Ein Spaziergang durch den Park in Frymburk
Der Stadtplatz in Frymburk war spätestens vom 13. Jahrhundert, dank seiner Lage an einem Handelsweg, bis zum Ersten Weltkrieg ein Marktplatz. Unter dem Bürgermeister Karl Sechter wurde im Jahr 1853 mit steinernen Platten ein künstlicher Bach gepflastert, der durch den Frymburker Stadtplatz floss und von beiden Seiten mit einer Kastanienallee umsäumt war. Eine Sage erzählt, dass die mehr als zwei Kilometer lange Rinne von einem zum Tode Verurteilten gegraben wurde und dass ihm für diese verdienstvolle Tat die Todesstrafe verziehen wurde. Der Bach, in dem auf dem Frymburker Stadtplatz Wäsche gewaschen wurde, und von dem auch der Stadtbrunnen getränkt wurde, stammt aus dem Ende des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts. Er brachte zum Markt sowie ins Städtchen Wasser von einem Bach, der heute auf den Landkarten als Podhorský-Bach angeführt wird und von der untergegangenen Ortschaft Podhoří an Svatonina Lhota vorbei in die heutige Frymburker Bucht fließt. Beim Bau der Häuser über dem Stadtplatz in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der künstliche Bach unterbrochen und das heute durch den Park fließende Wasser wird durch Polyethylenröhren von der Quelle vom Skilift unter dem Hügel Marta gebracht.
Der Park auf dem Frymburker Stadtplatz selbst wurde im Jahr 1884 gegründet und wie wir uns zeigen werden, verfügt er nicht nur über Bäume, Sträucher, Wege und Bänke. Die meisten Geheimnisse gibt es um den Brunnen herum, wo auf der Ostseite die Jahreszahl 1676, aber auch eine fünfblättrige rosenbergische Rose gemeißelt ist. Der letzte Rosenberger starb jedoch bereits im Jahr 1611 und Frymburk mit der ganzen Herrschaft schenkte er bereits 1600 seinem Neffen Johann Zrinyi. Im Jahr 1676 gehörte Frymburk den Buquoys, die hier ihren obrigkeitlichen Anspruch bis zur Aufhebung der Untertänigkeit im Jahr 1848 durchsetzten. Der Brunnen zog auch im Jahr 1853 um, ursprünglich stand er nämlich auf dem anderen Bachufer. Warum er verlegt wurde, das ist ein zweites Rätsel. Von dem Brunnen weiß man auch, dass er im tschechischen Film Stříbrný vítr (Silberwind) spielte.
In Richtung vom Brunnen hinauf steht ein mächtiger, mehr als fünf Meter hoher Pranger aus dem Jahr 1651. Damals nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden häufig Pranger gebaut, an die Übeltäter gefesselt wurden und deren "Ergänzung" sagte, warum sie am Pranger stehen. Zum Beispiel zänkische Frauen hatten einen Maulkorb und wiederholt gefallene Mädchen ein Strohkränzchen. Der Frymburker Pranger hat bis heute ein Glöckchen an der Spitze, das Herr Antonín Cechner in seinem Verzeichnis von Denkmälern vergaß. Dieses Verzeichnis erinnerte mich im Gegenteil, fünf am Pranger gemeißelte Totenköpfe zu suchen, die wahrscheinlich die zum Tode Verurteilten symbolisieren sollten. Das Rosenberger Gerichtsbuch erwähnt Frymburk nur dreimal. Erst unter Kaiser Josef II. wurde Anprangern verboten.
Vom Brunnen hinunter gibt es eine Mariensäule, die im Jahr 1635 der Vyšebroder Zisterziensermönch Jan František Latich vor dem Haus seines Bruders, Frymburker Bürgers Gregor Latich bauen ließ. Er gab ihm auch dreißig Gulden, damit sich er und nach ihm seine Sippe dauernd um diese Mariensäule kümmert, die die Frymburker Bürger vor Pesten und Kriegen schützen sollte. Sie wurde mitten im Dreißigjährigen Krieg gebaut, was sich aus dem lateinischen Chronogramm auf der Südseite des Sockels ergibt. In vielen touristischen Reiseführern ist die Jahreszahl 1735 angeführt. Der Fehler entstand wahrscheinlich im 19. Jahrhundert durch eine falsche Abschrift des lateinischen Chronogramms und spätere Autoren schrieben diese falsche Angabe ab.
