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Das Leben auf dem Lande im 19. Jahrhundert in der Region Český Krumlo

Die Region Český Krumlov gehörte von der wirtschaftlichen Seite immer zu ärmeren Vorgebirgs- und Grenzgebieten des Šumava (Böhmerwald) mit überwiegender handwerklich betriebener Kleinproduktion und auf dem Lande mit eindeutig überwiegender landwirtschaftlicher Produktion. Industrieunternehmen begann hier erst in der zweiten Hälfte des 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zu entstehen. Die örtliche Industrie entwickelte sich hier nur sehr langsam und es überdauerte immer der Hauscharakter der Kleinproduktion. Von den traditionellen wirtschaftlichen Bereichen prosperierten hier die Papier-, Textilindustrie, Kleinproduktion der Weber, Glasindustrie, Holz- und Torfnutzung und -verarbeitung oder Grafitgewinnung. Die zu Hause betriebene Handfertigung verarbeitete und nutzte vor allem Holz von Böhmerwalder Wäldern als elementaren Rohstoff zur Fertigung von Werkzeug, Möbeln, Zündhölzern oder Holzschuhen.

Das bergige Gebiet des Pošumaví mit ungünstigen klimatischen Bedingungen und weniger fruchtbaren Lagen beeinflusste markant auch die Bevölkerungsstruktur und -dichte, die zu den dünnsten in Böhmen gehörte. Die ungünstige wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes und beschränkte Möglichkeiten der Landwirtschaft zwangen einen Teil der örtlichen Bevölkerung zur Auswanderung und Saisonarbeit im In- oder Ausland. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte die Region Český Krumlov traditionell zu gemischtsprachigen Gebieten mit der Bevölkerung tschechischer und deutscher Nationalität.

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Obwohl das Gebiet um Český Krumlov herum eine Region mit überwiegender landwirtschaftlicher Produktion war, gehörte es vor allem wegen ungünstigen klimatischen und Bodenbedingungen zu weniger fruchtbaren und einträglichen Gebieten. Er wurden hier alle üblichen anspruchlosen Pflanzen angebaut - Gerste, Roggen, Weizen, Hafer, Hirse, Buchweizen, Erbse, Ölpflanzen und technische Nutzpflanzen wie Flachs und Hanf. Die Anfänge des Kartoffelanbaus in der Region Český Krumlov fallen zwischen die Jahre 1758 - 1760, auch wenn in ihrer Nutzung als Futter für das Vieh und Lebensmittel für die Menschen lange Misstrauen überdauerte, das erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts überwunden wurde. In wenigen klimatisch günstigeren Gebieten der Region wurde früher auch Hopfen angebaut. (Geschichte der landwirtschaftlichen Produktion in der Region Český Krumlov)

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts überlebte auf den Feldern die dreijährige Folge - Wintergetreide, Sommergetreide und Brache, wobei der sämtliche Boden in drei Teile geteilt wurde, auf denen Winter- und Sommergetreide gesät wurden und der dritte unbesät blieb und als Weide diente. Die Landwirtschaft musste genug Nahrungsmittel nicht nur für Bewohner, sondern auch für das Vieh gewähren, das in den Boden die notwendigen organischen Stoffe in Form von Mist zurück gab, weil der Mangel an natürlichen Düngern die Erschöpfung des Bodens verursachte. Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Pflanzenwechsel in durchdachten vierjährigen Zyklen schon ohne eine Brache. Im Zusammenhang mit der technischen Fortschritt erschienen auch die ersten Sä- und Mähmaschinen, Dreschmaschinen und Mähbinder. Trotzdem wurde die Landwirtschaft während der ganzen zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Agrarkrisen begleitet und negativ wirkten auch die Folgen des I. Weltkriegs. Außer den obrigkeitlichen Großgrundbesitzen der Adelsgeschlechter und geistlicher Orden wirtschaftete hier auch eine Reihe von mittleren und kleinen Landwirten, deren Felder mit Grenzrainen getrennt wurden.

