Geschichte der Papierfabrik in Větřní
Ignác Spiro & Söhne, Krumauer Maschinenpapierwerke in Český Krumlov - Větřní
In Český Krumlov existierte die manuelle Herstellung des Papiers schon im Jahre 1614. Der Herstellungsraum wurde durch die Stadt an verschiedene Mieter vermietet und wurde im Jahre 1766 an Jiří Pachner verkauft. Die große Veränderung und der Beginn der großen Entwicklung der Papierherstellung wurde mit dem Kommen des Händlers Ignác Spiro aus Jindřichův Hradec nach Český Krumlov verbunden. Der kaufte im Jahre 1861 die alte Papiermühle von Theodor Pachner, Ritter von Eggensdorf, und nachfolgend investierte er dreißig tausend Gulden in den Einkauf von Maschinen und anderer nötigen Einrichtung. Durch die Umstellung der früheren manuellen Arbeit in die Maschinenherstellung wurde die Papierherstellung bedeutend erhöht. Am 23. Oktober 1866 kam es jedoch zu einem großen Brand und der Betrieb wurde fast ganz vernichtet. Da Spiro seinen Anteil versichert hatte, bekam er neue Mittel und es ist ihm so im Laufe eines Jahres gelungen, die Fabrik wieder in Betrieb zu setzen.
Die damalige kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt verursachte einen höheren Bedarf an Papier. Seine Herstellung, bisher nur aus den Lumpen durchgeführt, hat nicht genügt und führte zum Suchen nach neuen Rohstoffen. Der vorteilhafteste von ihnen war feines Sägemehl. Aus diesem Grunde kaufte Ignaz Spiro im Jahre 1867 für fünfundsiebzig tausend Gulden von Jan Wolf die Pečkas Mühle bei der Straße aus Český Krumlov nach Rožmberk. In dieser Mühle, die damals nur zum Mahlen des Getreides diente, hat er eine Holzschleiferei errichtet. Die Mühle hatte eine sehr günstige Lage in der Nähe von Český Krumlov, eine verhältnismäßig gute Transportverbindung und genug Arbeitskräfte in der Umgebung von der Gemeinde Větřní. Darum begann Spiro, die Herstellung aus der Krumauer Papierfabrik hierher zu übertragen, da man diese in der Zukunft nicht erweitern konnte.
Geschäftsgesellschafter wurden für Ignaz Spiro später auch seine zwei Söhne Ludvík und Emanuel. Während der wirtschaftlichen Krise um 1873 konnten sich nur Unternehmer mit starkem Kapital erhalten. Eine Reihe von Betrieben ist damals untergegangen, aber die Papierfabrik von Spiro, dank gut durchgeführten Investitionen, blühte. Die Papiererzeugnisse waren von guter Qualität und wurden weit in die Welt ausgeführt, sogar in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Methode des Schleifens des Holzes auf die Holzmasse war langsam und so wurde im Raum der ehemaligen Pečkas Mühle im Jahre 1883 eine Sulfitfabrik - die Fabrik für den Sulfitzellstoff - errichtet. Es war gleichzeitig eine der ersten Sulfitfabriken, die zum Beispiel zwei Jahre früher errichtet wurde, als der erste Betrieb dieser Art in Amerika. Die Transportverbindung hörte stufenweise auf zu entsprechen. Alle Waren mußten zum Bahnhof in Velešín gebracht werden, was aufwendig und langsam war. Darum hat die Firma im Jahre 1896 ihre eigene Schleppbahn aus der Fabrik zum Bahnhof in Kájov aufgebaut. Im Jahre 1889 wurden durch einen großen Brand der Holzvorbereitungsraum und die Papiermaschinen vernichtet. Die Versicherungsanstalt hat wieder den Schaden zum größeren Teil ersetzt und so war es möglich, neue Maschinen im Ausland einzukaufen und dadurch die Fabrik wesentlich zu modernisieren und zu erweitern. Der ursprüngliche Wasserantrieb wurde bald um den Dampfantrieb verstärkt, der stets erweitert wurde. Ein großer Durchbruch im Erwerb der Antriebskraft wurde die Inbetriebsetzung des Wasserwerkes bei Vyšší Brod im Jahre 1903 (Das Elektrizitätswerk in Vyšší Brod). Eine neue Arbeitsepoche auf dem Gebiet der Papierherstellung entstand im Jahre 1911 durch den Aufbau der bis jetzt größten Rotationspapiermaschine in der Welt.
Während des ersten Weltkriegs zeigte es sich, wie die Österreich-ungarische Monarchie durch ihre Abhängigkeit von dem nordischen Natronzellstoff beeinträchtigt wurde. Die Spiros gingen aus dieser Situation aus und trafen sofort Vorbereitungen dazu, damit man diesen Rohstoff auch in ihrem Betrieb herstellen kann. Verschiedene Umstände trugen dazu bei, daß der schon im Jahre 1917 konzessionierte Plan, den Betrieb für den Natronzellstoff aufzubauen, erst im Jahre 1926 verwirklicht werden konnte. Es war wieder der erste Betrieb dieser Art in der Republik und die Fabrik von Spiro wurde ein bedeutender, ganz selbständiger Betrieb, der nicht auf den Import aus dem Ausland angewiesen war.
