Der barocke Magnat Johann Christian I. von Eggenberg
Johann Christian I. von
Eggenberg wurde am 7. 9. 1641 als zweites Kind von Johann Anton
I. von Eggenberg und Anna Maria von Brandenburg geboren. Im
Jahre 1654 wurde er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Johann
Seifried (geboren am 12. 8. 1644) Hochschüler an der
Jesuitenuniversität in Graz. Außerdem widmeten sich die Brüder der
Hasenjagd, der Jagd mit dem Falken, dem Fangen von Vögeln, dem
Schießen und nicht besonders erfolgreich dem Kegelspiel, aber auch
dem Tanz sowie dem Studium von Fremdsprachen. Im Juni 1660 begaben
sie sich auf eine Studienreise und im Laufe von drei Jahren
besuchten sie Deutschland, Spanien, die Vereinigten Niederlanden,
Frankreich, die Schweiz, Italien. Für die Reise nach England
bekamen sie von der Mutter keine Zustimmung. Im März 1663 erteilte
ihnen in Rom Papst Alexander VII. eine Audienz und im Juni kehrten
sie dann nach Graz zurück. Nach der Rückkehr von den Reisen war es
notwendig, die Streitigkeiten um das Erbe nach dem Tod des Vaters
zu lösen, da Johann Anton I. von Eggenberg kein Testament
hinterließ. Im Juni 1665 stimmte Johann Christian I. von Eggenberg
der Aufteilung des Besitzes in zwei gleiche Hälften zu und kurz
danach begab er sich mit seinen Beamten und Dienern nach Český
Krumlov, das er zu seinem ständigen Sitz wählte. Die Streitigkeiten
mit dem Bruder, besonders um die Reichsgüter und Ämter, zogen sich
jedoch bis in das Jahr 1672. Bei deren Lösung lernte Johann
Christian Marie Ernestine, Gräfin zu Schwarzenberg, die Tochter des
Fürsten Johann Adolf zu Schwarzenberg kennen, der durch
Zusammentreffen von verschiedenen Umständen eine der
Persönlichkeiten war, die früher die beiden zerstrittenen
Eggenberger Brüder versöhnten. Am 21. Februar 1666 heiratete Johann
Christian Marie Ernestine in Wien. Mit der Ankunft von Marie
Ernestine von Eggenberg, dieser gebildeten und kunstliebenden
Dame, mit der sich Johann Christian sehr gut verstand, begann für
Český Krumlov eine neue Blütezeit. Ein bezeichnender Charakterzug
beider Eheleute war die Großzügigkeit. Beide interessierten sich
für die Kunst, wovon ein reiches kulturelles Leben auf ihrem Hof
zeugt. Johann Christian führte
die Wirtschaft auf seinem Besitz gut, obwohl er am Anfang seiner
Regierung von einigen eigenen Beamten bestohlen wurde. Er ließ
vieles auf seinen Herrschaften verbessern und kaufte das Hammerwerk
bei Dobrkovice (im Jahre 1660), das Gut Červený Újezd (1662), das
Gut Dub bei Tábor (1666), das Gut Chlum bei Křemže (1668), das Gut
Myslín (1679), den Hof in Světlík (1680), den Hof Bartochov (1688)
sowie das Gut Kosmo (1696).
Eine bedeutende Stellung in den Kreisen des hohen Adels, die Notwendigkeit eines entsprechenden Auftretens und nicht zuletzt auch das private Interesse für die Kunst führten die beiden Eheleute zu den schrittweisen Bauänderungen des Krumauer Schlosses, so daß es allen damaligen Ansprüchen bezüglich der Einrichtung eines barocken fürstlichen Sitzes entsprach. Zu den Hauptveränderungen kam es hier in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das Ehepaar Johann Christian und Marie Ernestine von Eggenberg ließen in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts für ihre Schauspielertruppe ein selbständiges Theatergebäude erbauen, das nach Umbauten und Anpassungen an die szenischen Bedürfnisse in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts bis heute erhalten blieb. (Das Eggenberger Theater im 17. Jahrhundert). Im ursprünglichen Objekt spielte man noch am Anfang des 18. Jahrhunderts, aber dann ließ das Interesse der Besitzer für das Theater aus verschiedenen Ursachen nach und das Gebäude geriet langsam in Verfall. Für dessen Umbau sorgten erst die Schwarzenberger. Die erste Nachricht über einen Eggenberger Musiker stammt aus dem Jahre 1664. Die später errichtete Schloßkapelle wurde aus Trompetenbläsern und mit der Zeit auch aus Paukenschläger zusammengestellt. (Die Eggenberger Kapelle) Die Kapelle der Trompetenbläser ergänzten je nach Bedarf auch andere Instrumente spielende Musiker. Ihr bekanntestes Mitglied war deren Kapellmeister Domenico Bartoli. Die Musiker spielten wahrscheinlich jeden Tag in der Schloßkapelle, beim Tafeln und oft bei gesellschaftlichen Anlässen, bei Bällen, Maskenbällen und während der Jagd. Das Ehepaar war diesen sehr gewogen und einige Trompetenbläser besaßen ein außerordentliches Vertrauen seitens des Fürsten, der sie als seine einzigen Diener mit der Übermittlung verschiedener Botschaften (z. B. mit dem Transport sowie mit der Zustellung von Geld ins entfernte Ausland) beauftragte.
