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Joan Brehms

(1907- 1995) Bühnearchitekt und Szenengestalter

Joan Brehms, Porträt Er wurde in Lettland (in Libava) geboren. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Jena und in Erfurt (1927) und am Bauhaus in Weimar. Er wirkte in Polen und in Deutschland. In den Jahren 1945-1978 war er Ausstattungschef des Südböhmischen Theater in Budweis. 1858 projektierte er das erste Theater mit drehbarem Zuschauertribüne, das im Schloßgarten in Krumau entstand. Im Rahmen der Südböhmischen Theaterfestivale nutzte er für die Theateraufführungen manche herrlichen Räume, die die Stadt Krumau anbietet (z.B. den (Maskensaal oder den zweiten Schloßhof), aus. Im Barockschloßtheater setzte er wieder in Betrieb die ursprüngliche Bühnenmaschinerie zur Verwandlung der Szenen, sodaß man hier eine Reihe von Theatervorstellungen gab. Von seinen weiteren Projekten ist der Pendelzuschauerraum für Karlstein zu nennen. 1969 entwarf er den Polydimension - Theaterraum mit der Drehbühne und drehbarem Zuschauerraum. (Es wurde 1974 patentiert, aber nicht realisiert.) Die Weltbühnenliteratur zählt ihn zu den besten Szenengestaltern der Welt, vor allem dank dem Projekt des Freilichttheaters mit drehbaren Zuschauerraum in Krumau.

Biographische Daten :

1907

5. 7. in Libau (Liepaja, Latvija) geboren als Sohn des Chirurgen Dr. med. Oscar Brehms

1914-16

an der russischen Front im Kriegslazarett der Vaters in Littauen, Landvorovo

1917

in Petrograd Schulbeginn bis zur Oktober-Revolution, radikale Mittelohr-Operation im Alexander Hospital. Erlebt auf dem Marsfeld ein grosses Revolutions meeting mit einer Ansprache von V. I. Lenin, dann Flucht aus dem Chaos nach Finnland, nach Antrea Kirkonkylla

1918

nach Kriegsende Rückkehr der Familie nach Libau ins Elternhaus. 18. November Gründung der Republik Lettland. Schulbesuch

1918-25

Schuljahre und Abschluss der Mittelschule mit dem Reifezeugnis und Abitur. Beginnende Theaterarbeit an der Schule und mit Studenten in eigenerTheatergruppe

1925

weitere Studienjahre Jena, Erfurt an der Kunstakademie bei Prof. Melville, welcher die Theaterinteressen sehr förderte

1925-26

während der Studienzeit als Volonter am Stadttheater Erfurt tätig. Einmal die Woche besuchte er die Vorlesungen von Prof. Walter Gropius am Bauhaus in Weimar

1926-27

am Stadttheater Lübeck tätig. Dort lernte er Walther Unruh kennen, den Herausgeber der Bühnentechnischen Rundschau, mit welchem er bis zu seinem Lebensende engen Kontakt unterhielt. Am Stadttheater Lübeck schuf er seine erste selbständige szenographische Arbeit: am 16. 12. 1927 in den Kammerspielen des Stadttheaters im Marmorsaal F. R. Wedekinds "Frühlingserwachen". Mitarbeit an der Welttheaterausstellung Magdeburg (1927), kommt in Berührung mit A. Appia, G. Graig, Norman bel Geddes, Walter Gropius, E. Piscator. Bekanntschaft mit dem Regisseur Walter Sinclaire aus New Orleans, Prof. Mahnke und dem fortschrittlichen Szenographen Traugott Müller und dem Komponisten E. Krenek (Johny spielt auf). Besuch der Shakespeares Königsdramen in Bochum, Regisseur Saladin Schmitt und Szenograph Joh. Schröder aus Hamburg. In Bochum lernt er auch den Schriftsteller G. Hauptmann kennen, dessen "Hanneles Himmelfahrt" er in seinem Studiotheatereinstudiert hatte 1928 gründet in Libau seine Studenten-Theatergruppe, die in Stadt und Land Theatervorstellungen, auch eigene Produktionen (Maschinentanz), bringt

1929-32

Szenograph, später Ausstattungsleiter am Dramatischen Theater in Riga, dort kommt er zur Zusammenarbeit mit Prof. Max Reinhardtaus Berlin

