Gärten des ehemaligen Klarissinnenklosters in Český Krumlov

Lokalisierung:
Ansicht des Komplexes der Gebäude des ehemaligen Klarissinnenklosters und der anliegenden Gärten, um 1870, Staatliches Bezirksarchiv, Foto: J. Pollak Das ehemalige Kloster der hl. Klara befindet sich im nördlichen Teil von Latrán. Der eigentliche Klarissinnenkonvent (Latrán Nr. 67) knüpft an den Gebäudekomplex des ehemaligen Minoritenklosters an ( Minoritenkloster in der Stadt Český Krumlov) und ist mit dem Haus Latrán Nr. 77 benachbart.

Beschreibung des Objektes:
Das Areal des ehemaligen Klosters der hl. Klara schloss in der Vergangenheit auch einen Komplex von mehreren Klostergärten. Der Hof des ehemaligen Klarissinnenkonvents, der ehemalige Paradieshof, entbehrt heute eine Gartengestaltung - den sog. Paradiesgarten. Die ursprüngliche Gestalt des Raumes deuten heute nur gotische rechteckige Fenster des Kreuzgangs an. Vom ursprünglichen, sog. Oberen Jungfrauengarten blieben bis zur Gegenwart nur zwei kleine Grünflächen erhalten, die durch die Kommunikation zwischen der Post und der Brauerei geteilt sind: ein Grasstreifen über der Neustädter Bastei und ein dreieckiger Garten, der zwischen der nordöstlichen Ecke des Klarissinnenkonventa und der Ecke des Presbyteriums der Kirche des Fronleichnams Christi und der Schmerzensreichen Jungfrau Maria liegt. Vom ehemaligen sog. Unteren Jungfrauengarten, der sich auf der Fläche des heutigen Parkplatzes unter der Post und auf den anliegenden Abhängen befand, blieb nur eine Grünfläche auf dem Abhang südöstlich vom Parkplatz erhalten. Der Abhang über dem Parkplatz ist fast kompakt mit Gruppen von Nadelbäumen und Beständen von Anflugsgewächsen bewachsen. Am Fuß des Abhangs kommen vereinzelt Obstbäume vor - ein Rest des ursprünglichen Obstgartens. Die eigentliche Fläche des Parkplatzes ist eine verfestigte, mit Asphalt bedeckte Fläche, ohne Grünflächen.

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Chronologische Übersicht der Archivquellen:

1348

(im Jahre einer großen ganzeuropäischen Pestepidemie) gründen die Rosenberger die Minoriten- und Klarissinnenklöster

1361

in diesem Jahr wurde der Konvent des Klarissinneklosters teilweise beendet

1420

das Kloster wurde im Jahre 1420 beschädigt

1453

wurde der sog. Schlossteich im Raum des heutigen Hirschgartens gegründet, Ulrich von Rosenberg schenkte den Klarissinnen einen kleinen Teich unter dem Damm

1463

das Kloster der hl. Klara gewinnt von den Herren von Rosenberg einen kleinen Teich irgendwo beim heutigen Haus Nr. 95. Im Jahre 1500 wurde ein Fischbehälter der Klarissinnen erwähnt

1505

wurde die neue Latrán-Mauer entlang des Flusses mit einer vorgeschobenen runden Bastei (Latrán Nr. 28) gebaut

1520

der Konvent ist abgebrannt

1609

Beginn der Instandsetzung des Konvents

2. Hälfte des 17. Jahrhunderts

umfangreiche Instandsetzungen und Umbauten der Klostergebäude

1740

um dieses Jahr Barockumbauten des Kloster

1782

das Kloster wurde aufgehoben und die Konventgebäude wurden vom Fürsten Johann zu Schwarzenberg gekauft

1800

das Klostergut einschließlich des Jungfrauengartens wird zum Bestandteil des Krumauer Großgrundbesitzes.

1832

der ehemalige Klarissinnengarten wurde dem Hofarzt Dr. Zichler vermietet.

