Geschichte der Malerei in der Region Český Krumlov
Ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der bildenden Kunst in der Region Český Krumlov stellt die Entwicklung im Bereich der Malerei dar. Ihre Entwicklung war eng mit dem historischen Gestalten dieser Region verbunden. Einer der wichtigen Faktoren war die verhältnismäßig späte Besiedelung, im Unterschied zu anderen Regionen Böhmens, und deswegen finden wir hier keine romanische Architektur, wo Wandmalerei durchgesetzt werden konnte.
Eine Änderung erfolgte erst mit der fortschreitenden Kolonisation im Verlauf des 13. Jahrhunderts. Das künstlerische Schaffen wurde grundsätzlich vom Bestehen der Rosenbergischen Residenzstadt Český Krumlov, der Zisterzienserklöster Vyšší Brod und Zlatá Koruna beeinflußt und es ist von Bedeutung, die Marienwallfahrtskirche in Kájov nicht außer acht zu lassen. Diese kirchlichen Institutionen waren wichtige Empfänger von Kunstwerken, oft mit Unterstützung der Rosenberger, die großzügige Donatoren waren, denen Kunst zur Repräsentation des Geschlechts diente. Dank ihrer prominenten Stellung im Böhmischen Königreich wurden die Kulturellen Einflüsse aus Prag vermittelt, wo der königliche Hof siedelte. Das böhmische malerische Schöpfen hatte sein Zentrum gerade in Prager Werkstätten. Nicht einmal die österreichischen und deutschen Inspirationsimpulse waren vernachlässigbar, die hierher dank der Lage von Český Krumlov leicht durchdrangen. Es handelte sich auch um ein traditionell katholisches Gebiet, und deswegen kam es hier in der hussitischen Zeit zu keinem Unterbrechen der künstlerischen Kontinuität oder zu einer Massenvernichtung von Kunstwerken wie anderswo in Böhmen. Tafelbilder wurden zuerst vor allem aus Prager Werkstätten importiert und die hiesige künstlerische Schöpfung fällt erst ins 15. Jhd., wo, als Folge der Hussitenkriege, das katholische Český Krumlov eine Zeit lang zu einem kulturellen und politischen Zentrum des Landes wurde.
In der Zeit der Gotik entstand eine ganze Reihe Tafelbilder, die ein Bestandteil zerlegbarer Flügelaltare waren oder im Interieur der Kirche frei aufgehängt wurden. Mehrere kleinere Werke intimeren Charakters dienten zu Zwecken persönlicher Andacht. Im böhmischen Milieu verfügte der Marienkult über die dominierende Stellung, was auch mit dem zeitgenössischen geistlichen Klima zusammenhing. In der Mitte des 14. Jahrhunderts entstand ein monumentaler Zyklus von neun Tafelbildern, die für das Kloster Vyšší Brod bestimmt waren. Das Werk, dessen anonyme Prager Autor als der Meister des Altars von Vyšší Brod bezeichnet wird, erreichte die Spitzenqualität, die mit dem europäischen Schaffen vergleichbar war, und beeinflußte grundsätzlich auch die weitere Entwicklung der böhmischen Tafelmalerei. Der Künstler führte in diesem Werk eine hervorragende Synthese westeuropäischer Einflüsse mit italienischen und byzantinischen Elementen durch. Die italienischen Anregungen äußerten sich vor allem in dem Hervorheben von Licht, Farben, der sinnlichen Schönheit und Weichheit.
Der Maler vermochte es, in diesem Werk menschliche Gefühle wie Mutterzärtlichkeit, Freude, Erstaunen sowie Betrübnis und Leiden zum Ausdruck zu bringen. Seine Aufmerksamkeit schenkte er auch den bezaubernden Kleinigkeiten wie den Tieren, Vögeln und Blumen. Die Themen der heutzutage in der Prager Nationalgalerie untergebrachten Bilder sind in drei Ebenen eingeteilt, die sich auf die Kindheit, Leiden und Verherrlichung Christi beziehen. Zur verbindenden Gestalt wurde, im Einklang mit Marienweihung der Klosterkirche, die Jungfrau Maria. Die Gemälde, die den Altar bilden, stiftete dem Kloster wahrscheinlich Peter I. von Rosenberg, der auf dem Bild "Geburt des Herrn" als Donator abgebildet ist. Die Position des Bestellers entsprach auch der Bedeutung des Künstlers. Ein anderes Werk von Bedeutung ist ebenfalls mit dem Kloster in Vyšší Brod verbunden. Es handelt sich um die Kreuzigung von Vyšší Brod (Nationalgalerie), die um 1380 wahrscheinlich wieder in Prag entstand. Das Gemälde fesselt die Aufmerksamkeit mit dem goldenen Hintergrund, Buntheit und dem Pathos der Gestalten. Es sind hier wieder die italienischen Einflüsse spürbar, welche die böhmische Malerei des 14. Jahrhunderts ausgeprägt inspirierten. Ein Beleg ihrer Wirkung ist auch das Tafelbild der Thronenden Madonna mit den hl. Margarete und Katharina (Südböhmische Aleš-Galerie in Hluboká nad Vltavou), das um 1360 datiert und wahrscheinlich für das Kloster in Zlatá Koruna bestimmt war.
