Historische Entwicklung der Gartengestaltung im Raum des heutigen Hirschgartens
Ein Vorgänger des Gartens war der Herren- oder auch "Schlossteich", der im Jahre 1453 erwähnt wird. Sein Damm reichte vom Haus Latrán Nr. 78 bis zum Raum nördlich vom heutigen Budějovická brána (Budweiser Tor) (zwischen den Jahren 1598 bis 1602 gebaut). Obwohl es den Teich selbst nicht mehr gibt, blieb der Körper des Dammes unter der Hausbebauung zwischen dem Tor und dem Objekt der Post erhalten. Außer seiner Funktion als Bestandteil der damaligen Burgbefestigung diente der Teich als Trinkwasserquelle für die Bewohner von Latrán, durch einen Mühlgraben wurde von ihm Wasser zur Weigermühle vor dem Budweiser Tor geleitet.
Eine Veränderung in der Gestalt des nördlichen Vorfeldes der Burg bringen erst die Bauaktivitäten Peter Woks von Rosenberg in den Jahren 1593 bis 1600. In dieser kurzen Zeit entstanden der "Garten auf der Insel", das Wildgehege, die Fasanerie, Edelsteinschleiferei und Säge zur Bearbeitung exotischer Holzsorten und unweit, auf dem heutigen 5. Schlosshof (V. Schlosshof des Schlosses Český Krumlov), ein außerordentlich ausgedehnter Palastbau. Er wurde von Domenico Benedetto Cometta z Eckthurnu. gebaut. Der Palast (heute als das sog. Renaissancehaus) bekannt) wendete sich zum Abhang mit Gärten mit seiner nordwestlichen Fassade mit sechs außerordentlich großen Nischen, deren innere konkave Fläche noch dazu mit zwei seichten Konchen gegliedert war. Im Jahre 1597 wird angeführt: "Ein Wildgehege unter dem Schloss um den Teich und Wiesen herum gemacht" . Der damalige Schlossteich und ein Teil der umliegenden Grundstücke wurden damals mit einer Mauer umgeben, wahrscheinlich mit der Absicht hier Wild zu züchten. In den Jahren 1593 - 1598 wurde auf der Insel inmitten des Teichs ein Garten mit einem Lusthaus gegründet. Die grundlegende Quadratfläche des Gartens mit dem Ausmaß von 75 x 75 Meter entstand durch Modellierung einer künstlichen Insel inmitten des Schlossteichs. Das Lusthaus befand sich offenbar in der Mitte des Gartens, der mit einer Mauer umgeben war. Die Umgänge auf den Mauern gaben eine Möglichkeit spazieren zu gehen und auch das Interieur des Gartens mit dem Lusthaus von einer mäßigen Obenansicht zu betrachten. Die Konfiguration des Terrains ermöglichte im Falle des Krumauer Schlosses eine Ansichtsbindung des Gartens an die nördlichen Fassade des Schlosses, wo sich an der Stelle des heutigen Spiegelsaals der ehemalige Palast der letzten Rosenberger befand. Von ihm aus öffnete sich ein wirkungsvoller Blick auf den Garten, der sich unter ihm ausbreitete. Der Garten wurde im Jahre 1598 beträchtlich vom Hochwasser beschädigt. "Am 17., (August) am Montag nach der Mariä Himmelfahrt, war bei Krumlov vom großen Regen auf dem Teich unter dem Schloss ein Hochwasser, viel beschädigt". Der etwa quadratische Umriss dieses Gartens ist auch auf jüngeren Plänen des Hirschgartens belegt, als die ursprüngliche Renaissancegestaltung untergegangen war. Er erscheint als Linie der Parzellierung des Gebietes des Hirschgartens. Bis heute sin im Terrain die Bruchlinien ersichtlich, die wahrscheinlich den Umfang des ursprünglichen Renaissancegartens "auf der Insel" abgegrenzten - am nordöstlichen und südöstlichen Rand des Parkplatzes für Pkws. Im Jahre 1600 wird die Existenz des Wildgeheges, der neuen Edelsteinschleiferei und Säge zur Bearbeitung exotischer Holzsorten angeführt. Diese Objekte und die auch angeführte Fasanerie waren ebenfalls im nördlichen Vorfeld des Schlosses situiert - also irgendwo im Areal des heutigen sog. Hirschgartens.
Woks ambitiöses Bauprogramm war wahrscheinlich ein Widerhall auf die Gründung des Königlichen Wildgeheges vom Kaiser Rudolf II. Zum Vergleich ist gut zu erwähnen, dass Rudolfs Wildgehege ein Aussichtslusthaus, eine Fasanerie enthielt, am Ufer des Teichs wurde ein Tiergarten in Form eines antiken Zirkus gebaut und inmitten des Teich entstand eine runde künstliche Insel. Das Gebiet nördlich von der Schlossresidenz änderte sich beträchtlich am Anfang des Dreißigjährigen Krieges. Gleich an dessen Anfang wurde nämlich der Schlossteich zugeschüttet (im Jahre 1618).