1932

wird Szenograph der Deutschen Bühne in Breslau

1933-34

Ausstattungschef am Lobe Theater in Breslau

1935

Ausstattungsleiter und Regisseur an den Städtischen Bühnen Breslau

1936-37

Szenograph und Regisseur an der Schlesischen Landesbühne Brieg

1937-38

Szenograph am Stadttheater Brandenburg

1938

mit Regisseur Bruno Harprecht auf Gastspielreise nach Rio de Janeiro

1938-39

Leiter des Ausstattungswesens am Dramatischen Schauspiel in Riga. Enger Kontakt zu Regisseur-Direktor E. Smilgis vom Dailes Theater

1939-43

Ausstattungsleiter des Stadttheaters in Bydgoszcz

1943-45

Leiter des Ausstattungswesens am Stadttheater in Danzig. Begegnung mit dem Komponisten H. Sutermeister in der Inszenierung "Der Zauberinsel"

1945

Theaterschliessung, Totaleinsatz, Südslowakei, Übergang zur RA als Freiwillige und Dolmetscher. Mit der RA kam er bis nach ?eské Bud?jovice

1945-79

Ausstattungsleiter am Südböhmischen Theater in ?eské Bud?jovice, wo er seine aktiven Versuche und Experimente als Theaterarchitekt entwickelte

1945-47

erste Versuche von Theateraufführungen im Hallenraum ohne Vorhang und Bühnenrahmen (Turnhalle "Die Revolution"). Aufführungen in der Stadt auf der Freitreppe vor der Turnhalle (Lysistrata 1946). Auf den Kaskaden der Fontane im Schlosspark zu Krumau (Sommernachtstraum 1947) mit Theaterdirektor K. Konstantin

1958

entwarf und erbaute er die erste drehbare Zuschauertribüne im Schlosspark von Böhmisch Krumau am 9. 6. 1958 erstmals mit Weisenborns Schauspiel "Lofter", Direktor-Regisseur Otto Haas

1962

entwarf er ein modernes Projekt für den neuen Theaterbau in ?eské Bud?jovice

1963

realisiert er Im Südböhmischen Theater einen zweifachen Zuschauerraum (Teil der Zuschauer auf der Bühne) mit der Inszenierung von Shakespeares "Widerspenstigen Zähmung", Regisseur M. Fridrich

1965

das kinetische Rundtheater erbaut er im Klostergarten in ?eské Bud?jovice mit Alfieris "Filip II", Regisseur M. Fridrich. Nimmt bei dem Podiumsgespräch in Essen über Fragen "Bühne und Mensch" teil. Wird Mitarbeiter der Monatszeitschrift "Darstellung-plus-Technik", BRD. Beteiligt sich auch am Symposion und Ausstellung der Theaterarchitekten in Vichy, Frankreich. Zusammentreffen mit Theaterarchitekt und Regisseur Jacques Polieri

1967

war bei der Eröffnungsvorstellung "Madamme Bovary" (Sutermeister) und Theaterkongres in Zürich, Schweiz

1968

entwarf und erbaute er die zweiteilig umwendbare Theateranlage für 1 200 Zuschauer auf dem Burghof von Karlštejn bei Prag mit einer Inszenierung von Vrchlickýs "Eine Nacht auf Karlstein", Regisseur J. Císa?

1974

macht eine Studienreise nach Mexico um den drehbaren Zuschauerraum zu propagieren

1977

erste drehbare Zuschauertribüne im geschlossenen Theaterraum im alten, stillgelegten Theatergebäude in ?eské Bud?jovice mit Weisenborns "Lofter", Regie M. Fridrich

1979

Entwurf der Polydimensionalen Theatereinrichtung im Freien und ?SSR-Patentierung dieses Projekts

1980

Projekt der Rekonstruktion des historischen Schlosstheaters (1766) im Schloss von Böhmisch Krumau

1982

erstellt eine variabele Theatereinrichtung vermittels fünf beweglicher Zuschauertribünen im alten Theatergebäude für cca 200 Zuschauer

1983-85

Studie einer polydimensionalen Theatereinrichtung im geschlossenen Innenraum, die alle bekannte und viele neue Zwischenlösungen des Theaterkontaktes Zuschauer-Darsteller ermöglicht

(hj)