Auch das 15. Jahrhundert brachte eine Reihe Tafelbilder. Die Kontinuität des künstlerischen Schaffens in dieser Gegend war nicht vom Hussitentum gewaltsam unterbrochen, denn Ulrich II. von Rosenberg, der an der Spitze des böhmischen katholischen Adels stand, machte Český Krumlov zu einem Kultur- und diplomatischen Zentrum des Landes, wo mehrere kirchliche Würdenträger, Adelige sowie Künstler Zuflucht und Sicherheit suchten, die dann die künstlerische Entwicklung dieser Region beeinflußten. Es kam hier zu einem programmäßigen Anknüpfen an die Traditionen der hohen Hofkultur des vorhussitischen Prags. Besonders stark wurde hier die Tradition des Schönen Stils zur Geltung gebracht, der sich in Böhmen seit den 80er Jahren des 14. Jahrhunderts entwickelte und sich in der Region von Český Krumlov bis tief ins 15. Jahrhundert erhielt. Für den Schönen Stil, der vor allem mit der Abbildung der Jungfrau Maria verbunden war, war die Betonung auf die ideale verfeinerte Anmut der mit reichlich gefaltetem Gewand bekleideten und mit irrealem Licht erhellten Gestalt maßgebend. Noch vor dem Ausbrechen der Hussitenkriege entstand um 1410 unter dem Einfluß des Schönen Stils die Madonna von Zlatá Koruna (Nationalgalerie), die für die Kirche des Klosters Zlatá Koruna bestimmt war. Das Gemälde ging vom Kompositionstyp der St.-Veit-Madonna aus, wo sich sowohl die Mutter als auch das Kind dem Zuschauer mit ihren Gesichtern zuwenden. Um 1420 wurde in einer Prager Werkstätte auch das Tafelbild der Madonna von Vyšší Brod angefertigt (Nationalgalerie, heutzutage wieder Kloster Vyšší Brod). Für das, von der Spätphase des Schönen Stils, beeinflußte Gemälde ist ein breiter bemalter Rahmen typisch, der mit Figuralverzierung versehen ist, die Heilige darstellt. Es handelte sich um ein aus der byzantinischen Malerei übernommenes Element, das nach Böhmen vermittelt über Norditalien kam.
Wohl seit den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts war in Český Krumlov die Malerwerkstätte des Meisters des Altars von Zátoň tätig. Wir begegnen hier also schon Werken, die unmittelbar auf diesem Gebiet entstanden. Der Maler ging in seinem Schaffen von der Tradition der böhmischen Malerei des 1. Viertels des 15. Jahrhunderts aus. Es handelte sich zwar um keinen erstrangigen Künstler, nichtsdestoweniger beeinflußte er mit seiner Tätigkeit das Schaffen auf diesem Gebiet. Um 1425 fertigte er die Arche von Zátoň (Flügelaltar) für die Kirche des hl. Johannes des Täufers in Zátoň (Nationalgalerie) an. Das Hauptthema der Gemälde ist die innere Verbundenheit und die Ähnlichkeit der Leiden des hl. Johannes des Täufers und der Passion Christi. Aus der Werkstätte des Meisters des Altars von Zátoň stammt wahrscheinlich auch der Votivaltar von Přední Výtoň, der Anfang der 40er Jahre des 15. Jahrhunderts gefertigt wurde. Die Tafeln des Altars stellen den hl. Johannes den Täufer, Salome, Herodias, die hl. Margarete und die Donatorin dar. Das Wappen auf dem Bild gehört wohl Jan Rous von Čeminy, der in den Diensten der Rosenberger war.
