Latrán Nr. 12
Beschreibung des Objektes:
Ein einstöckiges Haus am Eck der Gasse Latrán und der Schloßstiege,
gedeckt mit einem Satteldach. Die westliche Stirnwand des Objektes
wird von einem frühbarocken Giebel mit Volutenflügeln, kleinen
Pyramiden und viereckigen Vasen gebildet, die den dreieckförmigen
oberen Gipfel abschließen. Die Gassenfassade behält die barocke
Gliederung mit von Bandchambranen mit Ohren (Erweiterung des oberen
und auch unteren Teils des Fenstergewändes) umrahmten Fenstern und
mit Eckbossagen bei. An der Fassade befindet sich ein Allianzwappen
der Eggenberger und Schwarzenberger mit einer Fürstenkrone. In der
Raumverteilung des Hauses blieb die Gliederung des frühbarocken
Umbaus erhalten. Im Erdgeschoß des Hauses sind Reste der
ursprünglichen gotischen Konstruktionen sichtbar.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Objekt ist gotischen Ursprungs, wovon die Portale und das
Mauerwerk im Erdgeschoß zeugen. Die erste schriftliche Erwähnung
wird ins Jahr 1513 datiert. In den Jahren 1589 - 1624 kam es mit
größter Wahrscheinlichkeit zu Instandsetzungen des Objektes im
Renaissancestil. Der frühbarocke Umbau wurde dann in den Jahren
1653-1658 durchgeführt. Zu den größten baulichen Eingriffen kam es
nach dem Jahr 1841, als das Haus vom gemeinsamen Eigentümer mit dem
Haus Nr. 7 auf der Schloßstiege verbunden wurde.
Bedeutende architektonische Details:
Großen historischen Wert haben namentlich die Räume im ersten
Stock, wo sich aus der Renaissance eine verzierte Balkendecke und
Fragmente der Ausmalung der Interieure erhielten.
In einem kleinen Raum im ersten Stock, an der Stirnwand des Hauses,
ist die komplette klassizistische Änderung des Interieurs erhalten
geblieben. Als historisch wertvoll kann man mit Sicherheit auch die
Konstruktion des Dachstuhles bezeichnen, wahrscheinlich frühbarock,
sturmsicher durch massive Andreaskreuze.
Geschichte der Bewohner
des Hauses:
Die Parzelle des Objektes wurde ohne Zweifel schon bei der
Entstehung des Latrán verbaut. In den Jahren 1500 - 1539 gehörte
das Haus dem Schlosser Matěj. Nach Matějs Tod im Jahre 1539 besaß
das Haus seine Witwe Barbora, die 1553 starb. An der Wende der
sechziger und siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts treffen wir im
Haus auf die Schwertfegerin Dorota. Ihr erster Gemahl war der
Schlosser Pavel Hilliprant (oder Hilleprant). Nach seinem Tode
heiratete die verwitwete Dorota den Schwertfeger Řehoř Müllner
(oder Millner). Nach Řehořs Tod heiratete Dorota den Latraner
Bäcker Ondřej Malý. Im Jahre 1568 kaufte das Haus Jáchym Dorn, den
wir hier noch im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhundert finden. Dorn
war Goldschmied und nahm an der Ausschmückung des Grabmals Wilhelms
von Rosenberg in der Kirche St. Veit teil. Dorns Familie lebte im
Haus wohl bis zum Jahre 1653, als hier Maxmilián Legler erscheint.
Der erste bekannte Kaufpreis machte in diesem Jahre 330 Schock
Meißner Groschen aus. Seit dem Jahre 1685 gehörte das Haus dem
fürstlichen Forstmeister Jan Pletzl, nach dem es Maxmiliana
Pletzlová erbte und bis 1730 führte. Auch der nächste Besitzer des
Hauses war in den fürstlichen Diensten - es war der Schwarzenberger
Hauptmann der Herrschaft Orlík Mikuláš Josef Teichtl, der das Haus
bis zum Jahre 1735 besaß. In den Jahren 1761 - 1769 lebte hier dann
der fürstliche Rentschreiber Řehoř Krausser und nach ihm zog der
Sattler Adalbert Koblinger ins Haus ein. Der Preis des Hauses stieg
in dieser Zeit von 385 Gulden auf 925 Gulden. Seit 1796 wohl bis in
die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurde das Haus von der
Familie des František Hasslinger bewohnt. Im Jahre 1841 wurden die
Häuser Nr. 12 und 7 in den Händen eines einzigen Besitzer
verbunden. Nach dem Jahre 1796 und im Verlauf des gesamten 19.
Jahrhunderts war im Haus eine Seifensiederwerkstätte.
Gegenwärtige Nutzung:
Sportwaren, Tabaktrafik