Malšín und Tumberg
Die Besiedlung der Region Vyšší Brod erfolgte nach bestimmten Bräuchen und Regeln. Die ersten Siedlungen gab es in der Regel an Landessteigen, die Bergmassiven und auch Sümpfen auswichen. Die führten vor allem auf Anhöhen, wo die Pferde ihren Weg selbst austraten, der nicht herrichtet werden musste. In die Flusstäler, wo ein schweres, sumpfiges und steiniges Terrain war, stiegen sie nur damals hinunter, wenn sie die Vltava überqueren mussten. Ein solches "ideales Terrain" gab es auf der Anhöhe des heutigen Malšín, wo die Landessteige von Vyšší Brod sowie von Frymburk zusammenkamen. Diese Stelle wurde seit jeher Tumberg genannt, also Wachturm oder Wachposten. Der Vyšebroder Zisterziensermönch, Historiker und Archivar des Klosters Doktor Valentin Schmidt führte 1901 an, dass der Vyšebroder Steig bereits "in der Markomanenzeit" benutzt wurde.
Es ist also real vorauszusetzen, dass der Ort, wo zwei Landeswege zusammenkamen, als einer der ersten besiedelt wurde, sicherlich vor dem Jahr 1250, als hier zum ersten Mal die Witigonen schriftlich belegt sind. Hier auf dem Gipfel mit einer weiten Aussicht wurde diese "strategische Stelle" auf dem Weg zur "unteren Furt", also zu Zátoň bewacht. Und da es in Zátoň eine Kirche und Ostrover Probstei bereits seit dem 11. Jahrhundert gab, scheint es wenig wahrscheinlich zu sein, dass hier außer der dauerhaften Besiedlung keine hölzerne Kirche war. Als die hölzerne Kirche baufällig wurde, wurde hier eine neue, steinerne gebaut. Das Beispiel der Sakristei der Malšíner Kirche zeigt, dass die erste schriftliche Nachricht nicht unbedingt die einzige ist, die das Gründungsjahr beweist. Die schriftliche Nachricht über die Kirche St. Margarete stammt aus dem Jahr 1339 und die Sakristei ist offenbar aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Wie der unweite Wachturm Tumberg aussah, können wir bisher nur von der Beschreibung ähnlicher Wachtürme in der Umgebung vermuten. Der bereits erwähnte Valentin Schmidt beschrieb einen ähnlichen Wachturm aus dem Jahr 1198, der damals am Landesweg stand, der von Frymburk hierher kam: "Der viereckige Turm hatte einen Unterbau aus Stein bis zur Höhe eines Hauses und ohne Fenster. In einer beträchtlichen Höhe,die nur mit Hilfe des Wächters zu erreichen war, befand sich der Eingang. Über dem steinernen Bau gab es einen hölzernen Aufbau". Ähnlich ist auch die Beschreibung der Wachtürme an den Landeswegen in der Region Prachatice. Die Feste in Zátoň hatte eine ovale Plattform von etwa 50x27 Metern mit einem gefundenen Fundament eines steinernen Turmes "quadratischen Grundrisses mit einer Seite von ca. 8 Metern".
Von der "strategischen Lage" des Tumbergs zeugt auch ein Ereignis aus der Gegenwart. Die Pfarrkirche des Herzens Jesu in Malšín verfügt seit Mai 2001 über feierliche Außenbeleuchtung. Als ich von der österreichischen Staatsgrenze nach Studánky fuhr, sah ich diese Beleuchtung in voller Schönheit. Dazu muss ich hier sagen, dass gerade hierdurch bereits vor vielen Jahrhunderten der Landesweg von Linz nach Vyšší Brod führte, der nach dem Überqueren der Vltava zum Tumberg ging. Zur Sichtbarkeit von Studánky aus gibt es eine Vermutung, dass die Wächter am Tumberg eine Nachricht von den kommenden Saumtieren bekamen. Jiří Andreska führt an, dass der Weg von Linz über Vyšší Brod und Tumberg "bereits in der Zeit der Römer benutzt wurde". Die Raffelstetter Zollordnung aus dem Jahr 906 erwähnt, dass: "dadurch Sklawen, Pferde und Wachs von Böhmen auf die Märkte im Donaugebiet befördert und gegen andere Waren, gewöhnlich gegen Salz eingetauscht wurden".
(fs)
Weitere Informationen:
Geschichte
der Region Vyšší Brod
Malšín
Frymburk
Vyšší
Brod
Besiedlung
von Vyšší Brod und dessen Umgebung in der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts