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Geschichte der Apotheken in der Stadt Český Krumlov

Das Aussuchen von heilenden Stoffen und die Leistung von Heilmitteln den Kranken ist wohl gleich so alt wie die Menschheit selbst, das Apothekenwesen hing ja sehr eng mit der Entwicklung und Entfaltung der Naturwissenschaften und mit der Erkennung der umliegenden Welt zusammen. Die ältesten Apotheken in Böhmen werden bereits im 14. Jahrhundert erwähnt und die erste schriftliche Erwähnung über einen Apotheker in Český Krumlov stammt aus dem Jahre 1568.

Jede Apotheke bestand in der Vergangenheit minimal aus zwei Räumen - der Offizin, die zum Verkauf von Medikamenten diente, und aus dem Vorbereitungslabor mit einer großen Menge hölzernen, zinnenen, kupfernen, irdenen, porzellanenen und gläsernen Gefäßen und auch großen Mörsern, in den die zur Herstellung von Arzneien notwendigen Rohstoffe zerrieben wurden. Die Apotheken zeichneten sich immer aus, im Vergleich mit Kaufläden, durch außerordentliche Sauberkeit und Ordnung der Regale mit verschiedenen Gefäßen, Kannen, Krüglein, Kesselchen, Schöpflöffeln, Meßgefäßen, porzellanenen und auch hölzernen Dosen, Papier- und Holzschachteln, die auf reich geschnitzten und vergoldeten Regalen standen. Im Zentrum der Apotheke war immer ein langer Ladentisch (Tara) mit pharmazeutischen Waagen und Mörsern. Am Ladentisch standen Beutel mit Heilpflanzen und Gewürzen. In einer großen Menge von übersichtlichen Schubladen und Fächern wurden weitere Rohstoffe aufbewahrt - Gewürz, Samen, getrocknetes Obst und Blüten, Farbstoffe, Weihrauch, Wachs, Honig, Mandeln, Lebkuchen, Baumrinden, Knochen, Fette, Schweinefett und auch Gifte. Direkt in der Apotheke und im anliegenden Labor erzeugte der Apotheker verschiedene Gemische, Salben, Öle, Tinkturen und Einreibemittel. Außer diesem klassischen pharmazeutischen Sortiment produzierten die Apotheker eine ganze Reihe von weiteren Erzeugnissen, eher luxuriösen Charakters - Zuckerwerk, Oblaten, Konfitüren, Marzipan, Farben, Erzeugnisse aus Wachs, Kerzen, Balsame, Gifte, Seifen, Parfüme oder Liköre.

Franz Jakob Prokyš, Aushängeschild der barocken Jesuitenapotheke in Český Krumlov, Český Krumlov, 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, Öl auf Holzplatte, Zustand nach der Restaurierung, komplexer Restauratoreneingriff Stojan Genčev, Praha, Jaroslav Benda, Pelhřimov, 1992 – 1993

Die Apotheken in den Städten errichteten am häufigsten die Obrigkeit, Stadtämter oder kirchliche Institutionen, wodurch die Apotheker der Zunftordnung wichen, und dank einer ziemlich großen Verantwortlichkeit und Brauchbarkeit genossen sie oft eine privilegierte Stellung unter den geehrten Bürgern. Auch in Český Krumlov wirkten drei Apotheken - die Stadt -, Schloss - und Jesuitenapotheke.

Die erste Erwähnung über einen Apotheker in der Stadt Český Krumlov stammt aus dem Jahre 1568, als der Apotheker Hans Gunstätter ein Haus in der Radniční-Gasse (Rathausgasse) kaufte. Seit dem Jahre 1620 befand sich eine Apotheke im hinteren Trakt des Rathausgebäudes (Náměstí Svornosti Nr. 1), die nach dem Jahre 1637 auch die Nachfolger des Apothekers Gunstätter Kristián Xaver Hable und Basilius Frank nutzten. Im Jahre 1720 wurde Frank seine Apothekerlizenz entzogen, denn seit dem Jahre 1710 betrieb er widerrechtlich auch die Arztpraxis, für die er keine entsprechende Bildung hatte, und die Stadtapotheke blieb so für vier Jahre geschlossen. Am 22. März 1724 kaufte die Apotheke von der Stadt Franz Alois Magg für 250 rheinischen Gulden, aber er verließ die Stadt nach vier Jahren, denn "er kann hier nicht leben, weil in Krumau die Leute nicht krank werden wollen". In den Jahren 1728 - 1729 schlug Fürst Adam Franz zu Schwarzenberg vor, dass die Stadt ihre Apotheke schließen soll, weil hier auch die Schlossapotheke in einem Haus in der Latrán - Gasse (Latrán Nr. 66) wirkte. Die Schwarzenbergische Obrigkeit trug dann die Einrichtung der Stadtapotheke in die Schlossapotheke über, ähnlich wie die Einrichtung der etwas später aufgehobenen Jesuitenapotheke.

