Ofensetzer in Vyšší Brod im 16. Jahrhundert
Ofensetzer waren Elite unter Töpfern. Das tschechische Wort "kamnář" entstand aus dem lateinischen "caminus", was Feuerstätte bedeutet. Die ersten Öfen entstanden in den Alpenklöstern, wo es nötig war die Wohnräume anders zu beheizen, als mit einer offenen Feuerstätte im Kamin. Die ersten Ofensetzer kamen nach Vyšší Brod aus Österreich auf Einladung des Vyšebroder Zisterzienserklosters. Im Jahr 1530 waren in Vyšší Brod vier Hausbesitzer, die in ihrem Zunamen das oberdeutsche Wort für einen Ofensetzer "Hafner" hatten. Nur bei Hans Katerhafner ist das Ofensetzerhandwerk vermerkt. Besitzer des Hauses Nr. 21 war im Jahr 1530 Michael Holzbauer, der auch Ofensetzer war. Ein Jahr später, genau am 5. Februar 1531, entschied in Krumlov Johann von Rosenberg einen Streit zwischen der Stadt Vyšší Brod und der Gemeinde Studánky. Er verbot in Studánky das Schneider- und Schusterhandwerk, aber andererseits beschloss er: "Es arbeiten die im Dorf Studánky ansässigen Ofensetzer und der Schmied ebenfalls im Dorf gemeinsam mit einem Gesellen und Jungen, sie sollen ihren Kunden nützliche Dienste leisten, ohne dass ein Grund zu Beschwerden seitens der Vyšebroder und zu Missverständnissen entsteht, und zwar für immer und ewig".
Der Ofenlehm befand sich vor allem am Boršíkovský-Bach. Zur Herstellung von Kacheln benutzten ihn nicht nur Ofensetzer aus Studánky und Vyšší Brod, sondern auch österreichische Ofensetzer in der Umgebung von Leonfelden. Kacheln wurden aus ausgewalkten Lehmplatten auf einem glatten harten Brett hergestellt. Sie hatten einen Ausmaß von 20x20 cm. An die Platten wurden auf den Seiten "Stümpfe" geklebt, die Löcher hatten, durch die beim Ofensetzen Drähte gesteckt wurden, damit die gesetzten Kacheln nicht auseinander gehen. Nach dem Eintrocknen wurden sie mit einem breiten Messer geglättet. Das Mehl für die Glasur, das "flcavka" genannt wurde, wurde mit Wasser verrührt und die Kachel wurde mit der Glasur begossen. Wenn die Kacheln trockneten, wurden sie verziert und nach dem Eintrocknen mit Minium begossen. Beim Brennen brannte das Minium ab und die Kacheln bekamen Glanz. Beim Brennen wurde mit trockenem Fichtenholz geheizt. Ein Kachelofen hatte drei Züge, wodurch die Nutzung der Wärme gewährleistet wurde.
Noch vor dem Brand des Vyšebroder Klosters im Jahr 1536 gab sein Abt eine Urkunde heraus, die bestätigte, "dass ihr eure Dienste mit Ordnung in eurem Handwerk boten, dass ihr begabt und frei wart", wie das Zunftprivileg vom 29. September 1554 erinnert. An diesem Tag, zum heiligen Michael Erzengel, gaben der Vyšebroder Abt, Prior und Konvent den Ofensetzern aus Vyšší Brod und Studánky ein Privileg, das mit seinem Siegel auch Wilhelm von Rosenberg bestätigte. Von dieser Urkunde erfahren wir, dass Ofensetzermeister an diesem Tag auch Michael Holzbauer und Štefan Katter aus Vyšší Brod waren. Der eine war Bürger im heutigen Haus Nr. 21 und der andere war der Ofensetzer vom Haus Nr. 92. In Studánky waren acht Ofensetzermeister: Urban Geyem, Hans Leotol, Georg Haffner, Andre Haider, Amand Grimoalt und Martin Schmuckberr.
In der Zunftordnung sind die einzelnen Artikel der Aufnahme von Gesellen und Jungen, den Prüfungen und der Herausgabe eines Dokumentes über ordentliches Auslernen gewidmet. Ein Junge erlernte das Ofensetzerhandwerk drei Jahre lang und zum Schluss musste er ein Meisterstück vorführen, was ein Braukessel, mehrere Kessel mit Deckeln und ein Kachelofen waren. Weiter löste die Zunftordnung die Aufnahme von neuen Gesellen und Veranstaltung von "Meistermahlen". Ausführlich ist hier das System der Strafen und Zahlungen beschrieben, die immer mit dem Wert von einem "Pfund Wachs" festgesetzt werden. Die Zunftartikel setzten fest, dass der Geselle nach dem Auslernen vom Meister neben dem Lehrbrief auch neue Kleider bekam. Falls der Geselle "wochenlang wandern" wollte, musste er es dem Meister 14 Tage im voraus melden. Die gleiche Frist galt auch in dem Falle, wenn der Meister den Gesellen entlassen wollte. Für das größte Vergehen wurde gehalten, wenn ein Ofensetzer einem anderen Ofensetzer Kacheln verkaufte. Das Privileg erlaubte der Zunft ihr eigenes Wappen und Siegel zu benutzen.
(fs)
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