Wallfahrtskirche Svatý Kámen
Lokalisierung:
1,5 km südöstlich von Rychnov nad Malší und 4 km westlich vom
österreichischen Grenzübergang - Dolní Dvořiště / Wullowitz
entfernt.
Ursprung der Benennung:
Die Bezeichnung Svatý Kámen bekam der Wallfahrtsort dank einer
Legende, die sich auf den Steinblock bezieht, auf dem angeblich die
Jungfrau Maria erschien. Die deutsche Bezeichnung Maria Schnee beim
Stein spiegelt die Einweihung der Kirche der Jungfrau Maria Sněžná
wieder. (Heiligen Stein)
Beschreibung des Objektes:
Die Wallfahrtskirche befindet sich auf einer mäßigen Anhöhe mit
einem Zugangsweg, umsäumt von sechs Kapellen. Die Barockkirche der
Maria Schnee ist einschiffig mit einem dreiseitig abgeschlossenen
Presbyterium und mit einem prismatoidischen Turm oberhalb der
westlichen Front.
Der Ostseite des Presbyteriums ist eine Sakristei mit einem quadratischen Grundriß angegliedert. Der Nordseite des Schiffes liegt eine dreiseitige Kapelle an, in der sich der heilige Stein befindet. Die Kirchenfassaden sind durch Lisenen gegliedert.
Das Interieur des Domes besteht aus einem Tonnengewölbe mit Lünetten, an denen die Reste der Malerausschmückung erhalten blieben, die durch eine spätere Übermalung gekennzeichnet wurde und bei der Rekonstruktion der Kirche erneuert wurde. Das barocke Mobiliar aus dem 18. Jahrhundert blieb nicht erhalten, weil die sämtliche Einrichtung vernichtet oder gestohlen wurde.
Zum Wallfahrtsort gehört auch eine sechsseitige Barockkapelle, die über einer Quelle mit heilsamem Wasser erbaut wurde. Die Kapelle ist unweit von der westlichen Seite der Kirche situiert.
Bauhistorische Entwicklung:
Der Wallfahrtsort wurde durch Klarissinnen aus Český Krumlov, denen
dieses Gebiet gehörte, gegründet. Die Äbtissin Kristina Pöperlová
ließ eine einfache Kapelle über dem heiligen Stein im Jahre 1653
errichten, die aber bald mit ihrer Größe dem Andrang der frommen
Pilger nicht mehr entsprach. Die Klarissinnen traten deshalb bald
zum Bau einer großen Wallfahrtskirche heran, die der Maria Schnee
eingeweiht wurde. An der Finanzierung der Bauarbeiten beteiligte
sich auch die Fürstin Anna Maria von Eggenberg, geb. von
Brandenburg. Der Bau der Kirche zog sich bis in die erste Hälfte
des 18. Jahrhunderts hin, in der die westliche Front mit dem Turm
beendet wurde. Mit dem Aufbau der Kirche wurde auch mit der
Errichtung eines kleinen Klosters begonnen, das der Ostseite des
Domes anliegt. Das Kloster besteht aus einem dreiarmigen Kreuzgang
und einem einfachen einstöckigen Wohngebäude mit Zellen. Die
Kapelle über der Quelle wurde im Jahre 1709 errichtet.
Im Jahre 1949 kam es zum Schließen des Wallfahrtsortes und zu seiner erniedrigenden Devastation durch die Einheiten der Grenzwache. Das Mobiliar wurde völlig vernichtet und in den 70er Jahren wurden die Klostergebäude liquidiert. Erst nach dem Jahre 1989 wurde eine umfangreiche Rekonstruktion der Kirche und der Kapellen mit Unterstützung von Österreich und Deutschland in Angriff genommen, die durch die festliche Einweihung aller Objekte im Jahre 1993 beendet wurde.
Bedeutende architektonische Details:
In der Kapelle bei der westlichen Seite des Domschiffes, befinden
sich der Heilige Stein mit der Statue der Jungfrau Maria und
kleinen Engelfiguren.
