Das Leben im Kloster Vyšší Brod
Das Leben im Zisterzienserkloster Vyšší Brod (auf Lateinisch Altum Vadum) richtete sich streng nach den Regeln des Ordens aus dem Jahr 1334. Der Zisterzienserorden genoss auf dem Gebiet des Königreichs Böhmen den Schutz des Papstes, die Zehnten entrichtete er nicht dem Bischof, sondern direkt dem Papst und das Kloster wurde nur dem Orden unterstellt, also dem "Vater" in Wilhering. Ins Klosternoviziat traten Jungen mit etwa vierzehn Jahren. Streng wurde die eheliche Herkunft der Novizen verlangt und es wurde berücksichtigt, dass der Novize singen und lesen kann. Die Regel bestimmte, dass die Novizen "in der Kapuze ohne Segen stehen werden, bis sie den ganzen Psalter auswendig lernen". Die Novizen widmeten sich nur dem Gebet, dem frommen Nachsinnen und den Stunden. Also nur dem geistlichen Leben. Die Benennung "konvrš" entstand aus dem lateinischen "fratres conversi". Eine andere Benennung war "fratres barbati", weil alle einen Bart trugen. Sie hatten gleiche Privilegien wie die Mönche-Priester, aber beschäftigten sich vor allem mit Feldarbeiten und anderen Handarbeiten. Ihr Noviziat sollte ihre Begabung zur physischen Arbeit feststellen. Sie arbeiteten vom frühen Morgen bis in die Nacht in absolutem Schweigen und bei bescheidener Verpflegung. Erst wenn sie alt wurden, wurden sie von den Mitbrüdern im Kloster mit Ehre überhäuft und konnten hier in Ruhe bis zum Tod leben.
Refektorium wurde der gemeinsame Klosterspeisesaal genannt. Dieser Raum diente dem Konvent und befand sich gleich neben der Küche, wegen einfacher Speisenverabreichung. Ein anderes, kleineres Refektorium wurde im Winter benutzt, um besser beheizt werden zu können. Der Konvent (Mönche) wurde ins Refektorium mit Geklingel zusammen gerufen. Jeder Mönch stellte sich hinter seinen Stuhl und auf den Hinweis des Priors, was ein "Vorgesetzter" der Mönche war, setzte er sich. Beim Essen bedienten zwei Brüder - und immer wurde beim Essen vorgelesen. Das Vorlesen am Tisch war eine Aufgabe der Lektoren und im Vyšebroder Kloster wurden Traktate des heiligen Bernards gelesen, die reich an mystischen Stellen sowie an Belehrung über das Ordensleben waren. Das Essen fing mit einer Erinnerung an Arme an und endete mit dem Aufsparen der Reste für die Armen. Der Tisch wurde im Beisein des Konvents abgeräumt. Der Koch sammelte zuerst Messer und dann Becher, deckte den Rest vom Brot und nach dem Hinweis des Priors und nach dem Gebet ging man zu zweit "Miserere" singend in die Kirche. Zuerst gingen die jungen, in der Mitte der Prior und hinter ihm ältere Brüder.
Am häufigsten wurden Brei, Brot und ab und zu Eier gegessen. Während des ganzen Jahres gab es keinen einzigen Tag, an dem im Vyšebroder Kloster Fleisch verabreicht würde. Nur sechzehnmal im Jahr, zu Kirchenfesten, gab es eine genau bestimmte Aufbesserung, die Pitanze genannt wurde. So zum Beispiel zum Fest des heiligen Benedikt bekam der Konvent Feigen, Gebäck und Wein. Zur Mariä Verkündigung einen Hecht, Eier, Mandeln, Gebäck und zweimal Wein. In der Fastenzeit bekamen die Brüder im Konventu einen Hering. Es wurde Bier aus einer eigenen Brauerei getrunken, die im Vyšebroder Kloster bereits im Jahr 1380 erwähnt wird. Viermal jährlich, im Februar, April, im Juni um den heiligen Johann den Täufer herum und im September wurden allen Mönchen im Kloster Minuzien durchgeführt. Das bedeutete zur Ader lassen, was in der Wärmestube durchgeführt wurde. Für Minuzien wurden drei Tage vorbehalten. Am ersten Tag bekamen die Mönche außer üblichem Brot noch ein halbes Pfund Weißbrot zur Aufbesserung und zur Erfrischung Mistum, was Wein mit Wasser war. War jemand durch die Minuzien sehr geschwächt, bekam er im Refektorium eine Scheibe Brot mehr.