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Die Feldarbeiten wurden alljährlich mit Herbstfurche beendet, die am häufigsten mit einem hölzernen oder eisernen bespannten Einfurchenpflug durchgeführt wurde, wo auch die Zugkraft der Ochsen, Kühe und Pferde genutzt wurde. Die stärksten und zuverlässigsten Zugtiere zu Fuhrwerken und landwirtschaftlichen Maschinen waren Ochsen, Kleinlandwirte spannten am häufigsten Kühe an und zur Verbreitung der Pferde als Zugtiere kam es erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zu Fuhrwerken und Maschinen wurden die Zugtiere mit Kumtgeschirr (Pferde) oder Joch (Rind) angespannt.

Der Grund der künftigen Ernte wurde im Frühling (Sommergetreide) oder bereits im Herbst (Wintergetreide) gelegt, als die Saat durchgeführt wurde. Zuerst musste jedoch der Boden durch das Eggen mit hölzernen oder eisernen Eggen vorbereitet und durch das Wälzen mit Walzen geebnet werden. Getreide wurde am häufigsten mit Händen aus einer um die Taille gebundenen Leinenschürze gesät, erst später wurden Sämaschinen benutzt. Von kleineren Flächen wurde das Getreide mit der Sichel geerntet, mit der auch Gras gemäht wurde. Ein leistungsfähigeres Erntezeug war die Sense, mit der die Mäher Gras auf Wiesen sowie Getreide auf Felden mähten. Die Sense bestand aus einem Stiel mit zwei Griffen und der eigentlichen eisernen Sense, die vor der Ernte durch Dengeln auf einem Bock (ein länglicher Stuhl mit einem Dengelamboss) geschärft wurde. Direkt auf dem Feld schärfte der Mäher die Sense mit einem Schleifstein fertig, den er hinter dem Gürtel in einem Blech- oder Holzköcher trug. Für die Getreideernte war der Sensenstiel speziell hergerichtet. Später wurde die Arbeit der Mäher durch viel leistungsfähigere Mähmaschinen ersetzt.

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Das gemähte Gras auf den Wiesen wurde bei der Heuernte mehrmals täglich mit einem Heurechen gewendet und gehäuft. Die Fuhren vom eingebrachten Heu wurden in Heuschuppen gelagert. Auch hier wurde die Handarbeit mehrerer Leute durch eine Harkmaschine ersetzt. Gemähte Getreideähren banden die Ährenleserinnen in Garben mit Strohbändern und sie setzten die Garben zu Puppen. Auch die Handarbeit bei der Getreideernte wurde mit der Zeit durch Mähmaschinen und Mähbinder ersetzt, die das Getreide gleichzeitig mähten und in Garben banden.

Korn wurde von den Ähren mit Dreschflegeln aufgelockert, es wurde mit Sieben von Spreu gesondert und sauber in Getreidekasten gelagert. Die anstrengende Arbeit der Drescher wurde durch Hand- und Dampfdreschmaschinen ersetzt. Stroh von Getreidehalmen wurde folglich zur Unterstreuung für Vieh sowie zur Herstellung von Strohbändern, Matten, Schüsseln, Körben und Strohbündeln zum Dachdecken verwendet.

Wichtige Öl- und technische Nutzpflanzen, die in der Region Český Krumlov angebaut und verbreitet wurden, waren Mohn und Flachs. Flachs wurde weiter zum Leinwand verarbeitet oder es wurden daraus auch ölhaltige Samen verwendet. Nicht geringfügig war auch die Hausproduktion von aus Weidenruten geflochtenen Nutzgegenständen - Körben, Körbchen, Tragkörben, Schüsseln, Futterschwingen und Besen aus Birkenreisig. Eine unerlässliche Ergänzungsform der Hauslandwirtschaft war auch die Bienenzucht mit der Honigproduktion.

