Lipnoer Einsiedler Godoš
Noch nach dem Zweiten Weltkrieg stand im Wald unweit des heutigen Damms des Lipno-Stausees bei einer Höhle mit einem einfachen steinernen Betstuhl und einem einfachen Altar eine Holztafel mit einer ausgebrannten Aufschrift "Einsiedelei". Der Text an der Tafel führte an: "Hier lebte Einsiedler Godoš, Mann von Manda, Tochter des Zigeunerhauptmanns Wolf. Manda starb nach vier Jahren Ehe an Lungendurchschuss, den sie bei der Belagerung eines Zigeunerlagers am 29. Mai 1715 erlitt. Manda wurde neben der Kirche St. Uldrich an der Vltava bestattet. Godoš starb nach vielen Jahren und wurde neben Manda bestattet".
Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es zu einer großen Ziguenerwanderung von Ungarn die Donau aufwärts. Ein Teil der Zigeuner ließ sich auch im südlichen Teil des Šumava/Böhmerwaldes nieder und einige -zig fanden Zuflucht auf dem bewaldeten Hügel auf dem rechten Ufer der Vltava zwischen dem Uhlířský-Hügel und Vyklestilka. Diesen Hügel nennt man bis heute Cikánský vrch (Zigeunerhügel). Hier unter Überhängen und Spalten lebten am Ende des 17. Jahrhunderts 50 bis 60 ständige Angehörige der Gruppe. Es waren nicht nur Zigeuner, sondern auch Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen vor Gerechtigkeit versteckten. Einer von ihnen war auch Godoš, Sohn eines deutschen Flüchtlings aus dem Rheingebiet. Er wuchs im Lager unter seinen Altersgenossen auf, gemeinsam mit der Tochter des Häuptlings Wolf - Manda. Die Bande raubte lange grundsetzlich weit von ihrem Lager entfernt. Im Mai 1715 wurde jedoch entschlossen das Lager des Häuptlings Wolf, das sich im Wald unter dem heutigen Zigeunerhügel befand, militärisch zu überfallen.
Beim Überfall kam es zu einem Geplänkel, bei dem es Wolf und den meisten Männern gelang zu entgehen. In der Morgendämmerung wurde ein Grab gegraben, in das 13 Tote gelegt wurden, meistens Frauen und Kinder. Der Vyšebroder Pfarrer, Pater Albernik, ließ bei ihm später ein grob behautes 90 cm hohes Denkmal mit einem Kreuz und der Jahreszahl 1715 bauen. Das Denkmal steht dort bis heute, das Grab wurde jedoch in den Jahren 1820 und 1824 geöffnet und die gefundenen Gebeine wurden zu einer Untersuchung nach Wien gebracht. Die Soldaten kämmten vier Tage lang, vom 25. bis 29. Mai 1715 die umliegenden Wälder durch und suchten nach den, denen es gelang zu flüchten. Elf von ihnen fanden ein gemeinsames Grab bei Kapličky, wo auch ein Denkmal stand. Dieses wurde jedoch gemeinsam mit dem ganzen Dorf mit einer Planierraupe herunter geschoben. Mandas Vater wurde in Martínkov getötet, als er sich an einem Heger dafür rächen wollte, dass er den Soldaten den Weg zeigte.
Bei dem Geplänkel wurde Manda Wolf durch einen Schuss verwundet und das Geschoss verletzte ihre Lungen. Es gelang ihr jedoch ins Haus eines Fischers neben der Kirche St. Ulrich an der Vltava zu flüchten. Hier beseitigte der angerufene Wundarzt die steckengebliebene Kugel. Der unverletzte Godoš versteckte sich in der Nähe der Teufelwand. Manda wurde allmählich gesund und im Mai 1716 heirateten Godoš und Manda in der Kirche St. Prokop. Ihre Ehe blieb kinderlos. Sie fanden ihren Lebensunterhalt im Hausierhandel mit Schneidererzeugnissen und Kleinwaren. Im Jahr 1720 wurde Manda jedoch infolge der Verletzung schlechter, und so verbrachten sie den Winter im Haus des Fischers. Im Frühling 1721 starb Manda und wurde neben der Wand der Kirche St. Ulrich bestattet. Godoš kehrte ins Rheingebiet zurück und immer nach einigen Jahren besuchte er das Grab seiner Frau.
Als Godoš alt wurde, kehrte er in die Nähe des Grabs seiner Frau Manda. Im Winter lebte er im Fischerhaus und im Sommer in der alten verlassenen Einsiedelei, die er als Junge entdeckte, als er in der Bande aufwuchs und durch die Umgebung bummelte. Die Einsiedelei wurde von Einsiedlern aus dem Kloster in Přední Výtoň gegründet. Die Einsiedler lebten im Sommer im Wald, zerstreut in der Umgebung des Klosters, und im Winter kehrten sie in ihr Kloster Heuraffl zurück. Es entstand im Jahr 1384 und im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts übernahm es das Vyšebroder Zisterzienserkloster. Godoš bewohnte die Einsiedelei lange Jahre nach dem Vorbild seiner Einsiedelvorgänger. Bis er einmal tod gefunden wurde, mit einem Rosenkranz in den Händen. Nach seinem Wunsch wurde er neben seine Frau Mandy begraben. Nach diesem Ereignis schrieb der Vyšebroder Mönch Zephyrin Tobner den Roman "Der Ziegeunerwald" und gab ihn heraus. Die Einsiedelei wartet zur Zeit auf ihre Erneuerung und Zugänglichmachung und wird zum Bestandteil eines Lehrpfads, der seinen Anfang und Ende auf dem Damm des Lipno-Stausees haben wird.
(fs)
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