Die Tätigkeit einer anderen Krumauer Werkstätte kann dem folgenden Zeitraum zugeordnet werden, die ihren Höhepunkt in den 50er Jahren des 15. Jahrhunderts erreichte. Es handelte sich um die Werkstätte des Meisters des Kreuztragens von Vyšší Brod. Von seiner Produktion haben sich drei Tafeln von einem zerlegten Altar mit Christologischen und Marienmotiven erhalten, die für das Kloster in Vyšší Brod bestimmt waren. Auf einer der Tafeln ist auch das Kreuztragen dargestellt, nach dem der anonyme Künstler benannt worden ist. Das Werk geht wiederum von der Tradition der böhmischen Malerei des 1. Viertels des 15. Jahrhunderts aus, aber die vorgerückte Zeit des Entstehens deuten schon manche Details an, wie z. B. die Verkröpfung der Draperie, Schematismus und Leerheit des Ausdrucks sowie einige Elemente, die für das Krumauer Schaffen typisch sind. Es kamen auch weniger wesentliche österreichische Inspirationen vor. Mit der Werkstätte können wir auch das Entstehen einiger für Český Krumlov bestimmter Werke. Die Einflüsse dieser Werkstätte äußerte sich auch in dem Gemälde Mariä Verkündigung von Vyšší Brod von der Neige der 50er Jahre, das eine sehr späte Phase des traditionellen Schaffens darstellt und es kommen hier auch Elemente mit der Neigung zur italienischen Kunst vor, die für das Schaffen des vergangenen Jahrhunderts typisch sind. Neue Tendenzen werden langsam auf dem Tafelgemälde der Madonna des St.-Veit-Typs von Vyšší Brod zur Geltung gebracht, die aus demselben Zeitraum stammt, wie das vorherige Werk, und ist wahrscheinlich in einer der Werkstätten von Český Krumlov entstanden. Das Werk kennzeichnen schon einige neue künstlerische Anregungen, die sehr gemächlich zur Spätgotik Richtung nahmen.
Für die großzügig im spätgotischen Stil umgebaute Wallfahrtskirche Kájov, welche der Jungfrau Maria geweiht ist, wurde ein umfangreicher Zyklus von zwölf Tafelbildern bestellt, die einen Bestandteil des Altars der hl. Apostel ausmachten. Auf dem Bild des Märtyrertodes des hl. Simon wurde auch der Donator, der hochgebildete Kájover Pfarrer Michael Pils, der große Verdienste um das Aufblühen dieser Stelle hatte, abgebildet. Die Gemälde stellten den Märtyrertod der einzelnen Apostel dar. Die Szenen spielen sich in einer frei realistich dargestellten Landschaft oder in Interieurs ab. In den Gesichtern der leidenden Märtyrer sowie deren Peiniger widerspiegelt sich eine wundersame Ruhe, die bis zur Passivität übergeht. Das einigermaßen handwerklich durchgeführte Werk war stark von der Wiener Malerei beeinflußt und entstand wohl in einer oberösterreichischen Werkstätte. In Kájov wurde auch die Kirche mit Wandausmalung reichlich versehen. Bis heute ist die Verzierung der Nordhalle erhalten, wo das dominierende Element die Madonna Beschützerin mit einem Mantel ist, unter den sie die Bittsteller versteckt. Andere spägotische Werke bezogen sich wieder auf das Kloster von Vyšší Brod. Es handelte sich um Tafelbilder von Heiligen, aus denen der Altar bestand, und ein Tafelgemälde der Gekrönten Jungfrau Maria. Die werke aus der Gemäldegalerie des Klosters entstanden um 1500 und waren stark von der schwäbischen Malerei beeinflußt.
Die Spätgotik machte sich in dieser Region nach der Mitte des 15. Jahrhunderts geltend, und zwar vorwiegend im Bereich Architektur und Bildhauerei, die ein hohes Niveau erreichten. Die Malerei war jedoch konservativer und schöpfte immer aus den Traditionen des vorigen Zeitraumes. Die neuen spätgotischen Inspirationen setzten sich darin im Unterschied zu anderen Gebieten Südböhmens nur sehr langsam durch. Es erhöhte sich auch der Anteil importierter Werke. Diese Tendenzen waren auch eine Folge des zeitweiligen Rücktritts der Rosenberger von den vorderen Positionen im politischen und kulturellen Leben des Landes. Die Initiative in der Malkunst ergriff die königliche Stadt České Budějovice, wo es zu einer einmalige Synthese der Tradition des Schönen Stils und der neuen Impulse aus den Ländern Österreichs und aus Schwaben kam.