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Die Qualität und das Niveau der ländlichen Wohnstätten unserer Vorfahren hingen nicht nur von ihren sozialen Verhältnissen und finanziellen Möglichkeiten, sondern auch von geografischen, klimatischen sowie Nationalitätenbedingungen ab, deshalb sind auch in der Region Český Krumlov die Volksarchitektur und die von ihr abhängigen Lebensbedingungen beträchtlich unterschiedlich. Für dieses Gebiet sind eigenartige geschlossene vierseitige Bauernhöfe aus Mauerwerk mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden von allen vier Seiten typisch. In Richtung ins böhmische Inland kommt hier vereinzelt südböhmischer Bauernbarock zum Ausdruck, der sich vor allem durch reiche Stuckverzierung der Stirnseiten und Giebel auszeichnet. Eine eigenartige Entwicklung erhielt sich auch das Böhmerwalder Gebiet mit Übergewicht der deutschen Bevölkerung, die sich ihre traditionellen hölzernen Blockbauten behielten, denn Holz war in diesem bergigen Gebiet immer das billigste und erschwinglichste Baumaterial. Die für den Šumava/Böhmerwald typischen Gebäude haben den Charakter eines Blockbaus, in dem "unter einem Dach" eine Wohnstube, Kammer, schwarze Küche, Stall, Scheune sowie Holzschuppen waren. Ein solches Bauernhaus betrat man durch einen Eingangsflur und weiter ging man durch das Hausinnere. Eine solche Lösung des Wohnraumes sowie des wirtschaftlichen Hinterlandes beeinflusste wesentlich der lange Winter mit viel Schnee, deshalb musste alles leicht erreichbar sein, denn die Leute im Šumava lebten in zerstreuten Dorfeinöden und auf die Hilfe von der Umgebung konnten sie sich nicht so sehr verlassen.

Auch das Niveau des Wohnens unterschied sich nach dem Wohlstand der Familie. In Bauernhäusern wohnte, schlief, arbeitete, kochte die Familie und sie hielt sogar Geflügel und kleinere Haustiere in einem Raum, wogegen in Bauernhöfen und Gütern die gegliederten Wohnräume von Wirtschaftsgebäuden getrennt waren und die Familie des Besitzers in einer Stube, alte Eltern im "Altenteil" getrennt von der Familie des Wirtes und das Gesinde in einer Kammer, im Marstall oder in der Scheune lebten.

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Das Zentrum jedes Hauses war die geräumige Wohnstube, wo sich das sämtliche Familienleben sowie sämtliche Hausarbeiten abspielten, wo die Frauen kochten, spannen, webten, Federn schlissen und die Männer Werkzeug reparierten sowie erzeugten, Körbe und Besen flochten, Holzschuhe schnitzten oder Kienspäne zum Leuchten machten. Die Ordnung der Möbel und des Raumes in der Stube war nicht zufällig, sondern sie ging von langjährigen Traditionen aus - Bänke entlang der Wände und des Ofens, der Tisch in der Ecke, unter dem Fenster eine Eckbank mit einer geschnitzten Rücklehne, rund herum Stühle und Stühlchen, über dem Tisch ein Kreuz und "heilige Bilder" mäßig hinausgelehnt, unter dem Kreuz ein dreiseitiger Schrank für wertvolle Gegenstände und Schriftstücke, in der gegenüberliegenden Ecke ein Bett für den Wirt und die Wirtin, eine Truhe, ein Schrank, für das Geschirr Bretter, "Schüsselbretter" oder Kredenzen, an der Tür ein Weihwasserbecken und im Winter noch ein Webstuhl oder Spinnrad.

