Schule in Kájov
Ein interessantes Kapitel in der Geschichte des Schulwesens in der Krumauer Region bildet die Geschichte der Schule in Kájov im Zeitraum des 17. und 18. Jahrhunderts. Diese Schule niedrigerer Stufe wirkte, von den Zisterziensern aus Zlatá Koruna verwaltet, in dem bedeutenden Marienwallfahrtsort, der ziemlich einsam in der Nähe von Český Krumlov lag. Zum Kennenlernen ihrer Tätigkeit sind denkwürdige barocke Quellen erhalten geblieben.
Die erste Erwähnung über die Schule in Kájov stammt aus dem Jahre 1469, als der hiesige Pfarrer Michael Pils gemeinsam mit dem Lehrer die Kirche gegen einen Haufen Bewaffneter verteidigen mußte, welche die Pfarre und die Schule niederbrannten. Im Jahre 1629 wurde ein neues Schulgebäude gebaut, in dem aber auch ein Gasthaus sowie Zimmer für Pilger untergebracht waren. Die Lehrer von Kájov widmeten sich daher neben dem Unterricht auch dem Bierschank und der Bedienung. Dieser Zustand dauerte bis zum Jahre 1674, als sich der ehemalige Lehrer von Kájov, Maxmilián Skerle, der wegen Lässigkeit entlassen wurde, selbständig machte und von der Krumauer Obrigkeit das Einverständnis zum Betreiben eines Gasthauses holte. Bei dieser Gelegenheit beanspruchte er auch den meisten Platz im Gebäude und für den neuen Lehrer und die Schüler blieb nur ein einziger Raum über, in dem der Lehrer sowohl unterrichtete als auch lebte. Die Funktionen des Lehrers und des Gastwirtes haben sich damit definitiv getrennt. Das Zusammenleben der Gastwirte und Lehrer in einem Haus war problematisch und ab und zu kam es auch zu Beschimpfungen und Schlägereien. Diese Situation entstand infolge den langjährigen Streitigkeiten zwischen dem Kloster in Zlatá Koruna und der Krumauer Obrigkeit bezüglich des einträglichen Bierausschanks im Wallfahrtsort.
Die Schule unterlag der Aufsicht der Äbte von Zlatá Koruna, welche die neuen Lehrer ernannten, unmittelbar war jedoch der Lehrer dem Kájover Pfarrer untergeordnet. Das Kloster hatte für Kájov das Patronatsrecht, daher wurden die Pfarrer aus den Reihen der Ordensbrüder von Zlatá Koruna ausgesucht. Die Lehrer stammten meistens aus den Untertanenstädten in der Krumauer Region oder aus Oberösterreich. Die Schule wurde Ende des 17. Jahrhunderts von wenigen Schülern besucht, gewöhnlich nur von fünf Jungen, wie sich aus dem Bericht des Abtes an den Prager Erzbischof aus dem Jahre 1700 ergab. Trotzdem nahmen die Lehrer meistens einen Gehilfen an. In der Schule unterrichtete man Lesen, Schreiben und Rechnen, sowie auch die grundlegende Musiklehre, der eine große Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Im Jahre 1674 stiftete der Eggenberger Arzt Ondřej Volkshofen als Vermächtnis 500 Gulden für die Schule, "damit hier die Jugend in der figuralen Musik, im Lesen, Schreiben und in der Arithmetik gebildet wird." Dem Lehrer gehörte außer dem Raum, wo er unterrichtete und lebte, auch ein kleiner Garten an der Schule. Zur Nutzung hatte er auch eine Wiese, zwei Kühe und am Sonntag konnte er in der Pfarre zu Mittag essen. In den siebziger Jahren des 17. Jahrhunderts betrug sein halbjähriges Gehalt 8 Gulden 20 Kreuzer, außerdem hatte er auch Anspruch auf verschiedene Naturalien.
Über die Pflichten des Lehrers informiert die unikate Schulordnung aus der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert. Der Lehrer sollte der Ordnung zufolge die Tugend lieben, Unzucht hassen und in Ruhe und Ehrsamkeit leben, um allen ein gutes Vorbild zu sein. Das größte Anliegen des Lehrers sollte die Ausschmückung und die Sauberkeit der Kirche sein. Erst der dritte Punkt bezog sich auf den Unterricht. Der Lehrer war verpflichtet, die Jugend nicht nur im Schreiben und Rechnen, sondern auch in guten Sitten und Tugenden zu bilden. Er sollte auch Aufsicht über die Schüler ausüben, damit die Pilger an ihrem Benehmen keinen Anstoß nehmen und damit sie auch in der Kirche nicht allzu laut sind. Weitere Punkte betrafen die Beziehung des Lehrers zum Pfarrer. Der Lehrer durfte ohne seine Bewilligung Kájov nicht verlassen und er sollte alle seine Anweisungen erfüllen. Zu weiteren Pflichten des Lehrers gehörte die Betreibung der Kirchenmusik, das Glockenläuten, das Aufziehen der Uhr sowie das Zusperren der Friedhofstür. Die Lehrer von Kájov widmeten sich noch darüber hinaus dem Verkauf von Devotionalien (hl. Bilder, Skapuliere, Rosenkränze, Kerzen) an die Pilger. Die Gegenstände lieferte ihnen die geistliche Verwaltung. Die Schulordnung bestätigt, daß der Lehrer eher ein allseitiger Pfarr- und Kirchenangestellter als ein selbständiger Unterrichtender war. Die Kájover Schulordnung läßt ahnen, daß man bei der eigenen pädagogischen Tätigkeit mehr Wert auf die moralische Erziehung als auf die Bildung selbst legte.
(zp)
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