Im Unterschied zur Gotik machte sich die Malerei in der Renaissancezeit vorherrschend im weltlichen Milieu geltend und konzentrierte sich namentlich in der Residenzstadt der letzten Rosenberger in Český Krumlov und auf der Burg Rožmberk nad Vltavou. Im vorigen Zeitraum waren mehrere Kirchen in der Region Český Krumlov im spätgotischen Geist umgebaut und mit neuem Mobiliar ausgestattet worden, und deswegen wurde die Malerei im sakralen Bereich nicht mehr so viel zur Geltung gebracht. Es können nicht einmal die Einflüsse des Zerfalls der kirchlichen Institutionen im 16. Jahrhundert außer acht gelassen werden, die auch den Klöstern in der Region von Český Krumlov nicht auswichen, sowie die allgemeine Veränderung des geistigen Klimas zu Ungunsten der Kirche. Trotzdem haben sich aus diesem Zeitraum interessante Wandgemälde in der Kirche der hl. Margarete in Horní Planá erhalten, die aus dem Zeitraum 1530 - 1580 stammen. Die Gemälde an dem unteren Teil der Musikempore stellen die Jungfrau Maria, die hl. Katharina und den hl. Laurentius dar, die von reichem Dekor umgeben sind.
Im Zusammenhang mit den Umbauten gotischer Burgen in komfortable Renaissance-Sitze wurden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Umbauten der Burg Rožmberk nad Vltavou vorgenommen, die Anfang des 17. Jahrhunderts mit der üppigen Malerverzierung des Interieurs kulminierten. Die Ausmalung wurde durchgeführt, als der neue Besitzer Johann Zrinyi von Seryn auf die Burg kam und Marie Magdalena von Kolovraty heiratete. Johann Zrinyi bekam die Burg Rožmberk 1600 von seinem Onkel Peter Wok von Rosenberg und hielt sie in seinem Besitz bis zu seinem vorzeitigen Tod im Jahre 1612. Die Malerausschmückung konzentrierte sich vorwiegend in dem repräsentativen Rittersaal, wo bis heute ein bemerkenswerter Zyklus manieristischer Wandgemälde erhaltengeblieben ist. Der Manierismus, der vor allem aus dem italienischen Milieu stammt und in Böhmen hauptsächlich auf dem Rudolfinischen Hofe anwesend war, stellte eine Reaktion auf die Erschöpftheit und Ausweglosigkeit der endenden Renaissance dar. Er wurde vor allem in der Malerei, Bildhauerei und in der Gesamtgestaltung der Interieurs geltend gemacht. Typisch dafür sind vor allem bizarre und Naturmotive, das Hervorheben der Buntheit sowie Kombinieren verschiedener Materialien, wodurch eine besondere Wirkung beabsichtigt wurde. Die Ausschmückung des Rittersales in Rožmberk, die von einem unbekannten Maler nach ausländischen graphischen Vorlagen vorgenommen wurde, wurde in einem ähnlichen Geist getragen. Die hölzerne Kassettendecke war reichlich mit gemalten Grotteskendekor verziert (Ornamentart, die aus Ranken, Ästchen und Schleifen besteht, in die Blüten, Früchte und Trophäen hineingeflochten sind) nach L. Kilian und mit Allegorien von Menschennaturen nach Marten de Vos. In fünf Fensternischen malte der Maler die Zehn Stufen des Menschenlebens nach Crispin de Pass. Es handelte sich um ein sehr beliebtes Renaissancethema, die das Menschenleben von der Kindheit bis zum Alter darstellte, wobei Tugenden und Untugenden des jeweiligen Lebensabschnittes hervorgehoben sind. Auf den Wölbungen der Fensternischen sind die Allegorien der Fünf Sinne nach Marten de Vos abgebildet. Hinter dem Kachelofen machen auf die Vergänglichkeit des Menschenlebens drei gemalte Knochenmänner mit Sensen, einer Sanduhr und der Inschrift aus dem Evangelium "Orate et vigilate" (Betet und wachet!) aufmerksam.