Die Ausstattung der Dorfhaushalte war sehr einfach, bescheiden und rein praktisch. Das Zentrum des Hausgeschehens war ein massiver Tisch mit einer Stegleiste, am häufigsten profiliert und aus mehreren Teilen bestehend. In der Ecke hinter dem Tisch und entlang der Wände und des Ofens stand eine Bank, am häufigsten mit geschmückten Lehnen, außerdem standen in der Stube "Arbeitsbänke" ohne Lehnen, Stühle mit verschiedenartig geformten Lehnen sowie verschiedene Schemel und Stühlchen. Sehr eindrucksvoll waren besonders bemalte Bauernmöbel - Schränke, Truhen, Betten oder Schüsselbretter, die in diesem Gebiet Böhmens typischen blauen Untergrund mit weißen Füllungen und bunten geometrischen, Pflanzen- und Tiermustern und -motiven (Herzchen, Röslein, Kornblumen, Vögelchen, Hirsche) und nur ausnahmsweise und selten kommen auf ihnen menschliche Figuren oder Geschichten vor. Bis ein Viertel der Wohnfläche der Stube nahm der Backofen mit angebautem Kachelofen ein, der zum Brot backen, Kochen und zugleich auch zum Heizen und Wasseraufwärmen diente. In den Backofen gab es Zutritt in der Regel vom anliegenden Flur oder von der schwarzen Küche. Am Ofen unter der Decke hingen Stangen zum Federbetten und Wäsche trocknen. Bis zum 19. Jahrhundert wurden die Stuben mit hölzernen Kienspänen beleuchtet, die in Haltern mit eisernen Klemmern befestigt waren, erst später kamen Kerzen und Petroleum- oder Öllampen.

Eine solche Stube betrat man vom Flur, durch den kam man auch in die schwarze Küche und Kammer, wo Lebensmittel, Werkzeug und manchmal auch Bekleidung gelagert wurden, und in Dorfhäusern konnte man durch ihn auch den Stall betreten.

.. Butterfass aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Sammlungsfonds des Bezirksheimatmuseums in Český Krumlov

Die Lebensbedingungen der Bewohner der Region Český Krumlov beeinflusste in entscheidendem Maße der natürliche Charakter der umliegenden Landschaft des Pošumaví und vor allem dann des zentralen Šumava/Böhmerwaldes, den eine etwa 140 km lange zusammenhängende Gebirgskette mit Buchen-Tannenwäldern in Vorgebirgsgebieten, Fichtenwäldern in Bergketten, Bergwiesen und Weiden, Torfmooren sowie zahlreichen Bergen bildete.

Die Bewohner des Šumava/Böhmerwaldes, die in Übereinstimmung mit der Natur lebten, bemühten sich alle "Gaben des Waldes" zu nutzen; sie verwandten das hiesige Holz als Rohstoff zur Herstellung von Werkzeug, Zündhölzern, Holzschuhen, Möbeln, Musikinstrumenten (Resonanzholz) sowie als Heizstoff für Haushalte und Glashütten oder als elementares Baumaterial. Das hiesige Holz diente zuerst dem Verbrauch der örtlichen Bewohner und zu deren Hausproduktion von Nutzgegenständen für den Haushalt (Holzschuhe, Quirle, Kochlöffel, Löffel, Pfeifen, Spielzeug, landwirtschaftliches Werkzeug), erst mit wachsender Nachfrage und Forstnutzung wurde ein immer größerer Teil von Holz außerhalb des Gebietes vom Šumava befördert und seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich allmählich auch die holzverarbeitende Industrie, die von örtlichen Traditionen ausging - Herstellung von Möbeln, Leisten, Rahmen, Schindeln, Bauelementen und Papier.

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts verbreitete sich die Forstnutzung auch in entfernte Teile der Böhmerwalder Wälder, wo die ersten Holzfällersiedlungen begannen zu entstehen. Dank dem Waldschutz und -anbau entstanden auch die ersten Waldmonokulturen - Wälder eines Holzgewächses, die allmählich die ursprünglichen Mischurwälder ersetzten und die später nicht einmal die ersten umfangreichen Kalamitäten - im Jahre 1870 Windbruch und im Jahre 1881 Schnee mit nachfolgenden Borkenkäferkalamitäten und vernichtende Waldbrände meiden konnten. Jeder starke Sturm mit nachfolgender Borkenkäferkalamität bedeutete immer ein Anwachsen der Forstnutzung, denn die Waldbestände mussten beschleunigt genutzt, verarbeitet und gereinigt werden.

