Quirin Mickl
(1711 - 1767) | Abt von Vyšší Brod |
P. Quirin Mickl wird für den gebildetsten Abt des Zistertienserklosters Vyšší Brod gehalten. Noch bevor er ins Kloster ging, wurde er zum Doktor der Philosophie und später erwarb er den Doktortitel der Theologie und Jura (Bürger- und Strafrecht), und der Tradition nach beherrschte er zwanzig Sprachen. Nach der Priesterweihe im Jahre 1735 war er als Theologieprofessor am Erzbischofkollegium des heiligen Vojtěch in Praha tätig, wo er bis zum Jahre 1747, als er zum Abt gewählt wurde, geblieben ist. Seine Bildung ermöglichte ihm eine Reihe von Rechtsstreiten erfolgreich zu führen, die das Kloster in seiner Zeit zu bewältigen hatte.
Es gelang ihm zum Beispiel zu klären, wie das Kloster seine Güter erwarb, gemäß der kaiserlichen Anordnung und er beendigte den Konflikt mit dem Graf Buquoy über die Besetzung der Pfarrei Svatá Anna (St. Anna)-Dobrá Voda. Am Ende seiner Herrschaft mußte Mickl hart um die Besetzung der Klosterpfarreien mit den Ordensbrudern von Vyšší Brod kämpfen, denn zu dieser Zeit kam es zu einem Überfluß an weltlichem Klerus. Dieses Problem löste zu Gunsten des Klosters von Vyšší Brod erst der Nachfolger von Mickl, der Abt Herrmann Kurz. Mickl sorgte im großen Ausmaß auch für sein Kloster. Er errichtete das Klosterarchiv, in dem eine wertvolle Münzensammlung untergebracht wurde, die später seine Nachfolger erweiterten; er fing an, die Bildergalerie bauen zu lassen und er gründete eine Sammlung der Naturprodukte und Kunstgegenstände. Weiter bildete er ein imposantes Amt, er renovierte das Abtgebäude und ließ die Prälatur mit Büroräumen bauen. Sein größtes Werk ist der Bau der heutigen Bibliothek (1753-1755), die mit den Rokokobücherregalen ausgestattet und mit Fresken dekoriert wurde. Mickl besorgte für diese Bibliothek alle bedeutenden Werke, die bis zu dem Zeitpunkt herausgegeben wurden. Er selbst war auch literarisch tätig, er hinterließ viele theologische, philosophische, juristische und dichterische Bände, von denen nur Wenige publiziert worden sind. Die symbolischen Farbzeichnungen in manchen seinen Schriftstücken sind ein Beweis für seine bildende Begabung. Das Umfassendste seiner Bücher ist die deutsche Enzyklopädie aller theologischen und weltlichen Wissenschaften in 35 Büchern eines Folienformats mit vielen bibliographischen Hinweisen. Der Abt Quirin Mickl, der sich einer guten Gesundheit nicht erfreute, starb vorzeitig im Jahre 1767 im Alter von 56 Jahren.
(jh)