1914

erfolgte die Instandsetzung der Klostergebäune und der Umbau in Wohnräume.

In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts errichtete Rudolf Říha auf der Fläche des ehemaligen Klarissinnengartens eine Gärtnerei.
In den Jahren 1976 - 1977 wurde auf der Fläche des Unteren Jungfrauengartens ein Parkplatz gebaut, die Gartengestaltung des Raumes ging definitiv unter.

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Bauhistorische Entwicklung:
Für die Entstehung des Klarissinnengartens war die Bildung der neuen Fortifikation im nordöstlichen Vorfeld der Krumauer Burg in der Mitte des 15. Jahrhunderts von Ulrich von Rosenberg von Schlüsselbedeutung. Das Gebiet des Gartens wurde im Westen vom Damm des neu gegründeten Schlossteichs und im Süden von den Gebäuden des Konvents des Klarissinnenklosters abgegrenzt, die in das neue Abwehrsystemm der Stadt eingegliedert wurden. Mit der Erweiterung von Latrán am Ende des 16. Jahrhunderts nach Norden, bis in den Raum des heutigen Budweiser Tores, wurde die westliche Grenze des Klarissinnengartens weiter bestätigt. In der Nähe der heutigen Häuser Nr. 90 und 95 befanden sich der kleine Klosterteich und Fischbehälter. Der Konvent des Kloster der hl. Klara enthielt in seiner Mitte einen Paradieshof, der von Kreuzgängen geschlossen wurde. Die quadratische Fläche des Paradiesgartens, der sich auf der Fläche des Hofes befand, wurde nach den zeitgenössischen Gewohnheiten wahrscheinlich mit einem Kreuz von Wegen in vier gleiche Teile geteilt. Im Schnittpunkt der Arme des Kreuzes und zugleich in der Mitte des Gartens war offenbar ein steinerner Wasserbehälter situiert. Außerhalb des eigentlichen Konvents in nördlicher Richtung befanden sich weitere Gärten, die auch als sog. Jungfrauengärten bezeichnet wurden. Sie wurden mit einer Mauer umgeben und wahrscheinlich seit dem Bau der neuen Befestigung von Latrán nach dem Jahre 1500 wurden sie mit der Stadtmauer in zwei Teile geteilt. Der Obere Jungfrauengarten war auf einer erhöhten Terrasse zwischen der Stadtmauer und den Konventen der Klarissinnen und Minoriten situiert (die Linie der Stadtmauer nutzte den Terrainbruch an der Stelle der Kante der alten Flussterrasse).

Der Untere Jungfrauengarten nahm ein ausgedehntes flaches Gebiet der ehemaligen Flussaue der Vltava ein, das im Süden mit der Stadtmauer von der Neustädter Bastei und weiter mit den Umfassungsmauern des Konvents des Klarissinnenklosters abgegrenzt, im Westen grenzte er an den Damm des ehemaligen Schlossteichs (aufgehoben im Jahre 1618 vor dem erwarteten Angriff der ständischen Heere). Im 17. Jahrhundert kommt es zu grundsätzlichen Änderungen der funktionellen Nutzung der Grundstücke südöstlich vom Klarissinnengarten. Zwischen den Jahren 1625 bis 1630 wurde das ehemalige rosenbergische Zeughaus in die fürstliche eggenbergische Bierbrauerei umgebaut. Im Jahre 1769 wurde der Bau der sog. unteren fürstlichen Rechen gegenüber der Neustädter Bastei beendet. Dem Bau des Lagers vom geflößten Holz in der Nachbarschaft fiel ein Teil der Bürgergärten auf dem linken Ufer der Vltava, zwei Eiskeller und wahrscheinlich auch ein Teil des sog. Unteren Jungfrauengartens vor dem städtischen Fortifikationsgraben zum Opfer. Infolge der fürstlichen wirtschaftlichen Aktivitäten entsteht so ein Keim der späteren Industriezone in diesem Teil der Stadt. Der Jungfrauengarten war in dieser Zeit überwiegend ein Nutzgarten, der vor allem mit Obstbäumen dicht bewachsen war - es war offenbar ein Obstgarten, mit einer Mauer umgeben und für die Erholung der Ordensschwestern mit zwei Gartenhäusern ausgestattet.

