Gründung des Klosters in Vyšší Brod
Verfolgen wir die
Vorbereitungen Woks von Rosenberg zur Gründung des Klosters, die
durch schriftliche Quellen zu belegen sind, müssen wir auch die
Beziehung zwischen dem König Přemysl Ottokar II. und den Witigonen
beachten. Wok von Rosenberg hatte eine bedeutende Stellung am
Přemyslidenhof. Seit 1255 war er lebenslanger Marschall des
Königreichs. Der eigentliche Verlauf der Gründung des Klosters ist
nach Jaroslav Čechura die am besten schriftlich bewiesene Gründung
von allen Zisterzienserklöstern und wohl überhaupt von allen
Klosterfundationen in den böhmischen Ländern in der
Přemyslidenzeit. Der Zisterzienserorden entstand in Burgund an der
Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert. Er gehörte zu Reformbewegungen,
die auf den Widerspruch zwischen den Idealen und dem wirklichen
Lebensstil der damaligen Klöster reagierten. Die Zisterzienser
gingen von der ursprünglichen Regel des heiligen Benediktus aus dem
6. Jahrhundert aus. Sie verlangten die Trennung von der Laienwelt,
Rückkehr zur Einfachkeit, Armut und Arbeit. Benedikts "Ora et
labora" (Bete und arbeite) wurde zum Programm des
Zisterzienserordens. Das erste Kloster dieses Ordens wurde im Jahr
1098 in Citeaux im französischen Burgund südlich von Dijon
gegründet. Citeaux, auf lateinisch Cistercium, gab dem Orden seinen
Sitz sowie Namen. In Böhmen entstand das erste Zisterzienserkloster
in den Jahren 1142 bis 1144 in der Gemeinde Sedlec. Vor Vyšší
Brod entstanden in Böhmen sieben
Zisterzienserkloster.
Völlig vereinzelt ist eine undatierte Urkunde Woks von Rosenberg, in der er den Abt in Citeaux um die Erlaubnis ersucht, ein Zisterzienserkloster gründen zu können, dass von Mönchen aus dem österreichischen Wilhering an der Donau bei Linz bewohnt werden sollte. Wok verpflichtete sich in dieser Urkunde, dem Kloster Besitzungen mit einem Jahresertrag von sechzig Talent Silber und zwei Weinberge zu schenken. Aus dem Jahr 1258 blieb eine Anordnung des Generalkapitels des Zisterzienserordens erhalten, das in Citeaux tagte, in dem die Äbte in Baugarttenbeg und Pomok beauftragt werden, eine Vizitation des Ortes "in quo funtare intendit abbatiam monachorum nostri ordinis vir dominus de Rosamberch marescallus Bohemiae" durchzuführen. Im nachfolgenden Jahr wurde die Anordnung wiederholt, denn die Visitation wurde bis zu dieser Zeit nicht verwirklicht. Hinsichtlich der Tatsache, dass das Generalkapitel nach dem Jahr 1233 immer am 13. September zusammenkam und dass die Tagung fünf dauerte, lässt sich "terminus ante quem" der Verfassung der Urkunde von Wok von Rosenberg bereits vor September 1258 datieren. Das Gesuch um die Visitation musste nämlich der Tagung des Generalkapitels in diesem Jahr vorhergehen, auf der sie der Wilheringer Abt vorlegte.
Zu den eigentlichen
Vorbereitungen zur Gründung des Vyšebroder Zisterzienserklosters
kam es an der Wende von Mai und Juni 1259 und sie erfolgten völlig
auf dem Feld des kanonischen Rechtes. Der Akt selbst wurde in
Beisein des Prager Bischofs Johann III. von Dražice realisiert, der
nach Süden über Týn nad Vltavou reiste, wo er am 23. Mai 1259 eine
Konfirmationsurkunde zugunsten der neuen Fundation herausgab. Sie
bestätigte Woks Schenkung der Patronatsrechte zu den Kirchen in
Rožmitál
na Šumavě und Přídolí.
Aus der Urkunde ergibt sich, dass es zu der eigentlichen Fundation
nicht kam, denn die Empfänger von Woks Geschenk werden nur "fratres
Cisterciensis ordinis" genannt.