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Holz wurde an Bächer gebracht, woher es in örtliche Sägewerke befördert wurde, die mit Wasserkraft getrieben wurden, oder es wurde teilweise bearbeitet auf den Flüssen weiter ins Inland befördert. Die wichtigste natürliche Wasserverkehrsader war die Vltava (Moldau), auf der Holz aus den Böhmerwalder Wäldern ins böhmische Inland, beziehungsweise auch weiter nach Norddeutschland befördert wurde. Auf dem Oberlauf der Vltava wurde Holz ungebunden und auf dem Mittel- und Unterlauf dann in Flöße gebunden geflößt. Eine moderne Weise der Beförderung vom Böhmerwalder Holz in dieser Richtung sicherte seit 1892 die neu gebaute Eisenbahn České Budějovice - Želnava. Der Holzmangel im österreichischen Inland am Ende des 18. Jahrhunderts veranlasste den Bau des Schwarzenberger Schwemmkanals, auf dem Scheitholz von unzugänglichen und bisher ungenutzten Böhmerwalder Wäldern um den Plešné jezero (Plöckensteinsee) herum in die Mühl und von dort auf der Donau bis nach Wien geflößt wurde. (Geschichte des Verkehrs in der Region Český Krumlov)

Trocknen von Torfziegeln im Šumava/Böhmerwald, historisches Foto

Der Mangel an qualitativem Brennholz im 18. - 19. Jahrhundert führte örtliche Bewohner im Flussgebiet der oberen Vltava, an den dauernd mit Wasser gesättigten Orten mit ausgedehnten Torfmooren, zum Abbau des leicht erreichbaren Torfs zum Heizen - sog. Torfstechen. Von der entblößten und entwässerten Wand des Torflagers wurden mit der Hand mit speziellen Spaten die einzelnen Torfziegeln geschnitten, die man folglich in "Säulen" oder auf hölzernen Trocknern trocknen ließ. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich die Torfnutzung in Felddüngern und Anbausubstraten sowie als Isolationsmaterial in der Industrieproduktion.

Weder das landwirtschaftliche noch das Holzfällerdorf konnten in der Vergangenheit Schmieden und Hammerschmieden entbehren, die genug geläufig notwendigen Werkzeugen - Äxte, Hammer, Zangen, Hacken, Sicheln, Sensen, Spaten, Schaufeln, Pflugeisen sowie Nägel sicherten. Ihr wesentlicher Bestandteil waren Amboss, Schmiedeesse mit einem Schornstein und an sie angeschlossener Balg, mit dem in die Feuerstätte Luft für die Erreichung einer höheren Temperatur getrieben wurde. Große Schmieden - Hammerschmieden, die an Bächern und Flüssen standen, denn sie brauchten genug fließendes Wasser für ihre Arbeit, das den mächtigen Hammer in Bewegung setzte, dienten vor allem zur Herstellung größerer Halbprodukte. In der Schmiede, die selbstständig oder als Bestandteil einer Hammerschmiede stehen konnte, wurde das durch die Wärme hergerichtete Eisen mit dem Hammer auf dem Amboss in die endgültige Gestalt geformt.

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Das Böhmerwalder Vorgebirge sowie Novohradské hory (Gratzener Gebirge) spielten eine wichtige Rolle im böhmischen Glashüttenwesen, weil die örtlichen Wälder genug Brennholz sowie notwendige Rohstoffe für zahlreiche örtliche Glashütten anboten. Die ältesten Erwähnungen führen die ersten Böhmerwalder Glashütten bereits im Jahre 1359 an. Erzeugnisse der hiesigen Glashütten waren beträchtlich vielfältig, vom Tafel- und Spiegelglas bis zu luxuriösen mit Schnitzerei oder Malerei geschmückten Getränkeservicen, die während der Jahrhunderte an den zeitgenössischen Geschmack und Stil angepasst wurden.

