Geschichte der Schenken und Gastwirtschaften in der Region von Český Krumlov


Festmahl, zeitgenössische Illustration, 1537 Die Geschichte der Gastwirtschaften und Schenken als den bedeutenden wirtschaftlichen und Kommunikationsinstitutionen, deren Bedeutung bis heute erhalten bleibt, kann man - wie in vielen anderen Fällen - erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts folgen. Schon damals existierte auf der ganzen südböhmischen Domäne des Rosenberger Herrscherhauses ein sehr sinnreiches Netz der Herrenbrauereien, aus denen zwei Sorten von Gasthäusern versorgt wurden. Einerseits die mehr luxuriösen Einkehrgasthäuser (zum Beispiel: "U Podlahy" - Náměstí Svornosti Nr. 7 oder "U Mazouchů" in Český Krumlov ) und dann vor allem die gewöhnlichen Schenken mit dem Schenkrecht, in denen sich der tägliche Arbeitszyklus von vielen Untertanen erschloß und deren Anzahl sich bis zum 18. Jahrhundert nicht viel änderte.

Auf der damaligen Krumauer Herrschaft (eine ein wenig andere Ausdehnung als die heutige Region) funktionierten seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts vier Herrenbrauereien. Zwei Brauereien in Český Krumlov versorgten fast ein hundert gewöhnliche Schenken im Umkreis von zehn Kilometer von der Stadt, die Brauerei in Černá versorgte 62 Gasthäuser und die Brauerei in Plavnice lieferte das Bier in 21 Schenken. Die damaligen Brauereien von Kaplice und Benešov (heute die Region Český Krumlov) versorgten weitere 37 Schenken, gehörten jedoch der Herrschaft von Nové Hrady.

Strafregister, Notizen der Trinker aus dem 16. Jahrhundert,

In jeder zweiten Gemeinde auf der Herrschaft existierte seit dem 16. Jahrhundert wenigstens eine Schenke und wenn der damalige Besucher auf welchen Platz auch immer er geraten ist, müßte er in die nächste Schenke keine 10 Kilometer gehen. Durchschnittlich jeder dreißigste Eingesessene war ein offizieller Schenker und auf eine Landschenke kam eine unganze Hundert Bewohner. Die Mehrheit der Dörfer hatte nur eine einzige Schenke, nur einige zwei Schenken (z. B. Ktiš, Polná, Zátoň oder Brloh) und mehr (z. B. in Světlík waren vier). Lebhaft war es auch in den Grenzgebieten, wo meistens deutschsprachige Bewohner lebten (Cetviny, Dolní Vltavice, Frymburk, Horní Planá, Rožmitál, Rychnov nad Malší), die sicherlich nicht an eine romantisch schläfrige Gegend erinnerten, sondern fast alle die Funktion von Handelshaltestellen auf den frequentierten Straßenstrecken erfüllten und waren darum angemessen durch die Gasthauseinrichtungen ausgestattet.

Weinhändler, zeitgenössische Illustration aus dem Jahre 1546

Die Städte - hier in der ersten Reihe die Residenzstadt Český Krumlov - und die Städtchen waren mit den Gasthäusern zahlreicher als das Land beschenkt. Aus den ältesten Angaben ergibt sich, daß hier jedes achte bis neunte Haus eine Schenke war und auf ein Gasthaus durchschnittlich 60 Bewohner entfielen. Zu einem der bekanntesten Einkehrgasthäuser aus der Zeit der letzten Rosenberger (1551-1611) gehörte das Haus Náměstí Nr. 7, das man ohne Rücksicht auf den Namen des wirklichen Besitzers "U Podlahy" nannte. Hier verkehrte eine Menge von edlen Besuchern aus den Reihen von Diplomaten, Adeligen, Künstlern, Abenteurern und Alchimisten. Eine gewöhnliche Schenke war ein untrennbarer Bestandteil des Haushalts und seines Privatlebens und "ins Gasthaus gehen" bedeutete im Grunde den Nachbarbesuch. Diese Gewohnheit wurde auf einigen Dörfern bis heute erhalten. Man trank nicht nur innerhalb des Hauses, sondern auch vor seiner Schwelle - im gewissen "Vorgarten". Das Gasthauspersonal wurde meistens aus den Familienmitgliedern zumsammengesetzt und die Schenke führte oft die Gattin des Hausbesitzers. Das Spektrum der Besucher war sehr bunt - von dem niederen Adel, über die Geistlichkeit, die Bürger, die Bauern, bis zu den Leuten, die am Rand der Gesellschaft lebten und in einigen Schenken eine geeignete Deckung suchten. Die etnische, sprachige, soziale Buntheit und die Altersvielfalt der Belegschaft der Schenken bestimmte natürlich auch die Mannigfaltigkeit der Kommunikation zwischen den Gästen und dem Personal. Im gründlichen Sinne des Besuchs der Schenke - sog. "Trinken"- können wir einen der traditionellen Züge des mitteleuropäischen kulturellen Umkreises sehen und dessen Spuren (mehr für die Ausländer sichtbar) bis heute folgen.

Weitere Informationen:
Geschichte des Bierbrauens in der Stadt Český Krumlov
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Geschichte des Bierbrauens in Vyšší Brod
Bier und Brauereien in Vyšší Brod
Schenken in Vyšší Brod

(as)