Historische Entwicklung der Gärten des ehemaligen Minoritenklosters in Český Krumlov
Geschichte des Klosters:
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1348 - die Rosenberger gründen (im Jahr einer großen ganzeuropäischen Pestepidemie) die Klöster der Minoriten und Klarissinnen
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1420 - die Klöster wurden während der Hussitenkriege beschädigt
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1583 - wurde die St.-Annenskapelle gegründet (auf dem heutigen Hof Tramín).
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1782 - das Minoritenkloster wurde aufgehoben
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1786 - die St.-Annenskapelle wurde aufgehoben
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1788 - ehemalige Konventgärten wurden vermietet - im Mietvertrag wurden im Klostergarten Beete, Treibbeete und Bäume erwähnt
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1792 - der Brunnen im Garten repariert
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1800 - das Kloster wurde in Wohnungen und später in eine Kaserne umgebaut
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1858 - die St.-Annenskapelle wurde niedergerissen.
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1864 - im Kloster wurde die Schule der Schwestern des hl. Karl Boromäus gegründet. Letzlich bewohnten das Kloster bis zum Jahre 1950 kleinere Brüder (Minoriten).
In der Gegenwart gehört das Kloster dem Ritterorden der Kreuzherren mit dem roten Stern, Prag.
Bauhistorische Entwicklung:
Die Gärten des ehemaligen Minoritenklosters in Český Krumlov
stellten mit ihrer Anordnung den Typ der klassischen
mittelalterlichen Klostergärten dar. Sie schlossen Standardtypen
der Gartenräume ein, wie der Paradiesgarten, Obstgarten,
Küchengarten und Friedhof sind. Nach den zeitgenössischen
Gewohnheiten hatten sie überwiegend den Nutzcharakter - sie
sicherten Obst und Gemüse für die Ernährung der Ordensbrüder,
Gewürze und Heilpflanzen, Blumen zur Ausschmückung der Kirche. In
der Übereinstimmung mit den Regeln des Ordenslebens der
Ordensbrüder ist auch die Betriebs- sowie kompositionelle
Geschlossenheit der Disposition der Klostergärten vorauszusetzen.
Die Gärten einschließlich des Friedhofs wurden mit einer Mauer
umgeben und mit einem Tor geschlossen - sie waren nicht nur
geschützt, sondern auch wie "von der Welt" abgetrennt. Im Garten
wiederholte sich das christliche Motiv des Kreuzes zum Beispiel in
der Disposition der Wege und Beete. Die Flügel der Klostergebäude,
die in den Paradieshof mit Arkaden des Kreuzgänge geöffnet wurden,
schlossen quadratische Räume ein, die als sog. Paradiesgärten
gestaltet wurden. In der Mitte ihrer Fläche befand sich ein
steinerner Wasserbehälter, zu dem die den Garten in vier
regelmäßige Felder teileden Wege führten. Auf den Beeten wurden
hier Heilpflanzen und Blumen zur Ausschmückung der Klosterkirche
angebaut. Die angebauten Blumen trugen zugleich symbolische
Bedeutungen (weiße Lilie - Unbeflecktheit der Jungfrau Maria, weiße
Rose - Jungfrau Maria als Himmelskönigin, rote Rose - vergossenes
Blut Jesu Christi...). Ein unteilbarer Bestandteil der
Klosterareale waren die Friedhöfe der Ordensbrüder. Im Falle des
ehemaligen Minoritenklostere befand sich der ursprüngliche Friedhof
zwischen der St.-Annenskapelle und der Klosterkirche (auf dem
heutigen Hof Tramín). Über eine eventuelle Gartengestaltung des
Raumes des ehemaligen Friedhofes haben wir keine genaueren
Berichte. Der Obstgarten befand sich wahrscheinlich von jeher in
dem Teil des Gartens zwischen der heutigen Pivovarská-Gasse
(Brauereigasse) und dem Eintrittstor in das Klosterareal. Davon
zeugt einerseits sein genügendes Ausmaß, andererseits seine
günstige Lage den Himmelsrichtungen gegenüber. Offenbar wurde hier
auch Weinrebe angebaut, was später zur Bezeichnung des
Nachbarraumes des Hofes des Klosters mit dem Namen Tramín oder Na
Tramíně (Auf dem Tramin) führte. In der Mitte der Fläche des
Obstgartens befand sich ein großer steinerner Wasserbehälter
quadratischen Grundrisses (belegt mit einer Planskizze der
Ausstellung von Fuhrwerken vom 8. August 1898, die im Staatlichen
Gebietsarchiv Třeboň, Zweigstelle Český Krumlov aufbewahrt
wird).