Geschichte des Wallfahrtsortes:
Der Ursprung des Wallfahrtsortes Svatý Kámen reicht bis in die
erste Hälfte des 16. Jahrhunderts, in der Legenden entstanden, die
den in zwei Stücke geteilten Stein betrafen, der nicht weit von
Rychnov nad Malší liegt. Laut der Legende erschien den Hirten an
dieser Stelle um das Jahr 1500 herum die Jungfrau Maria, die von
einem himmlischen Schein umgeben und von singenden Engel begleitet
wurde. Die teilten auch angeblich den großen Stein in zwei Teile,
die sich ständig voneinander entfernen. Wenn der Raum zwischen den
Steinen so groß wird, daß ein Heuwagen durchfahren kann, fängt der
Weltuntergang an.
Die Sagen über den bewundernswerten Stein führten im 17. Jahrhundert, das durch eine ausgeprägte Frömmigkeit gezeichnet war, zur Gründung einer Marienwallfahrtskirche durch die Klarissinnen von Český Krumlov. Der Wallfahrtsort gewann mit der Zeit viele Anhänger, die der Kirche zahlreiche finanzielle und materiellen Spenden zukommen ließen. So kamen auch im Jahre 1778 die Reliquien der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Konkordia in den Dom, die in einem verzierten Glassarg plaziert wurden. Später wurden sie aber in die Pfarrkirche in Bavorov gebracht.
Das Leben des Wallfahrtsortes wurde durch die Reformen des Kaisers Josef II., die im Jahre 1782 zum Schließen des Klarissinnenklosters in Český Krumlov führten, dem der Heilige Stein angehörte, negativ beeinflußt. Die Wallfahrtskirche wurde in diesem Zusammenhang für einige Jahre geschlossen und erst später wurde die geistliche Verwaltung wieder erneuert, die von den Zisterziensern aus Vyšší Brod ausgeübt wurde. Ab dem Jahre 1801 gehörte das Patronatstrecht für die Kirche den Schwarzenbergern, die das Eigentum nach der Auflösung des Klarissinennklosters erwarben. In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts
wurden mit der geistlichen Verwaltung des Wallfahrtsortes die Redemptoristen, die im Jahre 1895 durch die Kongregation der Brüder des Allerheiligsten Heiligtums aus České Budějovice abgelöst wurden (sog. Petriner), beauftragt. Die Redemptoristen gewannen aber den Heiligen Stein im Jahr 1924 wieder zurück und verwalteten ihn bis zum Jahre 1949, als die Kirche geschlossen und nacheinander völlig devastiert wurde. Bis zum Jahre 1938 gehörte der Heilige Stein zu den häufig besuchten Wallfahrtsorten.
Legenden und Erzählen:
Im Jahre 1634 fällte der Maurer Šimon Stepinger aus Rychnov nad
Malší einen Baum, der in der Nähe des heiligen Steines wuchs, um
Holz zum Heizen zu haben. Als er aber zu Hause mit dem Holz aus dem
erwähnten Baum heizte, näherte sich seine dreijährige Tochter dem
Feuer so unvorsichtig, daß ihre Kleidung Feuer fing. Der
verzweifelte Vater des schwer verbrannten Kindes machte sich
Vorwürfe, daß er den bei der heiligen Stelle stehenden Baum gefällt
hat, und er bereute seine Tat zutiefst. Er betete inständig zur
Jungfrau Maria, damit sie sein Kind rettet. Das Gebet wurde erhört
und die Tochter wurde bald wieder gesund. Die Nachricht über diese
Tat breitete sich schnell aus und die Leute begannen diesen
sehenswürdigen Stein häufig zu besuchen, wo sie die Jungfrau Maria
um Hilfe in den verschiedensten Angelegenheiten baten.
Gegenwärtige Nutzung:
Nach der im Jahre 1993 beendeten Rekonstruktion dient die
Wallfahrtskirche wieder ihrem Zweck. Ab Mai bis Oktober finden hier
jeden Sonntag Gottesdienste für Pilger statt.
Weitere Informationen:
Wallfahrten und Wallfahrtsorte in der Region Český
Krumlov
Kirchliche Geschichte der Region Český Krumlov
(zp)