Während des Barockumbaus des Schlosses, der von Jakubem de Maggi nach dem Jahre 1682 durchgeführt wurde, wurde durch die Umgestaltung der ursprünglichen rosenbergischen sog. Grünen Stube der Hirschsaal errichtet, der mit Hirschtrophäen und ausgestopften Bären geschmückt wurde. Es ist ein ikonografisch interessantes Beispiel der Analogie des Hauptmotivs der Ausstattung der Räumlichkeit, die sich an das benachbarte Gehege für die Hochwildzucht bindet. (Der Hirschsaal wurde in den Jahren 1747 - 1748 in den heute bestehenden Maskensaal umgebaut). Der Flurname Hirschgarten ist bereits im 18. Jahrhundert belegt (auf Deutsch Hirschen Garten, Hirschgraben, Hirschgarten) und ist ein Beweis der ursprünglichen Funktion des Gartens als Gehege für die Hochwildzucht. Die Ölmalerei von G. A. Hörner (um 1750) beweist, dass die regelmäßige Fläche des ehemaligen Renaissancegartens immer noch mit einer Mauer umgeben wurde. Die grasige innere Fläche des Gartens war wahrscheinlich mit Obstbäumen bepflanzt, ohne einen auf den ersten Blick offenbaren (geometrischen) Plan. Ebenfalls die ganze Fläche des Hirschgartens wurde in dieser Zeit mit einer Mauer umgeben. Der östliche Teil des Gartens hatte einen vorwiegend wiesenartigen Charakter, der nur mit einigen Gruppen von Uferbeständen entlang des Chvalšinský-Bachs gestört wurde, über den ein Brückensteg führte. Im westlichen Teil des Gartens unter der heutigen sog. Langen Mauer befanden sich ein Heuschuppen und eine Scheune.
Eine außerordentlich wertvolle Informationsquelle für die Erkenntnis der Gestalt nicht nur des damaligen Hofgartens (des heutigen Schlossgartens), des Areals von Kvítkův dvur dvur (damals als "Favoritenhof" bezeichnet), sondern auch der Bebauung in der Talaue des Chvalšinský-Bachs stellt ein Plan aus dem Jahre 1792 dar. Eine geometrische Aufnahme des Umfangs des zum Krumauer Schloss und zu Kvítkuv dvůr gehörenden Dominikalbodens verfertigte im Jahre 1792 (mit Nutzung der Vermessung aus dem Jahre 1785 ) Ingenieur Jan Nepomuk Šimoušek und seine Richtigkeit bestätigte Ingenieur Josef Rosenauer. (Staatliches Gebietsarchiv Třeboň, Zweigstelle Český Krumlov, Großgrundbesitz Český Krumlov, Plan I A D N.1.) Der Hirschgarten ist im Süden vom Komplex der Schlossgebäude, im Osten von der Bebauung in der Gasse Latrán (auf dem Damm des ehemaligen Teichs), im Norden entlang der fürstlichen Straße vom Brückenkopf des Budějovická brána (Budweiser Tor) (auf dem Plan als "Stadt Prager Thor" bezeichnet) bis zum Anfang der Mauer mit dem Weg zum Schloss abgegrenzt, die den Hirschgarten im Westen abgrenzte. An der Stelle, wo die Straße das Gebiet des Hirschgartens verlässt, ist am Objekt des ehemaligen Mauthauses ein Tor ("Hirschgarten Thor") mit zwei Pfeilern gezeichnet - der nördliche Pfeiler ist Bestandteil der Ecke des heutigen Objektes Nr. 109. Der Hirschgarten ist als überwiegend freie Fläche ohne Vegetation dargestellt - Die Bestände sind vor allem auf den Schlossabhängen und entlang der Bachufer konzentriert. Auf der rechteckigen Fläche des ehemaligen Renaissancegartens "auf der Insel" (bisher auf allen Seiten wie die Insel mit Abhängen abgegrenzt) befand sich ein ausgedehntes Objekt der Salpererei. Es war ein hölzerner Hallenbau auf dem Grundriss von etwa 50 x 70 Meter, der mit einem Walmdach mit sechs parallelen Firsten gedeckt war. Von der südöstlichen Ecke der Salpeterei führte über den Bach ein Brückensteg, der eine Kommunikationsverbindung mit dem 1. Schlosshof , darstellte, auf dem rechten Bachufer zeigt der Plan ein Vordach für Damhirsche, die alte Samenaushülserei. Die Quelle, heute "Löwenjunge" genannt, ist im Plan als "Hirschgarten Brunnen" bezeichnet. In der nordwestlichen Ecke des Gartens sind entlang der Mauer Wirtschaftsobjekte und Deputatgärten, Scheunen und Heuschuppen situiert. Hinder der neuen fürstlichen Straße (1763 gebaut) führt die Karte einen Mühlgraben und einen kontinuierlichen Streifen von Gärten an, die dem herrschaftlichen Wirtschaftshof gehörten.
