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Besiedlung von Vyšší Brod und dessen Umgebung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts

Zeitgenössische Szene Durch den Vyšebroder Pass führte ein uralter Steig, der bereits in den römischen Zeiten benutzt wurde. Hierdurch kamen römische Kaufleute in das Land der Bojer und in der entgegengesetzten Richtung germanische Markomanen zum römischen Markt nach Linz. Die Raffelsteter Zollordnung aus dem Jahr 906 erwähnt, dass Kaufleute aus Böhmen hierdurch Sklaven, Pferde und Wachs auf Donaumärkte beförderten, um sie in der Regel für Salz zu tauschen. In den Jahren 1198 und 1215 wurde der Steig "Saumtierstraße", "Saumtierweg", oder auch "alter Weg nach Böhmen" genannt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird hier auch "antigua via", also alter Weg angeführt, der von Passau über Helfenberg führte, nach dem er auch als Helfenberger Weg bezeichnet wurde.

An der Stelle, wo sich beide Landeswege verbanden, stand vor 1259 eine Kaufmannskirche, wahrscheinlich aus Holz. In der Stiftung des Zisterzienserklosters vom 1. Juni 1259 selbst wird angeführt, dass das künftige Kloster "Hohennur volgariter appelato", also unweit der Kirche in Vyšší Brod gegründet wurde. Aus dieser Beschreibung ergibt sich, dass die Kaufmannskirche in Vyšší Brod bereits im Jahr 1259 unbestritten stand. Die Nutzung der Kirchen als Zentren der Besiedlung ist charakteristischer Zug der Rosenberger, wie die Beispiele aus Přídolí, Rožmitál sowie Rožmberk zeigen. Viele Historiker führen an, dass "1259 eine gleichnamige Ortschaft schon längst stand, denn gleichzeitig mit dem Kloster wurde von den Ansiedlern die Pfarrkirche gegründet". Mit der Pfarrkirche im Jahr 1259 bin ich mir nicht sicher, eher scheint es mir irreal zu sein, denn im Juni 1260 gab Wok von Rosenberg eine Urkunde heraus, wo ein Absatz über die Vyšebroder Pfarrei und Kompetenz des dortigen Pfarrers fehlt. Demgegenüber in der Urkunde des Königs Přemysl Ottokar II. vom 17. Juli 1264, wo der König die Stiftung Woks von Rosenberg bestätigte, sind die Zehnten von den Dörfern des Vyšebroder Pfarrbezirks bereits angeführt.

Es ist also nachweisbar, dass es spätestens seit 1264 in Vyšší Brod eine Pfarrkirche und damit auch einen Pfarrer gibt. Der erste bekannte Vyšebroder Pfarrer ist 1282 "Hainricus ludex in Altovado". Das eigentliche Dorf, von dem sich später ein Marktflecken entwickelte, entstand durch keine planmäßige Gründung, sondern durch eine organische Entwicklung, die mit dem Linzer und Helfenberger Weg zusammenhängt. Es ist höchstwahrscheinlich bis sicher, dass in der Nähe der Furt über die Vltava (Moldau) oder unter der Kaufmannskirche bereits vor 1259 ständige Besiedlung war. Bisher kenne ich jedoch keinen schriftlichen Beweis, der es bestätigen würde. Nach dem "Manualbuch von Jan Staicz", was das älteste böhmische Urbar ist, entrichtete Vyšší Brod (forum) 1278 dem Vyšebroder Kloster jährlich 520 Eier und 16 Stück Käse als eine reduzierte Form der Rente von 16 Klosterhufen (etwa 410 Hektar) Boden. Da ein großer Bauer in dieser Zeit höchstens eine Hufe besaß, waren im Jahr 1278 in Vyšší Brod mindestens 16 große Güter.