Das größte Kleinod des ganzen Saals ist die Musiknische, die für eine Gruppe von Musikern bestimmt war. Es handelt sich um einen Halbkreisraum, der von dem Saal mit einem Ziergitter getrennt ist. Manieristische Gemälde an den Wänden sind Nachbildungen architektonischer Elementwe und Statuen. An der Stirnwand bildete der Maler eine fiktive Durchsicht in eine felsenreiche Berglandschaft mit einer Nymphengruppe ab, die singen und Musikinstrumente spielen. Völlig im Geiste des Manierismus ist das Gemälde auch mit Imitationen von Edelsteinen versehen, welche die gemalten Schmucksachen der Nymphen zieren. Die Musiknische stellt ein Kunstwerk hoher Qualität dar und weist auch auf das Lebensniveau des böhmischen Adels an der Neige der Renaissance hin. Derselbe Künstler, der den Rittersaal ausschmückte, malte auch einen Zyklus von hängenden Bildern mit dem Motiv der Planeten, die ebenfalls für die Burg Rožmberk bestimmt waren. In der Burgkapelle von Rožmberk haben sich auch Überreste manieristischer Wandgemälde erhalten, welche die Kirchenväter und Christus bei der Säule darstellen.
Die Barockära brachte erneut das erhöhte Interesse für die sakrale Kunst im Zusammenhang mit dem geistlichen Klima des 17. und der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im Einklang mit der stufenweisen Rekatholisierung nach der Schlacht am Weißen Berg wurden in Böhmen Klöster, Kirchen, Kapellen und Wallfahrtsorte nicht nur wiederhergestellt, sondern auch neu gebaut. Im Unterschied zu den vorigen Zeiten begegnen wir in dieser Region (falls wir die Schwarzenbergische Residenz zu Český Krumlov außer acht lassen) keinen Malerwerken von Spitzenqualität, die so wichtig wären wie das Werk des Meisters des Altars von Vyšší Brod oder die manieristischen Gemälde aus Rožmberk. In der Mehrheit handelt es sich um Werke, die den Durchschnitt der zeitgenössischen Schaffung nicht überschreiten. Das Netz der Pfarrkirchen in der Region von Český Krumlov war festgefügt und dank den spätgotischen Umgestaltungen entsprachen die Kirchen auch den räumlichen Ansprüchen, und deswegen wurden hier keine bedeutenderen Barockumbauten oder Aufbau neuer Kirchen vorgenommen, mit der Ausnahme der Kirche der Jungfrau Maria Schnee in Svatý Kámen. Die barocken Umgestaltungen waren unwesentlich und betrafen vor allem die Interieurs und das Anschaffen neuer Mobiliarien. Diese Tendenzen erreichten ihren Höhepunkt im 18. Jahrhundert, was auch dem allmählichen Überwinden der Folgen des Dreißigjährigen Krieges zuzuschreiben ist. Wir dürfen nicht einmal den traditionellen Konservatismus dieses Gebiets vergessen.
Für die Klöster in Zlatá Koruna und Vyšší Brod wurden allmählich neue Altarbilder sowie frei aufhängbare Bilder angeschafft. Das Refektorium von Zlatá Koruna wurde 1685 auch mit einer reichen Freskenausschmückung versehen, die sich auf die Ereignisse des Alten Testaments bezog. Ein interessanter Beleg der frühbarocken Malerei ist auch die bemalte Fassade der Pfarre in Kájov. 1667 ließ einer der Gönner des Marienwallfahrtsortes einen Zyklus von Szenen aus dem Schmerzrosenkranz an die Pfarrfassade malen. Die Ausmalung, die sich bis heute nur fragmentweise erhalten hat, hingen von Inhalt her mit den fünfzehn Gemälden von Rosenkranzgeheimmnissen auf Blech zusammen, welche die Granitsäulen entlang dem Wallfahrtsweg von Český Krumlov nach Kájov schmückten. Die Malerverzierung wurde auch in der neu gestifteten Wallfahrtskirche der Jungfrau Maria Schnee in Svatý Kámen zur Geltung gebracht. Die nicht sehr umfangreichen barocken Fresken im Presbyterium wurden jedoch später übermalt und in den vergangenen vierzig Jahren unseres Jahrhunderts stark beschädigt.