Das Dormitorium war ein gemeinsames Schlafzimmer des Konvents. Die Betten wurden nebeneinander gestellt, hatten einen Strohsack, eine leichtere und eine schwerere Decke und ein Kissen. Bei den Mönchen waren die Decken aus Wolle und bei den Konfratern aus Pelz. Beim Ausziehen und Anziehen durfte der nackte Körper nicht gezeigt werden. Wenn es im Raum sehr warm war, konnte man Beine bis zu den Knien, den Kopf und die Schultern bloßlegen. Ins Dormitorium traten alle Brüder gemeinsam nach dem Sonnenuntergang und gingen noch vor Sonnenafgang fort. Im Dormitorium musste strenges Schweigen eingehalten werden, das nach den Regeln nur "beim Feuerlöschen oder beim Vertreiben der Einbrecher" gestört werden durfte. Andere anzuschauen war streng verboten, auch wenn sie lagen, gleich wie jede beliebige Störung der Nachtruhe.
Mit dem Dormitorium häng auch das sich waschen zusammen. Nach den Regeln war es keine Pflicht sich zu waschen. Wenn morgens zum Aufstehen geklingelt wurde, konnte jeder Hände waschen, aber nur, wenn er wollte. Dafür wurde aber Füßewaschen vorgeschrieben, und zwar jeden Samstagabend. Hier verordnete die Regel jedoch, dass die Brüder "Lachen und anderen Leichtsinn" meiden sollen. Das Hauptprinzip des Dormitoriums war alles zu beseitigen, was wohl der Seele gefährlich sein könnte. Die Vorschriften für die Kleider und Schuhe im Vyšebroder Kloster entsprachen den Ordensidealen der Armut und Demut. Die Bekleidung des Konvents gehörte zu den größten Ausgaben des Klosters, deshalb wurde der Kleidung besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Für die Kleider sorgte ein Bruder, der "camerarius" genannt wurde. Er führte Aufsicht über das Nähen der Kleider, über die Tuchvorräte und führte ein genaues Verzeichnis und Rechnungen. Er bewahrte Sommer- oder Winterkleider auf, wenn die Jahreszeit wechselte. Ein weiterer Bruder, "vestiarius" genannt, bürgte für makellose Verfertigung der Kleider und es waren ihm Schneider und Weber unterstellt.
An der Spitze der Klosterweberei der Konfrater stand ein Mönch-Magister. Für den Winter schrieb die Klosterregel eine zottige Kappe vor, für den Sommer reichte eine alte Kappe. Wenn ein Mönch auf eine Reise geschickt wurde, bekam er vom Vestiarius eine Hose, die er bei der Rückkehr wieder abgeben musste, und zwar gewaschen. Die Mönche hatten einen weißen Talar und ein schwarzes Skalpulier, das den Talar vor Verschmutzung bei der Arbeit schötzte. Die Kappe und das Skalpulier durften nur die Schreiber, Köche und Brüder im Klosterkrankenhaus ausziehen. Hemden durften nur Klosterbrüder Schmiede tragen und die Regel schrieb vor, dass das Hemd schwarz und knapp anliegend sein soll. Auf Reisen hatten der Abt sowie die Mönche einen einfachen Mantel. Ein anderer wichtiger Bestandteil der Kleidung waren Schuhe. Im Kloster wurde für den eigenen Bedarf Leder gegerbt und die Zisterzienser trugen Schuhe, die "botas" genannt wurden und bis zu Knöcheln reichten. Die Mönche bekamen diese Schuhe einmal jährlich, die Konfrater bekamen dann nur von den Mönchen abgetragene Schuhe.
Die Vorschriften der Zisterzienser achteten streng darauf, dass jeder kranke Bruder geheilt wird, und so entstand bald nach der Entstehung des Kloster auch das Klosterkrankenhaus mit einer Abteilung für Mönche und Konfrater. Die Konfrater hatten mäßigere Ordensvorschriften, mit einer besseren, ausgiebigeren Verpflegung. Die Vorschriften milderten insbesondere die Anforderung des Schweigens. Die Kranken durften mit ihrem Pfleger sprechen, der "infinmarin" genannt wurde, jedesmal, wenn sie brauchten, aber im Flüsterton. Die Kranken hatten eine Entlastung im Chor, denn sie konnten im Krankenhaus beten. Außerdem mussten die Kranken, die Schwierigkeiten beim Niderknien hatten, nicht auf beiden Knien liegen. Eine weitere Entlastung der Kranken waren mildere Vorschriften bei der Verpflegung, wo ausnahmsweise auch Fleisch erlaubt wurde. Diese Ausnahme erteilte immer nur der Abt. Der Kranke sollte alles bekommen, was er zu seiner Genesung brauchte.
(fs)
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Kloster
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Der
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