Feldarbeiten auf einer stilisierten Abbildung einer mittelalterlichen Miniatur, Quell: Toulky českou minulostí II, Petr Hora, 1991, ISBN - 80 - 208 - 0111 - 1

In den Jahren 1259 bis 1262 wird in den Urkunden Woks von Rosenberg sehr oft "domunus Gerbertus" als Zeuge und bedeutendes Mitglied des Gefolges angeführt. Gerbertus gehörte zu den Ministeriaten, deren Aufgaben nicht mit der Kolonisierung der Landschaft verbunden waren, sodass er auch keine Güter besaß. Zum letzten Mal kommt er in Woks Testament vom 4. Juni 1262 vor, als er jedoch nur einige Pferde bekam. Ähnlich wie andere Woks Ministeriaten blieb er in den Diensten der Rosenberger, aber unter Heinrich von Rosenberg ist mit dem Namen Gerbers die Gründung dreier Dörfer in der Nähe von Vyšší Brod verbunden. Ihre heutigen Namen sind Horní und Dolní Drkolná und Herbertov. In den Quellen aus den siebziger und achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts werden sie "minor plaga Gerberti", "Gerbechtschlag" und "tertia plaga domini Gerberti guam exstirpavid Jur" genannt. Die letzte Angabe stammt aus dem Jahr 1281, als Gerberti bereits tot ist und sein Kolonisationswerk ein näher nicht bekannter Jur fertig stellt. Nehmen wir das Jahr 1262 als "terminus post guem", also als die Zeit, als diese drei Dörfer entstehen konnten, dann ging es am Ende der siebziger Jahre des 13. Jahrhunderts nicht über die Zeit "auf der Frist". Ich persönlich vermute, dass "dominus Gerbertus" bereits um das Jahr 1277 herum starb. Zu dieser Schlussfolgerung führt mich das schriftliche Testament Heinrichs von Rosenberg aus dem Jahr 1277, das er vor seinem Feldzug nach Österreich herausgab. Da steht, dass dem Vyšebroder Kloster Herbertov zufallen soll, falls er nicht zurückkommt. Die Urkunde trat jedoch nicht in Kraft, denn Heinrich von Rosenberg kam vom Feldzug zurück. In dieser Zeit war es gang und gäbe, falls der Gründer des Dorfes (Lokator) in der Zeit "auf der Frist" stirbt, dass das Dorf dem Spender des Grundstücks (Donator) zufällt.

Im Jahr 1278 erfahren wir von Dolní Drkolná von zwei unabhängigen Quellen. In der Konfirmationsurkunde Heinrichs von Rosenberg wird die vorhergehende Donation dem Vyšebroder Kloster bestätigt und noch dazu gibt der Rosenberger Přísahov, Žumberk, Hrudkov und Dolní Drkolná. Im bereits erwähnten Manualbuch von Jan Staicz wird angeführt, dass Dolní Drkolná 1278 über sieben Hufen (etwa 180 Hektar) verfügte. Von diesem ältesten böhmischen Urbar erfahren wir, dass das Vyšebroder Kloster in einer reduzierten Naturalrente zu Ostern und zu Pfingsten auch von den Dörfern Kapličky, Hrudkov, Horní Přísahov, Lachovice, Horní Drkolná, Radvanov und Janův mlýn Eier und Käse einnahm. Hradový, Kleštín und Dolní Jílovice werden zum ersten Mal im Letzten Willen Witikos von Krumlov aus dem Jahr 1277 schriftlich erwähnt, als sie dem Kloster Vyšší Brod geschenkt wurden. August Sedláček bemerkte dazu: "er lebte zwar noch, aber er war so krank, dass sein Tod vorauszusetzen war". Als Zeugen waren bei dieser Urkunde Pfarrer aus Frymburk und aus dem österreichischen St. Osvald. Hradový war wahrscheinlich ein Wachtposten am Landessteig zwischen Vyšší Brod und Tumberg (Malšín). Der deutsche sowie lateinische Name (Kastlern und Častlays) bestätigen es nur. Kleštín (auf Deutsch Reith) war wahrscheinlich ein Hof, den A. Sedláček "Witiko-Hof" und Klimesch "Kleško-Hof" nennen, von dem später Lomský-Hof entstand. Der deutsche Name Reut bedeutet einen Rodeacker oder auch Holzschlag.

