Ikonographie der Stadt Český Krumlov

Die Abbildung von Český Krumlov im Wechsel der Zeit ("Ikonographie") hat eine achtunggebietende Tradition, die bis in das 16. Jahrhundert zurückgeht. Dies bezeugen Hunderte von den in- und ausländischen Museen, Archiven, Galerien, Schlössern und auch privaten Sammlungen untergebrachten Veduten. Die Vedute wird in den Lexika als Blick auf die Stadt, ihre Teile, oder aber als Ausschnitt aus der Natur mit Bauten, mittels Malerei, Graphik, Relief oder Foto festgehalten, bezeichnet.

Das Bild

Die Kopie des Bildes "Teilung der Rose" aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stützt sich auf das verlorene Original etwa aus dem Anfang der 50er Jahre des 16. Jahrhunderts. Unterhalb der realen Kulisse der Krumauer Burg befindet sich ein stilisiertes "Mosaik" der Unterburg, das aus einer Reihe wirklicher Bauten zusammengestellt ist. Einen vorwiegend objektiven Charakter hat die Vedute von Český Krumlov auf dem Hintergrund des "Porträts von Jan z Pernštejna" aus dem Jahre 1591. Nach der Mitte des 17. Jahrhunderts entwickelt sich bereits eine kontinuierliche Zusammenstellung der Krumauer Ikonographie. Von den barocken Werken sind die folgenden die bedeutendsten: Vedute der Stadt von Süden mit dem Kájovská-Tor (Gojauer Tor) und der Kirche St. Veit auf dem "Bild des Hl. Josef" (50er Jahre des 17. Jahrhunderts), übermalte Bildleinwand "Hl. Franz Xaver, Beschützer gegen die Seuche" (Jahr 1681), der Panoramablick auf die Stadt von Süden aus den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts, das aus aufgeklebten Holz- und Strohstücken geschaffen wurde, zwei Schloßveduten von G. A. Hörner aus den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts, das Bild "Český Krumlov unter dem Schutz der Jungfrau Maria und der Heiligen" aus den Jahren 1727-28 sowie die Vedute der Stadt des bekannten Zeichners Bernard Werner (40er Jahre des 18. Jahrhunderts), die die charakteristischen Dominanten der Stadt betont.

Friedrich Bernard Werner, Vedute von Český Krumlov, Mitte des 18. Jahrhunderts

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Český Krumlov, Ansicht der Stadt - ein aus Stroh- und Holzstücken zusammengestelltes Bild, 60er Jahre des 17. Jahrhunderts

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Seit der Zeit des Klassizismus und der Romantik wuchs die Zahl der Krumauer Veduten in einer fast geometrischen Reihe.

A. Haunn, Ansicht von Český Krumlov, Anfang des 19. Jahrhunderts ..Die Stadt wird nicht nur von den Einheimischen, sondern auch von vielen Prager und ausländischen Künstlern entdeckt. Die Welle des Interesses der Maler und Graphiker für das malerische historische Werk, das in eine außergewöhnliche dramatische Landschaft eingebettet ist, erreicht dann am Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Statt alle Künstler aufzuzählen, nennen wir zumindest J. Langweil, K. Postl, J. Janscha, K. Würbs, F. Loos, A. Haun, A. F. Kunike, A. Kirnig und V. Jansa.

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Eine systematische Aufmerksamkeit schenkten den Krumauer Motiven im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts der fürstliche Maler Ferdinand Runk sowie seine vornehme Schülerin Pauline zu Schwarzenberg. In den 40er Jahren folgte dann ein weiterer Schwarzenbergischer Künstler und Graphiker, nämlich Karl Zenker. In den folgenden Jahrzehnten schöpfte aus seinen Krumauer Aufenthalten für seine zahlreichen Zeichnungen und Ölgemälde Bedřich Havránek.

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Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden unter den Bewunderern von Český Krumlov Ludvík Kuba und vor allem Egon Schiele, der den Zyklus "Tote Stadt" geschaffen hat, berühmt. Sein Schicksalstreffen mit dem magisch geheimnisvollen Geburtsort seiner Mutter beschleunigte seine Umwandlung in einen modernen Maler. Krumlov wurde zum Leitmotiv für sein ganzes Leben. Den dokumentarischen Aspekt der Veduten der 20er und 30er Jahre vertritt am besten der Maler Wilhelm Fischer. Historisch wertvoll ist ebenfalls das zeichnerische Schaffen von Bohuslav Coufal, der die verschwundenen Winkel der Krumauer Vorstädte dokumentiert.

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Radniční-Gasse (Rathausgasse) in Český Krumlov, ein historisches Foto Nach dem Jahre 1870 übernimmt die Funktion der objektiven Mitteilung im Wesentlichen die Fotografie. Besonders nachdem um das Jahr 1880 die Ansichtskarte gekommen war, wurden auch der Böhmerwald und das Böhmerwaldgebiet zum Gegenstand des Interesses der sog. reisenden Fotografen. Bereits am Anfang der 70er Jahre fertigte das Fotoatelier F. Krátký aus Kolín nad Labem auch einen Blick auf Český Krumlov an. Für die Entwicklung der Krumauer fotografischen Tradition war der in České Žleby geborene Gotthard Zimmer sehr bedeutend, der sich in der Stadt am Anfang der 80er Jahre niederließ und hier ein Fotoatelier errichtete. Dieses übernimmt Josef Seidel (1859-1935), dessen Böhmerwald- und Krumauer Aufnahmen zu klassischen Werken der hiesigen Ikonographie gehören. Oft verfügen sie über ein großes künstlerisches Potential. Auch die Ansichten von Josef Wolf (1864-1938) bezeugen einen hohen Standard der hiesigen fotografischen Produktion.

(jm)

Český Krumlov, der Fluss Vltava mit Flößen, ein historisches Foto, Josef Wolf