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Ein interessanter Beweis von der Gestalt des Unteren Jungfrauengartens ist eine Schrift und beigelegter Plan aus dem Jahre 1764 (aufbewahrt im Staatlichen Bezirksarchiv in Českým Krumlov). Die Schrift betrifft das Ersuchen des Besitzers des Hauses Latrán Nr. 78 um die Möglichkeit fünf hochstämmige Linden zu fällen, die im Klarissinnengarten vor den Fenstern des angeführten Hauses wuchsen und es beschatteten (das Haus gehörte seit dem Jahre 1764 dem Krumauer Patriziergeschlecht der Pinsker, die das ältere ursprüngliche Haus in derselben Zeit in einen prunkvollen städtischen Rokokopalast umbauen ließen). Der Plan erfasst die Bebauung in der Umgebung des Klarissinnengartens, im Garten selbst sind außer den angeführten Linden nur wenige Details gezeichnet - die Umfassungsmauer und eine Andeutung der Bestände von Bäumen. Die bescheidene Ausstattung des Gartens und seine Einfachkeit wurden offenbar durch den Typ des Ordenslebens des sog. zweiten Ordens des hl. Franziskus gegeben. Die Bauentwicklung der Klostergärten des Kloster der hl. Klara wurde mit seiner Aufhebung im Jahre 1782 abgeschlossen. Die Gärten gewannen nach dem Untergang ihrer ursprünglichen Funktion überwiegend einen Nutzcharakter.

Ausschnitt aus der Indikationsskizze des Stabilkatasters aus dem Jahre 1826, der das Areal des ehemaligen Klarissinnenklosters und seine Gärten festhält, 1826, Stadtamt, Autor: J. Langweil

Die Indikationsskizze zum Stabilkataster von Český Krumlov von Josef Langweil aus dem Jahre 1827 stellt auf der Fläche des Unteren Jungfrauengartens zwei gemauerte Gartenhäuser dar. Für die Gestalt des Oberen Jungfrauengartens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Projektdokumentation des Baus der Lagerkeller der fürstlichen Brauerei aus dem Jahre 1867 wertvoll (aufbewahrt im Staatlichen Bezirksarchiv in Český Krumlov, Bauschrift Latrán Nr. 27). Auf der Zeichnung der Situation des Baus ist der alte Zustand gezeichnet - der Verlauf der Umzäunung des Gartens einschließlich der Darstellung des Typs des Zauns, der Verlauf der Stadtmauer mit dem dazu zugebauten Gartenhaus und der Situation in der Umgebung der Neustädter Bastei. Der Obere Jungfrauengarten wurde einerseits durch das Niederreißen der Stadtmauer, den Bau eines neuen Eiskellers bei der Brauerei im Jahre 1867 und die Errichtung einer Zufahrtskommunikation in die Brauerei im Jahre 1871 beträchtlich beschädigt.

Auf dem Regulierungplan von Český Krumlov aus den Jahren 1892-1896 ist der Jungfrauengarten bisher kommunikationsweise isoliert. Er ist von einem Obstgarten und freien Graspartien gebildet.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt der Prozess der Beschädigung des historisch entstandenen Baufonds in der Umgebung des Klarissinnengartens. Der bisher intakt erhaltene urbanistisch originale Komplex der vorstädtischen Besiedlung verfällt. Negative Änderungen sind auch im eigentlichen Klarissinnengarten ersichtlich. Die Bauobjekte des Gartens (Umfassungsmauern, Gartenhäuser u. ä.) verödeten langsam, gleich wie die historische Wohnbebauung in der Umgebung des Gartens. Trotzdem aber kam es zu keinen grundsätzlichen Veränderung der urbanistischen Struktur dieses Randteils der Besiedlung von Latrán.