In der Zeit um das Jahr 1720 zog die Stadtapotheke vom Rathaus in ein Haus in der Nähe des Stadtplatzes (Panská Nr. 22) um, wovon auch die Malerausschmückung mit den Gestalten von Asklepios und Hygieia oder mit dem Adlerweibchen mit der Aufschrift OFICINA SANITATIS im Erdgeschoss des Hauses zeugt, wo sich die pharmazeutische Offizin befand. Im Jahre 1851 zog die Stadtapotheke in ein Haus am Stadtplatz (Panská Nr. 16) um, wo sie mit größeren oder kleineren Pausen ihre Dienstleistungen den Kranken bis heute bietet.

Blick in die mittelalterliche Apotheke, nach 1350 ..

Die Existenz der Jesuitenapotheke ist in der Stadt mit der Tätigkeit des Jesuitenordens verbunden, denn sie befand sich ursprünglich im Komplex der Gebäude des Jesuitenkollegs in der Horní - Gasse (Horní Nr. 154), das in den Jahren 1586 - 1588 Wilhelm von Rosenberg nach den Plänen des italienischen Baumeisters Baldassare Maggi d´ Arogno bauen ließ. Die erste erhalten gebliebene schriftliche Nachricht über die Jesuitenapotheke stammt aus dem Jahre 1640, und deshalb kann man ihre Tätigkeit schon nach dem Jahre 1600 voraussetzen, denn das genaue Jahr ihrer Entstehung ist nicht ganz sicher. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 wurde der ganze Komplex der Apotheke von den Schwarzenbergern für 3000 Gulden gekauft und in das Schloss Český Krumlov übertragen, obwohl sie auch der Stadtrat als Stadtapotheke erwerben wollte. Da für die Dienstleistungen dieser Apotheke unter den Stadtbewohnern kein großes Interesse war, wurde ihre Einrichtung in der sog. Römischen Kammer untergebracht, wo sich damals eine Sammlung von sehenswerten Denkmälern und Kuriositäten befand. In den Fonds des Krumauer Museums gelang die Einrichtung der Barockapotheke im Jahre 1952 als ein einzigartig erhaltener Komplex.

Barocke Jesuitenapotheke, Sammlungsfonds des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov

Der Grund der Jesuitenapotheke ist die Einrichtung der Barockoffizin, die von reich geschnitzten, bemalten und vergoldeten Eckenregalen aus Fichten- und Kiefernholz mit Gestellbrettern und 70 Schubladen mit Barocklandschaften und lateinischen Aufschriften (Signaturen) gebildet ist. Die Barockapotheke hat auch eine ausdrucksvolle Maler- und Schnitzausschmückung, denn über den Regalen sind zwei ovale Heiligenbilder - des hl. Johann von Nepomuk und hl. Pantaleon in reich geschnitzten und vergoldeten Rahmen oder die zentral untergebrachte Plastik der Jungfrau Maria oder das Aushängeschild, das dem südböhmischen Maler František Jakub Prokyš zugeschrieben wird. Die Grundausstattung der Apotheke bilden an die zweihundert kleineren Exponate - Mörser, Kesselchen, Schöpflöffel, Holzschachteln oder gläserne, hölzerne, Steingut- und Porzellandosen, Flaschen und Standgefäße, die aus dem 17. - 19. Jahrhundert stammen. Ein bemerkenswerter Gegenstand ist eine eiserne "Oblatenmaschine", die zur Herstellung von runden Oblaten diente.

Barocke Jesuitenapotheke, Sammlungsfonds des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov

Der ganze Komplex der Barockapotheke wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts kostspielig restauriert und heute ist er ein Bestandteil der ständigen Exposition des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov, wo er zu den mit Recht bewunderten Sammlungsgegenständen gehört, denn es handelt sich um einen einzigartig erhaltenen Komplex der Barockoffizin, und seinesgleichen gibt es bei uns nicht viele.

(mj)