Horní Nr. 159
Lokalisierung:
Horní Nr. 159, sog. Kaplanhaus
Objektbeschreibung:
Das Eckgebäude, stehend im Hang der Straße, hinsichtlich der
unteren Ebene des Terrains in die Richtung zur Horní Gasse (Obere
Gasse) ist zweistöckig. Die Hauptstirnseite des Hauses ist zur
Horní Gasse, in die Richtung zum Stadtplatz, gewendet, die
Seitenstirnwand richtet sich zur Kirche
St. Veit in der Stadt Český Krumlov. Auf den beiden Stirnseiten
sind gotisch-Renaissance-Granitkreuzfenster mit steinernen
Gewänden. Im halbkreisförmigen Tympanon des Eintrittsportals der
südlichen Stirnseite ist eine Tafel mit der Aufschrift angebracht,
die den Aufbau des Hauses im Jahre 1520, unternommen durch Václav z
Rovného, erwähnt. Links von diesem Portal sind in der Wand der
Stirnseite zwei Grabsteine angebracht - von dem Bäcker Matyáš
Plankl mit dem Wappen der Bäckerzunft (die Brezel) und von seiner
Tochter Anežka (sie wohnten im Haus auf dem Stadtplatz Náměstí
Nr. 15). Der weitere an der Wand des Kaplanhauses angebrachte
Grabstein gehörte dem Bürgermeister und dem Ratsherr von Český
Krumlov, dem Wladika Jetřich
Slatinský ze Slatinky. Auf dem Grabstein ist sein Wappen mit
einem sechszackigen Stern über dem Halbmond ausgeführt, mit dem
tschechischen Text, auf deutsch folgenden Wortlauts: "Im Jahre 1591
wurde hier der Wladika, Herr Jetřich Slatinskej von Slatinka, des
berühmten Rosenberger Hauses Diener und einmal Hauptmann auf Český
Krumlov, am 12. Dezember begraben." Ein ausdrucksvoller Bestandteil
der Hauptstirnseite ist ein rechteckiger Eckerker desselben Stils,
der mit einer Halbsäule, geschmückt mit einer Spiralriefelung,
unterstützt wird. Auf dem Erker befindet sich unter der steinernen
Fensterbrüstung das Symbol der fünfblättrigen Rosenberger Rose. In
der nördlichen Straßenstirnseite wurden gotische steinerne
Fenstergewände erhalten. Im Interieur des Erdgeschosses, das eine
ähnliche Gestaltung wie das erste Stockwerk hat, befindet sich eine
Halle mit einer teilweise erhaltenen Netzgewölbe aus Ziegeln, mit
gekreuzten Ziegelrippen versehen. Das Gewölbe der Halle im 1.
Stockwerk ist ähnlich und es blieb in seiner ganzen Masse erhalten.
In der Nachbarschaft der Halle im 1. Stockwerk befindet sich auf
der rechten Seite eine Kapelle mit einem analogischen Gewölbe, das
unregelmäßige fünfzackige sternförmige Muster bildet. Der Rest der
Räumlichkeiten in den Stockwerken und auch im Erdgeschoß ist
entweder mit einem Renaissancetonnengewölbe versehen oder flach
gedeckt. Im ersten Stockwerk des Kaplanhauses blieb noch dazu eine
schwarze Küche erhalten. In den Räumen aller Stockwerke sind auch
mehrere Portale, überwiegend gotische Sattelportale angebracht.
Bauhistorische Entwicklung:
Das Gebäude gotischen Ursprungs wurde, auf Anlaß des Rosenberger
Kanzlers Václav z Rovného, in den Jahren 1514 - 20 im Stil der
Spätgotik mit Renaissanceelementen umgebaut. Das Gebäude des
Kaplanhauses wird oft in der Literatur als wahrscheinlich der erste
Eintritt des Renaissancestils in Český Krumlov bezeichnet. Zu
bedeutenden Bauherrichtungen des Hauses kam es dann im Jahre 1923,
wo die ursprünglichen Giebel abgetragen wurden. Das Objekt wurde im
Jahre 1980 rekonstruiert.