Feldarbeiten im 14. Jahrhundert, Quell: Toulky českou minulostí II, Petr Hora, 1991, ISBN - 80 - 208 - 0111 - 1

Eine weitere sehr wichtige Lokalität der Besiedlung in der Umgebung von Vyšší Brod ist auf dem linken Ufer der Vltava der der Bergfuß von Kraví hora (Kuhberg) mit den Dörfern Žumberk, Přísahov, Lachovice und Hrudkov. Die Besiedlung war hier offenbar "seit jeher", im Zusammenhang mit dem Wachposten an der Furt über die Vltava auf dem Landessteig. Das deutet auch der Name Přísahov an, der Hüten, Bewachen bedeutete. Als 1278 Heinrich von Rosenberg Horní und Dolní Přísahov dem Vyšebroder Zisterzienserkloster schenkte, waren es bereits "bevölkerte" Dörfer, die sechs und fünf Hufen besaßen. Dass es sich um fruchtbaren Boden handelte, zeigt auch der deutsche Name Schönbub, also eine schöne Hufe. Bisherige Quellen führten an, dass Lachovice zum ersten Mal im Jahr 1338 schriftlich erwähnt wurde. Ich erlaube mir jedoch diese Angabe nachzubessern, denn das älteste böhmische Urbar aus dem Jahr 1278 führt Lachovice unter den Orten an, die dem Vyšebroder Kloster eine reduzierte Naturalgabe entrichten. Hundert Eier und fünf Stück Käse jährlich. Es wird hier jedoch das Hufenausmaß nicht angeführt. Durch eine einfache Analogie lässt sich bestimmen, dass es fünf Hufen waren. Falls der Schreiber nicht vergaß diese Angabe aufzuschreiben, kann man auch vermuten, dass es sich um ein größeres Hufenausmaß handelte, das jedoch ganz am Anfang war und daher die in der Gegend üblichen 20 Eier und ein Stück Käse von einer Hufe nicht entrichten konnte. Eher würde ich zu dieser Variante neigen.

Ein weiteres Dorf war Žumberk, an das bereits 1259 erinnert wird, also in der Zeit der Gründung des Klosters. Sein deutscher Name Sunnenberg bedeutet einen Ort "in der Sonne". Das Dorf gehörte zur Burg Rožmberk und im Jahr 1278 übergab es Heinrich von Rosenberg gemeinsam mit Horní und Dolní Přísahov und Hrudkov dem Vyšebroder Kloster. Während ich Hrudkov und Horní und Dolní Přísahov im Urbar aus dem Jahr 1278 fand, fehlt hier Žumberk. Hundert Jahre später, im Jahr 1379 erscheint Žumberk wieder im Rožmberker Urbar. Also, ich zweifle an einer faktischen Übertragung. Der Klosterchronist Kaidl schreibt, dass "Sonnberg von Abt Otto I. verloren wurde". Wann und unter welchen Umständen wird hier nicht angeführt.

Wie ich schon mehrmals anführte, wurde Hrudkov (1277 Rykchendorf genannt) im Jahr 1278 definitiv den Vyšebroder Zisterziensern übergeben. Bereits 1277 vermachte Heinrich von Rosenberg in seinem Letzten Willen die Dörfer Žumberk, Horní und Dolní Přísahov und Hrudkov dem Kloster, aber diese Schenkung wurde erst 1278 "vor Mitleid über dem Mangel" bestätigt. In diesem Jahr musste das Kloster nämlich einem gewissen Sibota von Sprinzenstein näher nicht bestimmte Besitzungen verpfänden. Hrudkov selbst war im Jahr 1278 für seine Zeit ein großes Dorf und im Urbar aus demselben Jahr wird angeführt, dass es zehn Hufen besaß. Von dieser Größe ist zu schließen, dass Hrudkov irgendwann zwischen den Jahren 1250 bis 1260 gegründet wurde, also wahrscheinlich früher als das Kloster.