Zur Entwicklung der Glasherstellung in der Buquoyer Herrschaft Nové Hrady kam es im 17. Jahrhundert mit der Unterstützung von Maria Magdalena de Biglia, Gemahlin des ersten Besitzers der Herrschaft Karl Bonaventura Buquoy. Damals produzierten die Glashütten in der Herrschaft Nové Hrady vor allem mit Schnitzerei geschmücktes Glas - Schalen, Becher mit Deckeln sowie kleinere Becher. Zwischen den Jahren 1673 - 1689 gelang fast gleichzeitig die Entdeckung des klaren Kristallglas in den Glashütten in der eggenbergischen Herrschaft Vimperk sowie in der Buquoyer Herrschaft Nové Hrady. Außer dem klaren Glas produzierten diese Glashütten auch Farbglas - blaues, grünes, gelbes, Rubin- sowie violettes Glas. Während des 17. und 18. Jahrhunderts erregte das böhmische Glas vom Šumava Bewunderung im mitteleuropäischen Raum, wo es allmählich die venezianische Produktion verdrängte. Šumava war damals ein Gebiet mit der größten Konzentration der Glashütten in Böhmen (am Ende des 18. Jahrhundert gab es hier 41 von 64 Glashütten in Böhmen).

In die Geschichte des böhmischen Glashüttenwesens schrieb sich markant Graf Jiří František August Buquoy (1781 - 1851), Naturwissenschaftler und Physiker ein, der aufgrund der Versuche originale Technologie der Herstellung von schwarzem undurchsichtigem Glas - Hyalit (1817) erfand und die Produktion noch mit rotem Hyalit (1819) ergänzte.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden schwarzenbergische Böhmerwalder Glashütten in Adolfov, nach dem Fürsten Johans Adolf II. benannt, und in Lenora am berühmtesten, die ihren Namen nach Adolfs Gemahlin Eleonora bekam, denn die widmeten dem Glashüttenwesen in ihren Herrschaften eine außerordentliche Aufmerksamkeit. Zu einem allmählichen Erlöschen der Böhmerwalder Glashütten kam es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der billigeren Konkurrenz, des sinkenden Interesses für Glaserzeugnisse, der Erschöpfung örtlicher Holzquelle sowie der Brennstoffkrise im böhmischen und österreichischen Inland.

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Die Tradition des Glashüttenwesens in der Region Český Krumlov reicht bis ins Mittelalter mit der ältesten Erwähnung bereits im Jahre 1379 über Skelná huť (Glashütte) in der Herrschaft Vítkův Hrádek. Auch weitere Benennungen deuten die Glasherstellung an - Stará huť bei Ktiš, Stará huť bei Horní Planá (Oberplan) oder Skláře bei Hořice na Šumavě. Seit 1693 produzierte die Hütte in Pohoří na Šumavě große Tafel- und Spiegelgläser, die Reste der Glastafeln nutzten dann örtliche Glasmacher zur Hausproduktion von Volkshinterglasmalereien, überwiegend mit religiösen Motiven und Heiligenfiguren, die vor allem bei Wallfahrten und Jahrmärkten zu Hause sowie im weit entfernten Ausland Abgang fanden. Zu den größten Glashütten in der Region Český Krumlov gehörte die Glashütte mit einer Schleiferei in Josefův Důl (Josefsthal) bei Horní Planá (Oberplan), die 1823 gegründet wurde. (Geschichte des Glashüttenwesens in der Region Český Krumlov)

Anfänge des Industrieunternehmens in der Region Český Krumlov waren sehr bescheiden, weil der Mangel an Bodenschätzen, Investitionen und Kapital, mangelhaftes Straßen- und Eisenbahnnetz sowie Mangel an eine größere Menge Arbeitskraft verursachten Rückständigkeit des ganzen Gebietes, denn örtliche Manufakturen und später auch Fabriken, die sich an örtliche Rohstoffquellen und langjährige auf einfachen Herstellungsprogrammen gegründete Tradition stützten, beschäftigten nur 3,9 % der Bevölkerung der Region. (Geschichte der Industrieproduktion in der Region Český Krumlov)

In der Region Český Krumlov entstanden nicht viele Industriebetriebe und nicht einmal die Vielfältigkeit der Bereiche der Herstellungstätigkeit war reich - Eisenhütte in Holubov, Gießerei und Maschinenfabrik in Zlatá Koruna, Fabrik füt Rahmenherstellung in Český Krumlov, Zündholzfabrik in Zlatá Koruna, Flachs- und Hanfspinnerei in Nové Spolí bei Český Krumlov oder Tuchfabrik in Český Krumlov.