Bedeutende architektonische Details:
- der Eckerker
- die Kreuzfenster, die gotischen Fenstergewände in der Richtung zur Straße
- die Netzrippengewölbe der Hallen
- die gotischen Portale
Geschichte der Hausbewohner:
Das Kaplanhaus wurde in den Jahren 1514 - 25 von dem Rosenberger
Kanzler und Gebildeten Václav z Rovného als die Wohnung für die
Krumauer Kapläne gegründet. Das ursprüngliche ältere Kaplanhaus
befand sich bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts in der heutigen
Kostelní Gasse (Kirchengasse) Nr. 168 und hörte auf, seinem Zweck
zu entsprechen. Im Haus des neu gegründeten Kaplanhauses wohnte
ursprünglich der Lebzelter Král. Králs Haus erwarb nach seinem Tod
der Herrscher Peter IV. von Rosenberg, er verkaufte es an Václav z
Rovného und der überführte es dann mit der Schenkungsurkunde aus
dem Jahre 1499 und mit der Zustimmung des Herrschers an die
Krumauer Kapläne. Nach vierzehn Jahren begann dann das
ursprüngliche Haus für die sieben Kapläne zu eng zu sein und darum
entschied sich Václav z Rovného für dessen Umbau. Er kaufte von der
Witwe Kateřina Promarová für 170 Schock Meißner Groschen das
Nachbarhaus und verkaufte ihr zur Vergeltung das Haus gegenüber dem
heutigen Kaplanhaus - Horní Nr. 145. Das ursprüngliche Haus von
Promarová ließ dann Václav niederreißen und an seiner Stelle baute
er in den Jahren 1513 - 1518 ein neues Gebäude auf, das u. a. mit
einer Hauskapelle von St. Paul, mit einem Zimmer für die Gäste, für
das Gesinde, mit dem Zimmer für die Kranken oder mit den Kammern
für die Sachenbewahrung ausgestattet wurde. Dieses Haus überführte
er dann wieder mit einer Schenkungsurkunde vom 2. 11. 1518 in den
Besitz der Krumauer Kapläne. Die Kapläne der einzelnen Altäre der
St.-Veits-Kirche sind in dieser Urkunde genau bestimmt, in welchem
Zimmer sie wohnen werden und welche konkreten Pflichten sie dafür
auszufüllen haben. Der Schluß der Schenkungsurkunde verurteilt
jeden, der die Hand an das Kaplanhaus oder dessen Bewohner legen
würde, zu der ewigen Verdammnis in Höllenflammen, zur Seite mit
allen Ketzern, wie Judas, Viklef, Hus und Žižka. Seit dem Jahre
1666 sollte die Gemeinde das Kaplanhaus instandhalten. Im Jahre
1689 ließ der Magistrat für sie eine Glocke bei Pavel Jiří Haag
gießen. Im Jahre 1803 wurde hier ein Raum zur Matrikenbewahrung
aufgebaut, der gegen das Feuer gesichert wurde. In der Kapelle von
St. Paul, die später auch der Öffentlichkeit diente, hielt ihre
Andachten unter anderem auch die Bruderschaft der Geburt der
Jungfrau Maria, die ungefähr im Jahre 1653 gegründet wurde.
Legenden und Überlieferungen:
Das Haus kaufte Václav z Rovného und übergab es dem Pfarrhaus der
St.-Veits-Kirche. Die Bedingung des Verkaufs war, daß nach dem Tod
der ursprünglichen Besitzer für sie jedes Jahr die heilige
Seelenmesse gelesen wird. Alles wurde zusammengeschrieben und
unterzeichnet. Es passierte jedoch ab und zu, daß man die Bedingung
des Lesens der Messe vergaß und es war dann nirgendwo sicher. Es
spukte nicht nur im Kaplanhaus, sondern auch in der Kirche. Sobald
die Messe verwirklicht wurde, legte sich alles schnell wieder.
Gegenwärtige Nutzung:
Galerie Kaplanka