Eine weitere Gruppe von besiedelten Orten in der Umgebung von Vyšší Brod in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts war um den Berg Hradiště herum, wo ganz bestimmt ein Wachposten war, von dem aus beide zu Vyšší Brod führenden Landessteige zu sehen waren. Ich persönlich vermute, dass hier die Bewohner von Studánky den Wachdienst "seit jeher" ausübten. Der Name dieses Dorfes, das auf Deutsch Kaltenbrunn heißt, stammt wahrscheinlich von der Wortverbindung "zur kalten Quelle". Im Jahr 1278 gehörte Studánky dem Vyšebroder Kloster nicht. Es war im Besitz der Rosenberger und kämpfte mit Vyšší Brod um die Landesmaut. Wem Studánky und Vyšší Brod vor der Ankunft der Rosenberger gehörten, davon schweigt die Geschichte. Auch das Dorf Bystrá (Schild) gehörte 1278 den Rosenbergern, was die Eintragung "villa Schillete Hemdrici de Rosemberch" in den Klosterakten unbestritten beweist. Seinen Namen bekam Bystrá nach dem Bach, an dem es gegründet wurde. Der deutsche Name war ursprünglich Schilte, was wohl ein Vordach bedeuten konnte. Gegenüber den zwei vorhergehenden Gemeinden war Radvanov, auf Deutsch Raifmass, bereits 1278 im Besitz des Zisterzienserklosters. Das führt das bereits vielmals erwähnte älteste Urbar in den böhmischen Ländern in seinem Verzeichnis der Naturalgaben an. Es war ein kleines Dorf, wohl nur zwei Höfe mit zwei Hufen, das wahrscheinlich vor kurzem entstand und ganz bestimmt "auf der Frist" war.

Zum Klosterbesitz gehörte 1278 auch "Janův mlýn" (Johannismühle), ohne eine nähere Bestimmung der Lage. Es ist vorauszusetzen, dass es sich um einen Vorgänger von Bílý mlýn (Weißmühle) handelte. Sie stand am Landessteig und in der Nähe einer Furt, also an einer Stelle, die fast ideal war. Weitere Mühlen an der Vltava wurden zweifellos später gegründet und eine Mühle außer an der Vltava im dreizehnten Jahrhundert in der Umgebung von Vyšší Brod zu bauen wäre unlogisch. Es handelte sich um eine Flussmühle, "gezimmert, auf Nadeln gebaut", also auf Säulen, die "teilweise am Ufer, teilweise im Wasser" eingelassen wurden. Der Pachtmüller arbeitete "auf den vierten Groschen", was bedeutete, dass jeder vierte Groschen dem Besitzer entrichtet wurde. Ob sie die Rosenberger oder das Kloster bauen ließen, ist streitig, ich neige mich eher zu den Rosenbergern, denn das Kloster war in dieser Zeit arm und hatte Sorgen mit dem Bau. Jedenfalls hatte die Mühle mit einer Hufe eine Naturalgabe von 20 Eiern und einem Stück Käse jährlich zu entrichten.

Vom Jahr 1278 bis Ende des dreizehnten Jahrhunderts werden in der Umgebung von Vyšší Brod weitere zwei besiedelte Orte erwähnt. In der Nähe von Vyšší Brod entstand Pošlák. Bisher wurde überliefert und abgeschrieben, dass Pošlák zum ersten Mal im Jahr 1400 erwähnt wird. Ich kann diese Behauptung jedoch auf Grund einer Analyse des Manualbuchs von Jan Staicz nachweislich nachbessern. Im so genannten "Urbar Vyšší Brod II." aus dem Jahr 1290 ist neben Slupečná, Přední Kruhová und einem näher nicht lokalisierbaren Pisenrait auch Pošlák, das hier als Poscheschläg angeführt wird, was Poš´ Holzschlag bedeutete. Der Name entstand wahrscheinlich aber durch die oberösterreichische Aussprache des Namens Boš, was eine Kurzform vom Namen Bohuslav war. Also, wir wissen, dass auf Pošlák ein gewisser Bohuslav Lokator war, der den Aufbau dieser neuen Ortschaft leitete. Auch bei der letzten besiedelten Gegend bei Vyšší Brod bis zum Ende des 13. Jahrhunderts kennen wir die Namen des Donators sowie Lokators. Heinrich von Rosenberg beauftragte 1293 einen gewissen Gusner, "villa in Waldawe" zu gründen. Vadov, Waldau war in den Wäldern zwischen Jezevčí vrch und Hradiště versteckt. Es ist nicht klar, warum die neue Ortschaft gerade hier, inmitten der Wälder entstand. Auch der deutsche Name der Ortschaft entstand von Waldouwe, was ein Waldgeist ist.

(fs)

Weitere Informationen :
Geschichte der Region Vyšší Brod
Vyšší Brod
Rosenberger
Das Manualbuch von Jan Staicz in der Klosterbibliothek Vyšší Brod
Kloster Vyšší Brod
Malšín a Tumberg