Latrán Nr. 15
Beschreibung des Objektes:
Ein zweistöckiges Gebäude auf einer schmalen tiefen Parzelle von
mäßig trapezförmigem Grundriß im abfallenden Gelände unter dem
Schloßfelsen. Aus dem vorderen Teil des Hauses entspringt ein
kurzer Hofflügel, der gleichzeitig einen schmalen schachtförmigen
kleinen Hof ausgrenzt. An der Stirnwand sind im Erdgeschoß drei
Bögen, im mittleren Bogen ist der Eingang ins Haus. Auf dem Verputz
kann man noch gut die Überreste der Malereiausschmückung sehen. Das
erste Stockwerk ist in der ganzen Breite der Stirnwand über die
Linie der Gassenbreite auf Kragsteinen ausgesetzt und mit
Sgraffitirustika versehen. Das zweite Stockwerk ist glatt verputzt
mit einer Scheinbossage am Eck. Das Haus hat ein mit Schindeln
bedecktes Walmdach, mit einem First, der im rechten Winkel zur
Straße verläuft. Die zwei Kellerräumlichkeiten entsprechen vom
Grundriß her nicht der Raumaufteilung des Erdgeschosses. Sie sind
tonnengewölbt und in einem der Keller befindet sich ein Brunnen.
Das Erdgeschoß ist ein tiefer, tonnengewölbter Doppeltrakt. Der
Raum im linken Teil an der Straße ist mit Wandmalereien vom Anfang
des 15. Jahrhunderts ausgeschmückt, die teilweise bedeckt werden
von kleinen Fragmenten ornamentaler Malereien der Renaissance. Der
rechte Raum wurde nachträglich geteilt und so entstand der Vorraum
mit einer Treppe in den 1. Stock. Die rückwärtigen erdgeschossigen
Räumlichkeiten sind tonnengewölbt und haben Kellercharakter. Die
Räumlichkeiten des ersten Stockwerkes an der Straße sind flach
gedeckt, die größere von ihnen hat an der Decke ein im Verputz
ausgeführtes eingefallenes Feld. Die übrigen Räumlichkeiten haben
Tonnengewölben mit Kämmchen aus der Renaissance und ähneln jenen im
Erdgeschoß. Das kleine Portal in den Raum im Hofflügel ist
wahrscheinlich gotisch. Das zweite Stockwerk ist, was die
Raumverteilung anbelangt, ähnlich, es wiederholt sich hier der
mittlere Raum mit einem Gewölbe aus der Renaissance. Der Dachstuhl
ist einfach, es ist ein Hahnenbalkendachstuhl, im rückwärtigen Teil
des Dachbodens ist ein durch Holzwände abgetrennter längsförmiger
Raum mit Aufschriften vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Der
Hofflügel ist mit einem flachen Dach gedeckt, das als Terrasse
dient.
Bauhistorische Entwicklung :
Die Kellerräumlichkeiten entsprechen grundrißförmig nicht ganz dem
Erdgeschoß und sind Überreste der ältesten gotischen Bauetappe des
Hauses. Das Erdgeschoß stammt im Hinblick auf das Alter der
Wandmalereien mindestens vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Das
gotische Gebäude breitete sich wahrscheinlich entlang der Gasse
aus, der mittlere Teil des Hauses war ein freier kleiner Hof, der
das rückwärtige, ebenfalls gotische Gebäude abtrennte. Beim Umbau
in der Renaissance kam es zum Verbau eines größeren Teiles des
kleinen Hofes und es entstanden die rückwärtigen gewölbten
Räume.
Das zweite Stockwerk stammt wohl ebenfalls aus der Renaissance. Die
klassizistischen Veränderungen brachten vor allem die Entstehung
von verputzten Unteransichten,die besonders im ersten Stock
Balkendecken aus der Renaissance verdecken können. Der Dachstuhl
des Satteldaches bedeckte ursprünglich das gesamte Objekt und hat
seinen Ursprung mindestens im Barock, vielleicht auch in der
Renaissance. Das jüngere, sekundär geschaffene Walmdach deutet die
Existenz eines verlorengegangenen Giebels in der Gassenstirnwand
an. Die Abtragung des Dachstuhles auf dem Hofflügel und die Bildung
einer Terrasse sind ein Werk des 19. Jahrhunderts.
Bedeutende architektonische Details:
- die Malerei - und Sgraffitiausschmückung der Stirnwand
- Kragsteine aus Granit
- das kleine Eintrittsportal mit Tür
- der Brunnen im Keller
- gotische Wandmalereien im Erdgeschoß, die die Heiligen Adalbert, Veit, Wenzel, Sigmund, Ludmila, Prokop und Veronika, das Fegefeuer und den Kalvarienberg darstellen, Fragmente von Ausmalungen aus der Renaissance und gotische Nischen ebendort
- sämtliche Gewölbe mit Kämmchen aus der Renaissance
- das kleine gotische Portal im ersten Stock
- klassizistische Deckenunteransichten
- der Dachstuhl aus dem Barock oder der Renaissance
- Wände aus Holz, die den selbständigen Teil der Dachbodenräumlichkeit aus der Zeit des Klassizismus ausgrenzen
- die ursprüngliche Oberfläche der Decken und Fußböden (zum Beispiel Überreste von Kalksteinfliesen im Erdgeschoß, Ziegelpflaster des Dachbodens u.a.)
Geschichte der Bewohner des Hauses:
Nach dem Jahre 1500 gehörte das Haus dem Schwertfeger Partl, die
Witwe Důra starb im Jahre 1523. Nach diesen war es der Organist
Florián, der das Haus im Jahre 1529 dem Maler Lorenc Morgenrot
verkaufte (starb 1534). Der Schlosser Simandl lebte hier an der
Wende der 30er und 40er Jahre des 16. Jahrhunderts. In den 60er
Jahren des 16. Jahrhunderts gehörte das Haus dem Schuster Jiří
Herzog, der es dem Büchsenmacher Vincenz Schindler verkaufte (starb
1574). Im Jahre 1576 kaufe das Haus der Maler Gabriel de
Blonde, der Autor eines Teiles der Malereiausschmückung des
Schlosses ist. Auch der weitere Besitzer, Ondřej Battori, war
Maler. Seit dem Jahre 1661 gehörte das Haus dem Eggenberger
Küchenschreiber Jošt Bölling. Im Jahre 1678 finden wir hier den
Tuchmacher Šebestián Nutschka. Im Jahre 1720 zog hier der
Goldschmied Florián Mayer ein und vom Jahre 1768 an gehörte das
Haus dem städtischen Braumeister Jan Měřička.
Legenden, Interessantes,
Diverses:
Eines der beachtenswertesten Bürgerhäuser in der Stadt mit hohem
Maß an Authentizität und mit einem verhältnismäßig kleinen Anteil
an neuzeitlichen Veränderungen. Der Raum im Erdgeschoß mit
Malereien hat in der bürgerlichen Architektur keine Analogie. Er
wurde in den Jahren 1993 - 1994 sehr gut restauriert, inklusive der
Erneuerung der Oberfläche der Wände, des Ziegelpflasters und der
Nischen in den Wänden. Gegenwärtig weist das Haus sehr gewichtige
statische Störungen auf infolge der Schwächung des inneren
Mauerwerkes durch Installationsrillen und infolge der Errichtung
eines Kollektors.
Gegenwärtige Nutzung:
Zapa Bar, Mystic Stones - Steine & Glas, Renata -
Keramikgeschäft