Jan Kapistrán
(1386 - 1456) | Franziskanerprediger |
Bereits seit der Mitte
des 13. Jahrhunderts kam es zur Spaltung des Ordens der kleinerer
Brüder, der im Jahre 1209 vom heiligen Franziskus von Assisi
gegründet wurde, auf die Milderen (Konventuelle, Minoriten) und die
Strengeren (Observanten, Franziskaner). Im 15. Jahrhundert gehörte
zu den führenden Repräsentanten der in dieser Zeit mittlerweile
schon selbstädigerer Franziskaner Jan Kapistrán, der als einer der
bedeutendsten Prediger seiner Zeit in die Geschichte einging.
Aufgrund seiner Predigerbegabung hat ihn anfangs des Jahres 1451
der Papst gemeinsam mit dem Kardinal Mikuláš Kusánský zu einer
großen Mission nach Germanien geschickt, um dort das sich
verbreitende Hussitentum zu unterdrücken. Der entstehende Orden der
Franziskaner brauchte die Heiligen um die Konvektuellen zu
übertreffen. Kapistrán wollte Einer von ihnen werden, indem er
Böhmen auf den katholischen Glauben bekehrt. Auf seinem Weg gewann
er das Interesse des Kaisers Friedrich III., der ihm den Schutz des
Ulrich
von Rosenberg empfohlen hat. Ulrich war nämlich Einer der
wenigen damaligen Politiker eines internationalen Formats, der
zahlreiche Kontakte mit dem Kaiser und den führenden deutschen und
österreichischen Geschlechtern pflegte. Seine bedeutende Stellung
unter dem katholischen Adel im Böhmen machte im Ausland den
Eindruck, daß er ein Anhänger der katholischen Kirche ist und das
Hussitentum bekämpfen möchte. Deswegen erhoffte sich Kapistrán eine
Hilfe von ihm, und nach seinem erfolgreichen Aufenthalt in Mähren,
wo er aber die Einladung von Jiří z Poděbrad nach Böhmen nicht
bekommen hatte, nahm er die Einladung von Ulrich von Rosenberg an
und am 15. 10. 1451 ist er in Český Krumlov eingetroffen. Durch
seine Wirkung half er die Bedingungen im hiesigen
Minoritenkloster zu stabilisieren, und beeinflusste den Ulrich
von Rosenberg, der seine Güter aufgab und seine Herrschaft des
Hauses der Rosenberger an seinen Sohn Heinrich weiterreichte. Das
wahre Ziel von Kapistrán im Böhmen war aber Praha, wo er mit dem
damaligen gewählten kalixtinischen Erzbischof Jan Rokycana
diskutieren wollte. Die Unbeliebtheit von Kapistrán in Praha unter
dem Adel wuchs aber an, weil er andauernd das Abkommen zwischen den
Anhängern des Kalixtinertums und dem Konzil von Basel und die
Kommunion mit Rotwein und Hostie angegriff. Auch die Katholiken,
einschließlich des Ulrich von Rosenberg wünschten sich die Rückkehr
in die vorhussitischen Bedingungen und die Belebung der
katholischen Religion nicht. Dem cholerischen Charakter des
Predigers entsprach auch die Art, wie er in der Antwort auf einen
Brief von Rokycana über die Stadt seines Beschützers sprach. Jan
Kapistrán ist mit den hiesigen Bedingungen nicht einverstanden
gewesen, denn der Ort wäre seiner Meinung nach sehr einfach. In der
ganzen Stadt Český Krumlov gäbe es angeblich außer der Familie des
Jindřichs von Lipé nur Ochsentreiber und Hirte, vor denen Rokycana
seinen Witz zeigen wolle. Er beschuldigte ihn, daß er die Angst
hat, sich mit richtigen Gebildeten zu unterhalten. Mikuláš Kusánský
persönlich mußte seine ständigen Angriffe gegenüber Rokycana
verhindern. Der Aufenthalt Kapistráns in Český Krumlov, während dem
er neue Anhänger gewann und wie gewöhnlich die Kranken heilte, was
wie ein Wunder wirkte, dauerte ungefähr einen Monat. Dem Kapistrán
gelang es aber immer nicht, nach Praha zu kommen. Dazu noch hat er
sich den tschechischen Adel beiden Glaubens durch seine Bemühung
Böhmen mit Gewalt zu zwingen, den katholischen Glauben anzunehmen,
zu einem Feinden gemacht. Mit einer Hoffnung ging er in der Mitte
des Jahres nach Regensburg, wo er über das Treffen des Mikuláš
Kusánský mit den Tschechen verhandeln sollte, das aber nicht
stattgefunden hat. Nach den Enttäuschungen, die ihm Ulrich von
Rosenberg mit seinem Sohn Heinrich bereiteten, als sie sich dem neu
gewählten Landverwalter Jiří z Poděbrad unterworfen hatten, bemühte
sich Kapistrán den tschechischen König Ladislav Pohrobek
(Nachwaise) zu beeinflussen. Nach der Mission im Böhmen, die keinen
Erfolg hatte, hat ihn Aeneas Sylvius Piccolomini für den Kampf
gegen die Türken gewonnen, die im Jahre 1453 Istanbul eroberten.
Kapistrán starb kurz nachdem er im Jahre 1456 dem Jan Hunyady
geholfen hatte, Beograd vor den Türken zu verteidigen. Die Wunder,
die Kapistrán auf seinem Wege machte, folgten auch nach seinem Tod.
Aufgrund dieser Wunder wurde er im Jahre 1690 zu einem Heiligen
erklärt.
(jh)