Geschichte der Jesuitenbibliothek in der Stadt Český Krumlov

Im März 1584 kamen nach Český Krumlov die ersten Jesuiten und vier Jahre später, am 16. Mai 1588 wurde in der Stadt das neue Jesuitenkolleg (Horní Nr. 154) feierlich eröffnet. Mit der Lehr- und Predigertätigkeit der Jesuiten war immer die Bibliothek verbunden. Selbst Wilhelm von Rosenberg hat sie gleich am Anfang reichlich beschenkt und im Jahre 1591 widmete er ihr weitere Bücher, finanzielle Geschenke und Landkarten.

Jiří Bílek z Bílenberku, Porträt Liber benefactorum collegii Crumloviensis, inchoatus a R. P. Albrecht 1670, bringt die erste Erwähnung über die Jesuitenbibliothek im Jahre 1657. Sie ist mit dem Namen des patriotischen Krumauer Prälaten Jiří Bílek z Bílenberku verbunden, der hier dieses Amt in den Jahren 1642 bis 1657 ausübte. In seinem Testament überließ er dem Jesuitenkolleg seine Bibliothek und dazu noch 100 Dukaten. Ein weiterer größerer Förderer war M. Ondřej Freyberger, Mitglied des Ordens. Den Ordensregeln entsprechend verzichtete er auf das väterliche Erbe in der Höhe von 600 Gulden und in seiner Erklärung vom 12. 10. 1692 schenkt er dem Kolleg 400 Gulden, von denen er 200 Gulden für den Kauf kostbarerer Bücher und 100 Gulden für den Kauf von Büchern für die Klosterzellen der Professoren der lateinischen Schulen, die demselben Kolleg angeschlossen waren, bestimmte. Ähnlich vererbt auch Franz Schikmayer, ein ehemaliger Pfarrer in Hofkirchen in Österreich, am 17. 4. 1698 seine Bibliothek dem Jesuitenkolleg. Ein ständiger Förderer der Bibliothek war Marie Ernestine von Eggenberg, geborene zu Schwarzenberg, mit Johann Christian I. von Eggenberg, dem Krumauer Herzog verheiratet. Sie selbst hatte ein echtes Interesse, Bücher für die Jesuitenbibliothek zu erwerben. Nach ihrem Tode verpflichtete sich zu einem regelmäßigen Beitrag für die deutsche Abteilung der Kollegbibliothek die Gemahlin ihres Nachfolgers und Neffen Eleonore Amalia zu Schwarzenberg, geborene von Lobkovic, und zwar seit dem Jahre 1720 jährlich 30 Gulden.

Auch an die Möglichkeit eines Brandes wurde bei der Bibliothek gedacht. In einer besonderen, detailliert ausgearbeiteten Brandschutzordnung aus dem Jahre 1695 wurde festgelegt, daß der Verwalter der Bibliothek mit den zugeteilten Seminaristen oder Schülern gemeinsam mit dem Poetik-Magister die Bibliothek zu retten haben, indem sie die Bücher, an erster Stelle die wertvollsten, in verschiedene Räume am mittleren Gang hinaustragen sollen.

Nach mehr als einem halben Jahrhundert gibt es in den Jahren 1721 bis 1777 in der Zweigstelle des Staatlichen Gebietsarchivs Třeboň, Filiale Český Krumlov über die Jesuitenbibliothek keinerlei Erwähnung mehr. Es scheint, daß sie nach der Auflösung des Jesuitenordens im Jahre 1773 von Český Krumlov in das ehemalige Jesuitengut in das nicht weit entfernte Římov gebracht wurde.

Die Kommission in Opařany, die die Verwaltung des ehemaligen Jesuitenbesitzes führte, ordnete am 30. April 1777 dem Wirtschaftsamt in Římov an, die Krumauer Jesuitenbibliothek nach Prag zu überführen und gegen eine Bestätigung in der Universitätsbibliothek an P. Chareol zu übergeben. Es sind keine drei Wochen vergangen und die Kommission schrieb wieder nach Římov und forderte die Mitteilung an, ob die Kosten des Büchertransportes nach Prag nicht höher sein werden als der eigene Wert der Bücher. In der Antwort auf diesen Brief teilt das Wirtschaftsamt in Římov mit, daß es die Bibliothek gleich nach der ersten Anweisung am 19. Mai in insgesamt 45 Kisten untergebracht hat und ihren Transport nach Prag besorgte, und zwar gegen die Entlohnung von 1 Gulden täglich für das Gespann. Der Wert der Bibliothek sei von ihnen auf 2000 Gulden geschätzt worden und ihren Katalog habe Graf von Morzin bei sich gehabt. Die Übernahme von 44 ordentlich versiegelten Kisten bestätigte auf einem besonderen Blatt der Bibliothekar der k. k. Universität Karel Charuel. Die letzte Nachricht über die Jesuitenbibliothek spricht vom Berechnen der mit dem Transport verbundenen Kosten. Wegen des hohen Gewichtes der Last hätten 21 Bauerngespanne gemietet werden müssen und aufgrund der Ermüdung des Zugviehs würde die Fahrt dorthin und zurück 9 Tage dauern, der Preis für ein Gespann und Tag würde einen Gulden betragen, so daß der Transport insgesamt 189 Gulden betragen würde. Aus diesem Grund mietete das Wirtschaftsamt keine Bauern, wie es ursprünglich geplant war, sondern besorgte Fuhrleute und diesen bezahlte es 170 Gulden, so daß 19 Gulden im Vergleich zu der ersten Berechnung erspart worden waren.

(lp)