Der barocke Magnat Joseph Adam zu Schwarzenberg
Joseph Adam zu
Schwarzenberg wurde am 15. Dezember 1722 in Wien geboren. Seine
Kindheit wurde durch den tragischen Tod des Vaters Adam Franz zu
Schwarzenberg bei einer kaiserlichen
Jagd gezeichnet, die nahen Angehörigen bemühten sich, ihm den
Vater zu ersetzen. Seine Zuneigung erwies ihm wie keinem anderen
selbst Kaiser Karl VI. von Habsburg. Hinter der Sorge des Kaisers
stand der Schatten der Schuld und Verantwortung am Tod des Fürsten
Adam Franz. Bereits als zehnjähriger Junge bekam Adam Franz vom
Kaiser den Orden vom goldenen Vlies verliehen. Bis zum Zeitpunkt
seiner Reife sorgte für die Verwaltung des Besitzes des
Geschlechtes Josephs Mutter Eleonora Amalie sowie auch weitere
Vormunde. Als die Mutter im Jahre 1741 starb, war Joseph 19 Jahre
alt. Kurz danach wurde er großjährig erklärt und noch in demselben
Jahr heiratete er Maria Theresia, geborene von Liechtenstein. Die
Braut kam aus einer hoch angesehenen adeligen Familie, die
ebenfalls wie die Schwarzenberger
ein großes Vermögen besaß. Die Fürstin soll angeblich zu den
schönsten Damen im Lande gehört haben. Die Ehe von Joseph und Maria
Theresia war sehr glücklich. Bereits im Jahre 1742 wurde der Sohn
Johann
Nepomuk zu Schwarzenberg geboren, der nach dem Tode des Vaters
im Jahre 1782 die Verwaltung des Besitzes des Geschlechtes
übernahm. Neben Johann hatte das Ehepaar noch weitere acht Kinder,
von denen zwei im frühen Alter starben.
Einen Teil seines Lebens widmete Fürst Joseph Adam der Ausübung verschiedener Funktionen und Aufgaben am kaiserlichen Hof. Er war Geheimrat, der höchste Hofmarschall (1754) und der höchste Hofmeister der Kaiserin Maria Theresia sowie des Kaisers Josef II. (1776). Als der Fürst zum Hofmarschall ernannt wurde, hatte diese Funktion nicht mehr die frühere Bedeutung. Aus diesem Grund erzwang der Fürst bei der Kaiserin, daß sie sein Amt mit den anderen Hofämtern für gleichwertig erklärte. Dafür erntete er jedoch bei den restlichen Hofwürdenträgern kein zustimmendes Echo.
Für das Schwarzenberger Geschlecht war während der Regierung des Fürsten Joseph Adam die im Jahre 1746 vollzogene Erweiterung der fürstlichen Würde auf alle Mitglieder des Geschlechtes von besonderer Bedeutung. Der französischen Terminologie entsprechend wurden die fürstlichen Kinder Prinzen und Prinzessinnen genannt. Der Erwerb dieses Privilegs trug im wesentlichen Maße zum höheren Ansehen des gesamten Geschlechtes bei und es wird auch von den heutigen Nachkommen der Schwarzenberger anerkannt.
Zu einer Reihe von Maßnahmen, zu denen Joseph Adam zugunsten der Angestellten auf seinem Besitz ergriff, zählte im Jahre 1765 an erster Stelle die Gründung eines Rentenfonds. Diese Wohltat nutzten dann ganze Generationen von Angestellten und Bediensteten. Der Fond wurde im Jahre 1950 durch die Transformation aufgelöst und in die übliche staatliche Rentenversicherung übernommen. Die Angestellten kamen damals um das ganze Vermögen des Fonds ohne jeglichen Ersatz.
