Geschichte der Zunft der Lebkuchenbäcker in Český Krumlov
Die älteste Erwähnung über die Lebkuchenbäcker in Český Krumlov stammt aus dem Jahre 1617, wo der hiesige Lebkuchenbäckermeister Jakub Prunner erwähnt wird. Ein bedeutendes Dokument, das die Herstellung von Lebkuchen in dieser Stadt betrifft, ist die Zunftordnung für die Bäckerzunft, zu der auch die Lebkuchenbäcker gehörten, und die im Jahre 1652 von der Fürstin Anna Maria von Eggenberg, geb. von Brandenburg, die als Witwe die Krumauer Herrschaft anstelle ihrer minderjährigen Söhne verwaltete, herausgegeben wurde. Aus der Zunftordnung erfahren wir, dass derjenige, der Meister werden wollte, ein sog. Meisterstück fertigen musste, das über das hohe Niveau seiner Fähigkeiten aussagte. Weiter wurde den Lebkuchenbäckern erlaubt, ihre Produkte in Český Krumlov, aber auch auf dem Territorium des ganzen Dominiums zu verkaufen. Außerdem erhielten sie auch noch die Bewilligung zum Verkauf von Wachs und Honig. Wachs wurde von den Lebkuchenbäckern zur Erzeugung von Kerzen verwendet, die gewöhnlich auch zum Sortiment ihrer Ware gehörten.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird in Český Krumlov im Jahre 1651 der Lebkuchenbäcker Jiří Sinn erwähnt, der aus Österreich in die Stadt umzog, sowie weiters auch der Lebkuchenbäckermeister David Kirschberger, der sich im Jahre 1667 in der Stadt ansiedelte. Die Lebkuchenbäcker verkauften ihre Ware in Český Krumlov, auf Jahrmärkten und besonders an den Kirchtagen. Der Verkauf von Lebkuchen wurde durch verschiedene Privilegien geschützt, die die begünstigte Stellung der Krumauer Lebkuchenbäcker vor der Konkurrenz sicherten. Trotzdem kam es zu verschiedenen Streitigkeiten bezüglich der Stellung beim Verkauf. Ein ähnlicher Konflikt brach zum Beispiel zu Anfang des 18. Jahrhunderts zwischen den Lebkuchenbäckern aus Český Krumlov und den aus České Budějovice aus, die sich um das Recht stritten, ihre Erzeugnisse im Marienwallfahrtsort Kájov zu verkaufen.
Die Lebkuchenbäcker wirkten in Český Krumlov bis zum Ersten Weltkrieg, einer der letzten Meister dieses Handwerks war Josef Petziwal, der im Jahre 1878 in der Stadt eine Lebkuchenbäckerei gekauft hat. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahmen die Lebkuchenproduktion schrittweise die Zuckerbäcker und definitiv verschwand dieses Handwerk mit dem Beginn der industriellen Produktion von Lebkuchen sowie auch mit dem wachsenden Interesse für andere Arten von Süßigkeiten.
Davon, wie der Lebkuchen im 17. und 18. Jahrhundert aussah, informieren uns sie alten Lebkuchenformen und alte Rezepte. Im Bezirksheimatmuseum in Český Krumlov befindet sich eine umfangreiche Sammlung von barocken Lebkuchenformen, von denen die zwei ältesten aus dem Jahre 1645 datiert sind. Die Formen schnitzten die Lebkuchenbäcker selbst, und zwar aus Birnbaumholz. In die Formen, die mit Erbsenmehl ausgestreut wurden, das das Ankleben verhindern sollte, wurde der Teig aus Honig, Roggenmehl und Gewürzen hineingepresst.
Die Motive der Formen aus Český Krumlov sind sehr abwechslungsreich. Zu den häufigsten Motiven gehören Wickelkind, Herz, Soldat, Fisch, Kavalier, Dame, Blumen sowie auch eine ganze Reihe von figuralen und auch ornamentalen Motiven. Eine interessante Gruppe bilden Formen mit religiöser Thematik. Es handelt sich um die Darstellung von Jungfrau Maria mit Jesuskind, um Heilige sowie auch um die kirchliche Symbolik. Lebkuchen mit diesen Motiven wurde besonders in den Wallfahrtsorten verkauft. Für Český Krumlov sind Formen mit Fischmotiv typisch. Lebkuchenfische begann man im Zusammenhang mit der Sage über eine große Dürre, die am Anfang des 17. Jahrhunderts das ganze Gebiet heimsuchte, zu fertigen. Sie soll erst nachdem ein Wolkenbruch niedergegangen war, das Wasser über die Ufer gestiegen war und überall Fische erschienen waren, zu Ende gegangen sein. Den Regen sollten die Einwohner von Český Krumlov und České Budějovice mit ihren Gebeten in der Wallfahrtskirche in Kájov erbeten haben.
Lebkuchen kaufte man als Geschenk für die Kinder, mit seiner Hilfe war es möglich, die Liebe zum Ausdruck zu bringen, und nicht zuletzt wurde der Lebkuchen in der Küche verwendet, und zwar als Ingredienz für Saucen, oder aber es wurden damit verschiedene Arten von Brei bestreut.
Rezept für Krumauer Honiglebkuchen:
300 g Roggenmehl
150 g Zucker
120 g Honig
2 Eier
Gewürze (Anis, Gewürznelke, Zimt)
Lebkuchenpulver
Der Teig wird auf dem Brett verarbeitet, das Mehl wird durchsiebt und es kommen die restlichen Zutaten dazu. Es wird ein harterer Teig ausgearbeitet und daraus werden Formen ausgeschnitten, die dann auf einem gut eingefetteten Blech gebacken werden. Wenn das Gebäck ausgekühlt ist, wird es mit einer Glasur aus Eiweiß verziert.
Weitere Informationen:
Geschichte
der Zünfte und des Handwerks in der Stadt Český Krumlov