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Pauliner und Wallfahrten in Přední Výtoň

Gotische Kirche von Herauffl, Quell: Böhmerwaldheimat, Fanny Greipl, 1990, ISBN - 3 - 9802353 - 1 - 9 Im Gerichtsbuch der Herren von Rosenberg ist im Jahr 1423 geschrieben, dass Martin von Tupadly "beim Foltern bekannte, dass er mit Žižka ging, Städte und Burgen eroberte und freitags Fleisch aß. Er war auch auf den Straßen bei Frymburk". Es scheint also wahr zu sein, dass einer von denen, die in Heuraffl (Přední Výtoň) die Einsiedler zum Teil töteten und zum Teil vertrieben, auch Martin von Tupadly war. Kehren wir aber zur Frymburker Chronik zurück, die fortsetzt: "Nach dieser groben Zeit wurde die Besiedlung von anderen Brüdern nach dem Vorbild Pauls des Besiedlers wieder erneuert und wurde also von Pauls Ordensbrüdern besiedelt". Im Jahr 1474 kommt nach Heuraffl eine weitere Gruppe von Einsiedlern, die Peter Faber aus dem niederösterreichischen Pöchlarm führte. Dieser Peter Faber war Vorsteher des Ordens der Betteleinsiedler, die zum Paulinerorden gehörten. Sie wurden Orden der kleinsten Brüder (Ordo Minimorum) genannt. Diesen Orden bestätigte im Jahr 1474 Papst Sixtus IV. und so waren die Pauliner in Přední Výtoň wahrscheinlich unter den ersten.

Zum Unterschied von den Eremiten trugen die Pauliner ein schwarzes Habit mit einer großen langen Kapuze, die Chaperon genannt wird. Das Habit wurde mit einem schwarzen Zingulum mit fünf Knoten umgebunden. Im Wappen hatten sie eine goldene Aufschrift Charitas im blauen Feld, die Strahlen umgeben. Der Unterschied zwischen den beiden Eremitenorden lag auch darin, dass die Pauliner nicht nur kein Fleisch, sondern auch keine von Tieren produzierten Lebensmittel (zum Biespiel Eier oder Milch) essen durften. Mit Unterstützung des böhmischen Königs und der Rosenberger erwirkte Peter Faber in Rom, dass Papst Innozenz VIII. am 27. Februar 1491 beide Einsiedeleien in Přední Výtoň damit erkannte, dass jede nach ihren Regeln leben soll. Die Einsiedelei der Pauliner war auf einer Nassgalle, nördlich von der heutigen Kirche, sodass ihre Angehörigen den Wunsch äußerten, ihre Zellen in der Nähe der Eremiten bauen zu können und unter einer gemeinsamen Leitung zu leben. Der Papst erfüllte auch diesen Wunsch. Papst Innozenz VIII. ordnete dem Bechiner Erzdiakon Alexander am 13. April 1491 eine Visitation der beiden Einsiedlerorden in Přední Výtoň an.

Kirche in Výtoň, Quell: Čechy - Vltava, Fr. Ad. Šubert, 2000, ISBN - 80 - 86177 - 13 - 0 Damals sollte eine neue gemeinsame Einsiedelei mit einem gemeinsamem Dormitorium (Unterkunft der Einsiedler) geweiht werden und die gemeinsame Kirche sollte einen Glockenturm mit einer Glocke haben. Beide Einsiedlerorden sollten gemeinsam leben, aber jeder nach seinen Regeln. Für den Bau der neuen Einsiedlerkirche und des Klosters gab Papst Innozenz VIII. zweierlei außerordentliche Ablässe für jeden heraus, der Heuraffl besucht und für den Bau der Kirche und des Klosters etwas spendet. Vier Jahre später, am 29. April 1495, stellte der Visitator Alexander fest und bestätigte, dass die Einsiedler beider Orden nur noch nach den Regeln der Eremiten leben. Durch die Erteilung außerordentlicher päpstlicher Ablässe wurde Heuraffl zu einem Wallfahrtsort und die Eremiten konnten mit dem Bau der Kirche und des anliegenden Klosters beginnen. Der Bau ging verhältnismäßig gut vonstatten, sodass am 3. und 4. Mai 1523 die Kirche sowie das Kloster vom Weihbischof Bernard aus Passau geweiht wurde. Die Kirche wurde der Heiligen Dreifaltigkeit und dem Heiligen Anton geweiht.

Die erste Wallfahrt in die neue Kirche in Přední Výtoň fand am Samstag, dem 24. August 1523 statt und war mit der Erteilung von Ablässen verbunden, die weitere Geschenke brachten. Während des Baus (im Jahr 1515) verweilten in Přední Výtoň 14 Eremiten. Diese sichtbare Abkehr vom Eremitenleben zeigt am besten die wirtschaftliche Lage der Eremiten. Bereits 1498 kaufen die Einsiedler aus Přední Výtoň vom Frymburker Bürger Mikuláš Eywan "eine Wiese genannt Haid, die hinter der Hammerschmiede unweit von Frymburk liegt". Im Jahr 1501 traten ihnen die Rosenberger den Zoll von der Furt in Frymburk ab und zu Beginn des 16. Jahrhunderts schenkte ihnen Barbara Pogenhhoferin aus Braunau am Inn ein seltenes Kleinod. Dafür widmeten ihr die Einsiedler aus Přední Výtoň "alljährlich eine heilige Messe in alle Ewigkeit". Im Jahr 1513 erwarben die Einsiedler aus Přední Výtoň Wiesen am Kloster von Peter Puls aus Frymburk und ein Jahr später von den Rosenbergern Wälder im österreichischen Mühlviertel und bei Haslach.

