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Horní Nr. 152

Horní Nr. 152, Gesamtansicht von der Stelle, wo früher das Obertor stand Lokalisierung:
Horní Nr. 152, ehemaliges Jesuitenseminar

Objektbeschreibung:
Ein zweistöckiges massives frühbarockes Gebäude mit einem länglichen Grundriß. Die westliche Hauptstirnseite des Objektes ist zur Horní Gasse (Obere Gasse) gerichtet und ist mit Gesimsen und einer hohen toskanischen Pilasterordnung gegliedert, wobei sich zwischen den Pilastern profilierte Bogen von ursprünglich freien, jetzt aber vermauerten Arkaden befinden. Der hohe zweistöckige Volutengiebel des Hauses wurde zusätzlich hergerichtet und in der Mitte mit einem ornatförmigen Fenster versehen, das zu den Seiten immer Paare von Pilastern mit zwei übereinander angeordneten Nischen mit Muscheln hat. Der Giebel ist mit plastischen Schmuckelementen im Gipfel versehen. Das Gebäude hat ein Satteldach. Die Gestaltung des Interieurs in allen Stockwerken ist übereinstimmend, in zwei Trakte geteilt. Im Erdgeschoß auf der südlichen Seite führt ein Gang, der in den Stockwerken geöffnet wurde. Die Räume des Erdgeschosses und des ersten Stockwerks sind mit Tonnengewölben, Kreuzgewölben oder Muldengewölben versehen. Der nördliche Trakt enthält im Erdgeschoß zwei große Säle an den Seiten und zwei kleinere Räume im mittleren Teil. Das zweite Stockwerk ist flach gedeckt und mit zurückversetzten Stuckfeldern geschmückt. Die Kellerräume sind teilweise mit Tonnengewölben versehen.

Bezirksheimatmuseum in Český Krumlov, Horní Nr. 152

Bauhistorische Entwicklung:
Das Objekt, alleinstehend situiert auf einem Felsenrücken über der durchgrabenen Landenge auf dem engsten Platz des Mäanders des Flusses Vltava (Moldau) ist neben dem Objekt der Staatlichen Burg und Schlosses Český Krumlov und der Kirche St. Veit in der Stadt Český Krumlov eine bedeutende Dominante des städtischen Panoramas. Das Gebäude wurde durch F. A. Golsts (die Literatur erwähnt auch die Zugehörigen der Baumeisterfamilie Perti) in den Jahren 1650 - 1652 an der Stelle der Stadtmauern und sechs gotischen mittelalterlichen Häuser von der ursprünglichen Verbauung der Horní Gasse für die Bedürfnisse des Jesuitenseminars aufgebaut. Die Objekte wurden auf der rechten Seite durch den Bau vom Horní Tor (Obertor) begrenzt. Die Reste von gotischen Kellern dieser ursprünglichen Bauten blieben im westlichen Teil des Hauses erhalten. Die Jesuiten haben die einzelnen Häuser stufenweise von deren Besitzern erkauft und haben sie für ihre Bedürfnisse unter der Führung von zwei italienischen Architekten Giovanni Battista und Antonio hergerichtet. Bei den Umbauten haben sie auch das Material aus den demolierten Objekten verwendet. Der Bau wurde im Jahre 1652 in der Höhe von zwei Stockwerken beendet und in Betrieb genommen. Im Jahre 1732 wurde wahrscheinlich die Seminarkapelle von St. Josef hinzugebaut, das Seminar wurde repariert und um einen Flügel erweitert. Im Rahmen des spätbarocken Umbaus, der um 1750 realisiert wurde, entstand der Giebel des Gebäudes und die Stuckherrichtung der Decken des zweiten Stockwerks. Zu dem südöstlichen Flügel lag das Horní Tor an, das von der anderen Seite durch das Haus Horní Nr. 153 begrenzt wurde. Das Tor wurde im Jahre 1839 abgetragen, was auch zur Ursache der weiteren Baureparaturen des Objektes wurde. Die heutige Gestalt des Gebäudes ist das Ergebnis der Rekonstruktion aus den Jahren 1970 - 1979.