Nach dem Jahre 1918 wird der nördliche Teil des Gartens für den Gemüseanbau genutzt, auf der übrigen Fläche war ein Obstgarten. Der Ausmaß des Gartens blieb unverändert. Der Hauptweg im Garten (Nord-Ost-Achse) mündet in die Baulücke zwischen den Häusern Latrán Nr. 90 und Latrán Nr. 92 - der früher geschlossene Raum des Gartens ist so besser zugänglich.

Der Plan von Český Krumlov aus der Zeit um das Jahr 1930 zeigt den bereits zugänglich gemachten Klarissinnengarten. Der nördliche Teil des Gartens wird schon für den Gemüseanbau genutzt.

Ansicht der Brauerei und des Brauereigartens in Český Krumlov vom Rabenfelsen, ein historisches Foto

Nach dem Jahre 1945 wurde auf der Fläche des ehemaligen Klarissinnengartens die Gärtnerei Rudolf Říhas betrieben. Nach der Nationalisierung der Gärtnerei wurde zum Betreibenden OPS (Bezirksdienstleistungsbetrieb) Č. Krumlov (die sog. Gärtnerei unter der Post). Im Zusammenhang mit der Absicht an der Stelle des Parkplatzes im Hirschgarten ein "Befreiungsdenkmal" zu errichten (das aber als "Denkmal der Kämpfe und Siege über dem Faschismus" in den Stadtpark situiert wurde) wurde im Jahre 1975 über den Bau eines Ersatzparkplatzes für 120 bis 175 Pkws auf der Fläche der Gärtnerei unter der Post entschlossen. Bis zur Kollaudierung des Parkplatzes im Jahre 1977 wurden auf der Fläche der Gärtnerei (des ehemaligen Unteren Jungfrauengartens-insgesamt) Ackerboden abgeräumt, steinerne Umfassungsmauern, Schuppen abgerissen und ein Parkplatz gebaut. Die Destruktion des Gartens zeugt von der Tatsache, dass die Flächen der ehemaligen Klostergärten nicht als ein integraler Bestandteil des komponierten Klosterareals als gesamten architektonischen Komplexes angesehen wurden, oder mindestens vom konservatorischen Gesichtspunkt aus wurden sie für sein am wenigsten wichtiges Segment gehalten. Hinsichtlich der Tatsache, dass die eigentliche materielle Substanz (Bodenprofil, Vegetation, Mauern, Bauobjekte und Wegeť) unterging, ging ebenfalls der historische und Denkmalwert der Lokalität zum großen Teil unwiederbringlich unter. Die Fläche des Parkplatzes wurde durch den Bau des städtischen Kollektors und den Anbau der Post (beendet im Jahre 1992) verkleinert. Im Zusammenhang mit der Absicht zur Errichtung der Geschäftszone "Ambit" in den Räumen der ehemaligen Poráks Fabrik für die Graphitbearbeitung (später Areal OSP Ć. Krumlov) wurde dem Stadtamt Č. Krumlov die Bearbeitung einer Studie aufgegeben, die die Möglichkeit der Nutzung des heutigen Parkplatzes unter der Post für den Bau von mehrstöckigen Garagen und die Unterbringung weiterer kommerzieller Aktivitäten überprüft.

Bedeutende architektonische Details:

  • rechteckige gotische Fenster mit steinernen Stäben des Kreuzgangs im ehemaligen Klosterkonvent

Gegenwärtige Nutzung der Gärten:
Der Hof des Konvents (der ehemalige Paradieshof) dient als Hof eines Zinshauses. Die Reste des oberen Jungfrauengartens werden als Privatgärten genutzt und weiter bilden sie eine Vegetationsbegleitung der Kommunikation Post - Brauerei. Der untere flache Teil des ehemaligen Unteren Jungfrauengartens dient zur Zeit als Parkplatz für Pkws, er wird vor allem in der touristischen Sommersaison genutzt. Die Abhänge über dem Parkplatz bilden eine Ansichtskulisse entlang seines Rands.