Unter der Mariensäule wurde am 14. August 1904 ein Denkmal mit einer Bronzestatue des Kaisers Josef II. in Lebensgröße feierlich enthüllt. Die dreizehn Meterzentner schwere Statue stand auf dem Sockel jedoch nur bis zum Jahr 1919. Damals erinnerte sie zu viel an drei Jahrhunderte der Vorherrschaft der Habsburger in Böhmen, und so wurde sie entfernt. Für den Sockel wurde ein neuer Zweck gefunden. Es wurde hierher das Bronzerelief A. Stifter von dem Denkmal verlegt, über das wir noch reden, und das Relief wurde mit einer Probe aus einem Gedicht über Frymburk ergänzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch dieses Relief des Dichters entfernt, wohl aus dem Grund, dass dieser Böhmerwald-Dichter im 19. Jahrhundert von dem Land, wo er lebte, auf deutsch schrieb. An den leeren Sockel wurde eine Tafel mit dem Wappen der Tschechoslowakischen Republik und dem Datum 9.5.1945 angebracht. Heute gibt es die Tschechoslowakei nicht mehr und das Ende des Zweiten Weltkriegs wird in Europa einen Tag früher gefeiert, als es an der Tafel steht.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts ließ der aus Frymburk Gebürtige und spätere Direktor der Wiener Gewerbeschule Jordan Kajetan Markus ein Denkmal Adalbert Stifters bauen. Für dieses Denkmal wurde schließlich der Raum im unteren Teil des Parks gewählt. Für die Gründe des Denkmals dienten Böhmerwalder Steine und das Bronzerelief Adalbert Stifters schuf im Jahr 1902 Hans Rathauský, der auch Autor des Denkmals dieses Dichters in Linz und des Reliefs in Horní Planá ist. Nach der Versetzung des Reliefs A. Stifters an den Sockel des Denkmals des Kaisers wurde hier das Bronzerelief Jahn Thurnvaters angebracht, der einst in der Gegend Freiwillige gegen napoleonische Soldaten organisierte. Nach dem Jahr 1946 blieb das steinerne Denkmal lange leer. Erst nachdem das Relief A. Stifters im Frymburker Feuerwehrzeughaus gefunden worden war, kehrte es an die ursprüngliche Stelle zurück.
Unweit des Denkmals A. Stifter im Park im Gras steht ein steinerner Zwerg. Der überwacht den ganzen Frymburker Park fleißig tags und nachts. Einer Nacht schlugen ihm jedoch Vandalen den Kopf ab. Den Zwerg restaurierte im Jahr 1995 akademischer Bildhauer Pavel Malovaný, und so ist diese Statue des guten Zwergs vollständig. Unter seiner Aufsicht wurde auch der ganze Park fertig gesetzt und umgestaltet. Der Park prahlt seit den Frymburker Festen 2001 mit einer weiteren Attraktion. In seinem oberen Teil wurde eine Fontäne in Form eines steinernen Frosches belebt. Der ungefähr eine Tonne schwere Frosch ist etwa ein Meter groß und vom Mund speit er Wasser direkt in den Bewässerungskanal. "Es geht um einen unetraditionellen Frosch. Der Frosch sitzt nämlich auf keiner Quelle, wie gewöhnlich, sondern die Quelle wird ins Zentrum von Frymburk vom unweiten Hügel Marta geleitet", sagte der Frymburker Bürgermeister Oto Řezáč. Der Frosch verlangte vom Budget der Gemeinde etwa 70 tausend Kronen.
(fs)
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