzerne Backtröge aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Sammlungsfonds des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov

II. Landwirtschaft von der Mitte des 17. Jahrhunderts
bis zum Jahre 1938:

Die Verhältnisse auf dem Lande auf dem Territorium der heutigen Region Český Krumlov waren nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges nach der Mitte des 17. Jahrhunderts trostlos. Besonders die Folgen der vorherigen Plünderungen der Dörfer während der Kriegsjahre waren spürbar. Viele Wirtschaften blieben niedergebrannt und ihre Erneuerung dauerte viele Jahre. Manche Felder wurden wegen Mangel an Arbeitskraft gar nicht bewirtschaftet. Für die Erneuerung der landwirtschaftlichen Produktion machten sich dann die Schutzobrigkeiten verdient (d. h. Besitzer der Herrschaften und Güter - Český Krumlov, Rožmberk nad Vltavou, Vyšší Brod, ein Teil der Wirtschaft Nové Hrady in der Umgebung von Kaplice, kleinere Güter), die aus ihren Speichern Getreide und aus ihren Höfen den Untertanen junges Vieh zur Verfügung stellten, damit diese leichter die Bewirtschaftung ihrer Bauerngüter erneuern können. Das gewöhnliche Leben kehrte nur langsam aufs Land zurück und es dauerte die ganze zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Um sich ein Bild machen zu können, führen wir an, daß der Getreideertrag nach dem Jahre 1620 nach der Ernte nur vier, im besten Fall sechs Körner von einem gesäten Korn betrug.

.. Getreidegarben auf dem Feld, ein historisches Foto

Die Repräsentanten der landwirtschaftlichen Produktion in eigener Regie der Herrschaften und Güter waren die Höfe. Diese Wirtschaftseinheit war mit genügenden Betriebsobjekten (Ställen, Scheunen, Speicher, bescheidene Wohnungen für das Gesinde) ausgestattet, und sie hatte auch das entsprechende Gesinde, das heißt ständige Arbeitskräfte, die das ganze Jahr lang für das Vieh und die Schweine sorgten. Die Feldarbeiten auf den Hoffeldern besorgten in der Regel die Untertanen im Rahmen der Fronarbeit.

In den konsolidierten Verhältnissen kam es an der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert auch zur Erweiterung der Besiedlung in Richtung zur Grenze und somit auch zur Bewirtschaftung des Bodens oft an solchen Stellen, wo früher Wälder standen.

..Die neuen Siedler bekamen zu fest vereinbarten Bedingungen den Herrschaftsboden im bestimmten Umfang zur Verfügung, sie durften Häuser bauen und die nicht bewirtschafteten Grundstücke zu Feldern und Wiesen machen.

Die Stellung der auf dem Lande lebenden Menschen, allerdings auch in den Städten, war im 18. Jahrhundert aus der heutigen Sicht auch weiterhin äußerst bescheiden. Ohne Bewilligung ihrer Obrigkeit durften sie nicht in andere Orte umziehen, studieren gehen, ein Handwerk lernen, sogar nicht einmal heiraten. Eine bestimmte Lockerung brachten erst die folgenden zwei Patente: Im Jahre 1775 das Patent über die Fronarbeit, das die Fronpflichten der Untertanen nach der Wohlhabenheit der Landwirte bemaß und die Länge des Frontages regelte. Im Jahre 1781 wurde das Patent über die Aufhebung der Leibeigenschaft herausgegeben.

Seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts erreichte man höhere Getreideerträge infolge einer wirksameren Bewirtschaftung des Bodens, der Vervollständigung der landwirtschaftlichen Instrumente sowie auch durch wirksame Düngung der Felder.

Eine weitere Befreiung der Untertanen von den unangenehmen Pflichten brachten die Maßnahmen über die Auflösung der Leibeigenschaft, der Fronarbeit sowie aller feudalen Lasten in den Jahren 1848 und 1849. Die Landwirte mußten sich jedoch aus diesen Pflichten auszahlen ("Grundentlastung"), was sie dann finanziell bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts belastet hat. In dieser Zeit schädigte unsere Landwirte eine in mehreren Wellen verlaufene Agrarkrise, die natürlich auch die landwirtschaftliche Produktion sowie deren Absatz auf den Großgütern berührte. Vor dem Ende des 19. Jahrhunderts und am Anfang des 20. Jahrhunderts war das Wirtschaften auf den Großguthöfen allgemein passiv.

