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Karel Čapek

(1890- 1938) Schriftsteller, Journalist

Karel Čapek, eigenhändige Illustration zum Feuilleton über Český Krumlov Autor der kleinen Reisegeschichten "Entlang des Flusses Vltava" (ein Reisebild in fünf Teilen, der erste Teil heißt "Český Krumlov", der zweite Teil "Vyšší Brod und Rožmberk"), die in der Sammlung "Bilder aus der Heimat" (1953) erschienen sind.

"...Ich weiß nicht, wieviele Male sich hier die Vltava schlängelt, bevor du durch die Stadt kommst, dich so geradeaus haltend, wie es nur möglich ist, du überquerst sie etwa fünfmal und jedesmal wunderst du, dass sie so goldbraun ist und dass sie es eilig hat. Wieviele Einwohner Krumlov hat, das weiß ich auch nicht, aber es hat vierunddreißig Gaststätten, drei Kirchen, ein Schloss, aber dafür ein großes, zwei Tore und eine große Menge von Denkmälern, eigentlich die ganze Stadt ist ein einziges historisches Denkmal, was ein bisschen an Siena oder Stirling oder an andere berühmte Orte erinnert. Also gibt es hier alte Giebel, Erker, Dacherker, Laubengänge, Bogen, Umgänge, Zinnen, Sgraffiti, Fresken, Treppen hinauf und hinunter, Ballustraden, Brunnen, Säulen, Ecksteine, Ecken, Balken, Maßhäuser, Unterführungen, historisches Pflaster, zickzackförmige Gassen, Weihnachtskrippen, hohe Dächer, eine gotische Kirche, Minoriten, und überall rote Rosenberger Rosen, wohin du dich wendest, siehst du lauter Malerisches und sAltertümlichkeit und historischen Ruhm, aber in alten Vorstädten, das sind nur noch niedrige Häuschen, mit der Hand kannst du auf das Dach langen, in den Fenstern Geranien und über der Tür eine Aufschrift, hier leben noch alte Handwerke wie im fünfzehnten Jahrhundert.

Über alles "herzogt" hier (nach den Herzogen von Eggenberg) dort oben das Schloss und vor allem der Turm, einer der türmigsten Türme, die ich je gesehen habe, ich würde sagen, dass Türme eine tschechische Spezialität sind, weil es nirgendwo solche seltsame Kuppeln, bauchige Zwiebeldächer, Turmknöpfe, Laternen, angeklebte Türmchen und Galerien und Spitzen gibt wie bei uns, jede alte böhmische Stadt hat ihren sonderbaren Turm, an dem man erkennen kann, dass dies Hradec und das Brno und dieses Budějovice und das Český Krumlov ist.

Was das Schloss betrifft, es ist ganz bemalt und mit Fresken von innen und auch von außen bezogen, aber das Beste ist das barocke fürstliche Theaterchen, in dem noch alte Dekorationen hängen, es könnte dort im Moment eine italienische Oper aus dem achtzehnten Jahrhundert spuken, aber sie spukt nicht, weil man hier aus Sicherheitsgründen nicht spielen darf. Dann ist dort das Lustschlösschen Bellarie mit solchen komischen Treppen am Busen, und eine Unmenge von anderen Barocksachen, für drei Kronen ist das übergenug..."

Karel Čapek, Obrázky z domova (Bilder von zu Hause)

(hj)