Horní Nr. 152, Gesamtansicht von der Horní-Gasse (Obere Gasse) Bezirksheimatmuseum in Český Krumlov, Horní Nr. 152

Bedeutende architektonische Details:

  • das ornatförmige Fenster im Giebel des Gebäudes
  • die Hauptstirnseite mit allen Details

Horní Nr. 152, Bezirksheimatmuseum, Winterstimmung, foto:  Libor Sváček Geschichte der Hausbewohner:
An der Stelle des heutigen Objektes und des anliegenden Parkplatzes standen bis zum Ende der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts sechs ursprünglich mittelalterliche gotische Bürgerhäuser. Sie wurden stufenweise in den Jahren 1590 - 1636 für die nicht näher bestimmten Zwecke des Jesuitenkollegs erkauft. Das Haus Nr. 151 hat bis heute erhaltene Keller unter dem heutigen Parkplatz. Das Haus hatten nacheinander der Fleischer Ondrášek, sein Schwiegersohn Lukáš Grubauer oder seit dem Jahre 1530 der Schuster Franc, im Jahre 1539 dann der Organist Florián, die Herrenschneider Jiří und nach ihm sein Sohn Jakub Neumeister oder endlich der Kürschner Adam Fric im Besitz. Die Witwe nach Fric, Voršila, trat das Haus im Jahre 1587 Jan Albín von Helfenburk als Schuldendeckung ab. Im Haus wechselten noch vier Besitzer, als es dann der letzte von ihnen - Hans Ritter - im Jahre 1638 an den Jesuitenorden verkaufte. Das weitere, heute schon aufgehobene Haus gehörte zu Beginn des 16. Jahrhunderts dem Tuchmacher Ondra und seiner Gattin Barbora, nach seinem Tod dem Krämer Lindl Maurer, nach ihm kaufte das Haus im Jahre 1541 der Tischler Kryštof Ramar usw. bis der letzte bürgerliche Hausbesitzer der Faßbinder Jakub Kaiser oder Císař wurde, von dessen Nachkommen das Haus die Jesuiten erwarben. Das dritte aufgehobene Haus war ursprünglich an der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert in den Händen des Schusters Václav, 1580 des Kellners Leonard, und die Reihe von archivalisch belegten Bürgern wird im Jahre 1636 mit Zachariáš Fleischanderle beendet. Das vierte aufgehobene Haus hatte im Jahre nach den Eheleuten Šváb der Stallmeister Zikmund Pytel im Besitz. Seit dem Jahre 1578 war dann das Haus in den Händen des Goldprüfers Řehoř Singeršpilers, der hierher aus dem Haus auf dem Stadtplatz Nr. 8 einzog und gegenüber bei der Parzelle des Hauses Horní Nr. 153 auch die Werkstätte hatte. Sein Haus und die gegenüberliegende Werkstätte wurden zu Gunsten des Jesuitenseminars durch den Stadtrat schon im Jahre 1590 gekauft, und das für 600 Schock Meißner Groschen. Das fünfte aufgehobene Haus hielt zuerst der Steinmetz Matěj und zuletzt der Faßbinder Blažej - wieder bis zum Jahre 1590. Auch das sechste aufgehobene Haus wurde von seinem Besitzer in demselben Jahre gekauft - der Besitzer war damals der Kürschner Vavřinec Bruderle. Alle sechs erkauften Häuser wurden stufenweise eine jesuitische Unterkunfts- und Schulungseinrichtung. Im Jahre 1649 wurde über den Aufbau eines neuen Seminargebäudes entschieden, es war jedoch nicht gelungen, das Vorhaben durchzusetzen, sodaß weitere drei Häuser in der Parkán-Gasse erkauft werden und zu dem Aufbau von Pfeilern, auf denen der Bau liegen sollte, verwendet werden sollten. Die Bautätigkeit begann im Jahre 1651, es kam jedoch zum Einsturz eines großen Teils des Gebäudes, das zum Glück keine Opfer zur Folge hatte. Der Aufbau wurde im Jahre 1652 beendet, ein Jahr später wurde noch der Hof, bestimmt für die Spiele errichtet. Für die ganze Zeit des Umbaus wurden die Zöglinge im Haus Horní Nr. 151 untergebracht. Im Jahre 1693 wohnten in dem neuen Gebäude über 70 Leute, wobei die armen Studenten die Wohnung, die Kost und die Ausbildung umsonst bekamen. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 diente das Gebäude seit dem Jahre 1777 der deutschen Hauptschule. Im Jahre 1787 wurde hierher die neu gegründete städtische Mädchenschule untergebracht, wo die Mädchen unter anderem spinnen, nähen und stricken lernten. Es befanden sich hier auch die Wohnungen von Direktoren und Lehrern. Seit dem Jahre 1878 bis zum Jahre 1940 diente dann das Haus den Bedürfnissen verschiedener Schuleinrichtungen - des Krumauer Stadtgymnasiums, der Musikschule, der wirtschaftlichen Schule oder des Archivs. Im Jahre 1940 traten die Schulorgane das Gebäude wegen seiner großen Verkommenheit der Gemeinde ab. Der Weitere Besitzer des Objektes nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Bezirksarchiv und das ursprünglich städtische und heutige Bezirksheimatmuseum, dem das Haus bis heute gehört.

Gegenwärtige Nutzung:
Regionalmuseum in der Stadt Český Krumlov