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Schuster in Vyšší Brod im 17. Jahrhundert


Zeitgenössische Ansicht einer Schusterwerkstatt, Quell: Toulky českou minulostí II, Petr Hora, 1991, ISBN - 80 - 208 - 0111 - 1 Der erste Vyšebroder Schuster wird mit dem Namen bereits im Jahr 1530 angeführt, er hieß Michel Piprl. Nach ihm ist Hermann Roselaw bekannt. Seit 1564 gehörten die Vyšebroder Schuster zur Schusterzunft in Rožmberk und am 24. Mai 1608 erteilte Peter Wok von Rosenberg den Schustern des Marktfleckens Vyšší Brod eine selbstständige Zunftordnung. Es wird hier auch das Verfahren bei der Aufnahme eines Schusterjungen genau bestimmt: "Der muss vor der offenen Geldtruhe für drei Jahre aufgenommen werden", als auch: "wenn er gelernt und frei ist, soll er zwei Jahre wandern". Ähnlich wird hier auch die Aufnahme eines Schustergesellen beschrieben und bestimmt, dass der Wochenlohn eines Schustergesellen acht und der Lohn eines Schusterjungen vier Kreuzer sein sollen. Streng gestraft wurde auch das, wenn "ein Meister ins Handwerk einem anderen Meister pfuschte".

Wer Schustermeister werden wollte, der musste zuerst Kuh- und Kalbsleder kaufen. Diese Leder wurden von der ganzen Zunft untersucht und bewertet, ob sie für das Meisterwerk geeignet sind. Aus dem Kuhleder war ein Paar Stiefel mit Falzen zu verfertigen, die Reitstiefel genannt wurden und zum so genannten "langen Werk" gehörten. Weiter waren aus dem Kuhhaut hohe Schnürschuhe und drei Paar auf den Sohlen genähte Schuhe zu verfertigen. Aus dem Kalbsleder waren ein Paar zu Knien hohe Schuhe, auf Sohlen genäht und zweimal durchgenäht, und ein Paar Damenschuhe mit Schnürung auf Metallhäkchen zu verfertigen. All das untersuchten alle Zunftmeister und "wenn das Werk tauglich gefunden wurde, bestand er". Dann wurde der Schuster für einen neuen Meister aufgenommen und musste in die Zunftkasse sechs Pfund Wachs erlegen und für die Meister eine gute Bewirtung mit vier Eimern Bier vorbereiten, (was etwa ein Hektoliter war!).





Zeitgenössische Ansicht einer Schusterwerkstatt, Quell: Toulky českou minulostí III, Petr Hora, 1994, ISBN - 80 - 85621 - 97 - 5

Sehr stark zog die Zunftordnung Peter Woks von Rosenberg die Vyšebroder Schuster den fremden vor und zwar sowohl in dem Fall, dass sich ein neuer Schuster in Vyšší Brod niederlassen wollte, als auch beim Schuhverkauf. In der Zunftordnung wird eindeutig angeführt: "...ein fremder oder ausländischer Meister darf auf dem Jahrmarkt in Vyšší Brod seine Waren auslegen und zum Verkauf anbieten, falls es die hiesigen Meister nicht tun. Falls einer von Fremden seine Schuhe von Haus zu Haus verkaufen möchte, und dabei erwischt wurde, sollen ihm alle Schuhe beschlagnahmt und dem hiesigen Spital für Arme geschenkt werden".

Sitzungen der Schusterzunft in Vyšší Brod fanden einmal im Vierteljahr statt und jeder von den Schustern "erlegte in die Zunftkasse einen kleinen Groschen". Zu Zunftsitzungen durfte keiner mit einer Waffe kommen und bei den Verhandlungen durfte man sich nicht unangemessen ausdrücken. Zu Wort meldete man sich beim Zunftmeister und falls man keine Wahrheit oder etwas Unnützes sagte, wurde man mit einer Strafe von einem Pfund Wachs in die Zunftkasse bestraft. Es gibt hier viele Strafen, immer genau formuliert. Zum Beispiel wenn man zum Fest des heiligen Erhart nicht in die Kirche kam, bezahlte man auch ein Pfund Wachs. Im schlimmsten Falle wurde dem Schuster "das Handwerk völlig entnommen und weiterhin soll ihm nicht erlaubt werden zu arbeiten. Und zwar so lange, bis er den verursachten Schaden ersetzt."

Im Jahr 1654 waren in Vyšší Brod 86 Häuser und in der Schusterzunft zugleich zehn Meister. Interessant sind auch damalige Preise. Reitschuhe kosteten achtzig Groschen, Damenschuhe um dreißig herum, Bauernschuhe bis zu einem Schock (60 Groschen) und gewöhnliche Schuhe um zwanzig Groschen herum. Zum Vergleich, ein Schock hatte 60 Groschen, ein Groschen sieben Geldstücke oder 14 Heller. Eine Magd bekam jährlich 90 Groschen, Verpflegung, Schuhe und zwei Tücher, Taglöhner in der Landwirtschaft bekamen zur Erntezeit zwei Groschen und Verpflegung, Maurer, Dachdecker und Zimmerleute bekamen zwei Groschen täglich, Lehrer vier Schock jährlich. Demgegenüber ein Strich Roggen (93 Liter) kostete zweieinhalb Groschen, ein Viertel Bier (über 23 Liter) - sieben Groschen, für einen Groschen bekam man etwa hundert Eier, ein Brotlaib kostete ein Geldstück, ein kurzer Pelzmantel war für drei Schock - 180 Groschen zu bekommen. Kurz gesagt, Schuhe waren sehr teuer und die Armen gingen vom Frühling bis zum Winter meistens barfuß.

(fs)

Weitere Informationen:
Geschichte der Region Vyšší Brod
Geschichte der Zünfte und des Handwerks in der Region Český Krumlov
Geschichte der Zünfte und des Handwerks in der Stadt Český Krumlov
Geschichte der Wirtschaft in der Region Český Krumlov
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