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Geschichte des Schlachthofes in der Stadt Český Krumlov

Der Schlachthof, die sog. "šlachtata" (aus dem deutschen "schlachten", heute Schlachthof), wird in Český Krumlov schon im 16. Jahrhundert erwähnt. Er befand sich unweit der Masná Gasse (Fleischergasse), wo die Fleischbänke mit dem Ausschlachten und dem Verkauf von Fleisch standen. Das Zunftprivileg des Jošt von Rosenberg für die Krumauer Fleischhauer führt an, daß ein Fleischhauer, der ein Vieh zum Schlachten brachte, es vorerst zu der "šlachtata" bringen mußte, wo es vom Zunftmeister untersucht wurde. Falls dieser das Vieh gesund fand, durfte es der Fleischhauer schlachten und das Fleisch verkaufen. Großes Vieh "darf weder auf dem Ring noch bei den Fleischbänken oder zu Hause noch an einer anderen Stelle geschlachtet werden, sondern nur in der šlachtata". Für eine Verletzung dieser Verordnung mußte der Schuldige 20 Groschen in die Kasse der Obrigkeit und 1 Groschen dem Stadtrat bezahlen.

Jan Willenberg, Schweineschlachten, 1604

Die "šlachtata" war aus der Radniční Gasse (Rathausgasse) durch ein Tor zugänglich und befand sich etwa an der Stelle zwischen den heutigen Häusern Nr. 100 und 101. Das Tor wurde am Abend zugesperrt und die Schlüssel wurden in der Polizeistube abgegeben. Am Morgen wurden die Schlüssel von denen geholt, die ihr Vieh zum Schlachten angemeldet hatten. Im 19. Jahrhundert wurde das Tor nicht mehr zugesperrt, damit im Brandfall der Zugang zum Wasser frei ist. Die "šlachtata" selbst hatte die Form eines Rechtecks mit einer Brücke zum Schlachten mit den Maßen von etwa 7 x 13 m, die sich am Wasser befand. Die Brücke war gepflastert und es stand dort eine Wasserpumpe. Von der Brücke aus führte eine Rinne für den Abfluß des Blutes in die Vltava (Moldau). Die Rinne wurde den schriftlichen Belegen nach nicht geputzt und daher verbreitete sich von dort besonders in den Sommermonaten ein unerträglicher Gestank. Der ganze Raum war mit einer Mauer umgeben, damit das Vieh nicht ausreißen konnte. Zwischen der Schlachtbrücke und der Stelle, wo heute das Haus Nr. 101 in der Radniční Gasse steht, befand sich das sog. 2,4 m breite Vodní brána (Wassertor).Von der "šlachtata" führte ein Tor in den benachbarten Garten, der der Fleischerzunft gehörte und durch ihn konnte man über die Insel (Ostrov) in die Široká Gasse (Breite Gasse) gelangen. Trotz des widerlichen Aussehens und unerträglichen Gestankes war die "šlachtata" ein Platz, wo "man in der Ecke beim Tore im Dunklen Sünden begangen habe". Daher ersuchte das Wirtschaftliche Inspektorat den Stadtmagistrat, die Stadt mittels Laternen zu beleuchten, "womit man zumindest an öffentlichen Stellen mehr Sittlichkeit erreichen würde".

Unerträgliche hygienische Bedingungen zwangen dann den Magistrat, den Schlachthof an den Stadtrand zu verlegen. Im Jahre 1913 wurde also ein Projekt für den Bau des Schlachthofes in Špičák Nr. 194 ausgearbeitet, und dieser Schlachthof nahm im Jahre 1914 seinen Betrieb auf. Das Gebäude befand sich ursprünglich im Besitz der gewerblichen Gemeinschaft der Fleischhauer und im Jahre 1942 ging es in den Besitz der Stadt über.

(ds)