.. ..

Der Erste Weltkrieg griff in die natürliche Entwicklung der tschechischen Landwirtschaft mit allen seinen negativen Begleiterscheinungen ein. Das tschechische Land stand nach dem Krieg auf einmal ohne männliche Arbeitskräfte und ohne Pferde, es gab wenig Saatgut und wenig natürliche und künstliche Düngemittel. Katastrophal sank die Viehzahl, es mangelte an landwirtschaftlichen Maschinen und Werkzeugen aller Art. Schon in den ersten Nachkriegsjahren begann sich aber die Situation zu verbessern. Die Technik griff immer mehr in die Landwirtschaft ein.

Gesamtansicht der völkerkundlichen Exposition mit landwirtschaftlichem Geräten des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov Die sich gut entwickelnde Konjunktur in der Landwirtschaft am Anfang der zwanziger Jahre zeigte sich im gestiegenen Lebensstandard der Landwirte nicht in dem Maße, wie man erwartet hatte. Besonders schmerzhaft war die Verschuldung der Wirtschaft für kleine Landwirte in dem Gebiet des Böhmerwaldes (Šumava).

Die Bodenreform griff in die Nachkriegsentwicklung der Landwirtschaft tief ein, worunter man allgemein den Eingriff des Staates in den Bodenbesitz zwecks einer neuen Regelung meint. Die Umsetzung der Bodenreform verfolgten nicht nur die Bodenlosen und kleinen Landwirte, die davon eine Verbesserung ihrer Lage erwarteten, mit Interesse, sondern natürlich auch die betroffenen Großgutbesitzer und verschiedene Spekulanten, die für sich das meiste gewinnen wollten. Die gesetzgebenden Maßnahmen zur Bodenreform wurden in zwei Richtungen geführt: die erste transferierte den Besitz des Bodens sowie die Nutzung der Grundstücke im bisherigen Eigentum des großen Bodenbesitzes in die Hände anderer Eigentümer, die zweite verfolgte die Stabilisierung der Verhältnisse im Nutzen des erworbenen Bodens durch die Kleinbauern und zur Sicherung der Ruhe während der Umsetzungszeit der Reform. Im Krumauer Gebiet wurden von der Bodenreform teilweise die Großgüter Český Krumlov, Rožmberk und Vyšší Brod, sowie einige kleinere Güter betroffen.

Region Český Krumlov, landwirtschaftliche Maschinen und Gänse

Der Verlust des Grenzlandes infolge der Bestimmungen des Münchner Abkommens am 29. September 1938 berührte auch die landwirtschaftliche Produktion im Grenzgebiet des Bezirkes tief. Es dauerte nicht lange und die Nazis begannen, die geregelte Kriegswirtschaft einzuführen. In der Landwirtschaft wurden Pflichtabgaben von pflanzlichen und tierischen Produkten auf dem öffentlichen Markt vorgeschrieben, die Produktion wurde reguliert, und feste und verbindliche Preise festgelegt. Schrittweise wurden aus der Landwirtschaft Kräfte abgeschöpft und in einen anderen Arbeitsprozeß eingeordnet, der vor allem auf die Kriegsproduktion orientiert war. Die Ergebnisse der landwirtschaftlichen Produktion wiesen während der Okkupation eine wirkliche Senkung aus, sowohl auf dem Gebiet der Pflanzen- als auch Tierproduktion. Erhöht hat sich nur die Produktion der gezwungen eingeführten Ölpflanzen sowie der Faserpflanzen, deren Anbau wieder besonders auf die Kriegszwecke orientiert war.

Weitere Informationen:
Geschichte der landwirtschaftlichen Produktion in der Stadt Český Krumlov

(as,jz)