Im September 1929 verwandelte sich die bisherige Privatfirma in eine Aktiengesellschaft mit dem Aktienkapital von 60 Millionen tschechoslowakischen Kronen. Nach der wirtschaftlichen Krise in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhuderts kommt es zur weiteren Modernisierung des Betriebs hinzu, daß die Papiermaschinen und weiteren Maschinenteile einzelner Betriebe umgebaut und ausgetauscht wurden. Gleichzeitig erfolgte der Aufbau eines Hochdrucksdampfkessels und einer Gegendruckturbine,
was den Mangel an Antriebskraft beim Mangel an Wasser, geschöpft aus dem Fluß Vltava, vor allem in den Sommermonaten, gelöst hat. Vor dem zweiten Weltkrieg arbeiteten im Betrieb insgesamt sieben Papiermaschinen mit einer Breite von 1,80 m bis 4,20 m, die in 24 Stunden bis zwanzig Waggons Papier hergestellt haben. Am ganzen Umfang der tschechoslowakischen Papierindustrie hat sich die Gesellschaft ungefähr mit 47 % beteiligt.
Das Schicksalsjahr 1938 hat tief in die Geschichte der Fabrik eingegriffen. Im Rahmen der antijüdischen Maßnahmen haben sich die Deutschen des Besitzes der Spiro Familie bemächtigt und im September 1941 kam es zur Vereinigung der Papierfabrik von Spiro mit der wenig prosperierenden österreichischen Papierfabrik Steyerermühl in Steyer. Im Zeitraum der Okkupation hat sich die Weise der Kriegswirtschaft geäußert. Gleichzeitig brachte dieser Zeitraum weder eine Erweiterung des Betriebs, noch seine Modernisierung. Die Maschinen wurden nicht instandgehalten und darum wurde die Einrichtung schnell vernichtet, bis sie zu Ende des Krieges fast völlig stehen blieb.
Geschichte der Südböhmischen Papierwerke in Daten:
1572 |
Die Entstehung der ersten Papiermühle in Český Krumlov, deren Besitzer Vít Kašpar war |
1675 |
In Dokumenten der erzbischöflichen Herrschaft Červená Řečice die ersten Erwähnungen über die hiesige Papiermühle und deren Pächter Erhart Feld |
1792 |
In Český Krumlov wurde die zweite Papiermühle gegründet, und zwar an der Stelle, wo später Ignác Spiro seinen Betrieb aufgenommen hat. |
1837 |
Vier Brüder Hause haben das Sägewerk, die Mühle und das Bauerngut mit einem Gasthaus im Dorf Vrané gekauft und haben hier eine Papierfabrik gegründet. |
1850 |
Die Papierfabrik in Červená Řečice kaufte Jakub Spiro. |
1861 |
Theodor Pachner verkaufte die Krumauer Papierfabrik an Ignác Spiro. |
1870 |
Ignác Spiro kaufte die Pečkas Mühle unter Větřní und hat hier die Holzschleiferei aufgebaut. |
1884 |
Arnošt Porák erwirbt vom Kloster in Vyšší Brod das Wasserrecht. Zwei Jahre später eröffnet er in Loučovice die Sulfitzellstoffabrik. |
1895 |
Die Papierfabrik in Červená Řečice kaufen die Brüder Isidor und Karel Nettl. Im Besitz der Familie befindet sich diese bis zum Jahre 1948. |
1903 |
Im Mai wurde das neue Werk der Poráks Fabrik Vltavský mlýn (Moldau-Mühle) Loučovice in Svatý Prokop in Betrieb gesetzt. |
1911 |
In der Pečkas Mühle in Větřní wurde die erste Maschine für die Herstellung von Zeitungsrotationspapier aufgebaut, in dieser Zeit die größte und die modernste in der Welt. |
1935 |
In Větřní wurde eine neue Maschine für die Herstellung des Rotationspapiers aufgebaut. Sie war die größte in Mitteleuropa. |
1946 |
Es wurde der volkseigene Betrieb Jihočeské papírny in Větřní errichtet. |
1958 |
Die Bildung der Produktionseinheit des volkseigenen Betriebs Jihočeské papírny Větřní bei Český Krumlov, die die Werke in Větřní, in České Budějovice, in Loučovice, in Tábor und in Přibyslavice und die Zunft in Červená Řečice eingeschlossen hat. |
1990 |
Die Entstehung der Aktiengesellschaft Jihočeské papírny Větřní mit den Werken in Větřní, Loučovice, České Budějovice, Přibyslavice und Červená Řečice. |
1992 |
Die Überführung der Aktiengesellschaft Jihočeské papírny in die Holdinggesellschaft, die die Muttergesellschaft und die Töchtergesellschaften eingeschlossen hat. |
1993 |
Durch die Trennung des Betriebs von ehemaligen Papierwerken Jihlava entstanden in der Zusammenarbeit mit den ausländischen Partnern zwei Nebenbetriebe JIP: JIP - PACK und Mann Filtr JIPAP. |
1995 |
Im Mai kauften JIP die Papierfabrik in Vrané, die ihre Tochtergesellschaft wurde. |
1997 |
An die ausländischen Partnern wurden die Anteile in den gemeinsamen Betrieben JIP - PACK Přibyslavice und Bupak Obaly České Budějovice verkauft. |
Informationen über die gegenwärtige Produktion der
Papierwerke:
Jihočeské
papírny, a. s., Větřní
Weitere Informationen:
Geschichte
der industriellen Produktion in der Region Český Krumlov
Geschichte
der Papierfabrik in Loučovice
(ja)