Im 18. Jahrhundert konzentrierte sich das Malerschaffen vorwiegend in dem Kloster von Zlatá Koruna, das unter dem letzten Abt Bohumír Bylanský (1755 - 1785) seine größte Blütezeit erreichte. Anschließend wurde das Kloster im Rahmen der josephinischen Reformen aufgehoben. Das Gewölbe des Presbyteriums der Klosterkirche war mit einer ausgedehnten Freske verziert, die eine illusorische Einsicht in den Himmel darstellte, wo der von Engeln und Heiligen begleitete Christus die Ankunft seiner Mutter in den himmlischen Ruhm erwartet. Die Freske bildet eine freie Fortsetzung des Altargemäldes von dem hiesigen Ordensbruder Lukáš Planck. Das Bild wurde jedoch im 19. Jahrhundert übermalt. Die Fresken an den Seitenwänden des Presbyteriums zeigen die Ereignisse der Klostergründung durch den König Przemysl Ottokar II. Auch der Klosterkreuzgang gewann eine reiche Maler- und Stuckverzierung. Die Rokokowandgemälde, die verschiedene Szenen aus dem Leben des hl. Bernard, des Gründers des Zisterzienserordens, wurden wieder vom Ordensbruder Lukáš Planck durchgeführt. In Zlatá Koruna war in jener Zeit auch der Rokokomaler František Jakub Prokyš tätig, der 1767 die Klosterkapelle der hl. Schutzengel ausschmückte. Prokyš, der besonders für die Schwarzenberger arbeitete, beteiligte sich an der Malerausschmückung einer Reihe weltlicher sowie kirchlicher Objekte. In seinem Schaffen sind die Einflüsse des süddeutschen Barocks und vermittelt auch die Inspiration der französischen galanten Malerei anzutreffen.
Im weltlichen Milieu sind Wandgemälde in dem Schwarzenbergischen Sommersitz Schloß Červený Dvůr bei Chvalšiny und in der Hof Kvítkův dvůr in der Nähe von Český Krumlov anzutreffen. Die feine Rokokoausschmückung des Chinesischen Saals in Červený Dvůr wurde von dem bereits erwähnten Maler František Jakub Prokyš in den 50er Jahren des 18. Jahrhunderts durchgeführt. Seine Gemälde haben sich auch in den Interieurs von Kvítkův Dvůr erhalten. Es handelte sich um einen Wirtschaftshof in der Nähe des Schloßgartens in Český Krumlov. Die Rokokomalerei hatte einen intimen Charakter und war gerade mit Landschlössern und Lustschlössern verknüpft, denen sie durch ihre Leichtigkeit und Buntheit Reiz verlieh. Das Kapitel der Barock- und Rokokomalerei schloß in dieser Region Anfang des 19. Jahrhunderts mit einer ausgedehnten Freske mit biblischen Motiven im Hauptsaal der Klosterbibliothek in Vyšší Brod ab. Das Deckengemälde wurde immer noch völlig in den Intentionen der Barockmalerei vom hiesigen Ordensbruder Lukáš Vávra durchgeführt.
Auch im 19. Jahrhundert bildet die Linie des Malerschaffens für sakrale Zwecke einen nicht vernachlässigbaren Teil der Werke im Zusammenhang mit dem Anschaffen neuer Altarbilder sowie später des neuen Mobiliars in Pseudostilen für Kircheninterieurs. In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden einige Altarbilder für Pfarrkirchen in der Region Český Krumlov vom Schwarzenbergischen Hofmaler Charles Louis Philippot (1801 - 1859) französischer Abstammung verfertigt oder übermalt. Seine Werke zieren Altare der Kirchen in Zátoň, Zlatá Koruna, Svéráz und Věžovatá Pláně. 1840 wurde für die Klosterkirche in Vyšší Brod ein umfangreiches Bild bei dem wichtigen tschechischen Maler J. Hellich bestellt. Das im Presbyterium untergebrachte Gemälde stellte die wundersame Rettung des Klostergründers Wok von Rosenberg vor dem Ertrinken dar. Seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts fing das Kloster an, auch neue pseudogotische Seitenaltare mit Bildern anzuschaffen. Auch die Bedeutung der Klostergalerie ist hervorzuheben, in der sich eine Anzahl gotischer und barocker Malerwerken hoher Qualität befand, darunter auch Gemälde von den Barockmalern P. Brandl und J. Kupecký.