Vom Reichtum der Einsiedler in Přední Výtoň zeugt auch das, dass Brüder Peter IV. und Ulrich III. von Rosenberg in einer Urkunde bestätigen, dass ihnen die Einsiedler aus Heuraffl eine vergoldete silberne Kanne, 299 ungarische Quiden, 100 Pfund Sechsgroschenmünzen, hundert Groschen und 84 Pfund böhmische Groschen übergaben. Seit 1519 bekamen sie alljährlich acht Zuber Karpfen aus Třeboň und Zehnten von Getreide in Jasánky und Dolní Maršlák. Im folgenden Jahr 1520 kam noch der der Zins "von den in den Wäldern unter der Burg Vítkův Hrádek liegenden Wiesen" dazu. Die Krumauer Witwe Ursula Haluzna schenkte Geld zur Gründung einer Weinbergs und auch der Wiener Bürger Veit Polinger wollte einen Weinberg schenken. Irgendwann um das Jahr 1527 herum gelang es den Einsiedlern in Přední Výtoň weitere Güter in Österreich zu erwerben, aber in dieser Zeit begann der Zustrom der Pilger und damit auch der Geldzufluss abzunehmen. Die letzten größeren Geschenke waren von der Wallfahrt im Jahr 1528 und seit dieser Zeit schoben die Geschenke von den Rosenbergern den Verfall des Eremitenordens nur hinaus.

Přední Výtoň (Ortsbild), Luftaufnahme, 1993, Quell: Heurafl im Böhmerwald, Oswald Sonnberger, Edwin Miesbauer, 1996

Im Jahr 1528 führten die Einsiedler in Přední Výtoň praktisch kein Eremitenleben. Zum Fest des hl. Georgs 1556 bekamen die Einsiedler aus Přední Výtoň vom Frymburker Richter den letzten Zoll von der Frymburker Furt. Vom Verfall zeugt auch die Tatsache, dass in demselben Jahr 1556 der Vyšebroder Zisterzienserabt Jan Haider eine Glocke von der Eremitenkirche in Přední Výtoň erbat, denn die Glocke in Vyšší Brod zerbrach. Von einem steilen Verfall zeugt auch der Vergleich der Inventare aus den Jahren 1568 und 1554. Die letzte schriftliche Erwähnung über die Anwesenheit der Einsiedler in Přední Výtoň ist aus dem Jahr 1556 und bald darauf ist "das Kloster verlassen". Der rosenbergische Chronist Václav Březan führt an, dass im Jahr 1561 ein Einsiedler aus Přední Výtoň in die Einsiedelei mit der Kapelle Maria Magdalena in der Herrschaft Třeboň und dass ein weiterer Einsiedler aus Přední Výtoň Jiří Chlupáč fünf Jahre später hierher kam. Im Jahr 1592 waren das Kloster und die Kirche in Přední Výtoň längst verlassen und die Frymburker Chronik führt an, dass "die letzten zwei Mönche in Vyšší Brod starben".

Der letzte verzeichnete Todesfall im Nekrologium aus Přední Výtoň ist Mönch Pavel aus dem Jahr 1556. Am achten August 1597 vermachte Peter Wok von Rosenberg dem Zisterzienserkloster in Vyšší Brod Einnahmen vom Kloster der Eremiten aus Přední Výtoň und dafür verpflichtete sich der Vyšebroder Abt Michal Fabritius am 23. November 1597, dass er zu Lebenszeiten Peter Woks von Rosenberg auf den Klostergütern keine neuen Brauereien, Mühlen und Teiche errichtet. Von der Urkunde Peter Woks von Rosenberg erfahren wir, dass das Vyšebroder Zisterzienserkloster bereits seit 1548 das Eremitenkloster in Přední Výtoň verwaltete und dass ihm Peter Wok auch alle bisherigen Geschenke für die Einsiedler übergab. Es handelte sich vor allem um die Frymburker Maut und Zehnten nicht nur vom österreichischen Haslach, sondern auch von weiteren Dörfern seiner Herrschaft auf der böhmischen sowie österreichischen Seite der Grenze. Im Jahr 1613 ließ der neue Besitzer der Herrschaft Jan Jiří von Švamberk für die Kirche in Přední Výtoň ein Bild der Heiligen drei Könige malen.

(fs)

Weitere Informationen:
Geschichte der Region Vyšší Brod
Přední Výtoň
Geschichte der Kirche in der Region Český Krumlov
Pfarrkirche St. Philipp und Jakob in Přední Výtoň
Wallfahrten und Wallfahrtsorte in der Region Český Krumlov