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An die örtliche reiche Tradition der Papierherstellung, die bis zum Jahre 1572 reicht, knüpfte 1861 durch den Kauf der Krumauer Pachner Papierfabrik Ignác Spiro (1817 - 1894) an. Nach einem vernichtenden Brand der Krumauer Papierfabrik im Jahre 1866, bei dem fast die ganze Produktion vernichtet wurde, kaufte Spiro 1867 die Petschmühle (Pečkovský mlýn) bei Větřní, um hier eine Holzschleiferei und später auch eine Papierfabrik zu errichten. Die neue Industrieetappe dieser Papierfabrik wurde 1911 eröffnet, als in der auf die Herstellung von Pack- und Zeitungspapier orientierten Fabrik eine Dampfrotationsdruckmaschine gebaut wurde, eine Papierfabriksmaschine, die damals die größte in der Welt war. Ein zweiter Papierbetrieb gründete 1884, ursprünglich als Sulfitzellstofffabrik, Arnošt Porák in Vltavský mlýn bei Loučovice. Die orientierte sich mit der Zeit vor allem auf die Produktion von Pappe, Karton und Packpapier.

Obwohl die Region Český Krumlov zu den Regionen mit bescheidenen Bodenschätzen gehört, hat es eine bunte Bergbauvergangenheit im Silber-, Gold- und Grafitabbau. Die älteste schriftliche Erwähnung über Silbergewinnung in Český Krumlov stammt aus dem Jahre 1475 und die größte Blütezeit des Bergbaus war hier zwischen den Jahren 1519 - 1550. Nach der Erschöpfung der Erzgänge folgte zwar die Dämpfung der Abbauaktivitäten, aber noch in den folgenden Jahrhunderten, dem 17. und 18., wurden Versuche gemacht, den Silberbergbau wieder zu erneuern, jedoch ohne einen markanten Erfolg und die Silbergewinnung in der Region Český Krumlov endete definitiv im Jahre 1849. In der Zeit, als der Silberabbau in der Region Český Krumlov verfiel und allmählich auch erlöschte, wurde hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Grafitabbau eröffnet. Die größten Grafitlager und zugleich auch die ältesten Grafitbergwerke in der Region Český Krumlov waren in der Umgebung von Černá v Pošumaví, Hůrka, Mokrá und Bližná, wo die Gewinnung 1811 eröffnet wurde, auch wenn die ersten Erwähnungen über den Grafitabbau in diesem Gebiet aus dem Jahre 1767 stammen, als er auf eine andere Weise von örtlichen Bauern gewinnt wurde, die ihn ursprünglich zum Schmieren der hölzernen Radachsen bei Wagen und als Politur benutzten. Erst im Jahre 1811 wurde Grafit für einen vorbehaltenen Rohstoff erklärt und dessen Gewinnung begann sich nach Bergvorschriften und Gesetzen zu richten, offiziell konnten so Bergwerke im schwarzenbergischen Besitz in Černá v Pošumaví und Umgebung geöffnet werden. Die örtliche Produktion wurde anfangs bei der Herstellung von feuerfesten Gießtiegeln und in Bleistiftfabriken in Zlatá Koruna und České Budějovice verarbeitet. Die Erhöhung der Nachfrage nach Grafit um 1846 bedeutete die Eröffnung neuer Grafitbergwerke direkt in Český Krumlov, die einen Gipfel der Gewinnung zwischen den Jahren 1897 - 1906 erlebten, als der Krumauer Bergbau der Gebrüder Porák gepresste Blöcke vom raffinierten Grafit nach Deutschland, Großbritannien und Amerika ausfuhr.

(mj)

Weitere Informationen:
Geschichte des Bergbaus in der Stadt Český Krumlov
Geschichte der Wirtschaft in der Region Český Krumlov
Geschichte des Verkehrs in der Region Český Krumlov
Geschichte der Kultur in der Region Český Krumlov
Geschichte des Schulwesens in der Region Český Krumlov