Geschichte der Flößerei in der Region Český Krumlov
Die ältesten schriftlichen, das Holzschwemmen in Südböhmen belegenden Erwähnungen stammen zwar bereits aus dem ersten Drittel des 12. Jahrhunderts, aber die ersten Informationen über die Vorteile der Fahrt auf der Vltava (Moldau) beziehen sich erst auf die Verordnung von Karl IV. über die Wasserwehre und den Zoll aus dem Jahre 1366.
Erst das 16. Jahrhundert bringt weiteres Material, das sowohl das Holzschwemmen in nicht gebundenem Zustand (typisch für den oberen Lauf des Flusses Vltava), als auch der eigenen Flößerei betrifft, die einen bestimmten Durchfluß erforderte und daher meistens an dem mittleren oder unteren Lauf der Vltava genutzt wurde. Im 16. Jahrhundert war das Schwemmen die eindeutig billigste Transportart, und ihre Bedeutung wuchs mit dem steigenden Verbrauch von Bauholz, aber auch im Zusammenhang mit dem Handel mit Salz sowie auch weiteren Artikeln. Die Flößerei als einen typischen Bestandteil des Lebens der Bewohner entlang der Vltava (aber nicht nur entlang dieses Flusses, geschwemmt wurde damals auch auf kleineren Wasserläufen, wie z. B. auf der Lužnice oder Otava) stellte auch der Autor der bekannten Abbildungen von Renaissancestädten J. Willenberg dar, als er an der Vedute des unweiten Bechyně auch einige Flöße dazu malte.
Seit dem Jahre 1562 war Český Krumlov die erste Vltava-Bindestelle. Einen weiteren Aufschwung brachte das Jahr 1575, als die Fahrt völlig frei wurde, ohne Rücksicht auf die Standeszugehörigkeit oder den Besitz. Den Anstieg der Flößerei dieser Zeit belegen auch die Erwähnungen über die Existenz der Schwemmzünfte, deren Patrone und Beschützer der hl. Prokop oder der hl. Nikolaus waren, oder die ältesten erhaltenen, die Größe des "Moldaustromes" bestimmenden, Normen (die Breite eines Stromes bewegte sich um die sechs Meter).
Schwerwiegende Änderungen des Vltava-Laufes brachte der Dreißigjährige Krieg (Vorschläge des Abtes von Strahov Kryšpín Fuk - 1585 - 1653) und dann vor allem das 18. Jahrhundert, an dessen Anfang wieder die alten Vorschläge auf die Verbindung zwischen der Vltava und der Donau auftauchten und in dessen Verlauf einige Navigationspatente und Rechtsnormen ausgearbeitet wurden, die dieses Schwemmregime regelten. Der Grund für die wachsenden Bemühungen bezüglich der Nutzung der oberen Vltava, der Verbindung der Vltava und der Donau sowie auch nach einem billigen Holztransport nach Wien und Prag, war ein chronischer Mangel an Holz in großen Städten. Zur bedeutendsten Tat dieser Zeit wurde der Bau des Schwarzenberger Schwemmkanals (erbaut in den Jahren 1787 - 1789, beendet mit dem Durchbruch eines Tunnels unter Jelení im Jahre 1821) - und sie ist mit dem Namen des Schwarzenbergischen Projektanten Josef Rosenauer (1735 - 1804) verbunden.
Eine weitere Intensivierung im Holzhandel brachte das Jahr 1823, als die Schwarzenberger ein Privileg zum Holzschwemmen ins Ausland erhalten haben. Der ertragreiche Export des südböhmischen Holzes kulminierte im Laufe der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich die Arbeiten an den Wasserläufen nur auf Wartungsarbeiten beschränkten, da die Eisenbahn die Schiffahrt in den Hintergrund drängte und für die Flößerei der gegebene Zustand genügte.
Nach dem Ersten Weltkrieg und vor allem in der Zeit der
Wirtschaftskrise wurde der Umfang der Flößerei bedeutend
eingeschränkt und die letzten Flöße fuhren im Jahre 1947 durch
Prag. Danach wurde die Flößerei auf der Vltava nur im örtlichen
Maße bis zum Jahre 1960 betrieben. Bis heute blieben weder die
eigenartige Folklore der einst gut bezahlten Flößer noch die
Flößerfachsprache erhalten.
(as)
Weitere Informationen:
Bootsrundfahrt
Die
letzten Flöße auf dem Fluß Vltava
Čertova
stěna (Teufelswand), Versuche der Flößbarmachung der
Teufelsströme
Der Bau
des Lipno-Stausees
Flöße
auf der oberen Vltava (Moldau)