Die kleine Burg Pořešín
Lokalisierung
:
Die Ruine der kleinen Burg Pořešín befindet sich auf dem engen,
dicht bewaldeten Felsenvorsprung des linken Ufers von dem Fluß
Malše, etwa 7 km nördlich von der Stadt Kaplice entfernt.
Ursprung der Benennung :
Die Benennung der Burg ist von dem Taufnamen Pořeša abgeleitet - es
bedeutet also soviel wie die Burg von Pořeša oder der Hof von
Pořeša (in deutsch Poreschien).
Bauhistorische Entwicklung :
Die kleine Burg Pořešín ist eine interessante Rarität in der
südböhmischen Burgarchitektur des 14. Jahrhunderts. Zum Unterschied
von anderen Burgen, die sich mit einem gewaltigen Wohnturm, umgeben
von Palastbauten, brüsteten, ist der Schlüsselpunkt der
Wehrelemente von Pořešín eine Umfassungsmauer - eine Mantelmauer,
typisch vor allem für die mährischen Burgen. Die Burgruine ist am
besten von dem gleichgenannten Dorf zugänglich, durch einen alten
Weg, wahrscheinlich einen Burgweg, mild abfallend ihrem
südwestlichen Teil entlang, bis zu dem Fluß Malše. Der Eintritt in
den inneren Teil der Burg schützten außer zwei Vorburgen noch drei
breite Quergraben, die den Eintritt nur vom Nordwesten durch das
Hauptturmtor ermöglichten, dessen Reste noch sichtbar sind. Der
Zugangsweg schritt noch mit vier Toren fort, angebracht in den
Mantelmauern der einzelnen Vorburgen. Es blieb jedoch nur ein
einziges Tor erhalten, und zwar das in der zweiten Vorburg. Auf der
gegenüberliegenden Seite des Felsenvorsprungs brüsten sich die
Reste des einzelnen Wohngebäudes, des zweistöckigen Palastes,
der
durch eine Querwand in zwei Teile geteilt wurde. Von dem Palast steht heute nur der nordöstliche Teil, gewendet in den Burghof, und die Seitenwände. Die ganze äußere Wand samt der Mantelmauer ist niedergerissen. Auch von den anderen Flügeln sind nur Ruinen übriggeblieben. Aus dem heute schon mit den Trümmern zugeschütteten Erdgeschoß ist offenbar, daß die Zimmer in Stockwerken nur aus dem Burghof auf dem hölzernen, lange schon zerfallenen Außengang (Pawlatsche) zugänglich waren und bildeten ohne Zweifel die Hauptwohnräume der Burg. Diese Tatsache beweisen auch die Reste des Kamins auf der südöstlichen Seite des Palastes. Über den Hauptzimmern wurden einige kleinere Kämmerchen angebracht.
Geschichte der Bewohner des Objektes :
Die Burg gründete wahrscheinlich Bavor III. von Strakonice um die
Wende des 13. zum 14. Jahrhundert. Schon um 1315 hat Bavor den
Herrensitz von Pořešín den Brüdern Vernéř, Racek und Přibík von
Vitějovice abgetreten, welche die Vorfahren der Herren von Pořešín
waren. Ähnlich wie die Bavor hatten auch die Herren von Pořešín in
ihrem Wappen ein Geschoß. Durch den Tod von Markvart von Pořešín,
zu Beginn des 15. Jahrhunderts, ist die direkte Linie der Pořešíner
Wladikas ausgestorben und den Besitz hat ihr Verwandter Hroch von
Maršovice auf sich genommen. Um 1434 verkauften seine Nachkommen
die Burg an Ulrich II. von
Rosenberg. Ulrich befürchtete, daß die Kalixtiner sich die Burg
bemächtigen können und darum befahl er, sie niederzureißen. Seit
dieser Zeit blieb auf Pořešín an der Stelle der ursprünglichen Burg
nur eine Ruine.
Legenden und Erzählen :
Der gewaltige Felsblock über dem Fluß Malše hat auf dem Gipfel eine
Vertiefung, in der die Räuber, die auf der Burg Pořešín siedelten,
sich das Blut abgewaschen haben, um in die Burg mit sauberen Händen
zu treten. Den Felsblock hat man die blutige Schale genannt. Der
Herr von Pořešín hat mit seiner Räubertruppe die Wagen der Händler
auf dem Handelsweg nach Österreich überfallen. Die Sage erzählt,
daß nach der Eroberung von Pořešín der Raubritter auf dem
Birnbaumwilding gehängt wurde, man hat auch gesagt, daß er bei
jenem Felsblock geköpft wurde und sein Kopf in die Vertiefung als
Ernährung für die Raben hingeworfen wurde. Für seine bösen Taten
mußte der Ritter von Pořešín nachts um die Burgruinen herumgehen.
Einmal machte sich ein Hirt von Pořešín auf den Weg zu den
Burgruinen, um einen Schatz zu finden. Es erschien ihm ein
schreckliches weibliches Gespenst und gab ihm die Belehrung, wie
den verzauberten Ritter zu befreien und den Schatz zu finden. Als
der Hirt schon fast die ganze jammervolle Aufgabe hinter sich
hatte, hörte er eine Stimme, die rief, daß er das Vieh im Korn
habe. Er war ein pflichtbewußter Junge, hat also seine Mission
vergessen und drehte sich um; in diesem Moment war alles vorüber
und es kam weder zu der Aufhebung des Schatzes noch zu der
Befreiung des Ritters. Den Fluch konnten dann nur die Kinder
aufheben, die in den Wiegen, geschnitzt aus drei im Dorf wachsenden
Linden, gewogen wurden. Ein Bauer hat zwar in Pořešín drei Linden
gesetzt, aber er hat aus ihnen einen Trog gemacht; der Ritter von
Pořešín wartet also auf seine Befreiung bis heute.
(mh)