Professor Doktor Pater W. Schmidt beschreibt die Weihung des Vyšebroder Klosters so: "Am Pfingstsonntag, dem 1. Juni 1259 weihte der Prager Bischof Johann III. von Dražice in Beisein vieler Adeliger und einer Menge Leute die Klosterkirche und den Hauptaltar aus Altarstein mit einem einfachen Kreuz darüber. Wok von Rosenberg wiederholte vor allen mündlich die Schenkung, die dem Abt Otto und zwölf Mönchen überreicht wurde, die aus Wilhering berufen wurden. Natürlich wählten sie schon früher die Stelle, wo sie sich niederlassen, und bauten provisorische Wohnstätten". Herr Josef Stöcklou schreibt in der deutschen Chronik von Vyšší Brod auf der Seitena 11: "..die Klosterkirche, damals nur ein Notbau aus Holz.." und Pater Dominik Kaidl bemüht sich die Gründungsurkunde sowie weitere zwei Urkunden Budivojs und Víteks von demselben Tag detailliert zu analysieren. Unter anderem schreibt er: "..der erste Juli 1259 gilt als Gründungstag des Vyšebroder Klosters. Über den Abt und Konvent gibt es keine Bemerkung". Jaroslav Čechura führt auf Grund der Analyse der Gründungsurkunde an: "Von den Formulierungen der Urkunde, die ein Werk der Bischofskanzlei ist, lässt sich schließen, dass die Ordensbrüder aus Wilhering, die das Kloster besiedeln sollten, bisher nicht angekommen waren. Es ist eigentlich eine kanonische Bestätigung einer neuen Fundation, zugleich jedoch auch ein Beweis dafür, dass noch im Jahr 1259 Wok seinen eigenen Notar hatte. Die Urkunde konnte nicht einmal von den Ordensbrüdern verfasst werden, denn der ganze Fundationsakt erfolgte ohne ihre Anwesenheit".
Absichtlich wählte ich
diese breite Skala von Meinungen zum l. Juli 1259, als das neue
Zisterzienserkloster in Vyšší Brod offiziell gegründet wurde. Bei
dieser Gelegenheit kann ich die Tatsache nicht unterlassen, dass
bis zum 13. September 1259 die vom Generalkapitel in Citeaux
auferlegte Visitation nicht durchgeführt wurde, sodass es mehr als
wahrscheinlich ist, dass die Mönche aus Wilering in Vyšší Brod am
l. Juni 1259 nicht waren. Die Stiftung selbst stellt ein
Konglomerat von Gaben verschiedensten Charakters dar und erinnert
gewissermaßen an Přemyslidendonationen der Fürstenzeit. Die
Hauptstiftung stellte ein "Klosterwald" dar, dessen Grenze die
Urkunde genau bestimmt. Das ganze ausgedehnte Gebiet zwischen der
Vltava und der Landesgrenze, das das neu gegründete Kloster erwarb,
war beträchtlich gegliedert, größtenteils bewaldet. In der
verhältnismäßig langen Aufzählung der Stiftungen überwiegt der
Anteil an der feudalen Rente, ohne dass ihre Form genauer
spezifiziert ist. Auch die Zerstreuung der Dörfer, von denen das
Kloster Zehnten bekommen sollte, war groß.
Die Entstehung des Vyšebroder Kloster ist neben den historisch glaubwürdigen Dokumenten und Schriftstücken auch mit Sagen umwoben, die sich gut anhören und lesen. Pater Dominik Kaidl fand in einer Handschrift vom 30. Juni 1629 eine Sage, in der man sagt: "An jener Stelle des Klosterfriedhofs, wo zur Zeit die Kapelle St. Anna steht, stand schon einmal eine ähnliche Kapelle. Es war in ihr ein Bild der schmerzensreichen Muttergottes mit dem toten Jesu Christi auf dem Schoß. So wollte Wok von Rosenberg, der seinen Sitz auf der benachbarten Burg Rožmberk hatte, eines Tages in der Kapelle eine Andacht halten. Zur Kapelle musste er zu Pferd über die Vltava auf das andere Ufer fahren. Gerade in dieser Zeit trat der Fluss aus den Ufern, bis Wok in Lebensgefahr geriet. Als Erinnerung daran, dass er dem Tod entging, ließ er an der Stelle der Kapelle ein Kloster bauen". Eine Grundlage dafür kann wohl historische Wirklichkeit sein, und zwar die Lebensgefahr, in die Wok von Rosenberg bei der Flucht über den Inn nach der Schlacht bei Mühldorf am Inn am 25. August 1257 geriet, in der Herzog Ludwig II. von Bayern den König Přemysl Ottokar II. besiegte. Die Kapelle auf dem Klosterfriedhof, die der Muttergottes geweiht ist, erscheint zum ersten Mal erst in der Urkunde vom 22. Juli 1385. Die Kapelle St. Anna wird zum ersten Mal in der Aufschrift auf dem Bild des ersten Vyšebroder Abtes Otto erwähnt. Dieses Bild wurde jedoch in den Jahren 1608 bis 1620 verfertigt. Auf dem Bild des ersten Abtes befindet sich eine lateinische Aufschrift, die sagt, dass "Otto, der erste Abt von Vyšší Brod aus dem Kloster Wilhering mit 12 Mönchen dem Sohn Peters von Rosenberg im Jahr 1259 geschickt wurde". Dieser Otto war der erste Vyšebroder Abt von 1259 bis 1281.
(fs)
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