Nach der Errichtung der Schwarzenbergischen Wirtschaftanstalt im Jahre 1800 wurde im Hirschgarten ein Versuchsgarten (botanischer Garten) für praktischen Unterricht der Schüler gegründet. Er befand sich im Raum des heutigen Parkplatzes für Pkws. Der Hirschgarten gewinnt so allmählich den Charakter einer Lokalität für Manufakturherstellung und eines Schulgrundstücks für den Unterricht in Landarbeiten. Zum Beispiel das Interesse für die Verbesserung der Qualität von Kartoffeln und die Erhöhung der Zahl der angebauten Arten dieser Pflanze führte in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts zum Versuchsanbau neuer Abarten Kartoffeln im hiesigen botanischen Garten (Anfänge des Kartoffelanbaus in der Region Český Krumlov)
Im Jahre 1826 zeichnete Josef Langweil zeichnete Josef Langweil einen Stadtplan von Český Krumlov, auf dem auch der Schlossgarten und die übrigen herrschaftlichen Grundstücke und Bauten sind (sie sind koloriert). (Staatliches Gebietsarchiv Třeboň, Zweigstelle Český Krumlov, Großgrundbesitz Český Krumlov, der Plan hängt im Studierzimmer). An der Stelle der ausgedehnten Salpeterei, die bereits vom Plan aus dem Jahre 1792 bekannt ist, sind die Gärten der Schwarzenbergischen Wirtschaftsanstalt mit einem Betriebsobjekt gezeichnet. Südlich von ihm befand sich (etwa auf der Fläche des längst untergegangenen "Gartens auf der Insel") der botanische Garten. Der auf dem Grundriss des Rechtecks mit dem Ausmaß von 75 x 60 Meter gegründete Garten wurde unter dem Einfluss des modischen naturlandschaftlichen Stils gestaltet. Der Rasenplatz in der Mitte säumen auf den Seiten frei geformte Gruppen von Bäumen ein, die eine zusammenhängende, das Interieur des botanischen Gartens seiner Umgebung gegenüber trennende Kulisse bilden. Die Wege werden in Bögen und Kurven geführt und bilden zwei Spazierkreise. In der gegenüberliegenden Ecke zum Gebäude der Anstalt ist im Bestand ein runder Raum auf Art eines Gartenkabinetts gestaltet. An den botanischen "Ziergarten" lagen im Süden, Westen und Norden Nutzgärten an. Das neue Objekt der Salpeterei und das Salpeterlager liegen in der Nähe der fürstlichen Straße.
Einen Bruch in der Entwicklung des Gartens stellte der 14. Juni 1848 dar. Ein Wolkenbruch und Wasserfluten verwüsteten den Garten, vernichteten die Umfassungsmauer und beschädigten die Brücke am Budweiser Tor. Alle Damhirsche, die in dieser Zeit im Wildgehege gezüchtet wurden, kamen um. Zwei Jahre danach wurde die Schwarzenbergische Wirtschaftsanstalt aufgehoben. Diese Ereignisse führten zum Untergang des Wildgeheges und des botanischen Gartens. An seiner Stelle entstand allmählich eine freie Parkgestaltung im Stil eines naturlandschaftlichen Parks und in seiner nordwestlichen Ecke wurde eine neue Samenaushülserei (das heutige Restaurant Jelenka) gebaut. Damit wurde die Stilentwicklung des Gartens beendet. Um das Jahr 1930 begann die Zuteilung des östlichen Teils des Gartens entlang des ehemaligen Teichdamm für Deputatgärten an die Angestellten des schwarzenbergischen Forstamtes. Die heutige Gestalt des Hirschgartens sagt nur noch wenig von der reichen Geschichte dieses Teils von Český Krumlov, beziehungsweise vom Krumauer Schloss aus. Der Garten gehörte nämlich in seiner ganzen Geschichte, bis zur Enteignung des Besitzes der Fürsten zu Schwarzenberg im Jahre 1947, immer zum Schloss, mit dem Schloss wurde er durch Betriebsbeziehungen und durch seinen Zweck fest verbunden. Nachdem diese Bindung zerrissen war, waren die Schicksale des Gartens von Anfang der 50. Jahre des 20. Jahrhunderts traurig. Die Parkgestaltung des Raumes wurde allmählich durch den Bau eines Betonschwimmbads, bzw. Feuerschutzbehälters, später durch die Errichtung des Busbahnhofes, einschließlich einer Wartehalle entwertet. Im Jahre 1974 wurde im Garten ein Platz für das "Befreiungsdenkmal" gewählt, das aber am Ende der 80er Jahre im Stadtpark gebaut. Die Bauaktivitäten im Areal des Gartens setzten mit dem Bau der Regulierungsstation der Gasleitung und am Anfang der 90er Jahre mit dem Bau eines ausgedehnten Parkplatzes für die Besucher von Český Krumlov fort. Der neu gebaute Parkplatz kann trotz einer qualitativen Instandhaltung der umliegenden Grünflächen nicht mehr für eine weitere Entwicklungsphase der Gartengestaltung, sondern eher für eine eingelegte neue Funktion gehalten werden, die die Gesamtheit des Gartens vernichtet und seine Entwicklung unterbricht.