In der Ebene des weltlichen Schaffens ist mit der Region Český Krumlov auch der böhmisch-deutscher Schriftsteller aus Horní Planá Adalbert Stifter (1805 - 1868) verbunden, der sich in seiner Jugend unter dem Einfluß von Romantismus mit der Landschaftsmalerei beschäftigte. Sein Maler- sowie literarisches Schaffen ist mit seinem heimatlichen Böhmerwald verbunden. Adalbert Stifter malte die Böhmerwalder Landschaft und auch die dortigen wichtigen Denkmäler. Er malte zum Beispiel Čertova stěna (Teufelswand), die Ruine Vítkův Kámen, Frymburk und weiteres. Der Einfluß des Romantismus, der neben dem erhöhten Interesse für die Natur auch eine starke Bindung an die Geschichte brachte, wurde beim Bauen der bekannten Kreuzrittergalerie auf der Burg Rožmberk zum Ausdruck gebracht. Die Buquoys, welche die Burg seit dem 17. Jahrhundert besaßen, wandelten das ganze Objekt allmählich in ein Geschlechtsmuseum um. Sein Bestandteil war auch die erwähnte, mit Bildern vom Maler B. Strobl ausgestattete, pseudogotische Kreuzrittergalerie. Die zwischen den Jahren 1857 und 1860 nach den Originalgemälden aus Versailles verfertigten Bilder bildeten bedeutende historische Persönlichkeiten ab, die an den Kreuzzügen teilgenommen hatten, unter anderen auch einige Mitglieder des Geschlechts der Buquoys. Neben dieser vom romantischen Fühlen beeinflußten Galerie befindet sich auf Rožmberk auch eine wertvolle kleine Sammlung von Renaissance- und vor allem Barockbildern, in der unter anderem auch die Werke der Barockmaler K. Škréta, J. Kupecký und V.V. Reiner vertreten sind.
Ein völlig selbständiges Kapitel der Geschichte der Malerei in dieser Region stellt die Herstellung von Volksmalerei auf Glas dar, die im 19. Jahrhundert für den Böhmerwald typisch war. Das Herstellen der auf Glas gemalten Bilder konzentrierte sich vor allem im Dorf Pohoří na Šumavě, wo eine Glashütte betrieben wurde. Die Wurzeln der dortigen Herstellung fallen in die 70er Jahre des 18. Jahrhunderts, ihr Untergang wird auf annähernd 1900 datiert. Die Untermalungen wurden gewöhnlicherweise in Wallfahrtsorten und bei Märkten verkauft, woher sie die Dorfleute nach Hause brachten. Die auf Glas gemalten Bilder waren besonders im Volksmilieu verbreitet, wo sie einen unentbehrlichen Bestandteil der Ausschmückung der Stube waren. Ihre Themen waren religiös. Auf den Untermalungen kam vor allem die Jungfrau Maria, Christus und die Heiligen vor, welche die Schutzpatrone des Hauses und der Familie darstellten.
Die ältesten erhaltenen Malerwerke in der Region von Český Krumlov stammen aus dem 14. Jahrhundert, was sich von der späteren Besiedelung dieses Gebietes ergab. Aus diesem Grunde finden wir hier keine romanischen Wandgemälde wie anderswo in Böhmen. Die Entwicklung der Kunst der Region von Český Krumlov wurde grundsätzlich vom Bestehen der Residenzstadt Český Krumlov, der zwei großen Zisterzienserklöster Vyšší Brod und Zlatá Koruna sowie der bedeutenden Marienwallfahrtskirche in Kájov beeinflußt. Ein wichtiger Faktor war auch die günstige Lage dieser Region im Grenzgebiet, dank deren hierher österreichische, deutsche und vermittelt auch italienische Anregungen strömten. Ihre Höhepunkte erreichte die Malerei in dieser Region in der gotischen Zeit im importierten Werk des Meisters des Altars von Vyšší Brod und in dem folgenden Jahrhundert, wo es hier, dank den katholischen Rosenbergern, zu keinem gewaltsamen Unterbrechen der künstlerischen Kontinuität während der Hussitenkriege kam. Ein anderer Höhepunkt des Schaffens im Bereich der Malerei fällt in den Anfang des 17. Jahrhunderts, wo die einmalige manieristische Ausschmückung des Rittersaales auf der Burg Rožmberk vorgenommen wurde. In den anderen Zeiträumen entwickelte sich die Malerei zwar erfolgreich, mit ihrer Qualität und Bedeutung hat sie das Niveau des zeitgenössischen Schaffens jedoch nicht mehr übertroffen.
(zp)
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Geschichte der Malerei in der Stadt Český Krumlov