Bildende Künstler kamen nach Český Krumlov vor allem aus dem Ausland, obwohl einige hiesiger Abstammung waren. Es handelte sich zwar meistens nicht um "große" Künstler, deren Werke in der Geschichte der Kunst eine bedeutendere Stelle einnehmen konnten, aber mit dem Charakter ihres Schaffens erfüllten sie die Bedürfnisse des Schloßherrn. Weniger bedeutende Arbeiten verloren, nachdem sie nicht mehr praktisch genutzt wurden, ihre Bedeutung und wurden entfernt. Von den Malern, die damals in Český Krumlov wirkten, sind Jan Melichar Ott, Zachariáš Ignác Voják, Jindřich de Veerle, Domenico Rosetti oder Johann Martin Schaumberger zu nennen. Von den Bildhauern traten besonders Jan Worath und der Steinmetz Jan Plansker hervor.
Johann Christian I. von Eggenberg war ein frommer Mensch und hatte auch ein feinfühliges soziales Empfinden. Er sparte nicht mit kleinen Geschenken und Almosen. Vielen Städten und Zünften in seiner Herrschaft erteilte oder verbesserte er die Privilegien. Im Böhmerwald gründete er neue Gemeinden und trug im entscheidenden Maße zur Besiedlung der vorher völlig unzugänglichen Waldgebiete bei. Er starb am 14. Dezember 1710 in seinem Palast in Prag auf dem Hradschin. Sein Leichnam wurde vorübergehend in der Rosenberger Krypta in der Kirche St. Veit in der Stadt Český Krumlov beigesetzt und schließlich in das Minoritenkloster "Zur hilfreichen Jungfrau Maria" nach Graz gebracht. Dem aus dem Jahre 1696 stammenden Testament nach sowie nach der Ergänzung zu diesem aus dem Jahre 1710 bestimmte er als Universalerben seine Gattin Marie Ernestine. Die Witwe bestellte in ihrem Testament aus dem Jahre 1717 zu ihrem Erben den Neffen Adam Franz zu Schwarzenberg. Sie selbst starb im Jahre 1719.
Es kam die Dämmerung des Geschlechtes der Eggenberger, das von der Bühne der Geschichte unerwartet und schnell verschwand. An der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert war das einzige männliche Mitglied der älteren ("böhmischen") Linie des Geschlechtes der kinderlose Johann Christian, der sich vereinsamt neben seiner Gattin Marie Ernestine unaufhaltsam dem Ende seines Lebens näherte. Der steirische Zweig des Geschlechtes war nach der damaligen Überzeugung genügend gesichert. In der Zeit, als Johann Christian starb, waren noch Johann Seifried, sein Sohn Johann Anton II. und der Enkelsohn Johann Christian II. am Leben. Im Jahre 1713 starb jedoch der Großvater Johann Seifried, nach ihm im Jahre 1716 sein Sohn Johann Anton II. und kurz darauf, am 23. Februar 1717, auch der Enkelsohn, der erst dreizehnjährige Johann Christian II., der einer Blinddarmentzündung erlag. Es tauchten damals Fragen auf, was mit dem Besitz von Johann Christian I. zu geschehen hätte, der im Interesse des Geschlechtes nach dem Tode der Fürstin Marie Ernestine an den steirischen Zweig übergehen sollte. Zur Zeit ihres Todes (im Jahre 1719) war vom männlichen Nachkommen des steirischen Zweiges niemand mehr am Leben. Zum Erben wurde Adam Franz zu Schwarzenberg, der Neffe der Fürstin Marie Ernestine bestimmt. Die restlichen möglichen Erben erhoben gegen den Schwarzenberger einen Einwand. Zum Schluß wurden jedoch die Ansprüche von Adam Franz zu Schwarzenberg auf das Erbe von der böhmischen Hofkanzlei bestätigt. Das gesamte Eigentum des älteren Zweiges der Eggenberger ging im Jahre 1719 in den Besitz der Schwarzenberger über.
(mko)