KKK

Urzeitliche und frühmittelalterliche Besiedlung auf dem Gebiet der Stadt Český Krumlov

Der Platz am Zusammenfluss der Vltava mit dem Flüsschen Polečnice zog die Aufmerksamkeit unserer Vorfahren bereits seit der ältesten Urzeit an sich. Nach langem Wandern durch einen tiefen, unzugängichen Caňon, der vom hügeligen Vorgebirge des Šumava/Böhmerwaldes umsäumt war, fließt hier der Fluss in ein offenes weniger gegliedertes Terrain. Der Mensch konnte hier verhältnismäßig leicht den Fluss überschreiten und später den Weg in mehreren unterschiedlichen Richtungen fortsetzen. Relativ große Flächen am Flussufer, gewisse zungenförmige Halbinseln, von mehreren Mäandern des Flusses eingeschlossen, waren außerdem selbst zum Bau ständiger sowie vorübergehender Siedlungen - Siedlungen urzeitlicher Landwirte und Fischer geeignet.

Siedlung der ersten Landwirte in Český Krumlov - 5. Jahrtausend vor Christus, Zeichnung von M. Ernée

Die günstigsten Bedingungen für die Besiedlung waren damals wahrscheinlich im Raum des heutigen Latráns und der sog. Neustadt. Von dort, von der Fläche des ehemaligen Unteren Herrengartens, stammen auch die ältesten Funde vom Gebiet der Stadt. Es sind einige Stück steinernes Werkzeug aus Kristall, Opal und Quarz, die ans Ende der Altsteinzeit datiert sind. Sie sind wahrscheinlich Überbleibsel einer kurzfristigen Siedlung, die hier Jäger und Sammler von Waldfrüchten bereits irgendwann vor zwölf- bis vierzehntausend Jahren errichteten. Dieselbe Stelle wählten auch unsere ersten neolithischen Landwirte - Angehörige des Volkes der Kultur mit der Linearkeramik, irgendwann im 5. Jahrtausend vor Christus zur Gründung einer Siedlung. Die Entdeckung einer neolithischen Kulturschicht mit Bruchstücken keramischer Gefäße und einem geschliffenen steinernen Keil in Český Krumlov ist sehr bedeutend. Lokalitäten dieses Alters können wir uns in Südböhmen auf den fünf Fingern abzählen. Die in der Krumauer Neustadt liegt außerdem am südlichsten und mit ihrer Lage um 480 Meter ü. d. M. ist sie auch eine der am höchsten gelegenen in Böhmen überhaupt.

Keramisches Gefäß der Krumauer Slawen, Zeichnung von M. Ernée Gefäß der Kultur mit der Linearkeramik aus Český Krumlov, Zeichnung von M. Ernée


Beweise von sog. Hohensiedlungen - also Dörfern oder Höfen landwirtschaftlicher Bevölkerung von weiteren Perioden der Urzeit kennen wir vom Raum der Stadt bisher nocht nicht. Die günstige strategische Lage an einer uralten Furt zog aber nicht nur geläufige Ansiedler an sich. In mehreren prähistorischen Perioden bauten unsere Vorfahren auf einem nahegelegenen Felsenvorsprung Hohensiedlungen - wahrscheinlich befestigte Stützpunkte. Zum ersten Mal kam es dazu am Ende der älteren Bronzezeit um das Jahr 1500 vor Christus, zum zweiten Mal etwa 900 Jahre später am Ende der älteren Eisenzeit - Hallstattzeit. Die Hohenlage nützten wohl auch die Kelten im letzten Jahrhundert vor Christi Geburt (Urzeitliche Besiedlung der Burganhöhe in Český Krumlov).

Die Fläche am Ufer der Vltava, die bereits im Neolithikum besiedelt wurde, war auch für unsere slawischen Vorfahren interessant. Die ließen sich hier irgendwann im Laufe des 8. Jahrhunderts nach Christus nieder. Von den Resten ihrer Siedlung gelang es bisher eine vertiefte Hütte - Grubenhaus zu untersuchen. Gleich wie im Falle der Funde von der Alt- und Jungsteinzeit kam es dazu an dieser Stelle in den Jahren 1991 und 1992 beim Bau eines Sammelrohrs. In der Kulturschicht, die die Reste des vertieften Teils des Grubenhauses ausfüllte, wurden eine größere Menge von Scherben keramischer Gefäße und auch Stücke von gebranntem Hüttenlehm - Reste des Mauerlehms von der hölzernen Konstruktion des Baus gefunden.

Rekonstruktionszeichnung eines slawischen Grubenhauses, Český Krumlov, Unterer Herrengarten, 8. Jahrhundert. Zeichnung: Michal Ernée. Das zweite, einigermaßen steilere Flussufer, auf dem später die eigentliche mittelalterliche Stadt entstand, wurde erst im Laufe des Frühmittelalters besiedelt. Zum Unterschied von dem Gebiet der Neustadt gelang es hier bisher jedoch keine Beweise der slawischen Besiedlung in ursprünglicher Lage zu finden. Der Grund dafür ist eine außergewöhnliche Bauaktivität der hiesigen Bewohner, der während fast acht Jahrhunderte der Existenz der Stadt wahrscheinlich fast alle Reste der älteren Besiedlung zum Opfer fielen. Vereinzelte keramische Bruchstücke finden wir deshalb nur in sekundärer Lage, in jüngeren Kulturschichten aus der Zeit der Existenz der Stadt beigemischt. So beweisen sie nur, dass irgendwo in der Nähe eine Siedlung bereits lange vor der Gründung der Stadt stand. Einige Bruchstücke keramischer Gefäße aus dem 8. - 9. Jahrhundert stammen von archäologischen Untersuchungen in den Häusern Nr. 15 am Stadtplatz Náměstí Svornosti und Nr. 29 in der Radniční-Gasse. Dort wurde auch eine etwas jüngere keramische Scherbe aus dem 11. oder 12. Jahrhundert gefunden. Von einer näher nicht bekannten Stelle in Český Krumlov stammen auch weitere drei keramische Bruchstücke. Sie stammen aus dem 9. - 10. und aus dem 10. - 12. Jahrhundert und wir finden sie im Depositorium des Budweiser Museums.

Mit Ausnahme des Grubenhauses aus dem 8. Jahrhundert, das in der Neustadt untersucht wurde, geht es bisher nur um Funde einzelner Scherben. Ihre Datierung deutet jedoch an, dass irgendwelche, mindestens kleinere Siedlung unserer slawischen Vorfahren, auf dem Gebiet der späteren Stadt - und zwar wohl auf beiden Ufern der Vltava, kontinuierlich verhältnismäßig lange Zeit vor der Gründung der Stadt existieren konnte. Ob es so wirklich die ganze Zeit vom 8. bis zum 13. Jahrhundert war, müssen in Zukunft weitere Funde beweisen.

Die historische Bedeutung des Ortes an einer wichtigen Kommunikation unterstrich schließlich der Bau einer mittelalterlichen Festung - der Residenzburg der Herren von Krumlov und Rosenberg, und etwas später auch der Stadt unter der Burg.

(me)

Weitere Informationen:
Urzeitliche Besiedlung der Region Český Krumlov
Archäologische Untersuchungen in der Stadt Český Krumlov
Archäologische Untersuchung der mittelalterlichen Stadt Český Krumlov