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Weberzunft in Vyšší Brod

Arbeit auf dem Webstuhl in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, Quell: Toulky českou minulostí III, Petr Hora, 1994, ISBN - 80 - 85621 - 97 - 5  In der alten deutschen Chronik von Vyšší Brod steht: "Von Nutzpflanzen gedeiht es hier außer Getreide ausgezeichnet der Flachs, dessen Anbau bis zu den ältesten Zeiten reicht." Und gerade dieser Satz führte mich zum Weg zur Geschichte der Weber in Vyšší Brod. Flachs wurde gewöhnlich im Mai oder Anfang Juni auf das Brachfeld gesäet und wurde etwa in dreizehn Wochen nach dem Aussaat reif, was für den kurzen Böhmerwalder Sommer reicht. Bereits im Jahr 1506 wird im Sitz der Herrschaft, in Rožmberk, durch ein Privileg die Weberzunft gegründet, zu der zweifellos auch die Vyšebroder Weber gehörten. Im Jahr 1531 wird der erste Weber auch im unweiten Studánky erwähnt. Die Zahl der Weber in Vyšší Brod stieg wohl immer an, sodass am 10. Juli 1568 der Vyšebroder Abt Johann mit Zustimmung Wilhelms von Rosenberg Privilegien für eine selbstständige Weberzunft in Vyšší Brod herausgab. Das Privileg hat insgesamt dreizehn Punkte. Der erste klingt: "Zwei beeidete Handwerksmeister gewähren, dass das ganze Handwerk ihnen gehorcht und sich nach der Ordnung richtet. Wer bei ihnen Meister sein will, der soll gute Kunden haben, soll fromm und ehelich geboren sein und soll sein Handwerk ordentlich betreiben, legt eine Geburtsurkunde und einen Lehrbrief vor und verspricht, dass er zur Erhaltung der Zunft deren Ordnung einhalten wird. Er soll auch drei Schock und zehn Pfund Wachs bezahlen. Befreit davon sind nur die Kinder der Meister, die in Vyšší Brod geboren wurden, und ihre Witwen."

In weiteren Punkten wird präzisiert, wie sich der Meister benehmen soll, wie man verfeindete Meister versöhnen soll, es wird hier auch von Geldstrafen in die Zunftkasse gesprochen. Interessant sind die Artikel acht, neun und zehn. Es wird in ihnen gesagt: "Wer Garn verlor oder es verkaufte und das Wort nicht hielt, der soll das Handwerk lassen, bis er mit den Leuten Vergleich macht. Wer keine gute Arbeit leistet oder wer für leichte Arbeit einen Preis wie für eine schwere verlangt, der wird bestraft werden. Wer bei einem Diebstahl erwischt werden wird, der sei aus der Zunft ausgeschlossen. "Wie einfache, aber klare Sätze, die keine zweierlei Darlegung geben. Jeder, wer Tuch weben lassen wollte, brachte meistens eigenes Garn mit und bezahlte die Arbeit. 1562 schrieb Peter Andreas Mattioli in seinem Herbarium, sonst einem sehr nützlichen Kräuterbuch: "Der Weber windet zuerst auf die Zettelmaschine auf, zwirnt auf die Spulen und macht sich eine Kette sowie Einschlag. Den windet er dann durch die Kette mit dem Ried auf den Weberbaum und webt, manchmal lustig mit Gesang, manchmal mit Zorn, Fluchen sowie Klagen über Frauen, und so wird der Flachs zum Tuch gewoben." Wie einfach scheint es nach dem Lesen zu sein. Aber wie wir dem Weberprivileg von Vyšší Brod entnehmen, "wer das Handwerk erlernen möchte, der soll eine gute Empfehlung haben, dass er fromm und ehrlich geboren wurde und dem Meister versprach, dass er vier Jahre lang lernen will. Er soll auch eine Garantie von fünf Schock erlegen und sechs Pfund Wachs bezahlen. Wer der Lehrling erlernte, dann soll er für zwei Jahre wandern, bevor er Meister wird."

Drei Phasen der Textilherstellung - Weben, Spinnen und sog. Hecheln (Spalten von Fasern des Flachses) - auf einer zeitgenössischen Abbildung, Quell: Toulky českou minulostí II, Petr Hora, 1991, ISBN - 80 - 208 - 0111 - 1

Eine besondere Gruppe von Webern stellten die besten Weber. Im Vyšebroder Privileg für Weber steht: "Wer von den Webern Tischdecken, Zwilling, und allerlei Werk zum Teil in Vierschicht und Dreischicht bald machen könnte, der soll es der Gemeinde zur Ehre und sich zum Nutzen machen." Eine fast gleichlautende Fassung gibt es auch in der Ordnung der rosenbergischen Städte für Třeboň, Lomnice und Veselí aus dem Jahr 1519. Es ging höchstwahrscheinlich um spezialisierte Weber, die verschiedene gemusterte Stoffe in Köper- und Atlasbindungen weben konnten, die in historischen Quellen angeführt werden.

Der erste Primator von Vyšší Brod, der Vyšebroder Primator seit 1608 war, hieß Simon Malschinger und "betrieb einen umfangreichen Leinenhandel" und unter seinen Kunden war auch der letzte Rosenberger Peter Wok, wie es eine Bestellung vom 10. November 1610 beweist. Weitere bekannte Vyšebroder Weber aus dem Jahr 1620 sind Bartl Thoman und Michael Leitgeb. In der Steuerrolle aus den Jahren 1652 bis 1656 gibt es bei fast allen Dörfern und Einöden in der Umgebung von Vyšší Brod eine Bemerkung "ernährt sich mit Tuch und Spinnerei." Die Visitationskommission, die am 27. Oktober 1653 ihre Tätigkeit in der Vyšebroder Herrschaft einstellte, führt in Vyšší Brod elf Weber und je einen in den Dörfern Hradový, Slupečná und Studánky an. Unter den Hausbesitzern fand ich im Jahr 1653 neun Namen von Webern und im Jahr 1712 zehn. Eine interessante Angabe ist auch beim Vyšebroder Pfarrer Martin Nach aus dem Jahr 1599 über die Zahlung der Zehnten in dieser Pfarrei: "Bauer Gregor aus Petřejov entrichtete zehn Garben Flachs und einen Hahn.. In den Dörfern Bystrá und Kamenná entrichtete auch jeder Bauer einen Käse, eine Mastgans und zwei, beziehungsweise eine Garbe Flachs."

(fs)

Weitere Informationen:
Geschichte der Region Vyšší Brod
Geschichte der Zünfte und des Handwerks in der Region Český Krumlov
Geschichte der Zünfte und des Handwerks in der Stadt Český Krumlov
Geschichte der Wirtschaft in der Region Český Krumlov
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