Joseph Adam zu Schwarzenberg hatte eine Vorliebe für das Bauwesen, für das gesellschaftliche Leben und für die Musik. Von diesen Vorlieben profitierte am meisten das Krumauer Schloß das meiste, wo er im Jahre 1748 den Maskensaal mit den Wandmalereien von Josef Lederer errichten ließ. Weiters baute er die Schloßkapelle St. Georg um, verordnete, eine Winterschloßreitschule zu erbauen, das Lustschloß Bellarie im Schloßgarten sowie das Schloßtheater mit den Malereien von Hans Wetschl und Leo Märkl umzubauen. Er ließ den Schloßgarten erweitern und die Mantelbrücke (Plášťový most) umbauen. Gleichzeitig wurden die barocken Änderungen im Schloß beendet. Das Schloß wurde zu einem wohnlichen und wirklichen Herzogensitz. (Das Schloß Český Krumlov in der Barockzeit).
In der Reihenfolge
bereits die dritte adelige Kapelle - nach der Rosenbergischen und
Eggenbergischen - gab es auf dem Krumauer Schloß die
Schwarzenberger Kapelle des Fürsten Joseph Adam. Ihre Mitglieder
hatten auf dem fürstlichen Hof eine gute Stellung. Das Interesse
für die Musik nahm in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts
wesentlich zu, als es in der Gründung einer achtköpfigen
Blasharmonie gipfelte, die in ihrer Zeit zu einem der bekanntesten
Kammerensembles von hoher Qualität wurde. (Geschichte
der Musik in der Stadt Český Krumlov). Der Fürst achtete
darauf, daß sich er selbst, sowie auch seine Familie und einige
Angestellte an dem Musikleben beteiligten, und zwar nicht nur in
der Wiener Residenz, sondern auch überall dort, wohin er auf seinen
Reisen kam. Nach dem Ende der Tätigkeit der Blasharmonie entstand
auf dem Schwarzenberger Hof keine andere und vor allem keine
ständige Kapelle mehr. Die Mitglieder des Geschlechtes
interessierten sich jedoch weiter für die Musik und unterstützten
deren Ausübung. Es betraf auch eine vorrangige Anstellung von
Menschen mit musikalischen Kenntnissen in den fürstlichen
Diensten.
Interessant sind die Äußerungen einer der vertrauten Freundinnen der Familie, der Gräfin Thürheim, sie war die Besitzerin der Herrschaft auf der österreichischen Seite der Grenze. Die Gräfin versuchte die schöne Beziehung der Eheleute zu Schwarzenberg zu charakterisieren, sie lobte die Bedachtsamkeit der Fürstin, wußte von deren familiären finanziellen Sorgen und auch davon, daß die Fürstin der Art des Wirtschaftens ihres Gemahls sowie seiner auffallenden Sparsamkeit einigermaßen skeptisch gegenüberstand. Während der Kriegszeiten hatte der Fürst finanzielle Sorgen, besonders im Zusammenhang mit der Zahlung der Kriegssteuer sowie mit der Wiedergutmachung der durch das Heer verursachten Schäden. Nachdem sich die Verhältnisse beruhigt hatten, änderte sich auch sein Charakter. Intensiv widmete er sich der Familie, seinen Hobbys, dem gesellschaftlichen Leben besonders in Wien, wo er mit seiner Gemahlin Theatervorstellungen, Konzerte und Bälle besuchte. Ungern nahm er an kirchlichen Festen teil, hielt sie aber für unumgänglich. Nach einer zwölfjährigen Ehe starb die Fürstin Maria Theresia im Jahre 1753 in Wien. Der Fürst war über dreißig und zum zweiten Mal heiratete er nicht mehr, obwohl er es sich überlegte.
Joseph Adam hatte nicht
viele Möglichkeiten, den Besitz des Geschlechtes zu vermehren. Er
beschränkte sich nur auf den Kauf der Herrschaft Nový Hrad in
Westböhmen (1767). Den Fürsten erreichte die umstürzlerische Zeit
der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts noch in voller Kraft. Im
Jahre 1775 stellte er sich mit Erfolg den Demonstrationen der
Untertanen entgegen, die ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck
brachten, besonders auf der Herrschaft Vlčice im nordöstlichen
Böhmen. Fürst Joseph Adam bildete sich auf seine Stellung sehr viel
ein und nahm besonders im höheren Alter verschiedene Auszeichnungen
und Ehrungen entgegen.
Er starb am 17. Februar 1782 in Wien und wurde in der dortigen Augustiner Gruft beigesetzt.
(jz)