Die Situierung des Gartenhauses in diesen Teil des Klosterareals deutet an, dass der Obstgarten einen Teil abgesondert hatte, der zur Erholung und Freude bestimmt war, das sog. Viridarium. Vom Raum des Obstgartens öffneten sich interessante Blicke auf die Silhouette des kirchlichen Gebäudekomplexes in der heutigen Horní-Gasse und ebenfalls auf den Schlossturm. Der Obstgarten mit dem Gartenhaus war offenbar der am prachtvollsten gestaltete Teil der Minoritengärten, in dem sich am meisten die formalen Zeichen der Gartenstilkunst des 18. Jahrhunderts äußerten. Der künstlerisch wertvollste Bau war das Rokokogartenhaus. Das Gartenhaus wurde im Jahre 1758 gebaut, also in der Zeit, als sich an den von Josef Adam zu Schwarzenberg finanzierten Umgestaltungen im Kloster der fürstliche Baumeister Josef Fortini beteiligte. Anfangs waren die Fenster- und Türöffnungen wohl ohne Füllung ( ! ), später noch im 18. Jahrhundert wurden sie mit Jalousientüren und -fenstern geschlossen. Die westliche Wand des Gartenhauses ohne Krongesims deutet an, dass hier an das Gartenhaus ein heute nicht mehr bestehender Bau anknüpfte - wahrscheinlich eine hölzerne gewölbte Laube. Gewisse Armut oder eher Askese der Ausstattung des Gartens (die in einem noch größeren Maße in der Gartendisposition des benachbarten Klarissinnenklosters anwesend war) entspricht dem Typ des Ordenslebens der Franziskaner. Deshalb ist es nicht geeignet zum Beispiel die Krumauer Klostergärten mit den Gärten des reichen Zisterzienseklosters in Zlatá Koruna zu vergleichen. Die Minoriten brauchten für ihr kontemplatives Leben keine Gartengrotte, Broderienparterres oder Kegelbahn (die Kegelbahn in Zlatá Koruna war ein Vorbild für eine ähnliche, im Jahre 1746 im Krumauer Schlossgarten gebaute Kegelbahn !) Im Falle der Krumauer Klöster finden wir keine reiche und formal reife Gartengestaltung, die dem Barockgarten in Zlatá Koruna gleichen konnte (der heute leider schon untergegangene Garten ist nichtsdestoweniger mit wertvollen ikonografischen Quellen gut belegt). Die Minoritenklostergärten blieben mit ihrem Geist mittelalterliche Gärten, obwohl in ihre Disposition einige entwicklungsreifere Elemente eingelegt wurden. Selbst die Eingliederung eines Barockgartenhauses in den Minoritengarten wahrscheinlich ohne eine gewöhnliche Eingliederung dieses Baus in das System der kompositionellen und Betriebsbeziehungen zeugt davon, das der neue Stil der Gartenkunst vor allem von außen angenommen wurde.
Die künstlerische Entwicklung der Klostergärten des Krumauer Minoritenklosters wurde mit seiner Aufhebung im Jahre 1782 beendet. Die Gärten gewannen nach dem Untergang ihrer ursprünglichen Funktion überwiegend einen Nutzcharakter. Der Obstgarten wurde unter drei Mieter geteilt. Der Plan des Klosterareals aus der Zeit um das Jahr 1900 zeigt die rechteckiche schachbrettartige Parzellierung des Obstgartens in mehr oder weniger identische längliche Flächen. Die Gestalt des Hofes Tramín aus der Zeit des 1. Weltkriegs zeigen Genreaufnahmen, die die Patienten des Militärlazaretts abbilden. An der Mauer des Klarissinnenklosters, die mit der Stirnseite der Kirche des Fronleichnams Christi benachbart ist, war ein großes hölzernes Kreuz mit der Statue des Gekreuzigten angebracht. Auf beiden Seiten rahmten das Kreuz säulenartige Thujen ein. Die Fläche des ehemaligen Friedhofes war damals mit Obstbäumen bepflanzt. Die Aufnahmen zeigen den Hof mit Beständen der Obstbäume. Der ganze Raum des Hofes ist dicht mit Apfel-, Pflaumen- und weiteren Obstbäumen bepflanzt. Aus derselben Zeit stammen die Linde (Tilia cordata) am Eintrittstor auf dem Hof und zwei alte Rosskastanien (Aesculus hippocastanum). An der Wende der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die meisten Obstbäume gefällt und mit der Pflanzung von Zierbäumen ersetzt. Charakteristisch ist die Benutzung der sog. Trauerholzgewächse (mit überhängendem Habitus) - Ulmen (Ulmus glabra ´Pendula´) und Eschen (Fraxinus excelsior ´Pendula´), die die ursprüngliche Funktion der Fläche als Friedhof evozieren. Irgendwann an der Wende der 30er und 40er Jahre wurden in die Gartengestaltung die pyramidale Pappel, Vogelbeerbaum, Trauerweiden (Salix alba ´Tristis´) ergänzt. Die einzelnen Obstbäume (der Walnussbaum vor der Kirche, Apfelbäume u. ä.) blieben im Hof bis vor kurzem erhalten.
Bedeutende architektonische Details:
- barockes Eingangstor auf den Hof Tramín
- Rokokogartenhaus im ehemaligen Obstgarten
- steinerner Behälter im ehemaligen Paradiesgarten des Beginenkonvents
- Lourdes-Höhle im ehemaligen Küchengarten
Weitere Informationen:
Minoritenkloster
in der Stadt Český Krumlov